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Kometen-Auswertungen


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C/2021 A1 (Leonard)


G.J. Leonard entdeckte am 3. Januar 2021 einen Kometen mit dem 1.5m-Teleskop des Mt. Lemmon Observatoriums im Grenzbereich der Sternbilder Jagdhunde/Bärenhüter. Komet C/2021 A1 (Leonard) präsentierte eine deutlich verdichtete, 10" große Koma der Gesamthelligkeit 19.2m und einen 5" langen Schweif in PW=250-270°. Er wird das Perihel seiner Bahn am 3. Januar 2022 in der Sonnendistanz von 0.62 AE passieren und könnte dann 8.0m hell sein. Am 12. Dezember 2021 wird er die Erde im Abstand von lediglich 0.23 AE passieren und sollte in jenen Tagen die Maximalhelligkeit von 6.0m aufweisen (CBET 4907). Allerdings dürfte der Komet in den betreffenden Tagen eine Koma von etwa 20' Durchmesser aufweisen, so dass er kein leichtes Objekt sein wird. Heller als 16m sollte er von August 2021 bis Juli 2022 sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Großer Bär, Jagdhunde/Haar der Berenice, Bärenhüter, Schlange, Schlangenträger (größte Erdnähe), Schlange, Schütze, Mikroskop (Perihel, danach wird er rückläufig), Schütze, Südliche Krone und Skorpion. Von Mitteleuropa aus sinkt er bis Anfang September 2021 dem abendlichen NW-Horizont entgegen und kann danach bis um den 10. Dezember am Morgenhimmel beobachtet werden, wobei er Ende November eine maximale Horizonthöhe von über 50° erreichen wird.

In der Comet's Mailing List wies Michael Mattiazzo darauf hin, dass die Bahngeometrie Mitte Dezember eine signifikante Vorwärtsstreuung begünstigt, die den Kometen um den 16. Dezember 1-2m heller erscheinen lassen könnte (leider steht der Komet dann nur knapp über dem aufgehellten Morgenhorizont). Zuvor kreuzt die Erde am 8. Dezember die Kometenbahnebene, so dass der Schweif eine größere Flächenhelligkeit aufweisen und eventuell sogar ein Gegenschweif erkennbar werden könnte.

In den Tagen der Erdnähe konnte der Komet mit dem bloßen Auge beobachtet werden - sofern das Wetter kooperierte, was häufig nicht der Fall war. Nach dem 12. Dezember war der Komet praktisch nur noch von südlicheren Gefilden aus weiter zu verfolgen. Zwar gab es bis in die Weihnachtstage hinein noch eine kleine Chance, den Kometen auch von Mitteleuropa aus tief über dem abendlichen Dämmerungshimmel ausmachen zu können, doch ist mir keine positive Beobachtung bekannt geworden.

Auf der Basis von 442 Beobachtungen von 81 Beobachtern kann die Helligkeitsentwicklung leidlich gut mit den Formeln:

vor dem Perihel: m = 8.4m + 5×log D + 12.3×log r
nach dem Perihel: m = 8.1m + 5×log D + 10.8×log r

dargestellt werden, welche eine Maximalhelligkeit von 3.8m am 14. Dezember 2021 ergeben. Tatsächlich verlief die Helligkeitsentwicklung aber nicht stetig. Vielmehr "schwächelte" der Komet zwischen Mitte November und dem 12. Dezember zunehmend, so dass bereits ein frühes Zerbrechen befürchtet wurde. In den folgenden zwei Wochen nahm die Helligkeit dann aber überdurchschnittlich zu, was möglicherweise durch die prognostizierte Vorwärtsstreuung verstärkt wurde. In der Konsequenz wurde die Maximalhelligkeit nahezu 10 Tage gehalten, wobei es aber auch in diesem Zeitraum - bedingt durch mehrere sehr kurzfristige Ausbrüche in der zweiten Dezemberhälfte - zu signifikanten Schwankungen kam, so dass am 20./21. Dezember 2021 kurzfristig sogar eine Maximalhelligkeit von 3.0m erreicht wurde. Ab dem Jahreswechsel wurde der Komet dann aber rasch schwächer und wies Ende Januar 2022 nur noch eine Helligkeit von 8.5m auf.

Dass im Frühjahr 2022 nur noch wenige Beobachtungen gelangen hat seine Ursachen darin, dass der Komet Ende Januar für alle Beobachter in der Dämmerung verschwand und erst Ende Februar wieder am Morgenhimmel auftauchte. Beobachter konnten zu dieser Zeit aber nur noch eine ausgedehnte, extrem diffuse Wolke ohne Helligkeitskonzentration ausmachen, die zunehmend schwieriger zu verfolgen war. Somit scheint der Komet nahe des Perihels auseinandergebrochen zu sein (was die Helligkeitsschwankungen zwanglos erklärt).

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Helligkeitsvariationen

Der scheinbare Komadurchmesser stieg vom Sichtbarkeitsbeginn zunehmend rascher von 0.5' auf den Maximalwert von 16' am 8. Dezember 2021 an. Ebenso rasch nahm er danach wieder ab und maß Ende Januar 2022 nur noch 2'. Dass der maximale scheinbare Komadurchmesser nahezu eine Woche vor der größten Erdnähe erreicht wurde ist sicherlich eine Folge der unterdurchschnittlichen Entwicklung zwischen Mitte November und dem 12. Dezember. Der absolute Komadurchmesser stieg von 80.000 km zu Sichtbarkeitsbeginn auf den Maximalwert von 360.000 km um den 7. November an. Bis zum 15. Dezember schrumpfte die Koma auf nur noch 100.000 km, um dann bis zum 25. Dezember wieder auf 250.000 km und bis zum 5. Januar 2022 auf 325.000 km anzusteigen. Danach aber schrumpfte die Koma kontinuierlich und maß Ende Januar nur noch 140.000 km, womit die Aktivitätsschwankungen deutlich abgebildet werden. Der bei größerer Erdnähe beobachtbare Effekt des scheinbaren Rückgangs des absoluten Komadurchmessers aufgrund des zu dieser Zeit geringen Kontrasts der äußeren Komabereiche hat bei diesem Kometen nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Die Koma war überwiegend deutlich verdichtet. Zu Sichtbarkeitsbeginn zeigte sie einen Kondensationsgrad von DC 3, der dann bis zu den Weihnachtstagen auf DC 6-7 anstieg. Im Januar ging er von DC 6-7 auf DC 4 zurück.

CCD-Beobachter stellten ab Anfang Oktober 2021 einen Schweif fest, visuelle Beobachter ab November. Dieser erreichte um den 8. Dezember 2021 eine Länge von 2.5° (2.5 Mill. km). Zum Jahreswechsel konnten visuelle Beobachter den Schweif über eine Länge von bis zu 10° (16 Mill. km) ausmachen, während dieser auf Fotografien bis zu 40° nachgewiesen werden konnte. Auf den Fotografien zeigt sich der Schweif sehr dynamisch und mit vielen Strukturen, die raschen Änderungen unterworfen waren. Bis Mitte Januar war die visuelle Schweiflänge auf 1° (4 Mill. km) zurückgegangen. Der Schweif war anfangs nach Norden gerichtet, drehte bis zur Erdnähe langsam auf Nordwest, um danach abrupt auf Ost zu wechseln.

Andreas Kammerer beobachtete am Morgen des 23.11.21 im 5"-SC, 48x eine Koma, die mit dem vom Mond aufgehellten Himmel nur einen geringen Kontrast bildete und entsprechend schwierig zu schätzen war. Gemäß Volker Kasten zeigte der Komet am 2.12. im 15x50B eine Koma, die sich größer aber viel matter und diffuser als M3 zeigte.

Am 13./14. und am 20. Dezember ereigneten sich zwei Helligkeitsausbrüche in der inneren Koma von jeweils etwa 1.5m. Der Ausbruch vom 13./14. Dezember konnte auch im Radiobereich beobachtet werden. Die OH-Produktionsrate stieg von 2.6×1028 auf 20×1028 Moleküle/s an. Am 19. Dezember wurden auf der Basis visueller und Infrarotbeobachtungen die folgenden Produktionsraten (Moleküle/s) ermittelt: OH: 9.3×1028, NH: 5.9×1026, CN: 2.2×1026, C2: 2.6×1026, C3: 2.6×1025. Der Komet weist ein durchschnittliches Gas-/Staub-Verhältnis auf (CBET 5087).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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