Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

Interessante schwächere Kometen 2007


Am 3. Juni 2005 konnte R.H. McNaught im Zuge des Siding Spring Survey eine dritte Kometenentdeckung innerhalb von zwei Tagen melden, dieses Mal im westlichen Teil des Sternbilds Südlicher Fisch. Der 18.0m schwache Komet C/2005 L3 (McNaught) wies eine 10" kleine, verdichtete Koma auf. Nach den ersten Bahnrechnungen wird er erst zum Jahreswechsel 2007/08 durch sein recht fernes Perihel gehen (IAUC 8536). In den Jahren 2007 und 2008 könnte er als etwa 15.0m helles Objekt bei seiner Wanderung durch die Sternbilder Schlangenträger und Herkules auch von Amateuren verfolgt werden.
Visuelle Beobachtungen ergaben im Juli 2007 eine Helligkeit von 13.5m und eine 0.7' große Koma. Im Frühjahr 2008 zeigte er sich visuell als etwa 13.0m helles Objekt mit einer 0.8' großen, mäßig verdichteten Koma. Ende 2008 wurde seine Helligkeit auf 14.5m geschätzt. Insgesamt können alle Beobachtungen recht gut mit den Helligkeitsparametern m0=4.0m / n=3 dargestellt werden, was eine maximale Helligkeit von 13.1m im Sommer 2007 und 2008 ergibt.

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Ebenfalls auf Aufnahmen, die im Rahmen des Catalina Sky Surveys angefertigt wurden, entdeckte R.E. Hill am 28. September 2006 einen Kometen im Sternbild Fische (nahe der Grenze zum Pegasus). Der 18.5m helle Komet C/2006 S5 (Hill) wies einen 10" langen Schweif in südwestlicher Richtung auf. Gemäß den vorliegenden Bahnelementen wird er sein Perihel erst im Dezember 2007 durchlaufen und könnte dann 13.0m hell sein (IAUC 8755). Vom Herbst 2007 bis Frühjahr 2008 wäre er, sich durch das Sternbild Zwillinge bewegend, heller als 14. Größenklasse. Er umläuft die Sonne mit einer Periode von knapp 1000 Jahren (MPEC 2006-V22).
Die wenigen publizierten Beobachtungen ergeben eine maximale Helligkeit von 13.5m Ende 2007 und einen Durchmesser der mäßig verdichteten Koma von knapp 1'. Auf einer in der Nacht des 6./7. Oktober 2007 gemachten Aufnahme von Walter Kutschera mit dem 54cm-Reflektor in Verbindung mit der Watec-Kamera zeigte sich der Komet als 13.7m helles Objekt mit einer elongierten, 0.8' großen, gering verdichteten (DC 3) Koma und einem 1.0' langen Schweif. Am 19./20.10. zeigte er eine 13.7m helle, 0.9' messende, mäßig verdichtete (DC 4) Koma und einen 1.2' langen, gebogenen Schweif. In der Nacht 8./9.12. zeigte sich der Komet deutlich heller, mit einer kompakt wirkenden Koma und einem kleinen rautenförmigen Schweifansatz. Am 7./8.1.08 war er als kleines rundes Objekt gut sichtbar. Am Abend des 8.2. konnte er ihn visuell nur noch als schwaches Rund auf Position ausmachen. Am 3./4.3. zeigte sich der Komet im 54cm-Reflektor mit Watec-Kamera als 13.6m helles, 0.7' kleines Objekt, das ein auffälligeres Zentrum (DC 7) aber nur noch eine schwache Koma aufwies. Am Abend des 30.3. konnte er den Kometen nur noch als 14.7m helles, 0.7' messendes, extrem diffuses (DC 1) Objekt auf dem Bildschirm ausmachen.

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Ein bereits am 20. November 2006 am Mt.Lemmon Observatorium im Grenzgebiet Stier/Widder entdecktes asteroidales Objekt der 20. Größenklasse zeigte bei Beobachtungen vom 30. April 2007 seine kometare Natur. Komet C/2006 WD4 (Lemmon) präsentierte eine - gegen den Uhrzeigersinn - spiralförmige Koma von fast 20" Ausdehnung in PW=240°...30°. Eine weitere Beobachtung vom 2. Mai zeigte eine elliptische Koma (12x18") mit der großen Achse in PW=235°. Die Gesamthelligkeit der Koma betrug 14.2m, die zentrale Kondensation wies eine Helligkeit von 15.4m auf. Eine nachträgliche Auswertung von Beobachtungen vom 25. Dezember zeigten, daß die Breite der Strichspur des Kometen ganz leicht größer war als die der benachbarten Sternstrichspuren (IAUC 8835). Der Komet weist eine kleine Periheldistanz auf (q= 0.6 AE). Um den 20. Mai passierte er die Erde im Abstand von nur 0.26 AE. Aufgrund seiner sehr geringen absoluten Helligkeit wurde er dennoch nicht heller als 12m. Infolge der während des gesamten Zeitraums geringen Sonnenelongationen ergab sich lediglich in den letzten Maitagen eine kurze Sichtchance in geringer Höhe über dem abendlichen Westhorizont.

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Am 23. Januar 2007 fand B.A. Skiff in LONEOS-Aufnahmen einen Kometen der 18. Größenklasse im Grenzbereich Großer Bär / Kleiner Löwe. Der Komet C/2007 B2 (Skiff) wies eine knapp 10" kleine, hochverdichtete Koma, aber keinen Schweif auf. Er wird sein Perihel erst im Herbst 2008 durchlaufen und könnte dann 13m hell sein (IAUC 8799 / MPEC 2007-C36). Heller als 14. Größenklasse wäre er von Anfang Januar 2008 (positioniert im nördlichen Teil des Sternbilds Jungfrau) bis Ende 2009. Aufgrund seiner südöstlichen Bewegung wird er allerdings für Mitteleuropa bereits Ende Juni 2008 unsichtbar (dann im Grenzbereich Jungfrau/Löwe/Becher) - etwa zu der Zeit der maximalen Helligkeit.
Die bislang bekannt gewordenen Beobachtungen zeigen eine merkliche Streuung. Im Winter/Frühjahr 2008 war er etwa 13m hell und wies eine knapp 1' große, deutlich verdichtete Koma auf. Eine CCD-Aufnahme des Kometen von Walter Kutschera mit seinem 54cm-Reflektor am 15./16. Dezember 2007 zeigte den Kometen als 14.6m helles Objekt mit einer 0.9' großen, leicht verdichteten (DC 3) Koma. Am 7./8. Januar 2008 schätzte er die CCD-Helligkeit der ansonsten unveränderten Koma auf 14.2m.

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Ein am 10. April 2007 vom LINEAR-Projekt im Grenzbereich Herkules/Leier gefundenes asteroidales Objekt der Helligkeit 18.5m zeigte bei näheren Beobachtungen seine kometare Natur. Komet C/2007 G1 (LINEAR) wies eine fast 10" große Koma der Helligkeit 17.8m auf, die in PW=260° elongiert war. Erste Bahnrechnungen ergaben ein Perihel im Frühjahr 2009 mit einer Maximalhelligkeit von etwa 11m. Weitere astrometrische Beobachtungen zeigten dann jedoch, daß der Komet bereits im November 2008 durch das Perihel laufen und im Sommer 2008 bis zu 12m hell werden könnte (IAUC 8828 / MPEC 2007-H07). Heller als 15m sollte er ab dem Jahreswechsel 2007/08 - sich im Sternbild Schlangenträger aufhaltend - sein. Bis Ende Juli bewegt er sich dann in Richtung des Sternbilds Wolf, wo er für mitteleuropäische Beobachter unter dem Horizont verschwindet.
Die geringe Zahl an publizierten Beobachtungen lassen keine sicheren Aussagen über seine Entwicklung zu. Die Helligkeitsschätzungen können grob mit den bislang verwendeten Parametern m0=5.5m/n=4 in Übereinstimmung gebracht werden. Das Maximum wurde im Sommer 2008 mit 11.5m erreicht, bei einem Komadurchmesser von 2-3' geschätzt.
Am 14./15. März 2008 beobachtete Walter Kutschera den Kometen mit seinem 54cm-Reflektor plus Watec-Kamera. Er schätzte die Helligkeit auf 14.3m, den Durchmesser der mäßig verdichteten (DC 3-4) Koma - innerhalb derer der false nucleus hervortrat - auf 0.7'. Am 29./30.3. zeigte er sich nach seinen Beobachtungen visuell deutlich heller, mit gut kondensierter, elongierter Koma.

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Am 17. April 2007 fand R.H. McNaught auf CCD-Aufnahmen, die im Rahmen des Siding Spring Survey erhalten wurden, einen 16.0m hellen Kometen im Grenzgebiet der Sternbilder Steinbock/Wassermann. Komet P/2007 H1 (McNaught) wies eine 12" große Koma und einen 25" langen Schweif in PW=250° auf. Folgebeobachtungen zeigten eine bis zu 20" große Koma und einen bis zu 2.2' langen Schweif. Gemäß der ersten (Parabel)-Bahn wäre er im Juni durch sein Perihel gelaufen und während der Sommermonate 15m hell geworden. Tatsächlich läuft er aber auf einer elliptischen Bahn mit einer Umlaufszeit von 7.2 Jahren. Sein Perihel wird er Mitte August passieren und könnte zu dieser Zeit, sich im Grenzbereich der Sternbilder Wassermann/Fische/Walfisch aufhaltend, bis zu 14m hell werden (IAUC 8830 / MPEC 2007-L25).
Im September/Oktober 2007 wurde seine visuelle Helligkeit auf etwa 13.0m geschätzt, der Durchmesser der mittelmäßig verdichteten Koma auf knapp 1'. In den Wintermonaten 2007/08 wird er - sich im Sternbild Walfisch bewegend - am Abendhimmel sichtbar sein, während seine Helligkeit langsam zurückgeht.

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Ein am 23. Mai 2007 von G. Garradd im Rahmen des Siding Spring Survey im Sternbild Sextant gefundenes, 19.0m helles asteroidales Objekt zeigte bei detaillierten Beobachtungen durch R.H. McNaught eine 6" kleine, diffuse Koma. Komet C/2007 K3 (Siding Spring) wird sein Perihel erst im Frühjahr 2008 durchlaufen und könnte im Sommer 2008 bis zu 14m hell werden (IAUC 8839). Im Bereich Wassermann/Pegasus stehend, wäre er über viele Monate hinweg mit großen Instrumenten bzw. per CCD zu verfolgen.
Walter Kutschera beobachtete den Kometen am 28./29.6.08 mit seinem 54cm-Reflektor plus WATEC-Kamera: der Komet erschien als 13.3m helles Objekt mit einer 0.9' großen, elongierten, mäßig (DC 4) verdichteten Koma. Am 30./31.7. zeigte er sich als 16.0m helles, 0.6' messendes, sehr diffuses Objekt (DC 2).

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Walter Kutschera beobachtete den Kometen 50P/Arend mithilfe seiner Watec-Kamera und dem 54cm-Reflektor. Dieser zeigte sich damit in der Nacht 17./18.8.2007 als 14.5m helles, 1.2' großes, recht gut verdichtetes (DC 3) Objekt. In der Nacht 12./13.10. zeigte sich dieser mit einer 14.7m hellen, 0.9' messenden, sehr diffusen Koma. In der folgenden Nacht, 13./14.10. bestimmte er die Größe der ansonsten unveränderten Koma zu 1.0'. Am 31.10./1.11. bestimmte er die Helligkeit zu 15.0m, den Durchmesser der stark verdichteten (DC 7) Koma zu 0.8'.

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Vom Kometen 93P/Lovas gingen nur 10 Beobachtungen von 2 FGK-Beobachtern ein. Für eine grobe Auswertung konnten 35 internationale Beobachtungen zusätzlich verwendet werden. Die Helligkeitsentwicklung kann mäßig gut mit der Formel m = 8.8m + 5×log D + 17.5×log r dargestellt werden, was ein Maximum von 12.6m Mitte November 2007 ergibt. Der Komadurchmesser stieg von 0.5' (20.000 km) auf den Maximalwert von 1.1' (50.000 km) Anfang Dezember an, um bis Anfang Januar auf 0.8' (40.000 km) zurückzugehen. War die Koma anfangs noch deutlich verdichtet (DC 4-5), wurde sie in den folgenden Wochen langsam diffuser (Anfang Dezember: DC 3-4, Anfang Januar: DC 2-3). Laut Walter Kutschera zeigte sich der Komet am Abend des 1.12. als gut beobachtbares, mäßig kondensiertes Objekt. Am 8.12. beobachtete er eine kompakte Koma und einen kleinen Schweifansatz. Am 2.1.08 war der Komet deutlich schwächer geworden, aber immer noch gut auszumachen.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

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Bezüglich des Kometen 110P/Hartley gab es Ende 2007 ein wenig Aufregung, da Beobachter meinten, einen doppelten Kern festgestellt zu haben, was sich aber nicht bestätigte. Der Komet wurde deutlich heller als angenommen und erreichte zum Jahreswechsel 2007/08 eine maximale Helligkeit von etwa 14.5m, die er bis mindestens Anfang März beibehielt. Der Komadurchmesser lag bei knapp 0.5'.

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Nachdem beim Kometen 133P/Elst-Pizarro letztmals im Dezember 2002 kometare Aktivität beobachtet wurde, zeigen Beobachtungen vom 11. Juni 2007, dass der Komet - 6 Wochen vor seinem Periheldurchgang - wieder aktiv ist. Beobachtungen mit dem 2.2m-Teleskops der Universität von Hawaii zeigen einen geraden Schweif von 20" Länge in PW=256°. Die Rot-Helligkeit wurde zu etwa 19.5m bestimmt. Damit bestätigt sich die Auffassung, dass es sich bei diesem Objekt um einen eisbedeckten Asteroiden bzw. einen Hauptgürtel-Kometen handelt, der lediglich nahe des Perihels aktiv ist (IAUC 8847).

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Am 12. Oktober 2007 gelang R.H. McNaught die Wiederentdeckung des Kometen Shoemaker-Levy 1 (1990o) im Sternbild Teleskop. Der Komet P/2007 T3 (Shoemaker-Levy) wies eine 10" kleine Koma der Gesamthelligkeit 18.0m auf. Gegenüber den Prognosen ergab sich dT=+4.5 Tage! Der Komet wird sein Perihel Mitte Dezember durchlaufen, dürfte aber nicht heller als 17m werden. Zwischenzeitlich erhielt er die permanente Bezeichnung 192P/Shoemaker-Levy (IAUC 8879/88).
Werner Hasubick gelang eine Beobachtung des Kometen, der wohl im Januar 2008 sein Maximum von etwa 13.5m erreichte - 5m heller, als bei einer durchschnittlichen Helligkeitsentwicklung auf der Basis der Wiederentdeckungshelligkeit zu erwarten gewesen wäre. Dies deutet auf einen extrem hohen Aktivitätsparameter, einen Ausbruch oder eine sehr asymmetrische Helligkeitsentwicklung hin.

Andreas Kammerer


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