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P/2010 H2 (Vales)


Am 16. April 2010 meldete J. Vales die Entdeckung eines außergewöhnlich hellen Asteroiden, den er mit dem 0.6m-Deltagraphen des Crni Vrh Observatoriums in Slowenien im nordöstlichen Teil des Sternbilds Jungfrau - nur 15° von der Oppositionsstellung entfernt - aufgenommen hatte. Weitere Beobachtungen des 12.5m hellen Objekts zeigten im Vergleich zu den Umgebungssternen ein leicht größeres Objekt. Ein Vergleich von Aufnahmen in verschiedenen Wellenlängen wies auf eine Staubkoma hin. Aufnahmen vom 17. April zeigen auf den ersten Blick ein sternförmiges Objekt, deuten aber eine schwache, bis zu 1.5' große Koma an. Eine Catalina Sky Survey Aufnahme von Apr. 15.4 UT zeigt an der erwarteten Position kein Objekt heller als V=20m. Der Komet läuft auf einer Bahn mit einer Umlaufszeit von 7.6 Jahren und befand sich bei der Entdeckung in einer Erddistanz von 2.0 AE. Sein Perihel durchlief er Anfang März und sollte danach langsam schwächer werden. Aufnahmen von P. Birtwhistle zeigten eine Vergrößerung der Koma auf 26x24" zum Zeitpunkt Apr. 17.1 UT und auf 38x34" zum Zeitpunkt Apr. 18.1 UT. K. Hornoch bestimmte den Durchmesser der stark verdichteten Koma am 18. April auf 65x50" mit der großen Achse in PW=55-235°. Visuelle Beobachter gaben die Helligkeit am 19. April mit 11.4m, die Koma mit 1.0x0.8' an. Auch in den folgenden Tagen vergrößerte sich die Koma stetig, sehr ähnlich zum Staubausbruch des Kometen 17P/Holmes. Infrarotspektren vom 20./22. April weisen primär Wassereiskristalle in der Koma nach. Deren Temperatur konnte zu 100 +/- 20 K bestimmt werden (IAUC 9137/39 und CBET 2249/53 sowie MPEC 2010-J87).

Auch die 7 Beobachtungen von 4 FGK-Beobachtern sowie 55 internationale Beobachtungen (bis Anfang September 2010) zeigen eine große Ähnlichkeit zum Staubausbruch des Kometen Holmes - wenn auch um mindestens eine Größenordnung geringer als bei diesem. Da ist zum einen die Helligkeit, die innerhalb von nicht einmal einem Tag von schwächer als 20m auf 11.8m anstieg, was gleichzeitig die maximale Helligkeit darstellt. Diesem steilen Anstieg folgte ein wesentlich langsamerer Rückgang, welcher recht gut mit der Formel

m = 10.1m + 5×log D + 0.002×(t-T)

dargestellt werden kann. Der Komadurchmesser nahm in den ersten 10 Tagen ebenfalls linear auf 1.5' (140.000 km) zu, weicht von dieser Linearität aber danach immer deutlicher ab (20. Mai: 3' = 300.000 km). Was kein Wunder ist: bei Helligkeiten um 12m wird der Punkt, ab dem sich die äußersten Komaschichten nicht mehr vom Himmelshintergrund abheben, früher erreicht. Damit dehnte sich die Koma in den ersten Tagen um 0.15' = 14.000 km pro Tag aus. Sehr ähnlich zum Kometen Holmes auch die Entwicklung des Koma-Kondensationsgrades: von DC 9 auf DC 1-2 zunächst linear, später asymptotisch abfallend.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Koma-Kondensationsgrad

Am Abend des 1.5. beobachtete Walter Kutschera eine runde Koma mit mäßiger Verdichtung, deren Morphologie jener des Kometen 29P im Ausbruch ähnelte. Am 16.5. war der Komet nach Beobachtung von Uwe Pilz sehr schwach geworden; mit indirektem Sehen erkannte er gerade so die schwache Nebelhülle und einen stellaren false nucleus, der schwächer als 14m war. Gemäß Walter Kutschera zeigte sich der Komet am 4.6. auf dem Bildschirm als rundes Objekt mit herausgehobenem Kernbereich, von dem eine schwache Struktur ausging.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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