Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2004 F4 (Bradfield)


Am 23. März 2004 fand der berühmte australische Kometenjäger W. A. Bradfield (mittlerweile 76 Jahre alt!) einen grob 7-8m schwachen Kometen im Zuge seiner Suche nach Sungrazer-Kometen im Sternbild Walfisch. Der Komet, den er auch am folgenden Tag nochmals auffinden konnte und der den 18. von ihm entdeckte Komet darstellt (wobei alle nur seinen Namen alleine tragen), befand sich nur knapp über dem durch die Dämmerung aufgehellten Horizont. Weitere Bestätigungen gelangen zunächst aufgrund der schlechten Beobachtungsumstände sowie dem schwierig zu identifizierenden Sternenumfeld nicht. Die nächste Beobachtung gelang dann - wiederum Bradfield - erst am 8. April. Einen Tag später konnten R.H. McNaught und T.M. Smith den Kometen mit einem 12x120-Fernglas bestätigen; sie schätzten die Helligkeit der 0.5' kleinen, stark kondensierten, blauen Koma auf grob 5m; zudem machten sie schemenhaft einen etwa senkrecht zum Horizont stehenden, 2' kurzen Schweif aus. Schließlich gelang T. Lovejoy am 11. April eine CCD-Aufnahme, die eine grob geschätzt 3.5m helle Koma und einen 0.5° langen Schweif zeigte. Aufgrund der extrem schlechten Sichtbedingungen konnte die Bahn bis zum 13. April nur grob bestimmt werden (IAUC 8319/20). Erst als der Komet dann ab dem 15. April für vier Tage im SOHO-Gesichtsfeld sichtbar wurde, konnten die Bahnelemente verbessert werden (was aber nur in überraschend geringfügigem Maße erforderlich war). Demnach passierte der Komet sein Perihel am 17. April in nur 0.17 AE Sonnendistanz. Zunächst war angenommen worden, daß die Maximalhelligkeit bei 2m liegen würde, doch wiesen die SOHO-Aufnahmen eher auf eine Helligkeit zwischen 0m und 1m hin, womit die absolute Helligkeit auch oberhalb der magischen Grenze zu liegen kommt, unterhalb welcher ein Auseinanderbrechen wahrscheinlich ist.

Der Komet stahl für einige Tage nach dem 22. April dem lange erwarteten Kometen C/2001 Q4 (NEAT) die Show. Er tauchte an dem Tag als 3.5m helles, hochverdichtetes Objekt in der hellen Dämmerung auf. In den folgenden Tagen gewann er an Horizonthöhe, doch ging parallel dazu - wie erwartet - die Helligkeit rapide zurück. Das Beeindruckende an dem Kometen war aber der lange, dünne Schweif (der Ähnlichkeiten mit dem des Kometen Ikeya-Seki zeigte), der über viele Grad hinweg verfolgt werden konnte und nahe dem Kopf eine ziemlich hohe Flächenhelligkeit aufwies. Doch genau so wie die Helligkeit ging auch die Schweiflänge in den folgenden Tagen rasch zurück. Die Helligkeitsentwicklung kann sehr gut mit der Formel

m = 8.3m + 5×log D + 8.3×log r

simuliert werden, was eine maximale Helligkeit von ca. 2.0m im Perihel ergibt. Dies kann aus den nur 5 visuellen Beobachtungen von 3 FGK-Beobachtern sowie 100 internationalen Beobachtungen (bis Mitte September 2004) geschlossen werden. Ab Ende Mai beschleunigte sich der Helligkeitsrückgang aber etwas, wie das Diagramm aufzeigt.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Die Entwicklung des Komadurchmessers kann nur bedingt dargestellt werden. Die ersten Beobachtungen nach dem Perihel geben einen Durchmesser von etwa 1-2' an, doch waren diese Schätzungen naturgemäß stark von der Dämmerung beeinflusst. Eine Vergrößerung der Koma nach der nahen Perihelpassage ist die Regel, nur die Frage, in welchem Umfang diese stattfand, kann nicht genau beantwortet werden. Im Maximum betrug der scheinbare Komadurchmesser Mitte Mai etwa 7'. In der Folge nahm er dann - zunächst rasch, nach dem 20.5. langsam - ab und lag Ende Juni bei nur noch etwa 1.5'. Der absolute Komadurchmesser ergibt sich aus den Beobachtungen zu etwa 40.000 - 80.000 km nach seinem Auftauchen am Morgenhimmel. Im Maximum betrug er 400.000 km und ging bis Ende Juni wieder auf 150.000 km zurück. Der Verdichtungsgrad war zu Beginn extrem hoch (DC 8-9) ging aber in den folgenden Wochen stetig zurück (Ende Juni: DC 1). Dieser extrem geringe Kondensationsgrad könnte ein wesentlicher Grund dafür sein, daß die Beobachtungen Ende Juni abbrechen.

Die visuelle Schweiflänge wurde in den ersten Tagen ebenfalls von den schlechten Sichtbarkeitsbedingungen stark beeinflusst. Die allgemein geschätzte maximale Schweiflänge wurde am 28. April mit 8° (22 Mill. km) erreicht. In den folgenden Tagen ging diese rasch zurück; letzte Sichtungen (von nur noch 0.3°) gelangen um den 20. Mai. Der Positionswinkel lag sehr konstant bei ziemlich genau 300°.

Der Komet zeigte, während er durch das SOHO-Gesichtsfeld zog (15.-19. April) deutliche Streamer im Staubschweif, die lt. Sekanina auf eine Rotationsperiode des Kerns von etwa 0.5 Tagen hinweisen (IAUC 8326).

Michael Jäger gelang bereits am Morgen des 22. April eine Aufnahme, die eine kleine Koma mit sehr heller zentraler Kondensation und - trotz heller Dämmerung - einen deutlichen Staubschweif zeigte. Er schätzte die Helligkeit sehr grob auf etwa 3m. Am folgenden Tag erschien ihm der Komet bereits deutlich schwächer geworden zu sein (ca. 4m). Maik Meyer beobachtete den Kometen am Morgen des 1.5. bei Mond und horizontnahen Cirren; die Vergleichssterne befanden sich in der selben Höhe wie der Komet; trotz der schlechten Bedingungen war der Schweif überraschend deutlich zu erkennen. Am Morgen des 20.5. beobachtete er eine undeutlich begrenzte Koma; der Einsatz eines Lumicon Swan-Band-Filters brachte keine Kontrastverstärkung.

Andreas Kammerer

FGK-Beobachtungen


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