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Kometen-Auswertungen


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C/2020 V2 (ZTF)


Auf Aufnahmen des Zwicky Transient Facility (ZTF) Projekts vom 2. November 2020 wurde ein asteroidales Objekt der 19. Größenklasse im Sternbild Haar der Berenice entdeckt. Nach der Feststellung, dass sich das Objekt auf einer nahezu parabelförmigen Bahn bewegt, wurden detaillierte Beobachtungen angestellt, die eine kometare Morphologie offenbarten. Komet C/2020 V2 (ZTF) wies eine 8" große, diffuse Koma der Gesamthelligkeit 18.5m auf, aber keinen Schweif. Der Komet wird erst am 8. Mai 2023 in der Sonnendistanz von 2.23 AE durch sein Perihel laufen (CBET 4887). Im Januar 2023 könnte er eine Maximalhelligkeit von 11.5m aufweisen, wobei er zu dieser Zeit durch das Sternbild Kassiopeia läuft. Heller als 16m wäre er von Anfang 2022 bis Herbst 2024. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Jagdhunde, Großer Bär, Drache, Giraffe, Kepheus, Kassiopeia, Andromeda, Dreieck, Widder, Walfisch, Bildhauer, Kranich in Richtung Tukan. Von mitteleuropäischen Standorten aus ist er in der Zeit des Perihels ein sehr gut beobachtbares Objekt, das dann aber zunächst Anfang April 2023 am Abendhimmel (Sternbild Dreieck) verschwindet, um von Mitte Juli bis Mitte September 2023 (im Sternbild Walfisch nach Südwesten laufend) nochmals am Morgenhimmel sichtbar zu werden.

Der Komet zeigte eine für einen "neuen" Kometen leicht überdurchschnittliche und sehr stetige Entwicklung, die aber vor und nach dem Perihel etwas unterschiedlich verlief. Aufgrund der recht großen Sonnendistanz erfolgte die Helligkeitsentwicklung eher langsam. Auf der Basis von 735 Beobachtungen von 62 Beobachtern (bis Anfang Februar 2024) kann die Helligkeitsentwicklung gut mit den Formeln

vor dem Perihel: m = 4.6m + 5×log D + 8.8×log r
nach dem Perihel: m = 3.9m + 5×log D + 11×log r

dargestellt werden. Damit erreichte der Komet sowohl um den 20. Januar 2023 als auch Anfang September 2023 eine maximale Helligkeit von 9.8m. Da sich die Erde nach dem ersten Maximum bis zum Perihel vom Kometen entfernte, fiel die Helligkeit bis dahin geringfügig bis auf 10.2m ab, bevor sie erneut leicht zum zweiten Maximum anstieg.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser lag bei Sichtbarkeitsbeginn erst bei 0.4' und stieg in den folgenden Monaten kontinuierlich bis auf 1.1' im April und 1.5' im September 2022 an. Bis Mitte Dezember kam es zu einer raschen Ausdehnung auf 3.8', wobei dieser Wert bis Mitte Februar 2023 konstant blieb, um dann bis Anfang April wieder auf 2.8' zurückzugehen. Im Sommer lag er recht konstant bei 3.5', ging dann aber zum Herbst auf 2.0' und bis Ende Januar 2024 auf 1.2' zurück. Der absolute Komadurchmesser stieg von 90.000 km zu Sichtbarkeitsbeginn auf 225.000 km im April und 250.000 km im September 2022 an. Danach kam es bis Mitte Dezember zu einer raschen Ausdehnung bis auf 375.000 km. Im Sommer 2023 wurde dann der Maximalwert von 425.000 km erreicht. Danach schrumpfte die Koma und maß im Winter 2023/24 nur noch 250.000 km. Die Koma präsentierte sich mäßig verdichtet. Der Kondensationsgrad variierte zwischen DC 3-4 und DC 4-5 (im Jan./Feb. 2023).

Ein Schweif kann seit März 2022 nachgewiesen werden, der im Januar/Februar 2023 eine Länge von 9' (2.5 Mill. km) erreichte. Im Sommer 2023 zeigte der Komet eine konstante Schweiflänge von 15' (6 Mill. km), die bis Anfang 2024 auf 8' (4.5 Mill. km) zurückging. Die Schweiforientierung veränderte sich von SSO im März auf Ost im August und wieder auf SSO Mitte Dezember 2022. Dann kam es innerhalb von zwei Wochen zu einer raschen Änderung über Ost nach NNO. Im Sommer 2023 wies der Schweif konstant nach Norden, im Winter 2023/34 nach Nordost.

Am Abend des 8.2.23 beobachtete Andreas Kammerer unter sehr transparentem Himmel mit einem 5"SC, 48x eine kleine, gering verdichtete Koma, die bei 101x einen stellaren, 11.0m hellen false nucleus aufwies; allerdings stand der Komet nahe eines 9.8m hellen Sterns, der die Beobachtung störte. Am 12.2. beobachtete Andreas Kammerer den Kometen im 20.3T, 50x unter einem sehr transparenten Himmel: er präsentierte eine kleine, merklich verdichtete Koma (kleiner und kondensierter als C/2022 A2) mit deutlicher zentraler Verdichtung; bei 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 11.0m. Am 14.2. zeigte er im 20.3T, 50x erneut eine recht kleine, merklich verdichtete Koma (kleiner und kondensierter als C/2022 A2); bei 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 12.0m. Bei seiner Beobachtung am 20.2. zeigte er im 20.3T, 50x den gleichen Anblick; die Helligkeit des stellaren false nucleus schätzte er auf 12.5m.
Andreas Kammerer gelangen vier Beobachtungen mit einem 40.0L, 40x von der Hakosfarm (Namibia) aus, wobei der Komet stets eine kleine, deutlich verdichtete Koma aufwies: In der Nacht des 12./13.8. stellte er bei 178x einen stellaren false nucleus der Helligkeit 14.0m fest; mehrmals meinte er, einen ca. 5' langen Schweif in PW=340° auszumachen. Am 16./17.8. schätzte er die Helligkeit des false nucleus bei 178x auf 13.5m. Am 17./18.8. schaute er nicht nach einem false nucleus. Und am 18./19.8. schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus bei 129x auf 14.0m.

Beobachtungen mit dem TRAPPIST-Teleskop am 29. August 2023 (r = 2.58 AE, 113 Tage nach dem Periheldurchgang) ergaben die folgenden Produktionsraten (Moleküle/s): OH: <7.4×1027, CN: 7.6×1025, C2: 10.0×1025, Af(rho): 6100 cm (Astronomer’s Telegram No. 16223).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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