Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2008 T2 (Cardinal)


Ein von R.D. Cardinal mit dem 50cm-Reflektor der University of Calgary am 1. Oktober 2008 im Sternbild Giraffe gefundenes, scheinbar asteroidales, 16m helles Objekt zeigte bei detaillierten Untersuchungen seine kometare Natur. Komet C/2008 T2 (Cardinal) wies eine 12" große, runde Koma der Gesamthelligkeit 14.5m und einen fächerförmigen Schweif in PW=240-330° auf. Der Komet wird erst im Juni 2009 durch sein Perihel laufen und könnte 8m hell werden (IAUC 8993 / MPEC 2008-V52). Bis zum März befindet er sich in hohen nördlichen Breiten (wobei er Polaris am 5.12. sehr dicht passieren wird), ist somit die gesamte Nacht über sichtbar. Von Anfang Januar (12m) bis zu seinem Verschwinden über dem abendlichen Westhorizont Mitte Mai (8.5m) läuft er durch die Sternbilder Kassiopeia, Giraffe, Perseus, Fuhrmann und Zwillinge. Der scheinbare Komadurchmesser sollte maximal 5' erreichen, die maximale scheinbare Schweiflänge etwa 0.3°.

Trotz einer ansehnlichen Helligkeit und günstiger Abendhimmelsichtbarkeit gingen lediglich 15 Beobachtungen von 6 FGK-Beobachtern ein. Für die Auswertung konnten zusätzlich 110 internationale Beobachtungen verwendet werden. Diese zeigen ab den letzten Dezembertagen 2008 eine sehr stetige Helligkeitsentwicklung, die sehr gut mit der Formel

m = 6.0m + 5×log D + 14.5×log r

dargestellt werden kann. Damit ergibt sich eine - unbeobachtbare - Maximalhelligkeit von 8.4m Mitte Juni. Die Beobachtungen von Ende Oktober 2008 bleiben rätselhaft. Auf den ersten Blick könnten diese als Fehlbeobachtungen interpretiert werden. Dagegen spricht allerdings die Tatsache, dass immerhin drei Beobachter sehr ähnliche Helligkeiten schätzten.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der Komadurchmesser maß bis zum Jahresende 2008 nur 0.4' (45.000 km). Danach vergrößerte sich die Koma bis Anfang März 2009 zunächst langsam auf 2' (125.000 km), bis Ende März aber rasch bis auf 5' (375.000 km) und erreichte zum Perihel den Maximalwert von 5.5' (450.000 km). Nach dem Perihel ging er bis Anfang Oktober auf 1.5' (150.000 km) zurück. Die Koma war bis Mitte Januar 2009 stark verdichtet (DC 6-7). Danach wurde sie stetig diffuser und wies Mitte Mai nur noch einen Kondensationsgrad von DC 1 auf. Die publizierten Beobachtungen nach dem Perihel geben leider keine DC-Werte an. Ein Schweif wurde nicht festgestellt.

Laut Uwe Pilz stand der Komet am Abend des 17.3. nur wenige Bogenminuten von zwei 5m hellen Sternen entfernt und war daher nur ungenau zu schätzen. Walter Kutschera beobachtete am 19.3. eine diffuse Koma, in der sich bei 200x die innere, ca. 0.8' große Koma als Oval heraushob. Nach Angaben von Maik Meyer stand der Komet am Abend des 14.4. in den Außenbereichen von M38 nahe eines 8m hellen Sterns; ein Lumicon Swan-Band Filter zeigte den Kometen deutlicher.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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