Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

21P/Giacobini-Zinner

1998


Vom Kometen 21P/Giacobini-Zinner erreichten uns 101 Beobachtungen von 13 FG-Beobachtern. Zusammen mit 210 internationalen Beobachtungen ergibt sich deutlich eine Zweigliederung der Helligkeitsentwicklung, mit einem langsameren Abfall nach dem Perihel, sowie eine maximale Helligkeit von 8.5m. Die Formeln lauten:

vor dem Perihel: m = 8.5m + 5×log D + 14×log r

nach dem Perihel: m = 9.3m + 5×log D + 10×log r

Dabei verlief die Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel allerdings anders als erwartet. Der Aktivitätsparameter war nicht konstant, sondern ging mit zunehmender Sonnennähe immer weiter zurück, wie die nebenstehende Abbildung verdeutlicht.

Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Zu Sichtbarkeitsbeginn erst 2.5' (170.000 km) groß, erreichte der scheinbare Komadurchmesser seine maximale Ausdehnung in der zweiten Novemberhälfte (5', entsprechend 200.000 km). Bis zum Jahresende ist er auf nur noch 2.5' (120.000 km) und in den folgenden Wochen auf unter 2' (120.000 km) zurückgegangen. Der Koma-Kondensationsgrad fiel von seinem maximalen Wert (DC 5) im November auf etwa DC 3-4 zum Jahresende. In der zweiten Oktoberhälfte gab es zahlreiche Schweifsichtungen bis 0.25° (0.7 Mill. km). Danach nahm ihre Zahl deutlich ab.

Michael Jäger ermittelte anhand seiner fotografischen Beobachtungen das Aktivitätsmaximum in Bezug auf Koma und Schweif für das letzte Oktoberdrittel. Der Komet zeigte praktisch immer nur einen Staubschweif, lediglich am 24.10. konnte auch ein Gasschweif nachgewiesen werden. Die Erde kreuzt die Kometenbahnebene am 5./6. April. In den Tagen davor und danach könnte ein Gegenschweif (wahrscheinlich nur fotografisch) sichtbar werden.

Für Walter Kutschera nimmt die Helligkeit nach seiner Beobachtung vom 1./2.8. allmählich zu, wobei sich die Koma immer deutlicher ausbildet. Michael Jäger bestimmt die Helligkeit auf einer Fotografie vom 17./18.8. zu 12.5m, die 2' große Koma ist lichtschwach und der Schweif mit 3' relativ kurz. Maik Meyer kann am 18./19.8. keine Kontrastverstärkung bei der Verwendung eines Lumicon Swan Band Filters feststellen. Laut Walter Kutschera hat die Helligkeit am 19./20.8. zwar weiter deutlich zugenommen, doch wirkt die Koma visuell immer noch recht schwach.
Auf einer Fotografie vom 10./11.9. bestimmt Michael Jäger die Helligkeit zu 10.5m; die Koma hat einen Durchmesser von 4', und der Schweif eine Länge von 4-5'. Daniel Köhn stellt am Abend des 17.9. einen Schweifansatz in PW=90° fest. Andreas Kammerer hat am 20.9. mit dem geringen Kontrast zwischen dem Kometen und dem relativ hellen Himmelshintergrund zu kämpfen. Walter Kutschera beobachtet am 21.9. einen 4.6' langen Schweifansatz. Am 22.9. beobachtet Maik Meyer eine scheibenförmige, helle zentrale Region, welche von einem schwachen äußeren Halo umgeben ist. Walter Kutschera meldet einen Schweifansatz von 4.2' Länge mit Struktur, die bei PW=114° nach SSW abbiegt. Am folgenden Abend, 23.9., schätzt Michael Jäger den Kometen im 20x70 Fernglas auf 10.1m mit einer 3' großen Koma (DC 3); im 12" SC kann ein 10' langer Schweif ausgemacht werden.
Am 12.10. erscheint Volker Kasten die Koma etwas länglich, mit einer deutlichen, nicht ganz punktförmigen Verdichtung auf der WSW-Seite; diese Verdichtung war etwa 11.5m hell. Für Daniel Köhn ist die zentrale Kondensation deutlich länglich. Für David Bender hat der Komet am 18.10. ein sehr diffuses Aussehen. Volker Kasten meldet ein Helligkeitsmaximum im W-Teil, das aber nicht punkthaft war; diese Konzentration allein war etwa 11.8m hell. Am 19.10. beobachtet Walter Kutschera im 6-Zöller eine helle, elongierte Koma mit deutlicher Kernstruktur. Am Folgeabend, 20.10., schätzt Volker Kasten die Helligkeit des kleinen, nicht punktförmigen Helligkeitszentrums im 8-Zöller auf etwa 11.7m; hingegen erschien der Komet im 14x100 (auf Stativ) als kleines "Nebelbällchen", nur schwach, aber real, die Helligkeitsschätzung ist entsprechend unsicher. Andreas Kammerer hat am gleichen Abend wiederum mit einem hellen Himmelshintergrund zu kämpfen: die Koma war deutlich zur Mitte hin kondensiert und wies einen 13.5m schwachen false nucleus auf. Fotografisch schätzte Michael Jäger den Kometen am 23.10. auf 8.9m mit einer 7' großen Koma und einem breiten, 1° langen Schweif.
Schließlich wirkte der Komet am 11.11. für Andreas Kammerer mit Ausnahme des Kernbereichs recht diffus und zeigte eine überraschend geringe Flächenhelligkeit. Laut Volker Kasten lag das Helligkeitsmaximum am Abend des 11.11. im WSW-Teil der Koma; die zentrale Kondensation war aber nicht punktförmig. Sechs Nächte später, am 17.11., kann er den Kometen gerade noch hastig schätzen, bevor er hinter Wolken verschwindet; zuvor war er andeutungsweise im 14x100B sichtbar und dürfte kaum unter 9.3m gelegen haben. Walter Kutschera berichtet für den 22.11.: "Der Komet zeigt eine schön strukturierte Koma mit Faserstruktur, die zum Zentrum hin deutlich an Helligkeit zunimmt. Der Schweifansatz wirkt leicht diffus, ist indirekt aber gut ausmachbar." Am 9.12. ermittelt Michael Jäger fotografisch eine 6' große, diffuse Koma und einen 20-25' langen Schweif. Schließlich zeigt sich der Komet am Abend des 17.12. laut Walter Kutschera gut kondensiert, mit leicht elongierter Koma.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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