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Kometen-Auswertungen


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Interessante schwächere Kometen 2022


Auf Aufnahmen vom 15. September 2020 entdeckte das ATLAS-Team einen Kometen der 19. Größenklasse im Sternbild Grabstichel. Nachfolgebeobachtungen des Kometen C/2020 R7 (ATLAS) zeigten eine deutlich verdichtete, 6" große Koma der Gesamthelligkeit 19.0m, aber keinen Schweif. Der Komet wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 2.96 AE am 16. September 2022 passieren (CBET 4859) und könnte im Juli 2022 eine maximale Helligkeit von 13.5m erreichen, steht zu der Zeit aber tief am Südhimmel. Heller als 16m sollte er zwischen Oktober 2021 (dann im Sternbild Pfau positioniert) und August 2023 sein. Von mitteleuropäischen Standorten aus kann er erst ab Januar 2023 verfolgt werden (dann wohl nur noch 15.0m hell). Bis August 2023 bewegt er sich durch die Sternbilder Schlange, Schlangenträger, Herkules und Nördliche Krone.

Basierend auf 68 Beobachtungen von 18 Beobachtern zeigte der Komet eine stetige Helligkeitsentwicklung gemäß den Parametern
m0 = 7.2m / n = 4
was eine Maximalhelligkeit von 13.7m um den 20. Juli 2022 ergibt. Der maximale Durchmesser der merklich verdichteten (DC 4-5) Koma betrug 0.8' (100.000 km). Ein bis zu 5' (2 Mill. km) langer Schweif, der grob in südöstliche Richtung wies,wurde von den CCD-Beobachtern zwischen Mai und Oktober 2022 nachgewiesen.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Auf Aufnahmen vom 16. September 2020 entdeckte das PanSTARRS-Projekt einen Kometen der 20. Größenklasse im nordöstlichen Teil des Sternbilds Eridanus. Komet C/2020 S4 (PANSTARRS) wies lediglich eine 2" große Koma und einen 4" langen Schweif in PW=240° auf – wie sich zeigte, aufgrund der großen Distanz von 8 AE, die der Komet bei der Entdeckung aufwies. Er wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 3.36 AE erst am 7. Februar 2023 passieren und könnte dann eine Maximalhelligkeit von 15.0m erreichen (CBET 4863). Heller als 16m dürfte er zwischen November 2022 und Mai 2023 sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Krebs und Löwe und kann somit von mitteleuropäischen Standorten aus bequem beobachtet werden.

Der Komet erreichte Anfang Februar 2023 seine Maximalhelligkeit von 14.8m. Auf der Basis von 52 Beobachtungen von 12 Beobachtern kann die Helligkeitsentwicklung gut mit den Parametern
m0 = 5.0m / n = 6
dargestellt werden. Die mäßig verdichtete (DC 4) Koma erreichte einen maximalen Durchmesser von 1.3' (140.000 km), der nach West gerichtete Schweif eine maximale Länge von 5' (3.5 Mill. km).

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Ein auf Aufnahmen des "Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS)" vom 28. Dezember 2020 im Ostteil des Sternbilds Jungfrau entdecktes asteroidales Objekt der Helligkeit 17.5m zeigte sich bei Nachfolgebeobachtungen leicht diffus. Komet C/2020 Y2 (ATLAS) wird sein Perihel erst am 17. Juni 2022 in der Sonnendistanz von 3.13 AE passieren und könnte im März 2022 immerhin 14.0m hell werden (CBET 4905). Heller als 16m sollte er zwischen Oktober 2021 und März 2023 sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich vom südlichen Teil des Sternbilds Wasserschlange über Zentaur, Kreuz des Südens, Schiffskiel bis in den Südteil des Sternbilds Walfisch. Von Mitteleuropa aus wird er somit als Objekt heller 16m nicht sichtbar sein.

Der Komet zeigte sich im Frühjahr 2022 etwa 14.5-15.0m hell, mit einer mäßig verdichteten Koma von etwa 0.5'. Die wenigen publizierten Beobachtungen scheinen auf einen relativ hohen Aktivitätsparameter hinzudeuten.

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Das "Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System" (ATLAS) Team entdeckte am 10. August 2021 ein asteroidales Objekt der 19. Größenklasse im Sternbild Kassiopeia, welches bei Nachfolgebeobachtungen eine kometare Morphologie aufwies. Komet C/2021 P4 (ATLAS) zeigte eine stark verdichtete, 5" große Koma der Gesamthelligkeit 19.5m, die nach PW=235° elongiert war. Der Komet wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.08 AE am 30. Juli 2022 passieren und könnte dann 12m hell sein. Leider wird er sich in den interessantesten Wochen auf der der Erde gegenüber liegenden Seite der Sonne bewegen, so dass er dann nur geringe Elongationen aufweisen wird (CBET 5024). Heller als 16m dürfte er zwischen März und Dezember 2022 sein. Von mitteleuropäischen Standorten aus wird er Ende Juni (etwa 12.5m hell) über dem nordwestlichen Abendhorizont verschwinden. Auch weltweit wird er in den folgenden Monaten nur schwierig beobachtbar sein. Zwischen März und Juni bewegt er sich durch die Sternbilder Kassiopeia, Giraffe und Luchs. Im weiteren Verlauf passiert er - recht sonnennah - die Sternbilder Krebs, Löwe, Sextant, Becher, Wasserschlange, um dann Ende Dezember im Grenzbereich der Sternbilder Altar/Pfau anzukommen.
Der Komet zeigte insgesamt eine leicht überdurchschnittliche Entwicklung. Auf der Basis von 47 Beobachtungen von 20 Beobachtern ergeben sich die Helligkeitsparameter zu m0=8.1m / n=4.5, was eine Maximalhelligkeit von 10.0m Ende Juli 2022 bedeutet. Die Koma vergrößerte sich von 0.5' (65.000 km) auf knapp 1.5' (140.000 km). Die Koma zeigte sich mäßig verdichtet; der Kondensationsgrad stieg leicht von DC 3-4 auf DC 4-5. Ein Schweif konnte ab März 2022 beobachtet werden. Er erreichte eine Länge von 15' (3 Mill. km) und änderte seine Orientierung von NO nach N. Ab Juli 2022 stand der Komet für Beobachtungen zu nahe an der Sonne.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Einen weiteren Kometen, dieses Mal im Sternbild Walfisch, entdeckte das ATLAS-Team am 12. Juni 2022. Der Komet C/2022 L3 (ATLAS) wies eine stark verdichtete 12" große Koma der Gesamthelligkeit 17.3m und einen 30" langen Schweif in PW=235° auf. Er wird das Perihel seiner Bahn in der Sonnendistanz von 2.41 AE am 31. Oktober 2022 passieren und sollte dann 15.0m hell sein (CBET 5139). Heller als 16m wäre er von Ende August 2022 bis Mitte Januar 2023. In diesem Zeitraum läuft er vom Grenzbereich der Sternbilder Walfisch/Widder in den Grenzbereich der Sternbilder Widder/Dreieck, ist somit für mitteleuropäische Standorte ein sehr günstig platziertes Objekt der ganzen Nacht. Die Erde wird die Kometenbahnebene am 23. Oktober kreuzen.

Insgesamt können lediglich 28 Beobachtungen von 10 Beobachtern für eine grobe Auswertung herangezogen werden. Diese zeigen eine unterschiedliche Helligkeitsentwicklung vor und nach dem Perihel, wobei die Helligkeit vor dem Perihel rascher anstieg als sie danach abfiel. Die Maximalhelligkeit von 14.5m wurde Anfang November 2022 erreicht. Die Beobachtungen können nur mit dt-Formeln simuliert werden. Die nachfolgenden Formeln können die Entwicklung recht gut abbilden, wobei die erste Formel eine höhere Korrelation besitzt:
t < +5d: m = 14.0m + 5×log D + 0.029×(t-T)
t > +5d: m = 13.8m + 5×log D + 0.006×(t-T)
Der scheinbare Komadurchmesser lag recht konstant bei 0.8', was eine leichte Schrumpfung des absoluten Durchmessers von 50.000 km auf knapp 45.000 km bedeutet. Schätzungen des Koma-Kondensationsgrad liegen mir nicht vor. CCD-Beobachter registrierten einen Schweif von maximal 3' (1.2 Mill. km) Länge, der seine Orientierung während der Sichtbarkeit von Südwest nach Südost änderte.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Das "Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System" (ATLAS)-Team entdeckte am 14. September 2022 einen Kometen der 17. Größenklasse im Sternbild Zwillinge. Der Komet C/2022 R2 (ATLAS) wies eine hochverdichtete, 20" große Koma der Gesamthelligkeit 16.5m und einen 1.5' langen Schweif in PW=280° auf. Er wird sein sonnennahes Perihel (Sonnendistanz: 0.63 AE) am 25. Oktober 2022 passieren und könnte dann 14.5m hell sein (CBET 5171). Allerdings steht er in diesen Tagen der Sonne sehr nahe. Zudem liegt seine absolute Helligkeit von 15.5m um mehrere Größenklassen unter dem Bortle-Limit, so dass er sich sehr wahrscheinlich auf dem Weg zur Sonne hin auflösen wird. Sollte er die Sonnenpassage überstehen, so dürfte er zwischen Mitte September und Mitte November 2022 heller als 16m sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Zwillinge, Krebs, Löwe, Haar der Berenice, den südwestlichen Teil des Sternbilds Bärenhüter bis in die Ostecke des Sternbilds Jungfrau. Von mitteleuropäischen Standorten aus sinkt seine Horizonthöhe in diesem Zeitraum von 40° auf 5°.

Der Komet konnte nur sehr kurz verfolgt werden, bevor er sich wie erwartet auflöste. Insgesamt 15 Beobachtungen von 6 Beobachtern decken gerade einmal einen Monat ab. Die Helligkeitsschätzungen können plausibel nicht mit einer Standardformel dargestellt werden. Nach einem anfangs raschen Helligkeitsanstieg während der Sonnenannäherung wurde am 9. Oktober 2022 die Maximalhelligkeit von 12.2m erreicht. Während der folgenden zwei Wochen, während der er sich weiter der Sonne näherte, nahm die Helligkeit dann immer rascher ab, was darauf hindeutet, dass sich der Komet aufgelöst hat.
Der Komadurchmesser stieg zunächst von 1.0' (50.000 km) bis auf 2.0' (90.000 km) am 9. Oktober an. Danach allerdings schrumpfte die Koma sehr rasch auf 0.5' (20.000 km) zu Sichtbarkeitsende. Schätzungen des Kondensationsgrads liegen mir nicht vor. Während der gesamten kurzen Sichtbarkeit war ein 5' (250.000 km) langer Schweif feststellbar, der seine Orientierung von WNW auf NNW änderte.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

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Der von mitteleuropäischen Standorten bei diesem Periheldurchgang kaum beobachtbare Komet 9P/Tempel (P=5.58a) passierte sein Perihel am 4. März 2022 in der Sonnendistanz von 1.54 AE.
Auf der Basis von lediglich 20 Beobachtungen von 8 Beobachtern können die Helligkeitsparameter nur grob zu m0=9.0m / n=8. definiert werden, was eine Maximalhelligkeit von 14.0m in den Tagen des Periheldurchgangs ergibt. Der Komadurchmesser erreichte 0.8', der Kondensationsgrad lag bei DC 3. Ein Schweif wurde nicht beobachtet.

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Der Komet 22P/Kopff (P=6.38a) passierte sein Perihel am 18. März 2022 in der Sonnendistanz von 1.55 AE. Der Komet kann ab Anfang Juli, dann etwa 12.5m hell, von mitteleuropäischen Standorten aus sinnvoll beobachtet werden. Er bewegt sich im Grenzbereich der Sternbilder Fische/Walfisch, ist somit am Morgenhimmel sichtbar.

Die publizierten Beobachtungen zeigen eine überraschend große Streuung. Auf der Basis von 87 Beobachtungen von 21 Beobachtern ergeben sich die Helligkeitsparameter zu
m0 = 6.5m / n = 7.
Damit erreichte der Komet Ende März 2022 eine maximale Helligkeit von 11.5m. Bis Anfang August war die Helligkeit auf 13.5m zurückgegangen. Der Komadurchmesser maß zu Sichtbarkeitsbeginn 1.3' (130.000 km) und vergrößerte sich auf den Maximalwert von 2.8' (180.000 km) Anfang August 2022. Schätzungen des Kondensationsgrads sind rar und liegen bei etwa DC 2, d.h. die Koma präsentierte sich sehr diffus, was wohl die große Streuung erklärt. Sichtungen des konstant nach WSW gerichteten Schweifs waren selten (von Mitte April bis Ende August) und liegen in der Größenordnung von bis zu 10' (1.5 Mill. km).

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Überraschend hell präsentierte sich der Komet 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova (P=5.33a) gleich nach dem Perihel (am 25. April 2022 in der Sonnendistanz von 0.56 AE). Im Vergleich zu vorangegangenen Periheldurchgängen zeigte er eine um 3m größere absolute Helligkeit. Auf der Basis von lediglich 25 Beobachtungen von 11 Beobachtern ergeben sich die Helligkeitsparameter zu etwa m0=8.2m / n=5 und damit die Maximalhelligkeit in den Tagen des Perihels zu 6.0m. Erwartungsgemäß nahm die Helligkeit in den folgenden Wochen rasch ab und betrug Ende Juni nur noch 11.0m.
Der Komadurchmesser maß in den Tagen des Perihels etwa 3.5' (250.000 km). Zwischen dem 20. Mai und dem 10. Juni nahm er von knapp 5' (325.000 km) auf 2' (150.000 km) ab. Der Kondensationsgrad nahm, ebenfalls typisch für diesen Kometen, extrem rasch ab. Wurde er am 16. Mai noch auf DC 6 geschätzt, so präsentierte sich die Koma am 31. Mai nur noch mit DC 2. Ähnlich rasch ging die Länge des nach Osten orientierten Schweifs zurück, der um den 20. Mai seine maximale Länge von 12' (1.3 Mill. km) aufwies. Von Mitteleuropa aus war der Komet nicht beobachtbar.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

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Im Spätsommer/Herbst 2022 sollte der Komet 61P/Shajn-Schaldach (P=7.09a) heller als 16m werden. Er wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 2.13 AE am 23. Oktober 2022 passieren und sollte dann eine Maximalhelligkeit von 14.0-14.5m erreichen. Der Komet dreht eine Oppositionsschleife im Grenzbereich der Sternbilder Fische/Walfisch, ist somit in den Wochen um den Periheldurchgang ein Objekt der ganzen Nacht. In der zweiten Januarhälfte 2023 wird er wieder schwächer als 16m.

Relativ wenige Beobachter verfolgten den Kometen, was sicher an der geringen Maximalhelligkeit lag, die lediglich 14.5m betrug (und um den 20. Oktober 2022 erreicht wurde). Auf der Basis von 28 Beobachtungen von 13 Beobachtern kann die Helligkeitsentwicklung nur mit dt-Formeln dargestellt werden, wobei die Helligkeit vor dem Perihel deutlich rascher zunahm als sie danach wieder abnahm. Formelmäßig ergibt sich:
t < -5d: m = 14.1m + 5×log D + 0.050×(t-T)
t > -5d: m = 14.4m + 5×log D + 0.016×(t-T)
Der Komadurchmesser stieg vor dem Perihel genauso rasch an wie er danach wieder zurückging, wobei ein Maximalwert von 1.5' (75.000 km) erreicht wurde. Schätzungen des Kondensationsgrads wurden mir nicht bekannt. Ein Schweif wurde nicht beobachtet.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der Komet 81P/Wild (P=6.41a) kann ab Mitte September 2022 am Morgenhimmel aufgesucht werden. Er wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.59 AE am 15. Dezember 2022 passieren. Der Komet bewegt sich in südöstlicher Richtung vom Sternbild Löwe in das Sternbild Jungfrau. Seine Helligkeit sollte von 13.0m bis Mitte November auf 11.0m ansteigen und Mitte Dezember die Maximalhelligkeit von 10.5m erreichen.

Insgesamt können 189 Beobachtungen von 34 Beobachtern für die Auswertung verwendet werden. Diese weisen unterschiedliche Entwicklungen vor und nach dem Periheldurchgang auf. Während die Entwicklung vor dem Perihel mit der nachfolgenden Formel sehr gut beschrieben werden kann, ist die Entwicklung nach dem Perihel nur schlecht mit einer Formel wiederzugeben. Der Grund scheint darin zu liegen, dass der Komet kurz nach dem Periheldurchgang zunächst einen deutlichen Aktivitätsrückgang erlebte, um sich in den folgenden Wochen wieder teilweise davon zu erholen. Die entsprechenden Parameter lauten:
vor dem Perihel: m0 = 5.0m / n = 9
nach dem Perihel: m0 = 7.0m / n = 6.5
Die Maximalhelligkeit von 11.0m wurde um den 20. Dezember 2022 erreicht. Der scheinbare Komadurchmesser stieg von 1.5' zu Sichtbarkeitsbeginn auf den Maximalwert von 2.3' im November/Dezember 2022 an, um danach stetig bis auf 1.0' zum Sichtbarkeitsende zurückzugehen. Der absolute Komadurchmesser ging von 200.000 km zu Sichtbarkeitsbeginn stetig bis auf 55.000 km zum Sichtbarkeitsende zurück. Parallel hierzu wurde die Koma stetig diffuser; der Kondensationsgrad ging während der Sichtbarkeit von DC 4-5 auf DC 2-3 zurück. Ein in westliche Richtung weisender Schweif bis zu einer Länge von 7' (1.5 Mill. km) wurde zwischen Ende Oktober 2022 und Ende März 2023 gemeldet.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der Komet 116P/Wild (P=6.51a) wird sein Perihel am 16. Juli 2022 in der Sonnendistanz von 2.19 AE passieren und dürfte Anfang April eine Maximalhelligkeit von 13.0m erreichen. Der Komet zieht im Winter/Frühling 2022 eine Oppositionschleife im Sternbild Löwe.
Der Komet erreichte Ende März 2022 seine Maximalhelligkeit von 13.5m. Während er sich der Sonne noch bis Mitte Juli näherte, entfernte er sich ab Ende Februar von der Erde, was zu einem langsamen Rückgang der scheinbaren Helligkeit ab April führte. Auf der Basis von 104 Beobachtungen von 29 Beobachtern ergeben sich die Helligkeitsparameter zu m0=4.8m / n=8.5. Der Komadurchmesser stieg von 0.7' (60.000 km) Anfang Januar 2022 bis auf den Maximalwert von 1.5' (110.000 km) Anfang April an, um dann bis Ende Juni auf 1.0' (95.000 km) zurückzugehen. Der Kondensationsgrad lag ziemlich konstant bei DC 3-4. Ein Schweif bis 3' (1 Mill. km) Länge wurde über die gesamte Sichtbarkeit festgestellt. Dabei war der Schweif bis zum 10. März nach Westnordwest gerichtet, ab dem 25. März nach Ostsüdost. Ab Juli 2022 stand der Komet für Beobachtungen zu nahe an der Sonne.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der Komet 117P/Helin-Roman-Alu (P=8.26a) wird am 7. Juli 2022 sein Perihel in der Sonnendistanz von 3.04 AE passieren. Der Komet bewegt sich im südlichen Bereich des Sternbilds Schütze und erreicht somit für mitteleuropäische Standorte nur sehr geringe Horizonthöhen.

Aufgrund der bislang sehr geringen Varianz in der Sonnendistanz (lediglich 0.05 AE) kann die Helligkeitsentwicklung trotz immerhin 38 Beobachtungen von 9 Beobachtern (bis Mitte November 2022) nur mit sehr großer Unsicherheit ermittelt werden. Hinzu kommt noch eine recht große Streuung in den Beobachtungen. Am ehesten funktionieren (mit größeren Unsicherheiten) die Parameter m0≈7.0m / n≈4. Die Maximalhelligkeit von 13.3m wurde auf jeden Fall Anfang Juli 2022, zum Zeitpunkt des Perihels, erreicht. Bislang maß die Koma zwischen 0.5' (50.000 km) und (im Juni) 0.7' (70.000 km). Dabei zeigte sich die Koma bislang signifikant kondensiert (DC 5). Ein Schweif wurde nicht beobachtet.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

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Der Komet 118P/Shoemaker-Levy (P=6.12a) wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.83 AE am 24. November 2022 passieren und könnte dann die 13. Größenklasse erreichen. Der Komet bewegt sich zwischen Mitte August und Mitte November 2022 vom Grenzbereich der Sternbilder Orion/Zwillinge in den Grenzbereich der Sternbilder Krebs/Wasserschlange und dann bis März 2023 nördlich in Richtung M 44. Seine Helligkeit sollte im ersten Zeitraum von 15.5m auf 13.5m ansteigen und ab Januar wieder langsam zurückgehen.

Insgesamt 94 Beobachtungen von 20 Beobachtern können für die Auswertung verwendet werden, die allerdings eine recht große Streuung aufweisen. Daher kann die Helligkeitsentwicklung nur mäßig gut mit der Formel
m = 10.2m + 5×log D + 12×log r
simuliert werden. Damit erreichte der Komet Mitte Januar 2023 eine Maximalhelligkeit von etwa 13.0m und ist Anfang Mai schwächer als 16m geworden. Der Durchmesser der gering verdichteten (DC 3) Koma stieg von 1.0' (70.000 km) zu Sichtbarkeitsbeginn auf den Maximalwert von 2.2' (90.000 km) im Januar 2023 an und ging bis Ende April wieder auf 0.7' (70.000 km) zurück. Ein in westliche Richtung weisender, maximal 5' (1.5 Mill. km) langer Schweif wurde zwischen Ende Oktober 2022 und Ende Februar 2023 beobachtet.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Am 11. August 2022 passierte der Komet 119P/Parker-Hartley (P=7.42a) sein Perihel in der Sonnendistanz von 2.33 AE. Da er sich aber noch bis zum Jahreswechsel 2022/23 der Erde nähert, sollte er seine Maximalhelligkeit von etwa 15.0m erst zu diesem Zeitpunkt erreichen. Der Komet bewegt sich in den Wintermonaten 2022/23 vom Grenzbereich der Sternbilder Krebs/Zwillinge in den zentralen Teil des Sternbilds Zwillinge, ist somit ein Objekt der ganzen Nacht.

Der Komet wies eine interessante Helligkeitsentwicklung auf, die allerdings lediglich von 27 Beobachtungen von 10 Beobachtern abgesichert wird. Die Aktivität des Kometen nahm noch bis 140 Tage nach dem Perihel (29. Dezember 2022) weiter zu, um erst danach wieder abzunehmen. Die Entwicklung kann nur mit zeitabhängigen Formeln simuliert werden, wobei die erste Formel deutlich ungenauer definiert ist als die zweite:
t < +140d: m ≈ 16.0m + 5×log D – 0.025×(t-T)
t > +140d: m = 10.5m + 5×log D + 0.015×(t-T)
Die Maximalhelligkeit von etwa 13.5m wurde damit zum Jahreswechsel 2022/23 erreicht. Anfang April 2023 wurde der Komet wieder schwächer als 16m. Der Durchmesser der mäßig verdichteten (DC 3…4) Koma stieg von 0.5' (45.000 km) zu Sichtbarkeitsbeginn auf den Maximalwert von 1.3' (100.000 km) im Februar 2023 an, um bis Mitte April wieder auf 0.7' (90.000 km) zurückzugehen. Sichtungen des in westliche Richtung weisenden Schweifs waren sehr selten und ergaben eine maximale Länge von 3' (2 Mill. km).

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der von mitteleuropäischen Standorten aus nicht beobachtbare Komet 169P/NEAT (P=4.20a), der sein Perihel am 9. Juli 2022 in der Sonnendistanz von 0.60 AE passierte, erreichte eine Helligkeit von etwa 13m. Dieser Komet weist einen hohen Aktivitätsfaktor auf, weshalb er rasch heller und wieder schwächer wird. In den Wochen um das Perihel stand er der Sonne recht nahe und war daher schlecht oder gar nicht beobachtbar.

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Der Komet 285P/LINEAR (P=6.12a), welcher am 12. Januar 2023 sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.72 AE passieren wird, zeigte Anfang August 2022 einen großen Ausbruch. Während seine Helligkeit am 28. Juli zu lediglich 20.5m bestimmt wurde, ergaben Beobachtungen des ATLAS-Teams am 1. August eine Helligkeit von 16.0m. Am 6. und 7. August hatte er eine Helligkeit von etwa 15.0m erreicht (CBET 5155). Die weitere Entwicklung ist natürlich unsicher.

Der große Ausbruch des Kometen ist mit 56 Beobachtungen von 21 Beobachtern sehr gut dokumentiert, beachtet man die geringe Helligkeit des Objekts. Der sehr rasch erfolgende Ausbruch erreichte am 6. August 2022 eine Maximalhelligkeit von 14.7m. Im weiteren Verlauf nahm die Helligkeit sehr stetig entsprechend der Formel m = 18.3m + 5×log (delta) + 0.027×|t-T| ab. Die Zeitabhängigkeit des Rückgangs der heliozentrischen Helligkeit ist typisch für einen Helligkeitsausbruch. Parallel zum Helligkeitsrückgang ging auch der Komadurchmesser vom Maximalwert von 0.8' (55.000 km) stetig zurück. Leider wurden keine Schätzungen des Kondensationsgrads publiziert. In den ersten drei Wochen nach dem Ausbruch konnten CCD-Beobachter einen winzigen Schweifansatz feststellen.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Andreas Kammerer


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