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Interessante schwächere Kometen 2014


Am 4. November 2013 entdeckte A. Boattini auf Aufnahmen, die im Rahmen des Catalina Sky Survey erstellt worden waren, einen Kometen im Grenzbereich der Sternbilder Hase/Eridanus. Komet C/2013 V1 (Boattini) wies eine 20" große, deutlich verdichtete Koma der Helligkeit 15.5m und einen gekrümmten, 1.2' langen Schweif in PW=230° auf. Er wird das Perihel seiner Bahn Ende April 2014 passieren und könnte dann 14.0m hell sein (CBET 3689 / MPEC 2013-W01). Heller als 15. Größenklasse wäre er bis Mitte Juli. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Eridanus, Walfisch, Widder, Perseus, Giraffe und Großer Bär, ist somit ein bequem am Abendhimmel sichtbares Objekt.
Die publizierten Beobachtungen des Kometen können mit den Helligkeitsparametern m0=10.8m / n=2.5 leidlich gut dargestellt werden, womit er eine maximale Helligkeit von 13.7m Mitte Januar 2014 erreichte. Der Durchmesser der mäßig (DC 3) verdichteten Koma wurde auf knapp 1' geschätzt. Auf Fotos zeigte der Komet einen für die doch recht große Sonnendistanz überraschend stark gekrümmten Staubschweif, der zudem recht flächenhell war.

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Am 14. Februar 2014 wurde mit dem Near Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer (NEOWISE, verlängerte Mission des WISE-Satelliten) im Infraroten ein Komet im Sternbild Waage entdeckt. CCD-Beobachter stellten fest, dass der Komet C/2014 C3 (NEOWISE) eine 15x17" große Koma der Gesamthelligkeit 17.5m und einen 53" langen, strukturierten Schweif aufwies, der sich von PW=313° bis PW=200° erstreckte. Er passierte das Perihel seiner Bahn mit einer Umlaufszeit um die 1.200 Jahre Mitte Januar und wird nun langsam schwächer (CBET 3810 / MPEC 2014-G81). Amateurbeobachtungen im März 2014 ergaben eine Helligkeit von etwa 15.0m (2m heller als erwartet) und einen Komadurchmesser von 0.4'.

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Am 7. Juni 2014 entdeckte das NEOWISE-Team (WISE-Nachfolgeprojekt) einen weiteren Kometen im Sternbild Wassermann. Nachfolgebeobachtungen des Kometen P/2014 L2 (NEOWISE) Mitte Juni zeigten eine 25" große, deutlich verdichtete Koma der Gesamthelligkeit 15.5m und einen 1.5' langen Schweif in PW=255°. Der Komet bewegt sich auf einer elliptischen Bahn mit einer Umlaufszeit von 15.9 Jahren und passierte sein Perihel Mitte Juli 2014 (CBET 3901 / MPEC 2014-R69). Er zieht seine Oppositionsschleife im Grenzbereich der Sternbilder Wassermann/Fische/Walfisch und könnte in den Monaten August und September eine maximale Helligkeit von 15.0m erreichen. Somit sollte er von Besitzern größerer Instrumente in den Sommermonaten praktisch die ganze Nacht über beobachtbar sein.
Gemäß den wenigen publizierten Beobachtungen erreichte der Komet Ende August 2014 eine maximale Helligkeit von 13.5-14.0m, wobei der Durchmesser der merklich verdichteten (DC 6) Koma 1' betrug.

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Im Spätsommer 2014 sollten Besitzer größerer Instrumente den Kometen 4P/Faye (P=7.51a) am Morgenhimmel ausfindig machen können. Der Komet passierte sein Perihel bereits Ende Mai, stand damals aber nahe der Sonne, sollte aber im Spätsommer immer noch 13-14m hell sein. Er bewegt sich vom Sternbild Zwillinge in den Grenzbereich Krebs/Wasserschlange.
Der Komet wurde zwischen Herbst 2014 und Frühjahr 2015 vereinzelt beobachtet, wobei er sich bis in den Januar 2015 hinein konstant 14.5m hell präsentierte, mit einer gering verdichteten 0.7' großen Koma. Danach ging die Helligkeit überraschend langsam zurück und betrug Anfang April noch immer 15.0m.

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Anfang Juni 2014 gelangen fotografische und visuelle Beobachtungen des Kometen 17P/Holmes (P=6.89a). Alan Hale beobachtete ihn in der ersten Juniwoche und schätzte ihn zwischen 12.5m und 13.1m, mit einem Durchmesser der eher diffusen (DC 2-3) Koma von etwas über 1'.
Der Komet konnte während des gesamten Sommers beobachtet werden, wobei die Schätzungen einen Helligkeitsrückgang von 13.0m Ende Juni auf 14.0m Ende August anzeigen. Dabei präsentierte sich die etwa 1-1.5' große Koma mäßig verdichtet (DC 3-4).
Am 26. Januar 2015 zeigte der Komet einen weiteren größeren Ausbruch. Während seine Rothelligkeit in den Tagen zuvor bei 18.0m lag, war diese am 26.1. bereits auf 14.5m angestiegen. Visuelle Beobachtungen in den folgenden Tagen ergeben ein spitzes Maximum um 13.0m. Bis Mitte Februar war die visuelle Helligkeit wieder auf 14.5m zurückgegangen.

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Besitzer größerer Instrumente können sich ab Mitte August 2014 an dem Kometen 32P/Comas Sola (P=9.58a) versuchen, der zum Jahresende eine maximale Helligkeit um 14.0m erreichen soll. Dieser läuft bis März 2015 vom Sternbild Zwillinge in den östlichen Teil des Sternbilds Löwen.
Auf der Basis von 70 Beobachtungen kann die Helligkeitsentwicklung des Kometen leidlich gut mit der Formel m = 11.3m + 5×log D + 5×log r beschrieben werden, die allerdings größere Unsicherheiten aufgrund der zu kleinen Varianz in der Sonnenentfernung aufweist. Die Maximalhelligkeit von 13.7m erreichte er Anfang Februar 2015. Gemäß den Beobachtungen nahm der Komadurchmesser bis zum Jahresende 2014 von anfangs 0.8' (85.000 km) auf 0.6' (45.000 km) ab, vergrößerte sich danach aber wieder stetig und maß Mitte März 2015 1.2' (70.000 km). Bis zum Jahreswechsel 2014/15 wies die Koma einen Kondensationsgrad von DC 3 auf, der dann bis Mitte März auf DC 1-2 zurückging. CCD-Beobachter stellten einen bis zu 10' (2 Mill. km) langen Schweif in westnordwestlicher Richtung fest.
Walter Kutschera schätzte mit seinem 54cm-Reflektor plus WATEC-Kamera am 2./3.10. die Helligkeit der 0.7' großen, mäßig verdichteten (DC 3-4) Koma auf 14.4m; die Koma zeigte einen ausgeprägten false nucleus und einen 3' langen Schweifansatz. Am 31.10./1.11. beobachtete er eine kleine schneeballförmige Koma mit einem stellaren Kernbereich; ein 2.2' langer V-förmiger Schweifansatz war gut zu erkennen. Die Sichtung von Uwe Pilz vom 1./2.11. ist unsicher, da sich ein schwaches Sternpaar an der Position befand.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

FG-Beobachtungen

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Der Komet 52P/Harrington-Abell (P=7.58a) wurde im ersten Quartal 2014 von Amateuren beobachtet (Perihel: 7. März). Die maximale Helligkeit des durch die Sternbilder Perseus und Fuhrmann laufenden Kometen wurde mit etwa 14.0m Ende Januar erreicht. Damit zeigte er sich fast 3 Größenklassen heller als erwartet. Bis Ende März war die Helligkeit wieder auf 15.5m zurückgegangen. Der Durchmesser der merklich (DC 4-5) verdichteten Koma wurde auf etwa 0.5' geschätzt.

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Die wenigen mir bis Mitte September 2014 bekannt gewordenen Beobachtungen des Kometen 108P/Ciffreo (P=7.23a) deuten an, dass er sich vorhersagegemäß entwickelt und im November 2014 eine Maximalhelligkeit von 14.5m erreichen wird. Im Herbst bewegt er sich vom Sternbild Stier in den Fuhrmann, kann somit die ganze Nacht beobachtet werden.
Gemäß der kleinen Zahl an publizierten Beobachtungen erreichte der Komet Mitte November 2014 eine maximale Helligkeit von etwa 14.5m.

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Südhemisphärenbeobachter verfolgten ab Anfang 2013 die langsame Entwicklung des Kometen 117P/Helin-Roman-Alu (P=8.29a), der Ende März 2014 das Perihel seiner gering elliptischen Bahn passierte. Die Schätzungen bestätigen den bekannten hohen Aktivitätsfaktor, wobei aber die Helligkeitsparameter nicht sinnvoll bestimmt werden können. Im August 2014 erreichte er eine maximale Helligkeit von 13.0m und war damit etwa 1m heller als ursprünglich erwartet. Der Durchmesser der mäßig verdichteten (DC 4) Koma wurde zu etwa 0.5' bestimmt.

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Der Komet 134P/Kowal-Vavrova (P=15.56a) wurde im Frühjahr 2014 deutlich heller als erwartet. Er passierte sein Perihel Ende Mai im südöstlichen Teil des Sternbilds Jungfrau und wurde im Mai immerhin 13.1m hell. Insgesamt wurden mir 50 Beobachtungen bekannt, die eine zeitabhängige Entwicklung andeuten, welche zudem vor (m0=12.0m / nt=0.005) und nach (m0=12.5m / nt=0.005) dem Perihel etwas unterschiedlich verlief. Der Durchmesser der eher gering verdichteten (DC 3) Koma wurde auf etwa 1.0' geschätzt. Walter Kutschera beobachtete am Abend des 25.5. ein mäßig kondensiertes Nebelfleckchen, das leicht elongiert wirkte. Laut Uwe Pilz war der Komet am 30.5. zwar ein schwieriges, aber eindeutig erkennbares Objekt.

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Am 29. Mai 2014 passierte der Komet 209P/LINEAR (P=5.03a) die Erde im Abstand von nur 0.055 AE; nur 8 dokumentierte Erdpassagen von Kometen erfolgten in noch geringerer Distanz. Trotz dieser geringen Distanz wurde lediglich eine Helligkeit von 12-14m erwartet, da es sich um einen nur sehr schwach aktiven Kometen handelt.
Die mir bekannt gewordenen 60 visuellen und CCD-Beobachtungen weisen eine ungewöhnliche Helligkeitsentwicklung aus, die mit den Parametern m0=18.5m / n=0 am besten dargestellt werden kann. Dies bedeutet aber, dass die heliozentrische Helligkeit des Kometen über drei Monate hinweg konstant blieb, obwohl sich die Sonnendistanz von 0.98 auf 1.57 AE vergrößerte. Dies ist nur möglich, sofern der Komet eine stetig zunehmende Aktivität über die gesamte dokumentierte Sichtbarkeit hinweg aufrechterhalten konnte. Als Maximalhelligkeit ergibt sich 12.2m am 29. Mai.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser stieg kurzfristig bis auf das Maximum von 1.0' (4.000 km) um den 25. Mai an, um gleich wieder auf unter 0.3' zurückzugehen. Die Genauigkeit der Komaschätzungen nach dem 10.6. ist unsicher. Der gemeldete konstante scheinbare Komadurchmesser würde nach dem Rückgang bis auf 1.000 km Ende Mai eine erneute Ausdehnung der Koma auf bis zu 6.000 km Anfang August bedeuten. Der Kondensationsgrad wurde zwischen dem 20.5. und dem 5.6. auf etwa DC 7 geschätzt. Ein nach ESE gerichteter Schweif konnte zwischen dem 15. und 25. Mai festgestellt werden, wobei dessen Länge 0.5° (90.000 km) erreichte.
Jenniskens sagte Mitte Mai das Erscheinen eines von diesem Kometen verursachten neuen Meteorstroms voraus. Die Meteore sollten am 24. Mai zwischen 6:03 UT und 8:09 UT aus dem Sternbild Giraffe fallen. Da die Erde die Kometenbahn nahe deren Perihel kreuzt, würden die Meteore eine Relativgeschwindigkeit von nur 19.4 km/s aufweisen. Tatsächlich wurde am 24. Mai zwischen 0hUT und 11hUT im Radiowellenbereich (Meteore zwischen 6-7m) eine verstärkte Aktivität aus der Richtung des errechneten Radianten beobachtet, die ihr Maximum zwischen 7h30 UT und 8hUT erreichte. Die ermittelten Geschwindigkeiten lagen bei 21 km/s. Visuelle Beobachter ermittelten eine maximale ZHR von etwa 15 (CBET 3886, IMO-Internetseite).
Breitband-Photometrie von Carl Hergenrother zwischen dem 10.2. und 10.3. ergaben eine Rotationsperiode von 10.93 oder 21.86 Stunden, wobei die längere Periode wahrscheinlicher ist. Der Farbindex sowie die lineare Beziehung zwischen dem Phasenwinkel und der Kernhelligkeit weisen auf einen typischen Kometen der Jupiterfamilie mit einer Albedo von >0.08 und einem Kerndurchmesser zwischen 1.9 km und 4.9 km hin. Der Kern wird in der Sonnendistanz 1.4 AE aktiv und stellt seine Aktivität nach dem Perihel im gleichen Abstand wieder ein (CBET 3869/70). D. Schleicher ermittelte anhand von Schmalband-Photometrie vom 19. Mai (r = 0.99 AE) extrem geringe Produktionsraten, die erklären können, warum dieser periodische Komet erst vor 10 Jahren entdeckt wurde. Die Wasserproduktionsrate lässt auf eine aktive Fläche von nur 0.01 km2 schließen (CBET 3881). Walter Kutschera beobachtete am 23./24.5. ein sternförmiges Objekt mit sehr schwacher Koma, das ohne seine Bewegung kaum von einem Stern zu unterscheiden war.

Andreas Kammerer


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