Am 2. bzw. 3. November 2010 gelang den japanischen Amateurastronomen Kaoru Ikeya (25cm-Reflektor) und Shigeki Murakami (46cm-Reflektor) unabhängig voneinander die visuelle Entdeckung eines Kometen im Sternbild Jungfrau, nicht weit von Saturn entfernt. Komet P/2010 V1 (Ikeya-Murakami) wies eine Gesamthelligkeit von 8.5m auf. Während Ikeya die Koma als 1' groß, diffus mit mäßiger Verdichtung beschrieb, meldete Murakami eine 4' große Koma und einen 2' langen Schweif in PW=90° (IAUC 9175/76 und MPEC 2010-V110). Die sich aus den Beobachtungen ergebende absolute Helligkeit ist sehr hoch und würde implizieren, dass der Komet bereits zum Jahreswechsel 2009/10 von den Suchprogrammen hätte gefunden werden müssen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Komet aktuell einen Helligkeitsausbruch aufweist. Dies wird unterstützt durch die Tatsache, dass K. Ikeya den Kometenort bereits einen Tag vor der Entdeckung abgesucht hatte, an diesem Morgen aber trotz besserer Bedingungen kein verdächtiges Objekt ausmachen konnte (IAUC 9183). Genaueres können nur weitere Beobachtungen in den nächsten Wochen zeigen, doch muss damit gerechnet werden, dass die Helligkeit entsprechend einer dt-Formel zurückgehen wird. Der Komet passierte am 26. Oktober sein Perihel und läuft bis Anfang März 2011 durch die Sternbilder Jungfrau, Waage und Skorpion, ist somit ein Morgenhimmelobjekt, welches im Dezember eine maximale Horizonthöhe von lediglich 20° erreichen wird.
Der Komet konnte nur für kurze Zeit horizontnah am Morgenhimmel beobachtet werden, weshalb die Zahl der Beobachtungen sehr gering ist. Für eine grobe Auswertung können 23 internationale und 1 FGK-Beobachtung herangezogen werden. Diese weisen eindeutig darauf hin, dass der Komet aufgrund eines Helligkeitsausbruchs entdeckt wurde. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Maximalhelligkeit von 7.8m bereits bei der Entdeckung erreicht wurde. Danach ging die Helligkeit kontinuierlich bis auf 10.0m Ende November zurück. Diese Entwicklung kann mit der Formel
m = 4.7m + 5×log D + 0.12×(t-T)recht gut dargestellt werden. Ein weiteres Indiz für einen Ausbruch stellt die zeitliche Entwicklung des Koma-Kondensationsgrads dar. Dieser nahm von DC 6-7 bei der Entdeckung auf DC 2 Ende November ab. Die Entwicklung des Komadurchmessers ist nicht so deutlich erkennbar. Dieser scheint aber im Beobachtungszeitraum leicht von 4' (450.000 km) auf 5' (525.000 km) angestiegen zu sein.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Weitere astrometrische Beobachtungen des Kometen zeigten, dass dieser die Sonne auf einer mäßig elliptischen Bahn mit einer Umlaufszeit von 5.4 Jahren umläuft (IAUC 9189). Möglicherweise hat sich der Komet aber bereits aufgelöst.
Andreas Kammerer