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Kometen-Auswertungen


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Interessante schwächere Kometen 2023


Ein asteroidales Objekt der Helligkeit 18.5m wurde vom ATLAS-Projekt am 26. Dezember 2021 im Grenzbereich der Sternbilder Kassiopeia/Perseus/Andromeda entdeckt. Nachfolgebeobachtungen identifizierten das Objekt als Kometen. Komet C/2021 Y1 (ATLAS) zeigte eine stark verdichtete 10" große Koma der Gesamthelligkeit 17.5m, aber keinen Schweif. Er wird sein Perihel im Sonnenabstand von 2.03 AE am 1. Mai 2023 passieren und dürfte von Ende 2022 bis Mitte 2023 eine maximale Helligkeit von 12.5-13.0m aufweisen (CBET 5089). Heller als 16m wäre er von August 2022 bis Februar 2024. In diesem Zeitraum läuft er durch die Sternbilder Perseus, Fuhrmann, Stier, Eridanus (Perihel), Taube, Achterdeck, Schiffssegel, Zentaur, Wolf und Winkelmaß. Von mitteleuropäischen Standorten aus steht er zunächst am Morgenhimmel, wechselt zum Jahresende 2022/23 an den Abendhimmel und verschwindet Anfang März 2023 (12.5-13.0m hell) über dem südwestlichen Horizont.

Basierend auf 64 Beobachtungen von 14 Beobachtern weist der Komet eine überdurchschnittliche Aktivität auf. Die Helligkeitsparameter ergeben sich zu
m0 = 6.7m / n = 6.
Damit erreichte der Komet zwischen Mitte April und Mitte Mai 2023 die Maximalhelligkeit von 13.3m. Die deutlich verdichtete (DC 5) Koma dehnte sich von 0.4' (60.000 km) im August 2022 über 0.8' (75.000 km) im Oktober 2022 auf 1.2' (100.000 km) im März 2023 aus. Ein nach Nord bis Nordost gerichteter Schweif bis zu 3' (800.000 km) Länge wurde ab November 2022 festgestellt.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Gregory Leonard entdeckte auf Aufnahmen, die mit dem 1.5m-Reflektor auf dem Mount Lemmon am 26. November 2022 angefertigt worden waren, einen Kometen im Sternbild Kleiner Löwe. Komet C/2022 W3 (Leonard) wies eine mäßig verdichtete, 6" große Koma der Gesamthelligkeit 19.5m sowie einen breiten, 10" langen Schweif in PW=240-260° auf. Der Komet passiert sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.40 AE am 22. Juni 2023, wobei er eine Helligkeit von 15.0m aufweisen sollte. Bis Mitte August nähert er sich der Erde bis auf 0.76 AE an und dürfte dabei die Maximalhelligkeit von 14.0m erreichen (CBET 5204). Heller als 16.0m wäre er zwischen Mai und September 2023. In diesem Zeitraum läuft er durch die Sternbilder Kassiopeia (Perihel), Kepheus, Schwan (Perigäum), Füchschen, Pfeil, Adler, Schild bis in den zentralen Schützen. Von mitteleuropäischen Standorten aus ist er anfangs ein Morgen-, ab Mitte August ein Abendhimmelobjekt, wobei er in den ersten Wochen nahezu die ganze Nacht über beobachtet werden kann. Die Erde kreuzt die Kometenbahnebene am 5. August.

Die für die Auswertung verwendeten 30 Beobachtungen von 11 Beobachtern zeigen eine sehr große Streuung, weshalb die Helligkeitsentwicklung nur sehr grob mit den Parametern
m0 = 13.5m / n = 2
beschrieben werden kann. Der Komet erreichte im Juli 2023 eine Maximalhelligkeit von etwa 14.0m. Der Komadurchmesser lag bei knapp 1.0' (60.000 km). CCD-Beobachter konnten einen Schweifansatz ausmachen.

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In öffentlich zugänglichen SWAN-Aufnahmen (die den Himmel im UV-Licht abbilden) zwischen dem 6. und 13. Januar 2023 entdeckte der Ukrainer Vladimir Bezugly ein bewegtes Objekt, das er für einen etwa 12m hellen Kometen hielt. Nach der Publikation in der Comet's Mailing List erfolgte eine intensive Suche in den Aufnahmen diverser Sonden. Schließlich gelang die Bestätigung in STEREO-Aufnahmen ab dem 1. Februar. Bereits am 30. Januar konnte K. Yoshimoto den Kometen mit einem 8cm-Refraktor und CCD als 12.7m helles Objekt mit einer 1.3' großen Koma an der Südgrenze des Sternbilds Adler nachweisen. Weitere CCD-Beobachtungen Mitte Februar zeigten ein etwa 13.0m helles Objekt mit einer hochverdichteten, etwa 1.5' großen Koma, aber keinen Schweif. Der Komet C/2023 A2 (SWAN) passierte sein Perihel in der Sonnendistanz von 0.95 AE am 20. Januar 2023 (CBET 5226). Da er sich auf der der Erde gegenüber liegenden Seite der Sonne aufhielt wies er nur geringe Elongationen auf und war entsprechend schwierig zu beobachten. Er wird zwar in den kommenden Wochen größere Elongationen erreichen, aber an den Südhimmel wandern und von mitteleuropäischen Standorten aus unbeobachtbar bleiben. Etwa Mitte Mai sollte er schwächer als 16m werden.

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Der am 21. Januar 2023 entdeckte Komet C/2023 B2 (ATLAS) sollte gemäß den Prognosen nicht heller als 16.5m werden, scheint aber Mitte April 2023 – 4 Wochen nach seinem Periheldurchgang – einen fünfwöchigen Ausbruch durchgemacht zu haben, der ihn 14.5m hell werden ließ; die Koma erreichte einen Durchmesser von etwa 1'.

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Am 18. April 2023 entdeckte R. Matson in den SWAN-Daten ein möglicherweise kometares Objekt im Grenzbereich der Sternbilder Eridanus/Walfisch, das sich rasch südwärts bewegte. M.Mattiazzo gelang am gleichen Tag eine Aufnahme des etwa 14.5m hellen Kometen, der einen schwachen Schweif in PW=150° aufwies. Weitere Aufnahmen des Kometen durch diverse Beobachter in den folgenden Tagen zeigten ein 14.0-14.5m helles Objekt mit einer 1.5' großen Koma und einem 1.5' langen Schweif in südöstlicher Richtung. H. Sato fiel als erstem die Ähnlichkeit mit der Bahn des asteroidalen Objekts 2018 HT3 auf, das von NEOWISE im April 2018 entdeckt worden war. Schließlich wurde das Objekt auf Aufnahmen bis zurück ins Jahr 2012 festgestellt. Komet P/2018 HT3 (NEOWISE) passierte das Perihel seiner Bahn mit einer Umlaufszeit von 5.13 Jahren am 29. März 2023 in der Sonnendistanz von lediglich 0.52 AE und dürfte dann 14.0m hell gewesen sein (CBET 5252). Schwächer als 16m dürfte er gegen Ende Mai 2023 werden, doch steht er dann tief am Südhimmel. Von mitteleuropäischen Standorten aus war er nur bis um den 20. März am Abendhimmel beobachtbar.

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Der Komet 71P/Clark (P=5.56a) passierte am 22. Januar 2023 sein Perihel in der Sonnendistanz von 1.59 AE, stand der Sonne zu diesem Zeitpunkt aber am Himmel zu nahe. Er wurde im April 2023 als etwa 13.0m helles Objekt mit einer gering verdichteten (DC 3), 1.5' großen Koma beobachtet. Damit präsentierte er sich etwas mehr als eine halbe Größenklasse schwächer ist als prognostiziert

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Der Komet 77P/Longmore (P=6.90a) wird am 3. April 2023 in der Sonnendistanz von 2.35 AE durch sein Perihel gehen und könnte dann 13m hell sein. In den Wintermonaten 2022/23 bewegt er sich vom Sternbild Jungfrau in den Grenzbereich zum Sternbild Waage, um dann bis zum Perihel in den südöstlichen Teil des Sternbilds Wasserschlange zu wandern.

Auf der Basis von 53 Beobachtungen von 13 Beobachtern zeigt sich eine Helligkeitsentwicklung, die zum einen zeitabhängig ist, zum anderen eine Zunahme der Aktivität noch bis zu 35 Tage nach dem Periheldurchgang aufweist und schließlich deutliche Unterschiede vor und nach dem Perihel erkennen lässt. Die entsprechenden Formeln lauten:
t < +35d: m = 13.7m + 5×log D – 0.015×(t-T)
t > +35d: m = 13.0m + 5×log D + 0.005×(t-T)
Die Maximalhelligkeit von 13.9m wurde Anfang Mai 2023 erreicht. Der Komadurchmesser stieg von 0.6' (35.000 km) zu Sichtbarkeitsbeginn auf 0.8' (50.000 km) zur Zeit des Perihels an, um bis Mitte Juni wieder auf 0.4' (25.000 km) zurückzugehen. Die Koma zeigte sich konstant merklich verdichtet (DC 4-5). Über einen Schweifansatz wurde nur selten berichtet.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der kurzperiodische Komet 96P/Machholz (P=5.33a) passierte am 31. Januar 2023 sein Perihel in der Sonnendistanz von 0.12 AE. Er konnte in den SOHO-Aufnahmen in jenen Tagen als helles Objekt mit einem deutlichen Schweif verfolgt werden. Der Komet ist ein extrem schwieriges Beobachtungsobjekt, das stets nahe der Sonne steht und extrem rasch schwächer wird.

Bei diesem Periheldurchgang wurde versucht, Helligkeiten aus den SOHO-Aufnahmen abzuleiten. Darüber hinaus gelangen zwischen dem 6. Februar und dem 28. März ein Dutzend terrestrische Beobachtungen. Die insgesamt 30 Beobachtungen von 6 Beobachtern ergeben eine Helligkeitsentwicklung entsprechend den Parametern
m0 = 12.2m / n = 5.2
und damit eine Maximalhelligkeit von etwa 0m im Perihel. Anfang März war der Komet bereits wieder schwächer als 16m geworden. Der terrestrisch beobachtete Komadurchmesser betrug maximal 2' (95.000 km) und ging bis Ende März auf 1' (65.000 km) zurück. Schätzungen des Kondensationsgrads wurden nicht publiziert.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

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Die Zahl der bis Anfang Juli 2023 publizierten Beobachtungen des Kometen 185P/Petriew (P=5.46a) ist extrem klein, was insbesondere durch die geringen Elongationen während der Sonnennähe (Distanz: 0.93 AE) zu erklären ist. Der Komet erreichte wohl in der Zeit um das Perihel (12. Juli) eine Maximalhelligkeit von etwa 13.0m. Von mitteleuropäischen Standorten aus konnte er nicht sinnvoll beobachtet werden.

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Der Komet 364P/PANSTARRS (P=4.89a) kommt der Erde auf dem Weg hin zu seinem Perihel (das er am 14. Mai 2023 im Abstand von 0.80 AE passieren wird) am 8. April bis auf 0.121 AE nahe und könnte dann 10.5m hell werden. Mithin kommt er in eine sehr günstige Morgensichtbarkeit. Der Komet dürfte Anfang März heller als 16m werden. Zu diesem Zeitpunkt steht er im Sternbild Bärenhüter in bequemen Horizonthöhen. Anfang April, nunmehr 11-12m hell, steht er im Sternbild Herkules und erreicht seine maximalen Horizonthöhen. Danach sinkt er rasch dem Horizont entgegen und verschwindet zwischen dem 15. und 20. April, dann 11.0m hell, über dem östlichen Morgenhorizont.

Der Komet wurde nur über zwei Monate hinweg beobachtet. Auf der Basis von lediglich 37 Beobachtungen von 20 Beobachtern, die zudem noch eine merkliche Streuung aufweisen, kann nur eine grobe Analyse durchgeführt werden. Demnach handelt es sich um einen ziemlich kleinen Körper, der aber eine hohe Aktivität aufweist. Die Helligkeitsentwicklung kann mäßig gut mit den folgenden Parametern dargestellt werden:
vor dem Perihel: m0 ≈ 16.5m / n = 9
nach dem Perihel: m0 ≈ 14.7m / n = 2
Damit weist der Komet vor dem Perihel eine deutlich größere Steigerung der Aktivität auf als diese nach dem Perihel wieder abnahm. Die Maximalhelligkeit von 11.5m wurde am 13. April 2023 erreicht und lag etwa eine Größenklasse unter den Prognosen. Der scheinbare Komadurchmesser stieg von 0.3' Anfang März auf den kurzfristigen Maximalwert von 1.2' um den 20. April an, um bis Anfang Mai wieder auf 0.8' zurückzugehen. Der absolute Komadurchmesser stieg im gleichen Zeitraum von lediglich 5.000 km auf 10.000 km an. Schätzungen des Kondensationsgrads streuen stark, mit Mittelwerten von DC 4...5. Schweifsichtungen gelangen während der gesamten Sichtbarkeit mit Maximalwerten von 5' (50.000 km). Dabei war der Schweif zunächst nach West gerichtet, drehte aber langsam in Richtung Südwest.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

Andreas Kammerer


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