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C/2010 G2 (Hill)


R.E. Hill entdeckte auf Catalina Sky Survey Aufnahmen vom 10. April 2010 einen 18.5m hellen Kometen im Sternbild Herkules, nahe der Grenze zum Schlangenträger. Komet C/2010 G2 (Hill) wies eine diffuse, 6-8" große Koma und einen 20" langen fächerförmigen Schweif in PW=200° auf. Er wird sein Perihel Anfang September 2011 bei einer prognostizierten Helligkeit von 12m durchlaufen. In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai wird der Komet den Nordpol im Abstand von nur 1.5° passieren, wobei er zu diesem Zeitpunkt nur 0.7° von Polaris entfernt sein wird. Heller als 14m wird er vom März 2011 bis Ende 2011 sein. In diesem Zeitraum bewegt er sich durch die Sternbilder Drache, Kepheus, Kassiopeia, Giraffe, Luchs, Fuhrmann, Zwillinge/Stier, Orion in den Eridanus. Die meiste Zeit über wird er ein Morgenhimmelobjekt sein. Erst gegen Ende der Sichtbarkeit für Mitteleuropa ist er ein Nacht- und schließlich Abendhimmelobjekt. Der Komet bewegt sich auf einer Bahn mit einer Umlaufszeit von etwa 950 Jahren (IAUC 9134 / MPEC 2010-L69).

Der Komet zeigte eine positivere Entwicklung als prognostiziert. Allerdings verlief die Entwicklung nicht standardgemäß, wie 18 Beobachtungen von 6 FGK-Beobachtern sowie 160 internationale Beobachtungen zeigen. Gemäß diesen kann die Helligkeitsentwicklung nur mit Hilfe von zeitabhängigen Formeln halbwegs befriedigend dargestellt werden. Als Maximalhelligkeit ergibt sich 10.0m um den 20. November 2011. Die Helligkeitsformeln lauten:

vor dem Perihel: m = 9.6m + 5×log D - 0.017×(t-T)
nach dem Perihel: m = 9.3m + 5×log D + 0.002×(t-T)

Auch der Komadurchmesser zeigte eine ungewöhnliche Entwicklung. Lag der scheinbare Komadurchmesser bei Sichtbarkeitsbeginn bei nur 0.5', so vergrößerte er sich bis zum Juli 2011 lediglich auf knapp 1.5'. Ab August vergrößerte er sich dann aber deutlich und erreichte Ende September den Maximalwert von 5.5'. Dabei spielt kein genereller Wechsel des verwendeten Instrumentariums eine Rolle! Dieser Wert blieb bis Anfang Dezember konstant. Danach verkleinerte sich die Koma kontinuierlich und maß Anfang März 2012 nur noch 1.0'. Der absolute Komadurchmesser nahm in den ersten Monaten langsam von 75.000 km auf 150.000 km zu. Ab August kam es zu einer raschen Ausdehnung bis auf den kurzfristig erreichten Maximalwert von 450.000 km Mitte September. Zwischen Oktober 2011 und Januar 2012 maß die Koma 325.000 km, schrumpfte danach aber deutlich und maß Anfang März nur noch 150.000 km. Dabei zeigte der Kondensationsgrad eine ungewöhnliche Entwicklung: Zu Sichtbarkeitsbeginn lag er noch bei DC 6-7, ging aber bis Ende Juni kontinuierlich auf DC 4 zurück. Ab Ende 2011 wurde der Kondensationsgrad auf DC 3 geschätzt. Visuelle Schweifsichtungen gingen nur wenige ein. Sie überdecken den Zeitraum September bis November 2011 und erreichten eine maximale Länge von 7' (1.5 Mill. km).

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Mit dem 2m-Bok-Teleskop konnten am 18. November 2011 folgende Gasproduktionsraten (Moleküle/s) ermittelt werden: CN: 2.5×1024, C2: 1.7×1023, C3: 2.2×1022; das C2/CN-Verhältnis liegt damit im Kometen-Normbereich. Der Staubfaktor Af(rho) wurde zu 351 cm bestimmt (IAUC 9241).

Michael Hahn meinte in der Nacht 2./3.5.11 eine längliche Koma zu erkennen. Gemäß Uwe Pilz zeigte sich der Komet am 23./24.5. merklich kondensiert, aber ohne erkennbaren false nucleus. Walter Kutschera beobachtete am Abend des 19.11. eine transparent wirkende Koma mit Faserstrukturen und herausgehobenem Kernbereich. Uwe Pilz stellte am 21.11. eine deutliche Kontraststeigerung beim Einsatz eines Kometenfilters fest; in der runden Koma bemerkte er eine leichte, allerdings schwer erkennbare Helligkeitsasymmetrie. Auf Walter Kutschera wirkte der Komet leicht heller, mit transparenter Koma und herausgehobenem Kernbereich. Am 28.11. zeigte der Komet nach seiner Beobachtung wiederum eine sehr diffuse Koma mit Strukturen und auffälligem Kernbereich; ein Schweifansatz war deutlich ausmachbar.
Am 4.1.12 sah Uwe Pilz nur den Kern, ohne Koma im engeren Sinn (daher gilt die Schätzung von 13.1m für die Kernhelligkeit); dies genügte aber, um den von den CCD-Beobachtern gemeldeten Ausbruch zu bestätigen. Am 14.1. war der Ausbruch noch anhand des sehr hell wirkenden inneren Komabereichs noch feststellbar. Am 19.1. zeigte der Komet gemäß Walter Kutschera eine runde Koma mit ausgeprägtem false nucleus. Am 25.1. beobachtete er eine größere, diffusere Koma. Bei nicht optimalen Bedingungen gelang es ihm am 11.2. gerade noch, den Kometen als diffuses kleines Rund an der erwarteten Position auszumachen.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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