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Auf PanSTARRS-Aufnahmen vom 7. September 2016 wurde ein Komet im südlichen Teil des Sternbilds Eridanus entdeckt. Komet C/2016 R2 (PanSTARRS) wies eine sehr diffuse, winzige Koma der Gesamthelligkeit 18.0m auf. Er wird das Perihel seiner Bahn (Sonnendistanz: 2.6 AE) erst Anfang Mai 2018 passieren, wobei er zum Jahreswechsel 2017/18 eine Maximalhelligkeit von 12.0m erreichen könnte (CBET 4318 / MPEC 2016-U07). Heller als 16.0m wäre er von Mitte 2017 bis Mitte 2019. In diesem Zeitraum bewegt er sich vom Sternbild Eridanus über Orion, Stier, Fuhrmann, Luchs, Großer Bär, Jagdhunde in den Bärenhüter, wird somit in den interessanten Monaten ein gut zu beobachtendes Objekt sein.
Der Komet wurde heller als erwartet und zeigte insbesondere zum Jahreswechsel 2017/18 einen für seine Entfernung und Helligkeit überraschend hochdynamischen Schweif. Auf der Basis von 321 Beobachtungen von 37 Beobachtern zeigen sich unterschiedliche Helligkeitsentwicklungen vor und nach dem Perihel, die mit den folgenden Formeln recht gut dargestellt werden können:
vor dem Perihel: m = 2.8m + 5×log D + 14.8×log r nach dem Perihel: m = 4.6m + 5×log D + 10.5×log rAllerdings ist das resultierende Konfidenzband ziemlich breit. Ursache ist eine Phase erhöhter Aktivität zwischen Mitte November 2017 und Mitte Januar 2018, die mit dem Auftreten des hochdynamischen Schweifs gut korreliert. Nur wenn diese Phase erhöhter Aktivität unberücksichtigt bleibt, beschreibt die Formel für die Zeit vor dem Perihel die Helligkeitsentwicklung gut. Unter Berücksichtigung der erhöhten Aktivität ergibt sich eine Maximalhelligkeit von 10.7m Mitte Januar 2018. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Komet in den folgenden Wochen von der Erde deutlich entfernte, ging die Helligkeit trotz weiterer Annäherung an die Sonne leicht zurück. In den ersten Monaten nach dem Periheldurchgang nahmen Sonnen- und Erddistanz nur langsam zu, weshalb die scheinbare Helligkeit nur langsam abnahm. Mitte April war die Helligkeit lediglich um 0.5m zurückgegangen und betrug Anfang Oktober noch immer 12.5m. Ende März 2019 war die Helligkeit dann aber auf 14.5m und Ende Juni auf 15.0m zurückgegangen.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Einen ähnlichen Verlauf zeigte die Entwicklung des Komadurchmessers. Dieser blieb in den ersten zwei Monaten der Sichtbarkeit konstant bei 1.0' (150.000 km), um dann innerhalb von vier Wochen auf 3.7' (350.000 km) anzuwachsen. Der scheinbare Komadurchmesser hielt diesen Maximalwert vier Wochen lang konstant bei, ging dann aber stetig zurück und maß Mitte April 1.7', zum Jahresende 2018 noch 1.0' und Ende März 2019 nur noch 0.6'. Der absolute Komadurchmesser hielt den Maximalwert ebenfalls vier Wochen konstant bei, ging danach aber bis Mitte April auf 250.000 km zurück, maß zum Jahresende 150.000 km und Ende März 2019 nur noch 110.000 km. Die Koma war eher gering verdichtet; der DC-Wert ging bis zum Perihel leicht von DC 3 auf DC 2 zurück und blieb dann konstant auf diesem Verdichtungsgrad.
Passend zur zweimonatigen erhöhten Aktivität entwickelte der Komet einen sehr dynamischen, nach Osten gerichteten Schweif, der bereits nach wenigen Stunden deutliche Strukturänderungen und insbesondere im Januar helle Schweifstrahlen aufwies, die zu rotieren bzw. zu "winken" schienen. Diese interessante Entwicklung konnte allerdings nur fotografisch ausgemacht werden. Visuell war in den zwei Monaten lediglich ein blasser, maximal 15' langer Schweif erkennbar, was aber einer Länge von mindestens 3 Mill. km entspricht. Nach Ende April wurden keine Schweifsichtungen mehr gemeldet.
Beobachtungen mit dem 10m-Submillimeter-Teleskop auf dem Mt. Graham am 22. und 23. Dezember 2017 (r = 2.9 AE) ergaben eine CO-Produktionsrate von 4.7×1028 Moleküle/s, was nahezu ein Drittel der Rate des Kometen Hale-Bopp in der gleichen Sonnendistanz entspricht. Der Komet scheint extrem CO-reich zu sein (CBET 4464).
Andreas Kammerer