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Hinweise zur Tagbeobachtungen von Kometen
von Uwe Pilz
- Sicherheit! Es muss vermieden werden, dass man ungeschützt in die Sonne blickt. Am besten ist es, das Instrument im Schatten aufzubauen. Das ist aber nicht immer möglich. Na-Filter bieten bei kleinen Öffnungen einen zusätzlichen Schutz. Offene Newton-Tuben vermeiden! Das Sonnenlicht kann sonstwohin reflektiert werden.
- Der Himmel muss streulichtarm sein. Wenn die Sonne eine ausgedehnte
Aureole aufweist, braucht man es nicht erst zu versuchen. Die
Morgenstunden sind generell besser geeignet als der Nachmittag, da
sowohl der Staubanteil im Laufe des Tages steigt als auch die Neigung zu Schleierwolken.
- Die Okulare müssen sehr sauber sein und wenig Streulicht erzeugen. Dies hängt nicht nur von der Bauart (lieber weniger Linsen) als auch vom konkreten Aufbau ab. Manche Okulare spiegeln Unmengen von Aufhellungen ein, wenn die Sonne auf die Frontlinse scheint. Vorher ausprobieren, nicht erst, wenn der Komet am Himmel gesucht wird!
- Wenn möglich, das Instrument beschatten. Hierzu kann eine Pappscheibe auf einem Stativ dienen, die einige Meter vor dem Instrument placiert wird.
- Kleinere Öffnungen bevorzugen, Binokulare bevorzugen. Erfahrungsgemäß lässt sich ein kompaktes helleres Objekt an einem etwas abgedunkelten Himmel besser finden als ein (durch die Minimalvergrößerung) ausgedehntes.
- Filtern: Helle Kometen entwickeln Emissionen in der gelben Natrium-D-Line. Gelbfilter sind nützlich, Na-Schmalbandfilter wohl noch nützlicher.
- Das Auge benötigt eine Fokussierhilfe! Der Blick ins freie Blau führt zu Fokussierversuchen, so dass man selbst auffallende Objekte nicht sieht. Die Situation ist vergleichbar mit Tagbeobachtungen der Venus. Wenn man sie erst einmal hat, kann man kaum noch glauben, dass man sie übersehen konnte. Als Fokussierhilfe eignet sich ein Fadenkreuz, bei Dämmerungsbeobachtungen / tiefstehenden Kometen ggf. weit entfernte terrestrische Objekte.
- Zur Helligkeitsabschätzung können Merkur und Venus dienen, wenn sie einigermaßen in derselben Sonnenentfernung stehen. Da man vom Kometen ohnehin nur den hellsten, inneren Teil der Koma sieht, genügt es, wenig zu defokussieren.
- Ab welcher Elongation kann man Erfolg haben? John Bortle gibt auf Basis eigener jahrzehntelanger Erfahrungen eine Formel, welche für 8 Zentimeter Öffnung und Idealbedingungen (als für wirklich blauen Himmel) gilt: mag = -2,5 + 2 log(e). Hier ist mag die minimales Helligkeit, die ein Komet bei der Elongation e aufweisen muss.
- Überlebt ein sonnenaher Komet das Perihel? Wiederum gibt John Bortle aufgrund eigener Analysen eine Formal an. Die minimale Helligkeit m10 (also bei Annahme von n=4) ist demnach m10(min) = 7,0 + 6 q/AE .
29.1.2013
In Erwartung von C/2011 L4 und C/2012 S1
von F.W. Gerber
Drei Dinge halte ich – neben den üblichen Programmen – für erwähnenswert, weil sie möglich, interessant und forschungsrelevant sind. Das sind:
1 Tagesbeobachtungen
2 Spektralbeobachtungen
3 Beobachtungen in südlichen, wolkenfreien Zonen
Ad 1 – Tagesbeobachtungen
Derartige Beobachtungen sind mir von West 1976 (trotz -3m !) nicht bekannt. Daß bei Hale-Bopp 1997 Tagesbeobachtungen offenbar nicht versucht wurden – jedenfalls habe ich darüber nicht gelesen, halte ich für ein arges Versäumnis. Am Tage dürfte man in der vom Taghimmel ausgeblendeten Koma viel näher an die Kernzone kommen als bei nächtlicher Beobachtung. Das sollte bei beiden Kandidaten versucht werden. Bei q = 0.3 aE könnte Panstarrs gar nicht günstiger stehen, querab und relativ weit von der Sonne bei prognostizierter Helligkeit von -2m im Perihel. Damit macht er fast dem Merkur Konkurrenz, der Mitte Januar in oberer Konjunktion steht – ein ideales Übungsobjekt!
Venus steht zur Zeit seines Perihels ihrerseits kurz vor der oberen Konjunktion, leider macht er einen großen Bogen um sie herum – aber für Tagesbeobachtungen als Übung für ISON ist sie ideal – ich kann darauf nicht oft genug hinweisen (und hatte bei McN 2007 davon profitiert). 1990 habe ich sie mit meinem 25x125 Vixen im Schatten des Turmes auf dem Feldberg im Taunus 34‘ neben dem Sonnenrand beobachtet, beschützt durch zwei Na-Interferenzfilter. 2013 steht sie immerhin per Distanz als Vergleichsobjekt in der Nähe zur Verfügung.
Bei ISON liegen für Tagesbeobachtungen die Dinge im Grunde ähnlich, wenn man von der extremen Perihelpassage einmal absieht. Aber für die gilt: was 1881 möglich war, sollte doch 2013 nicht unmöglich sein. Und wieder: 2° neben der Sonne die Ausströmungen aus dem malträtierten Kern zu beobachten, zu fotografieren oder gar zu filmen, wäre wirklich des Schweißes der Fachleute und der Techniker unter uns wert. Was interessieren mich demgegenüber Helligkeitsformel und Schweiflänge am Nachthimmel!
Ad 2 – Spektralbeobachtungen
Beim Durchstöbern alter Quellen für meinen damals geplanten Beitrag zum Kometenhandbuch (Visuelle Spektroskopie) stieß ich auf interessante Berichte: In großer Sonnennähe schlägt das bekannte Kohlenstoff-Spektrum um in ein Natrium-Spektrum. Das Jahr 2013 bietet die Möglichkeit, dieser Frage nachzugehen. Drei von mir im Laufe der letzten Jahre gemachten Beobachtungen könnte dazu passen.
1) als Hyakutake schon horizontnah stand, sah ich ihn zu meiner Überraschung im Vixen trotz der Na-Filter deutlich (mit einem C²-Spektrum sollte er eigentlich fast unsichtbar sein!) Er stand damals nahe?? Per – es gibt davon noch ein Foto. –
2) Von Hale-Bopp habe ich mehrmals mit meinem supermäßigem Instrumentarium (45°-Prisma vor 3.5/200mm-Tele ohne Nachführung) einige Spektralaufnahmen gemacht. Eine zeigt zwischen Grün und Rot einen hellen gelben Fleck, andere nicht. Ein Datum hatte ich damals nicht notiert, hatte Spaß an der Freud. –
3) C/2006 P1 (McNaught) im Jahre 2007 konnte ich zweimal mittags beobachten, beidemal wieder mit 25x125 und Na-Interferenzfiltern. Einen Bericht darüber hatte ich seinerzeit nicht eingereicht – es gab genug andere; er liegt jetzt auf unseren Internetseiten. Am 13.1. erschien mir der Komet der Venus an Helligkeit vergleichbar, dafür etwas größer und mit diffuserem Rand – bei 25x und etwa 0‘2 Durchmesser . . .; am 14.1. war ich froh, ihn überhaupt im Dunst aufgefunden zu haben. – Diese Daten sind nur Hinweise ohne wissenschaftliche Bestätigung. Doch 2013 könnten die alten Nachrichten von 1900 verifiziert und die Ursache für dieses Verhalten ergründet werden.
Ganz allgemein: jeder Kometenbeobachter sollte inzwischen ein passendes Baader-Gitter für spektrale Beobachtungen verfügbar haben. Ich lebe seit Bennett 1970 in dieser faszinierenden Welt – offenbar noch immer als Robinson. Wann kommt sein „Freitag“?
Ad 3 – Beobachtungsexpedition
Nach dem mit viel Aufwand Dargelegten bedarf dieses Thema keiner großen Rechtfertigung. Jede Sonnenfinsternis treibt Hunderte auf die Reise – sollte das bei ISON nicht auch möglich sein? Und da es ja nicht um Minuten geht, sondern um Stunden und Tage, dürfte ein Erfolg nicht ausbleiben – der Schatten eines der riesigen Instrumente auf dem Cerro Paranal könnte für mobile Beobachter ein idealer Beobachtungsplatz mit Very Large Shadow für einen halbmondhellen Kometen nahe dem Zenit sein. Noch wäre Zeit, daß die fgk konkrete Planungen anvisiert, die neben Reise und Logistik auch die wissenschaftliche Seite einbezieht, zB: was wollen wir / sollten wir in Angriff nehmen? Wer kann mit welchen Instrumenten welches Teilgebiet abdecken? Was würde konkret gebraucht (evt spezielle engbandige Filter – ein Satz Na-Filter für einen gelben Kometen auf schwarzem Hintergrund – Bortle!)? Würde Baader dabei helfen? Planen andere Vereinigungen ähnliches? Wäre eine internationale Kampagne sinnvoll?
Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre . . .
Liebe Trias, auf eure Reaktionen bin ich so gespannt wie auf Panstarrs und ISON. Im Übrigen scheint Panstarrs nach Jahreszeit, Periheldistanz, Helligkeit und Bahn eine Neuauflage von Arend-Roland 1957 zu sein – mein erster Komet.
14.12.2012
Natrium-Schmalbandfilter
von Uwe Pilz
Na-Interferenzfilter gibt es in guter optischer Qualität als Zubehör für die Spektroskopie. Leider sind dort nicht die gängigen Filtergrößen erhältlich, sondern 1-Zoll-Filter mit 21 mm freier Öffnung. Dennoch lassen sich daraus mit geringem Aufwand 1,25"-Okularfilter basteln. Für die fotografische Anwendung an Weitwinkelobjektiven wird es komplizierter. Einige Objektive gestatten mglw. die behelfsmäßige kameraseitige Montage, z.B. mit kleinen Stückchen von Posterstrips. Dadurch verschlechtert sich wahrscheinlich die optische Qualität etwas. Vor allem verschiebt sich aber der Fokus, das muss man vorher ausprobieren. Der günstigste Lieferant ist Thorlabs, der schmalbandige Filter FB590-10 ist m.E. gut geeignet für die Natrium-D-Linien bei 589,0 nm und 589,6 nm. Neben der Beobachtung des Natriumschweifes bietet ein solcher Filter einen gewissen Schutz, wenn doch versehentlich der Sonnenrand ins Blickfeld rückt, Friedrich schrieb hierzu "Vor vielen Jahren brachte mir meine Tochter aus den Staaten 2 Natriumfilter mit ...Die Filter sind gut, auch bei 125mm Öffnung stirbt man nicht, wenn man an den Sonnenrand gerät!" Natürlich rate ich dennoch zu extremer Vorsicht, am besten die Sonne so abschatten, dass die durch den Tageslauf tiefer in den Schatten gerät und nicht herausläuft.
17.12.2012