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Kometen-Auswertungen


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C/2019 L3 (ATLAS)


Am 10. Juni 2019 entdeckte das "Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System" (ATLAS)-Team ein asteroidales Objekt der 19. Größenklasse im Grenzbereich der Sternbilder Eidechse/Andromeda. Nachfolgebeobachtungen zeigten eine 8" kleine, stark verdichtete Koma der Gesamthelligkeit 18.5m, aber keinen Schweif. Komet C/2019 L3 (ATLAS) wird sein Perihel im Abstand von 3.55 AE erst am 9. Januar 2022 passieren und wird unter der Annahme eines Aktivitätsfaktors von n=4 die 12. Größenklasse erreichen; wird n=3 angenommen, erreicht er die 13. Größenklasse (CBET 4644). Der Komet sollte von Herbst 2020 bis Frühsommer 2023 heller als 16m sein. Während dieses Zeitraums wandert er durch die Sternbilder Kassiopeia, Perseus, Fuhrmann, Zwillinge (Perihel), Kleiner Hund, Wasserschlange, Luftpumpe und Schiffskompass. Von Mitteleuropa aus kann er bis Anfang Mai 2022 am Nacht- bzw. Abendhimmel und dann nochmals von Mitte Oktober bis Anfang Dezember 2022 am Morgenhimmel verfolgt werden.

Der Komet zeigte vor dem Perihel eine für die große Sonnendistanz extrem hohe Aktivität. Als er im Oktober 2022 wieder am Morgenhimmel sichtbar wurde, präsentierte er sich als 11.0m helles Objekt – 1.5m heller als nach der Entwicklung vor dem Perihel zu erwarten gewesen wäre. Bislang verläuft die Helligkeitsentwicklung nach dem Perihel somit deutlich langsamer. Zum Jahreswechsel 2022/23 lag die Helligkeit immer noch bei 11.3m. Auf der Basis von 1006 Beobachtungen von 68 Beobachtern (bis Anfang Juli 2023) kann die Helligkeitsentwicklung recht gut mit den Formeln

vor dem Perihel: m = -4.3m + 5×log D + 21.5×log r
nach dem Perihel: m = +1.8m + 5×log D + 9.5×log r

dargestellt werden. Die maximale Helligkeit von 9.1m wurde Mitte Januar 2022 erreicht. Anfang April 2023 war der Komet noch immer 12.0m hell.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser lag bis Anfang 2021 konstant bei 0.5' (125.000 km), ist dann aber bis Juli 2021 aber auf knapp 1.0' (175.000 km) und bis Anfang November auf den Maximalwert von 4.5' (600.000 km) angewachsen. Im November/Dezember 2021 blieb er konstant, um ab dem Jahreswechsel 2021/22 langsam zurückzugehen. Im Februar 2022 maß die Koma noch 4', im Mai 2.5', im Oktober 2.0', zum Jahreswechsel 2022/23 2.0' und im April 2023 noch immer 1.7'. Der absolute Komadurchmesser maß bis Anfang 2021 konstant 125.000 km, ist bis Juli 2021 auf knapp 175.000 km und bis Mitte Oktober 2021 auf den Maximalwert von 675.000 km angewachsen, um seitdem langsam zu schrumpfen. Anfang Februar 2022 maß die Koma noch 470.000 km, und zwischen Anfang Mai und dem Jahreswechsel 2022/23 konstant 425.000 km. Bis April 2023 war die Koma auf 350.000 km geschrumpft.

Bis September 2021 wies der Kondensationsgrad konstant den Wert DC 4 auf, ist dann aber bis zum Perihel auf DC 5-6 angestiegen, um bis Anfang Mai 2022 wieder auf DC 4 und bis Anfang 2023 auf DC 3 zurückzugehen, wo er in den folgenden Monaten verharrte.

Der zwischen September 2021 und Dezember 2022 von CCD-, zwischen November 2021 und April 2022 auch von visuellen Beobachtern gesichtete Schweif erreichte im Perihel eine Länge von 15', was einer absoluten Länge von 12 Millionen Kilometern entspricht. Im Herbst 2022 wurde eine Länge von 6' (8 Mill. km) beobachtet. Dabei war der Schweif lange Zeit konstant nach WNW gerichtet, drehte im Frühjahr 2022 auf Nord, war im Herbst 2022 nach WNW und Anfang 2023 nach NW gerichtet.

Andreas Kammerer beobachtete in der Nacht des 11./12.11.21 im 8"SC, 51x eine mittelhelle, ziemlich kompakte Koma mit einer auffälligen zentralen Verdichtung. Volker Kasten gelang in der Nacht des 25./26.12. eine Sichtung im 15x50.
Andreas Kammerer beobachtete am Abend des 1.1.22 im 8"SC, 50x eine kompakte, flächenhelle Koma mit auffälliger zentraler Kondensation; bei 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 10.5m. Am 6.1. zeigte sich ihm der Komet nahezu identisch; bei 161x schätzte er die Helligkeit des stellaren false nucleus auf 11.5m. Gemäß Volker Kasten war der Komet im 20x80B klein, aber leicht zu sehen. Am 24.1. beobachtete Andreas Kammerer im 8"SC, 50x eine kompakte, flächenhelle Koma mit zentraler Kondensation. Volker Kasten schätzte die Helligkeit des stellaren false nucleus am 27.1. im 7cm-R, 53x auf etwa 10m. Am Abend des 26.2. bestimmte Volker Kasten die Helligkeit des false nucleus, der nicht dominierend war, im 8"-L zu etwa 12m. Andreas Kammerer stellte am 27.2. im 8"SC, 50x eine überraschend kleine, ziemlich kompakte Koma mit deutlicher zentraler Verdichtung fest; bei 161x bestimmte er die Helligkeit des stellaren false nucleus zu 13.0m. Volker Kasten ermittelte im 8"-L dessen Helligkeit zu 12.4m.
Am 7.3. beobachtete Andreas Kammerer im 8"SC wieder die kleine kompakte Koma mit deutlicher zentraler Verdichtung; bei 161 x bestimmte er die Helligkeit des stellaren false nucleus zu 12.5m. Am gleichen Abend sowie am 8.3. und 24.3. ermittelte Volker Kasten die Helligkeit des false nucleus zu jeweils 12m. Andreas Kammerer beobachtete am letztgenannten Abend im 8"SC erneut die kleine kompakte Koma und bei 161x einen 13.0m hellen stellaren false nucleus. Am 27.3. stellte Volker Kasten im 8"-L einen 12m hellen, unscheinbaren und am 2.4. einen 11.5m hellen false nucleus fest. Am 3.4. beobachtete Andreas Kammerer im 8"SC erneut die kleine kompakte Koma; bei 161x stellte er einen stellaren, 12.5m hellen false nucleus fest.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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