Home=Aktuelle Kometen: C/2024 S1
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Am 27. September 2024 entdeckte das ATLAS-Projekt einen Kometen im westlichen Teil des Sternbilds Wasserschlange, wobei die Helligkeit der 30" großen Koma auf 15.5m geschätzt wurde; ein Schweif konnte nicht festgestellt werden. In den folgenden Tagen wurde der Komet C/2024 S1 (ATLAS) von zahlreichen Beobachtern beobachtet und dabei festgestellt, dass es sich um einen Kreutz-Kometen handelt, der am 28. Oktober 2024 die Sonne in der Distanz von lediglich 0.0075 AE passieren würde. Dass der Komet nicht bereits früher entdeckt wurde lag an seinen geringen Elongationen, die seit Mai 2024 kleiner als 50° waren. Nachfolgebeobachtungen zeigten eine auffällige zentrale Kondensation und eine mäßig verdichtete, 3' große Koma der Gesamthelligkeit 11.5-12.5m, sowie einen 150" langen Schweif in PW=265°. Unter der Annahme eines Aktivitätsfaktors von n=3 würde sich am Tag des Perihels eine Maximalhelligkeit von 1.5m ergeben (CBET 5453). Allerdings liegt die absolute Helligkeit des Kometen deutlich unterhalb des Bortle-Limits für diese geringe Sonnendistanz, so dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Komet noch während seiner Annäherung an die Sonne zerbricht. Andernfalls wäre er bis Februar 2025 heller als 16m. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Wasserschlange, Sextant, Rabe, Jungfrau (Perihel), Rabe, Wasserschlange, Luftpumpe, Schiffssegel, Achterdeck, Großer Hund und Hase. Von mitteleuropäischen Standorten aus kann er lediglich bis um den 15. Oktober und dann wieder von Anfang November bis Anfang Dezember tief über dem dämmerigen Morgenhorizont gesichtet werden. Ab der zweiten Januarwoche 2025 taucht er dann wieder über dem nächtlichen Südhorizont auf und gewinnt bis Ende Februar Horizonthöhen von 25° am Abendhimmel. Die Umlaufszeit wurde aus den astrometrischen Daten zu etwa 850 Jahre bestimmt (CBET 5467).
Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser (Standard-Zeitachse)
Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser (gestreckte Zeitachse)
Der Komet sorgte kurzfristig für einige Aufregung in den Kometen-Foren, steigerte er seine Helligkeit doch in den ersten Wochen überdurchschnittlich, so dass bereits von einem zweiten Tsuchinshan-ATLAS gemunkelt wurde - und das nur zwei Wochen nach dessen Periheldurchgang. Doch bald zeigte sich, dass dieser Komet wesentlich kleiner als Tsuchinshan-ATLAS war. Aufnahmen vom 8. Oktober mit dem 1m LCO-Teleskop in Südafrika zeigten keine zentrale Kondensation in der inneren Koma, die zudem elliptisch erschien. Die Forscher interpretierten dies als erstes Anzeichen der erwarteten Fragmentation (ATel 16857). Beobachter berichteten von einem erratischen morphologischen Verhalten des Kometen mit mehreren Helligkeitsausbrüchen, verknüpft mit einer sich rasch verändernden Koma. So steigerte er die Helligkeit zwischen Okt. 17.37 UT und 19.38 UT von 12.0m auf 8.4m, im gleichen Zeitraum nahm der Komadurchmesser von 1.5' auf 2.6' und die Schweiflänge von 2.8' auf 24' zu. Zwischen Okt. 20.36 UT und 22.36 ging die Helligkeit von 8.2m auf 10.1m zurück; parallel hierzu ging der Komadurchmesser von 2.2' auf 0.9' und die Schweiflänge von 8.6' auf 3.2' zurück (CBET 5467). Tatsächlich erwiesen sich die Helligkeitsausbrüche als Vorboten der Fragmentation des Kerns. Wenige Stunden vor der Perihelpassage konnte der Komet in den SOHO/LASCO-Aufnahmen letztmals, stark in Auflösung begriffen, nachgewiesen werden. Für die Auswertung konnten insgesamt 96 Beobachtungen von 15 Beobachtern verwendet werden, darunter ein Dutzend aus den SOHO/LASCO-Aufnahmen ermittelte Helligkeiten. Letztere mussten aber teilweise korrigiert werden, da zu deren Ableitung eine zu große Apertur verwendet wurde. Dies gilt nicht für den Zeitpunkt der maximalen Helligkeit (2.8m zum Zeitpunkt Okt. 28.25 UT), da hierfür eine korrekte Apertur genutzt wurde. Nach dem Maximum wurde der Komet sehr rasch schwächer. Insgesamt zeigt sich im obigen Diagramm deutlich das erratische Verhalten, mit zwei großen Ausbrüchen am 17.-19. Oktober und am 27./28. Oktober (wobei als Basis die Helligkeitsparameter m0=12.6m / 2.5n=6.6 zugrunde gelegt wurden). Der Komadurchmesser lag recht konstant bei 2' (90.000 km). Schätzungen des Kondensationsgrads liegen mir nur bis zum 19. Oktober vor. Diese zeigen zwischen dem 30. September und dem 19. Oktober einen Anstieg von DC 3-4 auf DC 8. Terrestrische Beobachter konnten den Schweif bis zu einer Länge von 0.4° (0.9 Mill. km) beobachten. Die SOHO/LASCO-Aufnahmen wiesen einen maximal 1.8° (5.5 Mill. km) langen Schweif nach, dessen Ausrichtung sich von West nach Südwest änderte.Andreas Kammerer