Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/1998 P1 (Williams)


Am 10. August 1998, also praktisch bei Vollmond, entdeckte der australische Amateur Peter Williams per Zufall einen 9.5m hellen Kometen im Grenzbereich Südliches Dreieck/Zirkel beim Veränderlichenbeobachten. Komet C/1998 P1 (Williams) wies im 30cm-Reflektor visuell eine 4' große, diffuse Koma auf und zeigte eine zentrale Kondensation der 13. Größenklasse (IAUC 6986/AFZ 610). Weitere Beobachtungen zeigten, daß der Komet sein Perihel erst im Oktober erreichen, in der Folge steil nach Norden wandern und etwa Anfang Dezember von Mitteleuropa aus sichtbar werden könnte.

Der erste, der den Kometen nach seiner Konjunktion mit der Sonne wieder sichten konnte, war Alan Hale (am 15.11.). Ihm gelang am 22.11. auch die erste sichere Schätzung (10x70B) mit 9.4m (IAUC 7058). Damit präsentierte er sich etwa eine Größenklasse schwächer als erwartet. Im Winter bescherte uns der Komet eine gewisse Überraschung. Entgegen den Erwartungen nahm seine Helligkeit nur sehr langsam ab, so daß für die nachfolgende Auswertung immerhin 44 Beobachtungen von 10 FG-Beobachtern und 150 internationale Beobachtungen berücksichtigt werden konnten.

Stieg die Helligkeit vor dem Perihel noch rasch an, wie die wenigen Beobachtungen andeuten, so zeigte sich nach dem Perihel ein deutlich anderes Bild: die absolute Helligkeit war zwar zurückgegangen, doch ergab sich nun nur noch ein kleiner Wert für n, was eine nur langsame Helligkeitsabnahme zur Folge hatte. Allerdings nur bis Anfang Februar. Seitdem entfernt sich der Komet sowohl von der Sonne als auch von der Erde und wird nun wesentlich rascher schwächer. Erklärbar wäre dieser Verlauf mit der Annahme, daß ein dominierendes Aktivitätszentrum erst kurz vor der Entdeckung die Tätigkeit, zunächst mit großen Produktionsraten, aufnahm. Der Helligkeitsverlauf kann mit folgenden Formeln gut wiedergegeben werden:

vor dem Perihel:  m = 5.5m + 5×log D + 16.5×log r.

nach dem Perihel: m = 7.6m + 5×log D + 6.2×log r.

Der Komadurchmesser lag vor dem Perihel ziemlich konstant bei 5'; nach dem Perihel stieg er von anfangs 3.5' auf 5' Mitte Februar an. Kurz danach kam es zu einem raschen Rückgang auf unter 2' und bis zum Sichtbarkeitsende nahm er auf 1.5' ab. Der absolute Komadurchmesser stieg vor dem Perihel steil von 200.000 km auf 330.000 km an. Nach dem Perihel schrumpfte er kontinuierlich von 310.000 km auf 200.000 km. Die Koma war vor dem Perihel gut kondensiert (DC 5); danach zeigte sich der Komet diffuser: der Kondensationsgrad ging von DC 3-4 auf DC 1-2 zurück. Schweifsichtungen waren sehr selten und lagen bei etwa 0.25° (ca. 2 Mill. km).

Am Morgen des 18.12. zeigte der Komet laut David Bender eine runde, etwa 3' messende Koma mit einer deutlichen Konzentration zur Mitte hin. Maik Meyer erschien die zentrale Region durch ein Lumicon Swan Band Filter dichter. Volker Kasten erschien das Helligkeitszentrum der Koma nach OSO hin versetzt zu sein. Am 30.12. hebt sich laut Walter Kutschera die innere Koma als gut kondensiertes Oval von der schwachen, leicht elongierten äußeren Koma ab. Volker Kasten berichtet am gleichen Morgen, daß die nahe Galaxie NGC 4697 erheblich leichter zu sehen und in ihren zentralen Teilen auch wesentlich flächenheller als der Komet war. Am 16./17.1. wies der Komet laut Walter Kutschera eine große Koma mit wunderschöner Faserstruktur, einem Materieknoten in PW=15h, der sich leicht von der Koma abhob, sowie einen hellen, ovalen, 4" großen false nucleus auf. Laut Torsten Zörner zeigte sich der Komet am 19./20.1. als diffuses, etwas längliches Nebelfleckchen mit hellerem Zentrum; die Koma war relativ diffus. Michael Jäger konnte am 21./22.1. einen 0.5° langen Schweif abbilden. Andreas Kammerer erkennt am 11./12.2. einen großen, diffusen Nebelfleck, der zur Mitte hin leicht verdichtet ist. Der Anblick am 12./13.2. ist ähnlich, doch ist er nachträglich nicht sicher, ob nicht möglicherweise bereits Cirren an der Position des Kometen vorhanden waren. In der Nacht 13./14.2. zeigt der Komet laut Walter Kutschera noch immer eine gut strukturierte Koma, wobei sich eine innere Koma deutlich abhebt; zudem ist ein gebogener, strukturloser Schweifansatz zu erkennen. Am 15./16.2. war er laut den Angaben von Michael Jäger visuell im 10x70-Fernglas 9.3m hell und wies eine 8x5' große Koma auf (DC 1-2); fotografisch präsentierte er eine 6-7' große Koma und einen 1° langen Schweif. Am 12./13.3. meldet er fotografisch eine Helligkeit von 11.0 - 11.5m sowie eine 1' große, helle Koma, die von einer sehr schwachen äußeren Koma umgeben war; ein 10' langer Schweif konnte ebenfalls ausgemacht werden. Laut Walter Kutschera zeigte sich der Komet am Abend des 17.3. bei zurückgehender Helligkeit zunehmend diffuser; innere Strukturen waren nicht mehr auszumachen. Am 9.4. zeigte er sich nurmehr als flächenhafte Aufhellung.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Andreas Kammerer

FG Beobachtungen


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