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2P/Encke

2013


Im Laufe des August 2013 sollten Besitzer größerer Instrumente den Kometen 2P/Encke (P=3.30a) erstmals visuell erfassen können. Wie hell er dann sein und in welcher Weise er sich danach entwickeln wird, dazu gibt es unterschiedliche Ansätze. Gemäß dem ICQ wird er den Parametern m0=11.5m / n=6 folgen, was bedeutet, dass er erst um den 20. August heller als 16.0m wird, und Anfang Oktober 10.0m hell sein sollte. Gemäß meinen Auswertungen verhält sich der Komet unüblich und folgt eher der Formel m = 5.6m + 5×log D + 4.5×r. Damit sollte er die 16. Größenklasse bereits Anfang August erreichen und bis Anfang Oktober 9.0m hell werden. Auf jeden Fall wird der Komet in den ersten Wochen extrem diffus sein. Rasch heller werdend, nähert er sich der Erde bis Mitte Oktober auf 0.48 AE an, so dass die Koma insgesamt weiter eine geringe Flächenhelligkeit aufweisen dürfte. Der Komet wandert vom Sternbild Widder über den Luchs in die Jungfrau wo er Mitte November für mitteleuropäische Beobachter über dem östlichen Morgenhorizont verschwinden wird.

Der Komet folgte auch in der aktuellen Sichtbarkeit der für diesen alten periodischen Schweifstern typischen Entwicklung, wie 25 Beobachtungen von 6 FGK-Beobachtern sowie 90 internationale Beobachtungen ausweisen. Der Komet zeigt eine ungewöhnliche Helligkeitsentwicklung, die in dieser Sichtbarkeit am besten mit der Formel

m = 5.9m + 5×log D + 4.8×r

dargestellt werden kann. Diese ergibt eine maximale Helligkeit von 7.5m um den 15. November. Alternativ hierzu, wenn auch nicht ganz so gut, kann die Entwicklung mit der klassischen Formel

m = 10.9m + 5×log D + 10.0×log r

angepasst werden, die eine maximale Helligkeit von 6.3m im Perihel ergibt.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Interessanterweise deutet das Diagramm einen signifikanten Helligkeitsrückgang nach dem 11. November an. Einige Beobachter beschreiben den Kometen zu diesem Zeitpunkt als sehr unauffällig und nahezu stellar. Dies bedeutet, dass die in den Tagen zuvor stark verdichtete Koma hoher Flächenhelligkeit wohl extrem diffus geworden ist, so dass – insbesondere vor dem in jenen Tagen deutlich von der Dämmerung aufgehellten Hintergrund - nur noch die innere Koma erkennbar war, was auch in den Komaschätzungen angedeutet ist.

Die Koma maß bei Sichtbarkeitsbeginn 2.5' (125.000 km). Da sich der Komet der Erde näherte (bis auf 0.478 AE am 17.10.) vergrößerte sie sich in den folgenden Wochen und erreichte um den 25. Oktober 9' (225.000 km). Danach führte die sich wieder vergrößernde Distanz zur Erde sowie die Annäherung an die Sonne zu einer deutlichen Verkleinerung bis auf 1.5' (65.000 km) zum Sichtbarkeitsende. Bis Ende September blieb die Koma extrem diffus (DC 0-1). Es folgte eine Phase (bis zum 25. Oktober), in der sie sich langsam verdichtete (bis auf DC 3-4). Danach verdichtete sie sich deutlich rascher und erreichte um den 10. November den Maximalwert von DC 8. Anfang November konnten einzelne Beobachter auch den hellsten Teil des in nordwestlicher Richtung orientierten Schweifs visuell sichten (bis auf eine Länge von 0.3°), der aber aufgrund der Hintergrundhelligkeit, bedingt durch die Dämmerung, nicht einfach zu erkennen war.

Am Morgen des 30.9.13 beobachtete Walter Kutschera den Kometen mit seinem 54cm-Reflektor plus WATEC-Kamera: er schätzte die Helligkeit der mäßig verdichteten, 5' großen Koma, die Faserstrukturen zeigte, auf 12.3m. Andreas Kammerer beobachtete am 2.10. im 12"SC, 75x eine extrem diffuse Koma, die sich schwach vor dem Himmelshintergrund abhob; der Komet war dennoch besser erkennbar als ISON am gleichen Morgen. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am 3.10. eine fächerförmige Koma mit Faserstruktur und ausgeprägtem Zentralbereich. Andreas Kammerer beobachtete am 12.10. im 12"SC eine recht große, zum Zentrum hin leicht verdichtete Koma, die trotz geringer Flächenhelligkeit gut erkennbar war. Walter Kutschera notierte eine leicht grünlich erscheinende runde Fläche mit ballförmiger herausgehobener innerer Koma, die im 20-Zöller Faserstrukturen aufwies. Am 29.10. störten Mondlicht und astronomische Dämmerung Volker Kasten bei der Beobachtung des lediglich 24° hoch stehenden Kometen. Andreas Kammerer beobachtete am 31.10. im 12"SC eine deutlich verdichtete, flächenhelle(!) Koma mit kleiner zentraler Verdichtung, in der er auch bei 242x keinen false nucleus ausmachen konnte; auch im 9x63B war der Komet schwach als "Stern" erkennbar. Volker Kasten erhielt bei seiner Schätzung stark streuende Werte, weshalb seine Helligkeit unsicher ist. Gemäß Uwe Pilz war der Komet recht klein und sehr kompakt, so dass er wie ein Kugelsternhaufen wirkte. Bei der Beobachtung von Volker Kasten am 5.11. stand der Komet lediglich 13° hoch; sein DC-Wert ist unsicher, da das Objekt eher nebelsternartig war. Andreas Kammerer beobachtete im 8"SC eine stark verdichtete Koma hoher Flächenhelligkeit, aber ohne erkennbaren false nucleus. Am 12.11. beobachtete er im 8"SC eine überraschend schwache und kleine Koma; die Koma zeigte ein hochverdichtetes kleines Zentrum, das von einer schwachen Koma umgeben war; blickweise meinte er einen kurzen Schweifansatz in nordwestlicher Richtung zu erkennen; allerdings war der Himmel bereits merklich aufgehellt (die Sonnendepression betrug nur noch -12°).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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