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Kometen-Auswertungen


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C/2024 G3 (ATLAS)


Ein am 5. April 2024 vom ATLAS-Team im Grenzbereich der Sternbilder Paradiesvogel/Pfau/Oktant entdecktes asteroidales Objekt der 19. Größenklasse zeigte bei detaillierter Beobachtung eine kometare Morphologie. Komet C/2024 G3 (ATLAS) wies eine deutlich verdichtete, etwa 5" große Koma der Gesamthelligkeit 18.5m und einen 7" langen Schweif in PW=300° auf. Er wird sein Perihel in der Sonnendistanz von lediglich 0.09 AE am 13. Januar 2025 passieren und würde bei einer Standardentwicklung dann die 2. Größenklasse aufweisen (CBET 5384). Allerdings scheint seine absolute Helligkeit deutlich unter dem Bortle-Limit zu liegen, so dass er sich möglicherweise bereits bei seiner Annäherung auflösen könnte. Zudem wird sich der Komet lediglich sieben Tage lang nördlich der Ekliptikebene aufhalten, da seine Parabel nahezu senkrecht auf der Ekliptik steht und er steil von Süden heranfliegt und dorthin wieder entschwindet. Sofern es zu keiner Auflösung kommt sollte der Komet zwischen Mitte August 2024 und Mitte Juni 2025 heller als 16m sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Zentaur, Wolf, Skorpion, Schütze (Perihel), Steinbock, Südlicher Fisch, Kranich, Phönix, Eridanus und Pendeluhr. Von mitteleuropäischen Standorten aus kann der Komet in diesem Zeitraum nicht beobachtet werden.

Der Komet erreichte sein Perihel und wurde zu einem sehr hellen Kometen! Allerdings schaffte er die extreme Sonnennähe nur knapp und löste sich nach seinem Auftauchen aus den Sonnenstrahlen vor den Augen der Beobachter auf. Abgesehen von den allerersten Tagen nach dem Periheldurchgang präsentierte sich der Komet als ein weiteres Beispiel eines kopflosen Kometen mit dennoch auffälligem Schweif. Auf der Basis von lediglich 166 Beobachtungen von 32 Beobachtern kann die Helligkeitsentwicklung mit den folgenden Formeln gut dargestellt werden (wobei es bemerkenswert ist, dass alle Beobachtungen nach dem Perihel - trotz der Auflösung des Kometen - gut mit der nachfolgend zweiten Formel dargestellt werden können):

vor dem Perihel: m = 7.1m + 5×log D + 10.9×log r
nach dem Perihel: m = 5.8m + 5×log D + 9.4×log r

Die Maximalhelligkeit, welche zum Perihelzeitpunkt erreicht wurde, kann nur etwa mit -3.0m bis -3.5m festgelegt werden, und ist somit nahezu gleich der des Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Primär basiert diese Abschätzung auf Helligkeiten, die aus SOHO-Aufnahmen ermittelt wurden und eine Maximalhelligkeit von -3.8m ergaben. Wie beim Kometen C/2023 A3 wurde bei der Bestimmung dieser Helligkeiten aber erneut eine zu großer Apertur (38') verwendet, so dass die publizierten SOHO-Helligkeiten wohl erneut Teile des hellen Schweifs miteinbezogen. Gemäß der Analyse beim Kometen C/2023 A3 (CBET 5468) ergibt sich daraus die Notwendigkeit, die publizierten SOHO-Helligkeiten um bis zu 1-1.5m zu reduzieren. Allerdings ist nicht ermittelt worden, wie groß die korrekte Apertur bei C/2024 G3 sein muss und ob nicht eine signifikante Vorwärtsstreuung vorhanden war. Zudem "passen" die publizierten SOHO-Helligkeiten gut zur oben dargestellten Helligkeitsentwicklung sowohl vor als auch nach dem Perihel, so dass ich letztlich keine Korrektur vorgenommen habe.

Helligkeitsschwankungen

Zur Abschätzung des Effekts einer möglichen Vorwärtsstreuung habe ich die Differenz zwischen der publizierten Helligkeit und der sich aus den Formeln ergebenden Helligkeit über die Zeit aufgetragen. Eine signifikante Vorwärtsstreuung kann ich dem Diagramm nicht entnehmen. Wie man aber erkennt, nahm die Helligkeit auf dem Weg zum Perihel zunächst überdurchschnittlich, im weiteren Verlauf durchschnittlich zu. Ab dem 2. Januar zeigt sich dann ein plötzlicher Anstieg, der am 4. Januar eine Amplitude von 1.5m erreichte. Gleich darauf folgt ein Einbruch, der am 12. Januar eine Amplitude von 1.2m erreichte. Dieser kurzfristige Helligkeitsausbruch könnte durch das initiale Auseinanderbrechen des Kerns verursacht worden sein, der aber dann erst kurz nach dem Periheldurchgang völlig auseinanderbrach. Im weiteren Verlauf folgt die Helligkeit der Post-Perihel-Formel. Dabei ist wiederum überraschend, dass die Helligkeit nach dem Auseinanderbrechen nicht völlig einbrach, sondern einen allmählichen Aktivitätsrückgang aufwies (Schätzungen von Ende Februar ergeben noch immer eine Helligkeit von 8.5m). Aufgrund des erratischen Verhaltens in Perihelnähe ist es noch schwieriger, die Maximalhelligkeit sicher zu bestimmen. Fotografisch konnte der Komet selbst Ende April immer noch als längliche, sehr diffuse Wolke nachgewiesen werden.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Der Komadurchmesser lag bis Anfang Dezember 2024 etwa bei 0.6' (75.000 km) und erreichte Ende Dezember 2' (125.000 km). Zum Perihel hin ging er stark zurück (eine Folge der extrem schlechten Sichtbedingungen und des extrem starken Sonnenwinds). Danach stieg er rasch an und erreichte Ende Januar den Maximalwert von knapp 8' (450.000 km). Der Kondensationsgrad stieg von DC 4 Mitte Oktober auf DC 8-9 zum Perihelzeitpunkt an, um danach bis zum 10. Februar (als Folge des Auseinanderbrechens des Kerns) auf DC 1-2 abzunehmen.

Entwicklung der Länge des Staubschweifs

Der Schweif wurde per CCD ab Oktober, visuell erst gegen Jahresende 2024 beobachtet und erreichte vor dem Perihel lediglich eine Länge von etwa 0.5°. Visuell wurde um den 22. Januar 2025 eine maximale Länge von 10° ermittelt, was absolut 45 Mill. km entspricht (womit die absolute Länge der von C/2023 A3 sehr ähnlich ist). Danach verkürzte er sich rasch und maß am 10. Februar nur noch 1°. Die Orientierung veränderte sich vor dem Perihel von Süd nach WNW, nach dem Perihel drehte er sehr rasch von NO nach Ost.

Kurz nach Sonnenuntergang (um 17:10 MEZ) am Abend des 14.1.25 gelang Andreas Kammerer eine visuelle Sichtung des Kometen im 9x63B (Kometenhöhe: 3°, Sonnenhöhe: -3°) bei sehr guter Transparenz: im 9x63B war der Komet überraschend gut erkennbar, mit einer deutlichen zentralen Verdichtung und einem bis auf eine Länge von 10' erkennbaren parabelförmigen Schweif (mit der zentralen Verdichtung im Apex). Die Helligkeitsbestimmung war schwierig. Er verglich den Kometen mit Venus und Jupiter, unter Berücksichtigung, dass der Komet vor einem deutlich helleren Hintergrund stand als die beiden Planeten. Zudem nutzte er seine jahrzehntelange Erfahrung bei der Beobachtung der Planeten zur Zeit des heliakalischen Auf- und Untergangs.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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