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Kometen-Auswertungen


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C/2019 U6 (Lemmon)


Ein bereits am 31. Oktober 2019 im Grenzbereich der Sternbilder Orion/Hase vom Lemmon-Projekt entdecktes asteroidales Objekt der Helligkeit 20.5m wurde schon kurz danach aufgrund seiner nahezu parabolischen Bahn als potentiell kometar eingestuft. Am 6. Dezember 2019 stellte H. Sato dann eine 6" große, stark verdichtete Koma der Gesamthelligkeit 18.5m fest. Komet C/2019 U6 (Lemmon) entwickelte sich in den folgenden Wochen stürmisch und wies am 22. März 2020 bereits eine Helligkeit von 12.5m und einen Durchmesser der nur noch gering verdichteten Koma von 2' auf. Der Komet wird das Perihel seiner Bahn in der Sonnendistanz von 0.91 AE am 18. Juni 2020 passieren, wobei er zu diesem Zeitpunkt für Mitteleuropa aus unsichtbar im Sternbild Wasserschlange stehen wird (CBET 4735). Mitteleuropäische Beobachter können ihn ab Mitte Juli über dem abendlichen Westhorizont beobachten, wobei seine Horizonthöhen bis Oktober auf 45° ansteigen werden. Bis Anfang Dezember bewegt er sich vom nordwestlichen Teil des Sternbilds Jungfrau durch das Haar der Berenice, den Bärenhüter und die nördlichsten Teile der Schlange in das Sternbild Herkules.

Der Komet wies eine ungewöhnliche Helligkeitsentwicklung auf, wie 560 Beobachtungen von 58 Beobachtern aufzeigen. Die Helligkeit lag Ende April 2020 bereits bei 9.0m, und der zu diesem Zeitpunkt hohe Aktivitätsparameter deutete eine Maximalhelligkeit von 4.0m an! Wie von mir allerdings erwartet, zeigte der Komet nach dieser Phase mit hoher Aktivität 40 Tage vor dem Perihel (am 9. Mai 2020) einen Bruch in der Helligkeitsentwicklung. Bis zum Perihel wies der Komet dann nur eine durchschnittliche Aktivität auf, so dass eine Maximalhelligkeit von lediglich 6.2m in den Tagen um das Perihel erreicht wurde. Die Helligkeitsentwicklung der ersten 15 Tage nach dem Perihel kann nicht mit einer Standardformel wiedergegeben werden. Stattdessen müssen diese zwei Wochen als Übergangsphase betrachtet werden. Danach nahm die Aktivität des Kometen relativ rasch entsprechend einer Standardformel ab. Die entsprechenden Formeln lauten:

t < -40d: m = 5.9m + 5×log D + 21.2×log r
-40d < t < 0d: m = 6.7m + 5×log D + 7.5×log r
t > +15d: m = 7.9m + 5×log D + 14.8×log r

Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel

Somit nahm die Helligkeit nach dem Perihel ziemlich rasch ab, erreichte am Ende der ersten Augustwoche bereits die 10. Größenklasse und lag Mitte Oktober bei nur noch 14.5m.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der Komadurchmesser nahm vor dem Perihel langsamer zu als er danach abnahm. Maß der scheinbare Komadurchmesser Mitte März erst knapp 2', so wurde er in den folgenden Wochen sehr stetig größer und erreichte Mitte Juni den Maximalwert von 9.5', den er vier Wochen lang konstant hielt. Danach schrumpfte er zunächst relativ rasch (Ende Juli maß er nur noch 4'), danach langsamer (Mitte Oktober: 1.5'). Der absolute Komadurchmesser dehnte sich von Mitte März bis Mitte Juni rasch von 160.000 km auf den Maximalwert von 400.000 km aus. Bis Mitte Juli schrumpfte er langsam auf 325.000 km, um Mitte Oktober nur noch 140.000 km zu messen. Eine ähnliche Entwicklung zeigte der Kondensationsgrad. Zwischen Mitte März und Mitte Mai stieg dieser von DC 2-3 auf DC 5-6, verharrte bis Mitte Juni auf diesem Wert, um dann bis Anfang August auf DC 2-3 und bis Anfang Oktober auf DC 1-2 zurückzugehen.

Schweifsichtungen gelangen zwischen Mitte Mai und Ende Juni 2020, wobei die maximale Länge bei 0.8° (2.5 Mill. km) lag. Dabei war der Schweif konstant in Richtung SE orientiert.

Am Abend des 19.7. war gemäß Andreas Kammerer der Komet (Höhe: 13°, Sonnenstand: -16°) im 8"SC, 50x ein schwieriges Objekt: die mittelgroße Koma wies eine recht geringe Flächenhelligkeit auf; bei 161x konnte er zwar eine schwache zentrale Verdichtung, aber keinen false nucleus erkennen. Am 21.7. konnte Andreas Kammerer den Kometen (Höhe: 14°, Sonnenstand: -16°) im 8"SC, 50x besser erkennen; das Erscheinungsbild war aber das gleiche wie zwei Nächte zuvor. Am 26.7. war der Komet trotz etwas geringerer Helligkeit, im 8"SC, 50x leidlich gut erkennbar, wobei das Erscheinungsbild unverändert geblieben war.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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