Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

Interessante schwächere Kometen 1999


Die erste Kometenentdeckung des Jahres 1999 konnte Justin Tilbrook am 12. Januar vermelden. Der zweite von dem Australier entdeckte Komet zeigte dabei eine relativ große scheinbare Bewegung, die auf eine nicht zu große Erddistanz schließen ließ (0.6 AE). Komet C/1999 A1 (Tilbrook) stand als 10.5m helles Objekt im südöstlichen Teil des Sternbilds Wassermann und wies trotz der geringen Erddistanz lediglich eine Koma von etwa 1' auf, mit einer Andeutung eines false nucleus. CCD-Beobachtungen am folgenden Tag bestätigten die kleine Koma und zeigten einen gerade noch erkennbaren, 3' langen, breiten Schweif sowie einen false nucleus mit einer Helligkeit von etwa 12.5m (IAUC 7084/85). Die späte Entdeckung ist verwunderlich, erreichte Komet Tilbrook doch eine geringste Erddistanz von nur 0.30 AE in den Weihnachtstagen und hätte eine Helligkeit um 10m aufweisen müssen – allerdings bei einem Durchmesser von 5'! Anfang Dezember wäre er zwar erst 12m hell gewesen, hätte aber Deklinationen um +80° aufgewiesen. Eventuell haben wir hier ein weiteres Exemplar ähnlich C/1998 K5 (LINEAR) vor uns, das nicht mehr sehr aktiv ist. Hierauf deutet auch die sehr geringe absolute Helligkeit. Komet Tilbrook wanderte in den folgenden Wochen weit an den Südhimmel und war von uns aus nicht mehr zu beobachten.
Die insgesamt 40 veröffentlichten Beobachtungen können mit viel gutem Willen durch die Standard-Helligkeitsparameter m0=12.0m / n=4 dargestellt werden, womit man zu einer maximalen Helligkeit von etwa 9.5m um die Weihnachtstage kommt. Der Komadurchmesser betrug etwa 2.5'.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
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Am 26. Mai fand das LINEAR-Team einen Kometen im Grenzgebiet Schwan/Pegasus. Komet C/1999 K8 (LINEAR) zeigte sich als 17m schwaches Objekt mit einer immerhin 30" großen Koma gefunden (IAUC 7182). Er kommt erst Anfang 2000 ins Perihel, wird aber wohl maximal 14-15m hell.
Der Komet zeigte eine hohe absolute Helligkeit und den (fär die große Periheldistanz) hohen Aktivitätsfaktor: m = 0.5m + 5×log D + 15.5×log r. Seine maximale Helligkeit betrug 13.2m. Der Komadurchmesser stieg von anfangs 0.5' (120.000 km) auf maximal 1.4' (250.000 km) im November 1999 an. Danach sank er wieder auf 1.2' (220.000 km) ab. Der Kondensationsgrad verharrte recht konstant bei DC 3.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

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Auf Aufnahmen vom 14. Oktober 1999 im Sternbild Pegasus wurde ein Objekt gefunden, welches sich bei näherer Betrachtung als 16.5m schwacher Schweifstern herausstellte. Komet C/1999 T2 (LINEAR) wies einen 20" kurzen Schweif in PW=100° auf (IAUC 7280/81). Bis Ende August 2001 gingen 24 FG-Beobachtungen ein, die zusammen mit 195 internationalen Beobachtungen das folgende Bild ergeben: Die Helligkeitsentwicklung kann relativ gut mit der folgenden Formel simuliert werden, die einen überraschend geringen Aktivitätsfaktor ausweist: m = 9.2m + 5×log D + 2.9×log r. Damit ergibt sich ein erstes Helligkeitsmaximum von 13.0m im August 2000 und ein weiteres von 12.8m Mitte April 2001. Sofern der Aktivitätsfaktor weiterhin so klein bleiben sollte, bliebe dieser Komet auch im Jahr 2002 noch mit Amateurmitteln auffindbar! Der Komadurchmesser stieg von 0.7' (135.000 km) zu Sichtbarkeitsbeginn auf 1.3' (200.000 km) im Jahr 2000 an - mit einem leichten Rückgang auf 1.1' (160.000 km) während des Sommers. Während des Frühjahrs 2001 scheint er kurzfristig von 1.7' (210.000 km) auf 1.6' (200.000 km) angestiegen zu sein. Die Koma war stets mäßig kondensiert, wobei der DC-Wert leicht von anfangs DC 4 auf jetzt DC 3 zurückging.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

K. Hornoch konnte auf CCD-Aufnahmen mit seinem 35cm-Reflektor mehrfach einen Gegenschweif beobachten (Länge/PW): Apr. 24.89: 4.0'/51°, Mai 10.92: 3.0'/46°, 20.95: 5.0'/57°, 24.94: 7'/50°. Der Hauptschweif war am 24.4. 1.1' lang (PW=150°) und am 20.5. 1.5' (PW=175°); am 24.5. war ein zweiter, breiter, 1.8' langer Schweif in PW=104° erkennbar, zudem konnte ein sehr heller, 0.6' langer Jet in PW=270° und ein deutlich schwächerer, 0.5' langer Jet in PW=200° festgestellt werden. CCD-Beobachtungen des Spaniers J. Manteca mit einem 31cm-Schmidt-Cassegrain am 23. Mai ergaben eine R-Helligkeit von 15.0m (IAUC 7633).

Michael Jäger fotografierte den Kometen mit seinem 30cm-Deltagraphen am Morgen des 3. und 7. Mai 2000 als 13.8m helles Objekt mit einer 0.7' großen, deutlich verdichteten und elongierten Koma. In der Nacht 1./2.6. konnte Dieter Schubert den Kometen in seinem 8"SC als sehr schwieriges, nur indirekt erkennbares Objekt ausmachen; das Objekt war eindeutig länglich, so daß er vermutete, es handele sich um einen Schweifansatz von 25" Länge. In der gleichen Nacht wies der Komet im 54cm-Newton von Walter Kutschera eine sternartige zentrale Kondensation und schwache Koma auf, die trotz geringer Mitternachtsdämmerung erkennbar war; zuweilen zeigte sich die Koma bei 180x leicht elongiert. Am 4. Juni schätzte er Michael Jäger die Helligkeit des Kometen auf 13.5-14.0m. Am 27.6. schätzte er die Helligkeit des stark kondensierten, 0.5' messenden Kometen auf seinen Fotografien mit dem 30cm-Deltagraphen auf 13.5m und am 2.7. auf 13.3m. Am 4./5.8. zeigte sich der Komet Walter Kutschera als mäßig kondensiertes Nebelfleckchen, das im Achtzöller unter guten Bedingungen gerade noch auszumachen war. Am 23.10. konnte er ihn im 54cm-Reflektor hingegen nur noch als schwache Aufhellung erkennen. Laut Walter Kutschera zeigt sich der Komet am 18.11. als gut kondensiertes Objekt mit relativ schwacher Koma. Nach Beobachtungen von Walter Kutschera zeigte sich der Komet am 12/13. Mai 2001 als deutliches, mäßig kondensiertes Nebelfleckchen. Dieter Schubert gelang es am Morgen des 24. Mai nicht, den Kometen mit seinem 31.8cm-Reflektor zu beobachten; er schätzte ihn daher auf schwächer als 13m. Hingegen konnte Philipp Kammerlohr den Kometen in der folgenden Nacht, 24./25.5., in seinem 12.5"-Reflektor zwar nur indirekt nach längerer Beobachtungsdauer, aber eindeutig, erkennen.

Andreas Kammerer


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