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Kometen-Auswertungen


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C/2022 E3 (ZTF)


Ein vom "Zwicky Transient Facility"-Projekt am 2. März 2022 im Sternbild Adler entdecktes asteroidales Objekt zeigte bei Nachfolgebeobachtungen kometare Morphologie. Komet C/2022 E3 (ZTF) wies eine stark verdichtete, 15" große Koma der Gesamthelligkeit 16.5m sowie einen schwachen, 25" langen Schweif in PW=310° auf. Der Komet wird am 12. Januar 2023 in der Sonnendistanz von 1.11 AE sein Perihel passieren und könnte dabei 7.5m hell werden. Am 2. Februar 2023 wird er der Erde bis auf 0.28 AE nahekommen und dürfte dann die 6. Größenklasse erreichen, wobei die Koma einen Durchmesser von etwa 15' (gemäß meiner empirischen Formel) erreichen wird. Heller als 16m wird der Komet zwischen April 2022 und Oktober 2023 sein, heller als 12m zwischen Oktober 2022 und April 2023. Im ersten Zeitraum wird sich der Komet durch die Sternbilder Adler, Pfeil, Füchschen, Schwan, Leier, Herkules, Nördliche Krone (Perihel), Bärenhüter, Drache, Kleiner Bär, Giraffe (Erdnähe), Fuhrmann, Stier, Eridanus, Hase, Großer Hund, Achterdeck, Schiffsheck und Maler bewegen, im zweiten Zeitraum vom Sternbild Nördliche Krone bis in den Eridanus. Somit kann der Komet in den interessantesten Wochen von mitteleuropäischen Standorten aus sehr gut verfolgt werden, wobei er vom Morgen- an den Abendhimmel wechselt.

Der Komet entwickelte sich im Winter 2022/23 zu dem bei weitem interessantesten und hellsten Schweifstern. Unter sehr dunklem Himmel konnte er sogar mit dem bloßen Auge gesichtet werden, wenn auch nur als sehr blasses kleines Wölkchen. Auf der Basis von 931 Beobachtungen von 79 Beobachtern kann die Helligkeitsentwicklung sehr gut mit der Formel

m = 7.0m + 5×log D + 10.3×log r

dargestellt werden, womit er eine durchschnittliche Entwicklung für einen nicht zum ersten Mal die Sonne passierenden Kometen aufwies. Er blieb dennoch etwas unter den zum Jahreswechsel erstellten Prognosen zurück und erreichte zum Perihelzeitpunkt eine Helligkeit von 6.8m (zum Jahreswechsel waren 6.0m erwartet worden) und zum Zeitpunkt der größten Erdnähe (2. Februar 2023) eine maximale Helligkeit von 4.9m (erwartet worden waren 4.5m). Ende April war die Helligkeit bereits wieder auf 12.0m zurückgegangen.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser lag zu Sichtbarkeitsbeginn bei lediglich 0.3', vergrößerte sich dann aber bis Mitte Dezember 2022 stetig bis auf 4'. Danach kam es zu einer raschen Ausdehnung bis zum Maximalwert von 24' zum Zeitpunkt der größten Erdnähe. Gleich darauf schrumpfte er rasch und maß am 10. Februar nur noch 15', zu Beginn des März 5', um den 20. März 2.5' und um den 20. April 1.5'. Der absolute Komadurchmesser blieb bis Ende Juli 2022 recht konstant bei etwa 75.000 km und stieg in der Folge stetig an. Zum Zeitpunkt des Perihels erreichte die Koma die Maximalgröße von 450.000 km. Danach schrumpfte sie und maß Mitte Februar 300.000 km und Mitte April nur noch 175.000 km. Dabei zeigte der Komet eine interessante Entwicklung des Kondensationsgrads: Anfangs bei DC 5-6 nahm dieser bis Ende Oktober bis auf DC 4-5 ab, um dann bis Mitte Dezember wieder auf DC 5-6 anzusteigen. Bis Ende April 2023 ging er auf DC 3 zurück.

Ein Schweif konnte von Juni 2022 bis Mitte März 2023 beobachtet werden, zunächst nur per CCD, ab August auch visuell. Er maß zum Jahresende erst 0.2°, verlängerte sich aber bis zur größten Erdnähe auf knapp 1.5°. Danach kam es zu einem raschen Rückgang. Absolut erreichte der Schweif im September 2022 ein erstes und um den 20. Januar 2023 ein weiteres Maximum von jeweils 1.75 Mill. km. Dabei war der Schweif zunächst nach SSW orientiert, drehte aber bis September auf OSO und bis Anfang Dezember auf ONO. Danach kam es zu einer rascheren Orientierungsänderung auf Nord bis zum Jahresende. Bis um den 20. Januar hatte er nach NNW gedreht, um dann innerhalb von nur drei Wochen über West, Süd und Ost nach NO zu drehen. Damit wich der Schweif im Sommer/Herbst zunehmend von der Antisolar-Richtung ab, wobei Maximalwerte von 60° im Dezember erreicht wurden. In den Tagen um die Erdpassage durch die Kometenbahnebene (23. Januar) konnte fotografisch ein deutlicher Gegenschweif beobachtet werden.

Am 24./25.11.22 schätzte Gerhard Scheerle die Helligkeit des false nucleus im 23.5cm-SC, 181x auf etwa 12.2m. Mit dem gleichen Instrument bestimmte er dessen Helligkeit am 26./27.11. auf 12.2m. Maik Meyer beobachtete im 15.2cm-Refraktor, 45x einen Staubschweif mit grossem Öffnungswinkel. Andreas Kammerer beobachtete im 5"SC, 48x eine stark verdichtete Koma mit zentraler Verdichtung; bei 101x schätzte er die Helligkeit des false nucleus auf 11.0m; auch im 9x63B war der Komet gut erkennbar, die Koma aber für eine Schätzung zu klein. Gerhard Scheerle beobachtete am 29./30.12. im 9x63B einen fächerförmigen Schweif, der den Positionswinkel 315°...55° überdeckte. In der Silvesternacht beobachtete Gerhard Scheerle im 9x63B einen fächerförmigen Schweif, der den Positionswinkel 305°...45° überdeckte; ein 8.2m heller Stern innerhalb der Koma störte die Beobachtung.
Am 15./16.1.23 konnte Gerhard Scheerle den Kometen mit dem blossen Auge schwach erkennen. Andreas Kammerer beobachtete am 18./19.1. im 9x63B eine merklich verdichtete Koma. Am 28./29.1. schätzte Volker Kasten die Helligkeit der zentralen Verdichtung auf 9m. Gerhard Scheerle erschien der Schweif am 29./30.1. im 9x63B ungleichmässig hell; mit dem bloßen Auge konnte er den Kometen nur blickweise als kleines Wölkchen erkennen; im 23.5cm-SC, 181x schätzte er die Helligkeit des false nucleus auf 9.8m; der Schweif war schwach erkennbar. Andreas Kammerer notierte eine im 9x63B merklich verdichtete Koma vor einem aufgrund des Halbmonds ziemlich aufgehellten Hintergrunds; im 5"SC, 48x stellte er eine deutliche zentrale Verdichtung fest und schätzte die Helligkeit des stellaren false nucleus bei 101x auf etwa 10m. Am 30./31.1. vermutete Volker Kasten im 15x50B einen Schweifansatz. Andreas Kammerer beobachtete im 9x63B eine überraschend deutlich zur Mitte hin verdichtete Koma, konnte aber keinen Schweif ausmachen.
Am Abend des 4.2. vermutete Volker Kasten im 15x50B trotz hellen Mondlichts einen Schweifansatz. Am 7.2. beobachtete Andreas Kammerer bei sehr transparentem Himmel (aber noch fast vollem Mond) im 9x63B eine überraschend kleine, aber weiter deutlich verdichtete Koma; im 5"SC, 101x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 10.0m. Volker Kasten schätzte die Helligkeit der zentralen Verdichtung im 15x50B auf etwa 8m; zudem beobachtete er einen Schweifansatz nach NO. Gerhard Scheerle erkannte den Kometen mit dem bloßen Auge als diffuses Anhängsel unmittelbar neben omega Aur; im 23.5T, 112x beobachtete er eine leicht grünliche Koma und schätzte die Helligkeit des false nucleus bei 181x auf 12.0m. Am 8.2. konnte er ihn mit dem bloßen Auge schwach erkennen; im 23.5T, 112x beobachtete er eine leicht grünliche Koma und schätzte die Helligkeit des exzentrisch in der Koma sitzenden false nucleus bei 181x auf 11.6m. Volker Kasten beobachtete im 15x50B erneut einen Schweifansatz nach NO; die Flächenhelligkeit der Koma war nach seiner Beobachtung größer als jene von M37. Andreas Kammerer beobachtete unter sehr transparentem Himmel im 9x63B eine deutlich verdichtete Koma und einen schwachen, breiten Schweif; im 5"SC, 48x war eine auffällige zentrale Verdichtung zu erkennen sowie der komanahe Teil des Schweifs; bei 101x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 10.0m. Am 9.2. konnte Gerhard Scheerle den Kometen mit bloßem Auge als ganz schwaches Wölkchen wahrnehmen; im 23.5T, 112x war die Koma erneut grünlich; bei 181x schätzte er die Helligkeit des false nucleus, der exzentrisch in der Koma saß, auf 11.4m. Am 10.2. konnte er den Kometen mit dem bloßen Auge eben noch blickweise wahrnehmen. Volker Kasten konnte im 11.4L, 26x deutlich einen false nucleus der Helligkeit 10m feststellen. Andreas Kammerer beobachtete am 12.2. unter sehr transparentem Himmel im 9x63B eine stark verdichtete Koma und konnte einen sehr schwachen, breiten Schweif sicher erkennen; im 8"SC, 50x war eine helle Koma mit heller zentraler Verdichtung sowie der komanahe Schweif sichtbar; bei 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 10.5m. Gerhard Scheerle konnte den Kometen nochmals mit dem bloßen Auge erkennen. Am 13.2. stand der Komet neben NGC 1647; Volker Kasten schätzte die Helligkeit der zentralen Kondensation im 20x80B auf 10m. Am 14.2. schätzte Gerhard Scheerle die Helligkeit des false nucleus im 23.5T, 181x auf 12.2m. Andreas Kammerer beobachtete im 9x63B eine deutlich schwächere und etwas kleinere Koma, während der Schweif etwas einfacher als vor zwei Nächten erkennbar war; im 8"SC, 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 10.5m. Am 20.2. stand der Komet nahe eines 7m hellen Sterns; gemäß Andreas Kammerer war die Koma im 9x63B überraschend klein geworden, aber noch immer deutlich verdichtet; ein Schweif konnte er nicht feststellen; im 8"SC, 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 11.0m. Gerhard Scheerle schätzte am 21.2. die Helligkeit des false nucleus im 23.5T, 181x auf 12.6m. Am 25.2. schätzte Volker Kasten die Helligkeit der zentralen Verdichtung im 20x80B auf etwa 9.5m und am 26.2. auf etwa 9.3m. Gerhard Scheerle konnte den Kometen am 1.3. im 9x63B eben noch wahrnehmen; im 23.5T, 181x schätzte er die Helligkeit des false nucleus auf 13.2m. Am 3.3. schätzte er die Helligkeit des false nucleus mit dem gleichen Instrument auf 13.0m und am 11.3. auf 13.4m. Am 25.3. und am 30.3. störten 12-13m helle Sterne seine Beobachtung.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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