Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/1998 U5 (LINEAR)


Frank Shelly meldete am 30. Oktober 1998, daß ein von LINEAR gefundenes Objekt mit Sicherheit ein Komet ist. Der durch das Sternbild Zwillinge wandernde Komet C/1998 U5 (LINEAR) wurde auf 14m geschätzt und zeigte eine diffuse Koma und einen nach Westen gerichteten, 2' langen Schweif (IAUC 7044/45). Weitere Beobachtungen ergaben einen Periheldurchgang im Sonnenabstand von 1.2 AE für die zweite Dezemberhälfte (IAUC 7044/45).

Der Komet wies in den zwei Wochen nach der Entdeckung einen extrem hohen Aktivitätsparameter auf, der deutlich auf einen Ausbruch hindeutet, wie die 65 Beobachtungen von 11 FG-Beobachtern und die hinzugenommenen 130 internationalen Beobachtungen zeigen. Wurde er bei der Entdeckung nur auf 14m geschätzt, so waren es nur 2 ½ Wochen später bereits 8.3m! Wenn die Entdeckungshelligkeit auch sicherlich - wie häufig bei professionellen Beobachtern - um 2 - 3m zu niedrig angesetzt gewesen sein dürfte, so zeigt eine Darstellung der heliozentrischen Helligkeit doch ganz deutlich ein Ausbruchsverhalten in den ersten Tagen. Danach blieb der Aktivitätsparameter aber weiter recht hoch.

vor dem Perihel: m = 8.2m + 5×log D + 15×log r

nach dem Perihel: m = 8.7m + 5×log D + 9×log r

Doch nicht nur die Helligkeitsentwicklung zeigte eine rasante Entwicklung, auch die Koma dehnte sich bis zur größten Erdnähe (0.444 AE am 16.11.) rasch aus. Der scheinbare Komadurchmesser stieg in den ersten 14 Tagen rasant von 2' auf 11' an. Danach kam es zu einem raschen Rückgang auf 6', der von einem langsameren Schrumpfen auf 2.5' im Januar und 1' im Mai gefolgt wurde. Für einen Ausbruch spricht auch die Entwicklung des absoluten Komadurchmessers. Dieser stieg in den ersten zwei Wochen von 70.000 km auf 275.000 km an, ging danach zunächst rasch auf 200.000 km, später langsamer auf 100.000 km zurück. Der Kondensationsgrad lag anfangs bei DC 5, sank jedoch relativ schnell auf DC 2-3 und liegt aktuell bei DC 2. Visuelle Schweifsichtungen gab es fast nur im November (0.1° = 300.000 km).

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Am 8./9. Dezember gelang es K. Dennerl, J. Englhauser und J. Trumer vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik, auch diesen Kometen im Röntgenbereich (< 1 keV) nachzuweisen (IAUC 7066).

Maik Meyer findet am 12./13.11., daß der Komet mit einem Lumicon Swan-Band-Filter konzentrierter und heller erscheint. Andreas Kammerer kann den Kometen am 17./18.11. und 18./19.11. in einem 9x63-Fernglas als schwachen, großen Nebelfleck mit einer geringen Konzentration zur Mitte hin beobachten. Volker Kasten erscheint der Komet am 17./18.11. als großer "diffuse glow"; der Komet ist im 14x100B im sternreichen Gebiet der Cassiopeia ziemlich schwierig. Am 18./19.11. beschreibt Heinz Kerner die zentrale Kondensation als auffällig, aber nicht sternförmig und die äußere Koma als diffus und von geringer Flächenhelligkeit. In der folgenden Nacht, 19./20.11., ist die zentrale Kondensation laut seinen Angaben schwächer geworden. David Bender gibt für den 20./21.11. folgenden Bericht: "Der Komet zeigte eine runde Koma mit einer starken Helligkeitszunahme zur Mitte hin. Blickweise konnte ich ein sternförmiges Zentrum erkennen. Weiterhin war ein Schweifansatz von ca. 2' Länge sichtbar. Aufgrund eines nahen Sterns war die sehr schnelle Bewegung des Kometen deutlich erkennbar." Michael Möller meldet für den 21./22.11. einen sternförmigen, 10.5-11m hellen false nucleus. Heinz Kerner nennt die zentrale Kondensation nicht mehr so auffällig. Die leicht diffuse Koma zeigt laut Walter Kutschera am 22./23.11. wunderschöne Faserstrukturen mit Helligkeitsunterschieden, die zum Schweifansatz hin als Jetstruktur weggeblassen werden; die zentrale Kondensation hebt sich als leicht defokusiertes Pünktchen in einer ovalen Aufhellung von der Koma ab. Gegenüber seiner vorangegangenen Beobachtung war die Konzentration der Koma zum Zentrum hin laut David Bender am 8./9.12. sichtlich geringer: der Schweif jedoch hatte an Deutlichkeit gewonnen und war über eine Länge von 3' verfolgbar. Am 9./10.12. ermittelt Michael Jäger fotografisch eine Helligkeit von 9.2m, eine 4' große Koma und einen 15' langen Schweif. In der Nacht vom 10./11.12. konnte Heinz Kerner keine zentrale Kondensation mehr erkennen. Laut Wolfgang Kriebel war die äußere Koma am 15./16.12. ziemlich diffus und schlecht begrenzt. Drei Nächte danach, am 18./19.12., erschien ihm der Komet diffuser geworden zu sein. Am 6./7.1.99 ist Andreas Kammerer überrascht, welch einfaches Objekt der Komet noch immer ist: die Koma erscheint ihm besser definiert und mit deutlicherer Konzentration zur Mitte hin als bei der Beobachtung Mitte Dezember.
Am Morgen des 20.4. kann Walter Kutschera den Kometen als Nebelfleckchen erkennen; die Position, nur 1.6' von einem GSC-Stern entfernt, machte das Auffinden recht leicht. Am 13.5. meldet er eine gleichbleibend strukturlose Koma. Werner Hasubick gelingt es am 24./25.5. nicht, den Kometen mit dem 44cm-Reflektor aufzufinden.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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