Home=Aktuelle Kometen
| Die Fachgruppe
| Anleitungen
| Archiv: C/2020 F3
| Projekte+Publikationen
| Bilder
| Kontakt
Auf Infrarot-Aufnahmen des NEOWISE-Satelliten vom 27. März 2020 wurde im südlichen Teil des Sternbilds Achterdeck ein Komet entdeckt. Nachfolgebeobachtungen des Kometen C/2020 F3 (NEOWISE) zeigten eine bis zu 2' große, sehr diffuse Koma der Helligkeit 16.0m. Der Komet wird sein sonnennahes Perihel am 3. Juli im Abstand von lediglich 0.30 AE passieren und könnte die 8. Größenklasse erreichen, steht zu dieser Zeit aber nahe bei der Sonne (CBET 4740/42). Zudem liegt die aus den aktuellen Beobachtungen ermittelte absolute Helligkeit deutlich unterhalb des Bortle-Limits, so dass eine Auflösung dieses Kometen noch vor der Perihelpassage wahrscheinlich ist. Die Erde kreuzt die Kometenbahnebene am 22. Mai.
Der Komet übertraf die ursprünglichen Erwartungen deutlich und entwickelte sich zu einem mit dem bloßen Auge gut sichtbaren "Schweifkometen". Lediglich die notorisch geringen Horizonthöhen, sowie zeitweise die Dämmerung und sogar helle Nachtleuchtende Wolken beeinträchtigten das Schauspiel, das er bot, ein wenig. Ansonsten wäre der Staubschweif noch eindrucksvoller und der Gasschweif visuell nicht nur angedeutet sichtbar gewesen. Aber nach vielen Jahren haben diesen Kometen mal wieder viele, auch an Astronomie nicht sonderlich interessierte, Zeitgenossen gesehen.
Nach einem Bruch in der Helligkeitsentwicklung 69 Tage vor dem Perihel (am 24. April) nahm die Helligkeit des Kometen zwar deutlich langsamer, aber stetig zu, so dass Mitte Juni eine Helligkeit um 0m immer wahrscheinlicher erschien. Letzte Zweifel zerstreuten die SOHO-Aufnahmen, passierte er doch das LASCO-C3-Gesichtsfeld vom 22. bis 27. Juni, wobei er sich etwa 2m hell und sehr "gesund" zeigte. Bereits einen Tag nach dem Periheldurchgang konnte er von Beobachtern in der hellen Dämmerung aufgefunden werden, wobei die Helligkeitsschätzung aufgrund der Dämmerung, der wenigen adäquaten Vergleichssterne, die Extinktionskorrekturen erforderlich machten, und der unterschiedlichen Himmelshelligkeit am Ort des Kometen und der Vergleichssterne schwierig war. Die Auswertung auf der Basis von 980 Beobachtungen von 106 Beobachtern ergibt eine Maximalhelligkeit von 0.8m zum Perihelzeitpunkt. In den folgenden Tagen wurde der Komet zunehmend besser sichtbar, wenn auch die Dämmerung zunächst weiter störte. Erst Mitte Juli konnte er vor einem dunklen Himmel beobachtet werden. Nach dem Perihel zeigte der Komet ebenfalls eine sehr stetige Helligkeitsabnahme, wobei die absolute Helligkeit größer, der Aktivitätsparameter kleiner als vor dem Perihel ausfällt - ein typisches Verhalten für einen langperiodischen Kometen. Die folgenden Formeln geben die Entwicklung sehr gut wieder:
t < -69d: m = 0.5m + 5×log D + 45×log r -69d < t < 0d: m = 7.1m + 5×log D + 13.1×log r t > 0d: m = 6.3m + 5×log D + 10.0×log rDie Bestimmung des Komadurchmessers hatte bei diesem Kometen nicht die hohe Bedeutung, galt es doch eher den Schweif zu schätzen und detailliert zu beobachten. Entsprechend fällt die Zahl der Komaschätzungen kleiner aus als üblich. Gemäß diesen stieg der scheinbare Komadurchmesser vor dem Perihel nur geringfügig von 4.5' auf 6' an. Direkt nach dem Perihel wurde er auf etwa 1.5' geschätzt, doch ist unsicher, ob in der Dämmerung die volle Ausdehnung festgestellt werden konnte. Bis Ende Juli wuchs der scheinbare Komadurchmesser auf den Maximalwert von 12' an. Danach wirkte sich die abnehmende Aktivität und die zunehmende Erddistanz aus, so dass er bis Ende September auf 3.5' zurückgegangen war.
Der absolute Komadurchmesser nahm vor dem Perihel nur geringfügig von 310.000 km auf 380.000 km zu. Direkt nach dem Perihel wies die Koma einen Durchmesser von 90.000 km auf (hierzu bitte die Anmerkungen im vorangegangenen Abschnitt beachten), doch dehnte sie sich in der Folge bis auf den Maximalwert von 475.000 km Mitte August aus. Danach schrumpfte die Koma langsam, maß Ende September aber immer noch 400.000 km.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Vor dem Perihel zeigte sich die Koma zunächst gering verdichtet (DC 2-3), doch nahm der Kondensationsgrad ab Mitte Mai bis auf DC 5 zu. In den ersten zwei Wochen nach dem Perihel wurde der Kondensationsgrad ziemlich konstant auf DC 7-8 geschätzt. Danach ging er sehr stetig zurück und betrug Ende September nur noch DC 2. Die Koma wies bis um den 25. Juli eine auffällige, in den ersten Tagen gar brilliante zentrale Verdichtung auf.
Einen eindrucksvollen, deutlich im Uhrzeigersinn gekrümmten Staubschweif zeigte der Komet nach dem Perihel, der parabelförmig von der zentralen Verdichtung ausströmte. Bereits auf den LASCO-Aufnahmen wies er eine Länge von 1.5° (15 Mill. km) auf. Selbst in der hellen Dämmerung gleich nach dem Perihel war dieser sichtbar, doch erst mit zunehmender Höhe und geringerem Dämmerungsanteil konnte er in seiner vollen Länge erkannt werden. Vom 15.7. bis zum 20.7. wurde er visuell auf eine Länge von 15° (30 Mill. km) geschätzt. Danach aber ging die visuell erkennbare Länge rasch zurück (1. August: 2° = 4 Mill. km). Letzte Sichtungen des dann nur noch 0.5° langen Schweifs gelangen um den 20. August. Neben der Krümmung wies der Staubschweif einen sehr gut definierten Ost- und einen schlecht definierten Westrand auf. Zeitweise zeigte sich im Teleskop ein deutlicher Kontrasteffekt am Ostrand: der Himmelshintergrund erschien ungewöhnlich dunkel. Im Fernglas konnte deutlich ausgemacht werden, dass der Staubschweif mit zunehmendem Abstand vom Kopf stetig breiter wurde, doch nahm die Flächenhelligkeit rasch ab, so dass das Ende nur schwer festzulegen war. Aufnahmen zeigen, dass der Staubschweif zahlreiche Striae (Staubstreifen) aufwies, welche infolge der Kernrotation beim Vorhandensein lokaler Aktivitätszentren entstehen. In den ersten 10 Tagen konnte im Teleskop schweifwärts der zentralen Kondensation ein leicht dunklerer, schmaler "Kernschatten" im Staubschweif ausgemacht werden. Neben dem prominenten Staubschweif konnte etwa vom 15. bis 20. Juli auch ein schmaler, linearer Gasschweif im Fernglas festgestellt werden. Während er visuell ziemlich lichtschwach war, ist er auf Fotografien ein prominentes Detail des Kometen mit zahlreichen Strukturen. In den LASCO-Aufnahmen war der Staubschweif nach PW=200° orientiert. Nach dem Perihel zeigte er zunächst nach PW=300°, drehte aber bis Anfang August über Nord nach Ost.
CCD-Aufnahmen des Virtual Telescope Project vom 15. Juli zeigen nach dem Einsatz eines Rotationsfilters mehrere Staubschalen ähnlich wie bei C/1995 O1 (Hale-Bopp) und C/2001 Q4 (NEAT). Die Staubschalen dehnen sich mit einer Geschwindigkeit von 1.300 km/h aus, die Abstände zwischen der innersten und der nächstäußeren Schale betrug knapp 10.000 km. Aus den Beobachtungen kann eine Rotationsperiode von 7.5 Stunden abgeleitet werden. Die neuesten Bahnelemente ergeben etwa das Jahr 2.375 v.Chr. für den vorangegangenen und etwa 8.655 n.Chr. für den nächsten Periheldurchgang, was Umlaufszeiten von etwa 4.400 bzw. 6.650 Jahren ergibt (CBET 4816).
Andreas Kammerer gelang es am Morgen des 4.7., den Kometen in einer Höhe von 4.5° bei einem Sonnenstand von -8.5° zu beobachten; im 9x63B war er gut als leicht diffuser "Stern" mit einem schwachen parabelförmigen Schweif erkennbar; die Helligkeit schätzte er mit beta/theta Aur, wobei er die Extinktion berücksichtigte und versuchte, die unterschiedliche Aufhellung des Hintergrunds bei Komet und Vergleichssternen zu berücksichtigen. Wolfgang Vollmann konnte den Kometen am 6.7. gut mit freiem Auge erkennen. Volker Kasten notierte am 7.7. eine gelbliche Koma. Andreas Kammerer konnte den Kometen samt komanahem Schweifteil gut in der Dämmerung erkennen, doch war er nicht auffällig (Höhe: 5°, Sonnenstand: -12°); im 9x63B zeigte sich eine helle zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen Schweifs; die Helligkeit wurde mit beta/theta Aur geschätzt und die Extinktion berücksichtigt. Am 8.7. störten helle NLCs Wolfgang Vollmanns Helligkeitsschätzung. Am 10.7. war der Komet gemäß Andreas Kammerer - inklusive des hellsten, 1° langen Schweifteils - mit dem bloßen Auge sehr gut in der beginnenden Dämmerung erkennbar, aber nicht auffällig (Höhe: 6°, Sonnenstand: -14.5°); im 9x63B zeigte sich eine helle zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen Schweifs (Ostrand schärfer als Westrand); die Helligkeit schätzte er, unter Berücksichtigung der Extinktion, erneut mit beta/theta Aur; im C90, 38x/56x konnte er eine leicht dunklere Region hinter der zentralen Kondensation ausmachen. Am 11.7. notierte Volker Kasten eine gelbliche Koma im 15x50B. Am 12.7 konnte Andreas Kammerer den Kometen inklusive eines 2° langen Schweifabschnitts mit dem bloßen Auge sehr gut erkennen (Höne: 7.5°, Sonnenstand: -15°): im 9x63B zeigte sich eine helle zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen Schweifs (Ostrand schärfer als Westrand); die Helligkeit wurde erneut mit beta/theta Aur geschätzt und die Extinktion berücksichtigt; im 8"SC, 77x war schweifwärts ein leicht dunklerer Streifen hinter der zentralen Kondensation auf einer Länge von etwa 15' gut erkennbar. Volker Kasten notierte einen Schweif wie einen Scheinwerfer. Am 13.7. notierte er erneut einen leicht gelblichen Kopf im 15x50B.
Am Abend des 18.7. beobachtete Gerhard Scheerle im 9x63B einen deutlich gebogenen, am östlichen Rand deutlich helleren Schweif; im 9.25"SC, 181x schätzte er die Helligkeit des scheibchenförmigen (Durchmesser: 1.5") false nucleus auf 5.8m; der Kopf war auffallend grün. Am 19.7. beobachtete Gerhard Scheerle einen deutlich gebogenen, am östlichen Rand deutlich helleren Schweif. Andreas Kammerer beobachtete den Kometen in einer Höhe von 13.5° beim Sonnenstand -18°: mit dem bloßem Auge konnte er den Kometen samt eines 3.5° langen Schweifteils gut erkennen; im 9x63B zeigte sich eine helle zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen Staubschweifs (Ostrand deutlich schärfer als Westrand), den er als breite, rasch schwächer werdende Aufhellung westlich von theta UMa bis auf eine Länge von 9° ausmachen konnte; zudem war der schmale Gasschweif (mit einem Knick in 3° Distanz von der Koma) östlich von theta UMa sehr schwach, aber sicher bis zu 5.5° Länge auszumachen (PW=40°); im 8"SC, 77x wies die östliche Seite des Schweifs einen starken Kontrast zum Hintergrund auf; die dunklere lineare Region schweifwärts der zentralen Verdichtung konnte er nicht mehr feststellen. Volker Kasten notierte am 20.7. eine gelbliche Koma im 15x50B. Am 21.7. notierte Volker Kasten die Koma als grünlich-gelb im 15x50B; der Staubschweif war am Ende 0.6° breit. Andreas Kammerer konnte den Kometen mit bloßem Auge inklusive eines 3° langen Schweifteils mäßig gut erkennen (Höhe: 13° hoch, Sonnenstand: -19°); im 9x63B zeigte sich die hellere zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen Staubschweifs (Ostrand deutlich schärfer als Westrand), der bis auf eine Länge von 6° als breite, schwache Aufhellung sicher auszumachen war; im 8"SC, 77x/161x wies die östliche Seite des Schweifs einen starken Kontrast zum Himmelshintergrund auf, der Schweif wirkte aber deutlich diffuser als bislang. Gerhard Scheerle beobachtete am 22.7. im 9.25"SC, 181x einen stellaren, 7.6m hellen false nucleus; die Koma war deutlich grünlich. Am 26.7. konnte Andreas Kammerer den Kometen (Höhe: 17°) und den hellsten Schweifansatz mit dem bloßen Auge eben erkennen; im 9x63B zeigte sich die hellere zentrale Kondensation im Apex des parabelförmigen, im Uhrzeigersinn gebogenen, deutlich schwächer gewordenen Staubschweifs (Ostrand besser definiert als Westrand), der bis auf eine Länge von 4° als breite, schwache Aufhellung sicher auszumachen war; im 8"SC, 77x/161x wies die östliche Seite des Schweifs einen merklichen Kontrast zum Hintergrund auf; der Schweif wirkte deutlich diffuser und schwächer als bislang. Am 27.7. schätzte Gerhard Scheerle die Helligkeit des false nucleus im 9.25"-SC, 181x auf 9.4m; die Koma erschien ihm grünlich. Am 29.7. notierte Volker Kasten eine gelbliche Koma im 15x50B; der Schweif war viel matter als am 21.7. Andreas Kammerer beobachtete den Kometen (Höhe: 22°) am 31.7. unter einem vom Mond aufgehellten Himmel: mit dem bloßen Auge konnte er ihn nicht ausmachen; im 9x63B zeigte sich eine stark verdichtete Koma und ein ziemlich schwacher, breiter Schweif.
Am 5.8. schätzte Gerald Scheerle mit dem 9.25"-SC, 181x die Helligkeit des false nucleus auf 11.6m. Am 9.8. stand der Komet bei der Beobachtung von Andreas Kammerer lediglich 20° hoch, bei einem Sonnenstand von -15°: im 9x63B war der Komet ziemlich unauffällig mit einer deutlich diffuseren Koma; ein Schweif war nicht erkennbar (allerdings wäre ein solcher in Richtung des nahebei stehenden Sterns 70 Vir orientiert gewesen); im 8"SC, 50x konnte er keine zentrale Kondensation ausmachen, sondern lediglich eine hellere innere Koma; bei 161x war kein false nucleus erkennbar. Am 20.8. stand der Komet bei der Beobachtung von Andreas Kammerer nur 11° hoch:
im 9x63B war er nicht erkennbar; im 5"SC, 31x war lediglich eine schwache, recht diffuse Koma mit einer schwachen zentralen Kondensation auszumachen.
Andreas Kammerer