Ein zunächst am 31. März 2008 im Rahmen des Mt.Lemmon-Survey und dann erneut am 1. Juli im Rahmen des Siding Spring Survey entdecktes asteroidales Objekt der 18. Größenklasse zeigte bei detaillierten Beobachtungen seine kometare Natur. Der im Sternbild Jungfrau positionierte Komet C/2008 FK75 (Lemmon-Siding Spring) wies eine 6" kleine Koma mit leichter Verdichtung zum Zentrum hin auf. Er wird sein recht fernes Perihel erst im Herbst 2010 durchlaufen und könnte dann, durch die Sternbilder Herkules, Leier und Schwan laufend, bis zu 15m hell werden (IAUC 8958). Von diesem Kometen wurden nur wenige Beobachtungen bekannt. Diese zeigen, dass der Komet seine maximale Helligkeit von etwa 14.5m im Sommer 2010 erreichte. Der Durchmesser der mäßig verdichteten Koma betrug etwa 0.5'.
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Ein zunächst als asteroidal eingestuftes Objekt der 19. Größenklasse fand das Catalina-Projekt am 27. Juli 2009 im Grenzbereich der Sternbilder Wassermann/Steinbock. Bei detaillierten Beobachtungen stellte sich dieses allerdings als kometar heraus. Komet C/2009 O2 (Catalina) wird sein recht sonnennahes Perihel erst im März 2010 durchlaufen und könnte dann die 9. Größenklasse erreichen (IAUC 9057). Von Mitteleuropa aus wird er von Mitte Januar bis Ende April sichtbar sein, wobei er zunächst die 14. Größenklasse aufweisen sollte, die größte Helligkeit bei maximaler Horizonthöhe (30°) erreicht und schließlich Ende April als Objekt der 12. Größe unter dem Horizont verschwindet. Sein Weg führt ihn in dieser Zeit vom Sternbild Adler über den Schwan bis in die Andromeda, und weiter durch den Stier in den Orion. Anfangs am Morgenhimmel, wird er Mitte März zum Abendhimmelobjekt. Der Komet überlebte das Perihel nicht - was nicht ganz überraschend war, lag sein H10-Wert mit 11.0m doch sehr nahe dem kritischen Wert gemäß der Bortle-Formel (Hkrit = 7.0 + 6×q). Die Entwicklung in den Wochen vor seiner Auflösung kann aufgrund der bis Anfang April 2010 winzigen Zahl publizierter Beobachtungen noch nicht einmal grob dargestellt werden. Die Schätzungen deuten lediglich an, dass der Komet in den Tagen seines Perihel (24.3.) wohl nur eine maximale Helligkeit von 10.0-10.5m erreicht hat. An diesem Datum enden auch die visuellen Beobachtungen. Mit größeren Instrumenten wurden die morphologischen Veränderungen infolge des Auflösungsprozesses verfolgt: Während Beobachtungen vom 5. März noch eine zentrale Verdichtung zeigten, war diese auf CCD-Aufnahmen vom 8. März nicht mehr vorhanden, die zudem einen fächerförmigen, 1.5' langen Schweif in PW=300° aufwiesen. Auf Aufnahmen vom 12. März zeigte sich der Komet mit einer sehr diffusen, 3x5' großen Koma ohne zentrale Verdichtung. Am 14. März war der Komet im R-Band 1m schwächer geworden (IAUC 9131). Michael Jäger wies den Kometen letztmals am 29. März als extrem diffuses Objekt der 15. Größenklasse nach. CCD-Beobachtungen zwischen dem 2. und 6. April zeigen eine stark elliptische, extrem diffuse Koma ohne erkennbare zentrale Verdichtung, deren Helligkeit irgendwo zwischen 14m und 17m gelegen haben dürfte (MPEC 2010-G63, Comet's Mailing List).
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Am 21. Oktober 2009 entdeckte R.E. Hill mit dem 0.5m-Catalina-Teleskop einen 17.5m hellen Kometen im Sternbild Stier. Komet C/2009 U3 (Hill) wies eine 15" große Koma mit einem 6" großen, SW-NE elongierten Zentralbereich sowie einen 20" langen Schweif in PW=220-230° auf. Beobachtungen mit einem 2m-Teleskop vom 22. Oktober zeigen einen 5.0x1.5" großen Zentralbereich mit der großen Achse bei PW=75...255°. Der Komet wird sein Perihel im März 2010 durchlaufen und könnte dann die 15. Größenklasse erreichen (IAUC 9086 / MPEC 2009-V58). In den interessantesten Wochen wandert er vom Sternbild Andromeda durch die Kassiopeia in die Giraffe. Der Komet zeigte sich im Frühjahr 2010 überraschend hell. Die wenigen publizierten Schätzungen geben von März bis Mitte April Helligkeiten um 13.5m an. Die mäßig verdichtete Koma (DC 3) maß knapp 1'. Danach brechen die Amateurbeobachtungen ab. Die letzte publizierte Kernhelligkeit gibt diese für Anfang Juni zu etwa 19.5m an, was auf eine Gesamthelligkeit von etwa 17.5m hindeutet, so dass die Helligkeit des Kometen in der zweiten Aprilhälfte wohl eingebrochen ist. Damit scheint der Komet wohl einen kurzfristigen Ausbruch erlebt zu haben.
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Ein vermeintlich asteroidales Objekt, welches am 17. Dezember 2009 im Grenzbereich Jagdhunde/Großer Bär vom Catalina-Team gefunden wurde, erwies sich bei detaillierten Beobachtungen in den Folgetagen als kometar. Der 19.5m schwache Komet C/2009 Y1 (Catalina) wies einen schwachen Schweif in PW=260° auf, und zeigte zudem schwache Aktivität auf der westlichen Seite des Kerns. Er wird sein Perihel erst Anfang 2011 erreichen und könnte dann 15m hell sein (IAUC 9102 / MPEC 2010-C27).
Etwa 2 Größenklassen heller als erwartet (nämlich 13.0m) präsentierte sich der Komet gemäß den Beobachtungen internationaler Beobachter im Herbst 2010. Allerdings deuten diese auch an, dass der Komet eine recht geringe Aktivität aufweist. Der Komadurchmesser wurde auf knapp 1' geschätzt. Im Sommer 2011 wies der Komet immer noch eine Helligkeit von 13.5m auf, der Komadurchmesser lag weiterhin bei etwa 1', wobei die Koma eher gering verdichtet war (DC 3).
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Am 6. Januar 2010 entdeckte das LINEAR-Team ein asteroidales Objekt der 20. Größenklasse im Sternbild Zwillinge, das sich bei näheren Beobachtungen (Jan. 7.0 UT) als kometar erwies. Komet P/2010 A2 (LINEAR) zeigte sich als kopfloses Objekt der Gesamthelligkeit 18.5m mit einem geraden Schweif in Ost-West-Richtung (PW=280°). Der Schweif war 130" lang und über die gesamte Länge hinweg 10-14" breit. Etwa 6" vom östlichen Ende war eine schwache, 20" große zentrale Kondensation auszumachen. Im weiteren Verlauf wurde der Schweif stetig schwächer. Zum Zeitpunkt Jan. 7.7 UT wurde eine schwache, 0.5' große Koma und ein 5' langer Schweif beobachtet. Bei dem Kometen handelt es sich um das 5. Mitglied der Kometenfamilie im Asteroiden-Hauptgürtel, wobei dieser Komet nahe des inneren Randes umläuft. Der Komet durchlief das Perihel seiner Bahn mit der extrem kurzen Umlaufszeit von 3.5 Jahren im November 2009, erreichte aber just zum Zeitpunkt der Entdeckung seine maximale Helligkeit. Beobachtungen vom 11.1. zeigen einen stellaren Kern der 23. Größenklasse (geschätzter Durchmesser: 150-200 m) 2.5" vor dem Staubschweif, der mit diesem durch eine Lichtbrücke verbunden war. Damit ist die Kollision zweier schwacher Asteroiden eine plausible Erklärung für die Erscheinung (IAUC 9105/09/10, CBET 2134).
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Ein von R.D. Cardinal am 19. Januar 2010 im Grenzbereich der Sternbilder Giraffe/Großer Bär entdecktes, 17.5m helles Objekt, zeigte bei detaillierten Beobachtungen seine kometare Natur. Komet C/2010 B1 (Cardinal) wies ein leicht diffuseres Aussehen als die Umgebungssterne auf. Der Durchmesser der stark verdichteten Koma wurde zu 7" bestimmt. Der Komet wird sein Perihel im Februar 2011 durchlaufen und könnte dann 14m hell sein (IAUC 9113). Von September 2010 bis September 2011 wäre er heller als 16m. Von Mitteleuropa aus kann er bis Mitte März 2011 beobachtet werden. In diesem Zeitraum bewegt er sich vom Sternbild Zwillinge durch Kleiner Hund, Einhorn, Orion in den Eridanus, wo er über dem abendlichen SW-Horizont verschwinden wird. Der Komet erreichte im Winter 2010/11 eine maximale Helligkeit von 13.5m und wies dabei einen Komadurchmesser von etwa 1' auf.
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Am 23. März 2010 entdeckte Don Machholz nach 607 Suchstunden mit einem 47cm-Reflektor visuell einen Kometen im nördlichen Teil des Sternbilds Pegasus. Komet C/2010 F4 (Machholz) wies eine 2' große diffuse Koma (DC 2) der Gesamthelligkeit 11.5m auf. Eine Bewegung konnte Machholz am 23. März aufgrund der Dämmerung nicht mehr feststellen. Erst bei seiner Bestätigungsbeobachtung am 26. März stellte er fest, dass sich der Komet rasch in Richtung Sonne bewegte. Weitere Beobachtungen zeigten, dass der Komet der Sonne am 6. April bis auf etwa 0.6 AE nahe kommen, aber nicht heller als 11.0m werden würde, da es sich um einen absolut ziemlich schwachen Kometen handelt (IAUC 9132 / MPEC 2010-G43). Von Mitteleuropa aus konnte er nur bis kurz vor dem Perihel tief über dem nordöstlichen Morgenhorizont überhaupt ausgemacht werden. Die wenigen publizierten Beobachtungen zeigen an, dass der Komet Anfang April etwa 10.5-11.0m hell wurde, mit einem Durchmesser der mäßig verdichteten (DC 3) Koma von etwa 1.5-2'.
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Auf Aufnahmen des Catalina Sky Survey vom 5. April 2010 entdeckte A. Boattini einen 14.0m hellen Kometen im Sternbild Stier. Komet C/2010 G1 (Boattini) wies eine stark verdichtete, 40" große innere Koma auf, die von einer bis zu 2' großen diffusen äußeren Koma umgeben war. Der Komet passierte sein Perihel wenige Tage vor seiner Entdeckung und wird seitdem recht rasch schwächer (IAUC 9133). Sein Weg führte ihn in den folgenden acht Wochen vom Stier durch den Orion in das Einhorn. Von Mitteleuropa aus konnte er bis Anfang Mai über dem Abendhimmel aufgefunden werden. In der zweiten Aprilwoche schätzten visuelle Beobachter die Helligkeit des Kometen auf etwa 13.5m, den Durchmesser der gering (DC 3) verdichteten Koma auf 0.8'.
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Die Sichtbarkeit 2010 des Kometen 2P/Encke (P=3.30a) konnte nur von der Südhalbkugel aus verfolgt werden. Die ersten Beobachtungen gelangen am 17. August, als der Komet 7.5m hell war und einen Komadurchmesser von 3' (160.000 km) aufwies. Bis Mitte September war die Helligkeit auf 10.5m und der Komadurchmesser auf 2' (100.000 km) zurückgegangen. Die Helligkeitsentwicklung kann recht gut mit der für Encke typischen Formel m = 3.6m + 5×log D + 6.7× r dargestellt werden.
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Der Komet 65P/Gunn (P=6.79a) konnte bereits Anfang 2009 mit größeren Instrumenten als etwa 13.5m helles Objekt verfolgt werden - ein Jahr vor seinem Periheldurchgang. Damit sollte er im Sommer 2010 die 12. Größenklasse erreichen, allerdings wird er dann im südlichsten Teil des Sternbilds Steinbock stehen und somit von Mitteleuropa aus ein schwieriges Objekt sein. Der Komet zeigte bei der Sichtbarkeit 2009/10 eine sehr stetige Helligkeitsentwicklung, die gut mit der Formel m = 6.2m + 5×log D + 11× log r simuliert werden kann. Die Maximalhelligkeit von 11.7m wurde Mitte Juli 2010 erreicht. Aufgrund der relativ geringen Varianz in der Sonnenentfernung können die Parameter allerdings nicht mit der üblichen Genauigkeit festgelegt werden. Der Komadurchmesser betrug im Jahr 2009 knapp 1.0' (100.000 km), im Jahr 2010 etwas mehr als 1.0' (90.000 km). Die Differenzen zwischen dem scheinbaren und dem absoluten Komadurchmesser sind eine Folge der geringeren Erdnähe im Jahr 2010, weshalb wohl auch der Koma-Kondensationsgrad im vorigen Jahr DC 5 betrug, im Jahr 2010 nur noch DC 3-4.
Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser
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Entgegen den Prognosen erreichte der Komet 240P/NEAT (P=7.59a) nach Beobachtungen vom Dezember 2010 und Januar 2011 eine maximale Helligkeit von 14.5m - 1.5m heller als erwartet. Die nur 0.4' große Koma zeigte sich dabei deutlich verdichtet. Weitere CCD-Beobachtungen in den folgenden Monaten zeigten, dass der Komet deutlich langsamer schwächer wurde als erwartet. Überraschenderweise präsentierte sich der Komet Ende Mai 15.0m hell, wobei die deutlich verdichtete (DC 6) Koma 0.7' maß. Dies bedeutet, dass der Komet 4m heller war als erwartet! Nach Beobachtungen von Bernd Häusler zeigte er im April einen Helligkeitsausbruch von 2-2.5m, der die noch deutlichere Abweichung von den ursprünglichen Prognosen erklären dürfte.
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Auf Aufnahmen vom 11. Dezember 2010 zeigte der Kleinplanet (596) Scheila kometare Strukturen. Die Koma der Gesamthelligkeit 13.4m wies zwei spiralförmige Ansätze von 2' (nach Norden) und 5' (nach Westen) auf. Während Aufnahmen vom 18. Oktober und 11. November ein stellares Objekt der Helligkeit 14.5m zeigten, wies der Kleinplanet am 3. Dezember eine Helligkeit von 13.2m und eine leichte Unschärfe auf (IAUC 9188). Beobachtungen aus dem Jahr 2006 zeigten die Lichtkurve eines Asteroiden mit H=8.84m und G=0.076 und einer Amplitude von 0.09m. Beobachtungen vom November 2010 ergaben bereits eine absolute Helligkeit, die einige 0.1m heller als erwartet ausfiel. Im Dezember, als die Koma deutlich erkennbar war, ergibt sich eine um eine Größenklasse hellere absolute Helligkeit (CBET 2590). Spektroskopische Beobachtungen von Mitte Dezember 2010 bis Anfang Januar 2011 ergaben keine gasförmigen Anteile in der Koma. Beobachtungen mit dem VLT zeigten am 12. Dezember eine 1' lange bogenförmige Struktur, die der Koma im Nordosten entsprang und im weiteren Verlauf nach PW=280° (antisolare Richtung) abbog. Eine zweite bogenförmige Struktur war 30" lang, entsprang nach Süden und bog im weiteren Verlauf nach PW=230° ab. Zudem konnte ein 45" langer schmaler Schweif ausgemacht werden. Am 21. Dezember waren beide Strukturen schwächer und größer geworden (4' bzw. 2' Länge). Am 4. Januar 2011 waren sie nochmals schwächer geworden und 7' bzw. 4' lang. Diese Entwicklung deutet nicht auf eine anhaltende Aktivität hin, sondern eher auf ein einmaliges Ereignis, wahrscheinlich eine Kollision (CBET 2632). Die Zahl der mir bekannt gewordenen Schätzungen ist überraschend klein, so dass die nachfolgenden Aussagen unsicher sind. Visuell wurde in den Tagen des Ausbruchs eine maximale Helligkeit von 11.7m geschätzt, 2.5m heller als das Normallicht dieses Kleinplaneten. Der Komadurchmesser wurde auf maximal 3.5' geschätzt. Bereits in den ersten Januartagen erschien der Kleinplanet visuell nur noch stellar, allerdings lagen die geschätzten Helligkeiten zu diesem Zeitpunkt noch fast eine halbe Größenklasse über dem Normallicht. Beobachtungen seit Anfang März zeigten dann ein stellares Objekt im Normallicht. Diese Entwicklung deutet auf ein Kollisionsereignis hin.
Andreas Kammerer