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Kometen-Auswertungen


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C/2019 Y1 (ATLAS)


Auf Aufnahmen vom 16. Dezember 2019, welche im Rahmen des "Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert Systems" (ATLAS) gewonnen wurden, entdeckte J. Robinson einen Kometen im Grenzbereich der Sternbilder Phönix/Bildhauer. Komet C/2019 Y1 (ATLAS) wies eine 20" große, in PW=80° elongierte Koma der Gesamthelligkeit 17.9m auf. Beobachtungen von H. Sato vom 17. Dezember zeigten eine stark verdichtete innere und eine 45" große äußere Koma, deren Helligkeit er auf 16.5m schätzte. In den letzten Dezembertagen konnten er und andere Beobachter eine 1.5' große Koma der Gesamthelligkeit 15.0m ausmachen. Der Komet wird sein Perihel in der Sonnendistanz von 0.84 AE am 15. März 2020 passieren, wobei er zu diesem Zeitpunkt eine Maximalhelligkeit von 12.0m erreichen könnte (CBET 4708). Mitte Juni würde er dann wieder schwächer als 16.0m werden. In diesem Zeitraum wandert er durch die Sternbilder Wassermann, Fische, Pegasus, Andromeda (Perihel), Kassiopeia, Giraffe und Großer Bär. Von Mitteleuropa aus steht er bis Anfang April nur knapp über dem abendlichen West- bzw. Nordwesthorizont, um dann bis Mitte Mai Horizonthöhen von 60° zu erreichen, bevor er wieder dem Horizont entgegenstrebt. Von Mitte April bis Mitte Juni ist er die ganze Nacht über beobachtbar. Allerdings weist der Komet eine absolute Helligkeit nahe des Bortle-Limits auf, so dass damit gerechnet werden muss, dass sich der Komet während der Annäherung an den sonnennächsten Punkt auflöst. Am 21. April kreuzt die Erde die Kometenbahnebene.

Der Komet überraschte in zweierlei Weise: zum einen wurde er deutlich heller als erwartet, zum anderen zeigte er eine dreiphasige Helligkeitsentwicklung, die insgesamt mit Standardformeln beschrieben werden kann. Vor dem Perihel zeigte der Komet einen sehr hohen Aktivitätsparameter, den er auch wieder im Zeitraum ab 37 Tage (21. April) nach dem Perihel aufwies, wenn auch dann mit einer um 2m höheren absoluten Helligkeit. In den 31 Tagen zwischen dem Perihel (15. März) und dem 15. April nahm die heliozentrische Helligkeit nur langsam ab. Da sich der Komet in diesem Zeitraum der Erde näherte, blieb die scheinbare Helligkeit nahezu konstant bei 8.3m. Zwischen dem 15. und 18. April kam es zu einem kurzfristigen Helligkeitsanstieg um 0.6m (der in den gleitenden gewichteten 3-Tages-Mittelwerten deutlich erkennbar ist) - in dessen Folge am 18. April die Maximalhelligkeit von 7.8m erreicht wurde - und der in den folgenden Tagen abklang. Auf der Basis von 451 Beobachtungen von 49 Beobachtern (bis Mitte Juli 2020) sehen die entsprechenden Formeln wie folgt aus:

t < 0d: m = 9.1m + 5×log D + 19×log r
0d < t < +31d: m = 8.0m + 5×log D + 5×log r
t > +37d: m = 7.0m + 5×log D + 19×log r

Der Komadurchmesser stieg zwischen Ende Januar und dem 15. April recht stetig von knapp 2' (130.000 km) auf knapp 6' (310.000 km) an, um während des Ausbruchs kurzfristig auf knapp 7' (340.000 km) anzusteigen. Von Mitte Mai bis Mitte Juli schrumpfte die Koma von knapp 6' (290.000 km) auf 1' (75.000 km). Der Kondensationsgrad stieg von DC 2-3 Ende Januar auf DC 5 Anfang April. Der Rückgang wurde durch den kleinen Ausbruch kurzzeitig unterbrochen. Jener ließ den Kondensationsgrad von DC 4 auf DC 5 ansteigen, wobei der Verlauf dem Helligkeitsanstieg um zwei Tage vorauseilte. Nach dem Ausbruch wurde die Koma stetig diffuser; der Kondensationsgrad betrug Mitte Juni nur noch DC 1-2 und Mitte Juli DC 1.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Gleitende gewichtete 3-Tag-Mittelwerte der Helligkeit und des Kondensationsgrads

Ein Schweif wurde zwischen dem 10. April und Ende Mai gesichtet, mit einer Maximallänge (kurz nach dem Ausbruch) von 15' (1.25 Mill. km). Der Schweif war bis Ende April nach Norden gerichtet, nach Mitte Mai wies er nach Ost.

Für Volker Kasten präsentierte sich der Komet am 17.4. im 20x80B überraschend hell und kompakt; am 19.4. stellte er eine exzentrische, 9m helle zentrale Kondensation fest. Andreas Kammerer beobachtete am 20.4. im 9x63B eine leidlich gut erkennbare, kleine Koma; im 8"SC, 50x zeigte sich eine deutlich verdichtete, gut definiert Koma; bei 111x konnte ein stellarer, 11.5m heller false nucleus ausgemacht werden. Am 22.4. stellte Volker Kasten im 20x80B ein kompaktes, etwa 9m helles Zentrum fest. Andreas Kammerer konnte im 9x63B eine leidlich gut erkennbare, kleine Koma ausmachen; im 8"SC, 50x zeigte sich eine deutlich (noch etwas deutlicher als vor zwei Nächten) verdichtete, gut definierte Koma; bei 161x war ein stellarer, 12.0m heller false nucleus erkennbar. Am 25.4. beobachtete er im 9x63B eine gut erkennbare Koma direkt neben 47 Cas; im 8"SC, 50x zeigte sich wiederum eine deutlich verdichtete, gut definierte Koma und bei 161x ein stellarer, 12.0m heller false nucleus.
Am Abend des 16.5. stand der Komet direkt neben VY UMa (5.9m); im 8"SC, 50x beobachtete Andreas Kammerer eine ziemlich diffuse Koma; bei 161x konnte er keinen false nucleus ausmachen. Am 25.5. konnte Andreas Kammerer den Kometen um 22:25 MEZ (Sonnenstand: -15°) im 8"SC, 50x nicht erkennen, wohl aber um 23:25 MEZ (Sonnenstand: -19°); im 8"SC, 50x konnte er eine sehr schwache Aufhellung ausmachen, die er nahezu sofort bemerkte.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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