Ein am 11. Juli 2007 im Rahmen des Lulin Sky Survey (Taiwan) im Sternbild Wassermann entdecktes asteroidales Objekt der 19. Größenklasse zeigte bei detaillierten Beobachtungen seine kometare Natur. Komet C/2007 N3 (LULIN) wies eine 2-3" kleine Koma mit einer zentralen Verdichtung auf. Der Komet wird erst Mitte Januar 2009 sein Perihel durchlaufen und könnte dann bis zu 6m hell werden - bei Annahme von n=3 immerhin noch 7.5m (IAUC 8857 / MPEC 2007-Q09). Für Mitteleuropa wird er etwa Ende Dezember 2008 über dem morgendlichen Südosthorizont (im Sternbild Waage) sichtbar und wandert dann bis Ende März 2009 in Richtung Zwillinge, wird somit ein Abendhimmelobjekt.
In den Tagen der Erdnähe erreichte der Komet die Freisichtigkeit. Während er mit dem bloßen Auge ein unauffälliges, und bei suboptimalem Himmel sogar schwieriges Objekt darstellte, zeigte er im Fernglas eine sehr interessante Schweifentwicklung. Die nachfolgende Auswertung kann sich auf 84 Beobachtungen von 13 FGK-Beobachtern und 375 internationale Beobachtungen abstützen. Diese ergeben - mit Ausnahme der zu hell ausgefallenen Schätzungen vor dem Verschwinden in der Dämmerung - eine sehr stetige Entwicklung der Helligkeit, welche sehr gut mit der Formel
m = 5.4m + 5×log D + 10.3×log rdargestellt werden kann. Die maximale Helligkeit wurde mit 5.0m am 25. Februar erreicht. Nach der Erdpassage ging die Helligkeit aufgrund der zunehmenden Erd- und Sonnendistanz rasch zurück.
Der scheinbare Komadurchmesser lag in den ersten Wochen der Sichtbarkeit bei knapp 1.0'. In der zweiten Augusthälfte 2008 stieg er dann merklich auf 4.5' an, wo er bis zur Konjunktion verharrte. Nach der Konjunktion stieg er stetig weiter an und erreichte in der ersten Februarwoche 11'. Bis zum Perigäum vergrößerte sich der scheinbare Komadurchmesser dann sehr rasch und erreichte um den 20. Februar den Maximalwert von 24'. Danach ging er ähnlich rasch wieder zurück. So maß er Mitte März nur noch 9', Ende April 4' und Mitte Mai schließlich nur noch 1.5'. Die Entwicklung des absoluten Komadurchmessers verlief deutlich anders: In den ersten Wochen war die Koma 100.000 km groß, dehnte sich dann aber zwischen Mitte August und Ende Oktober rasch auf 500.000 km aus. Nach dem Wiederauftauchen maß die Koma bis Mitte März konstant 525.000 km. Danach schrumpfte sie merklich und maß Mitte April noch 400.000 km und Mitte Mai nur noch 200.000 km, wobei letzterer Wert aufgrund der zu jener Zeit bereits schlechten Sichtbedingungen zu klein ausgefallen sein könnte. Die Koma war während der ersten Sichtbarkeit deutlich verdichtet, mit einem Kondensationsgrad von konstant DC 5-6. Während der zweiten Sichtbarkeit ging dieser dann langsam von DC 5-6 auf DC 3 Ende April zurück. Der zeitweise gut sichtbare false nucleus erreichte eine maximale Helligkeit von etwa 9.5m.
Visuelle Schweifschätzungen liegen von Mitte Januar bis Ende März 2009 vor. Dabei zeigte der Komet sowohl einen Gas- als auch einen Staubschweif, der aufgrund der besonderen Geometrie (die Erde befand sich über mehrere Wochen hinweg nahe der Kometenbahnebene) als Gegenschweif ausgebildet war. Der dünne Gasschweif wurde visuell zwischen Mitte Januar und dem 20. Februar beobachtet. Er war anfangs nach West, gegen Ende nach WNW orientiert und erreichte eine maximale Länge von 1.5°. Die absolute Länge ist nur grob auf etwa 3 Mill. km abschätzbar, da er zeitweise perspektisch stark verkürzt erschien. Der zeitweise breite, kegelförmig von der Koma abgehende und spitz endende, flächenhelle Staubschweif wurde von Ende Januar bis Ende März beobachtet. Er war nach Osten gerichtet und erreichte eine maximale Länge von ebenfalls 1.5°. Aufgrund der geometrischen Situation und der deutlichen Krümmung ist seine absolute Länge noch schwieriger zu bestimmen, dürfte aber etwas über der des Gasschweifs gelegen haben.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Am 28./29.6. zeigte der Komet laut Walter Kutschera visuell einen ausgeprägten false nucleus und einen kurzen Schweifansatz; im WATEC-Bild war sowohl ein Staub- als auch ein Plasmaschweif gut zu erkennen. Dieter Schubert beobachtete den Kometen am 30.6. mit seinem 8"SC plus CCD-Kamera: zu seiner Überraschung präsentierte er sich als 11m helles Objekt mit einem hochverdichteten, auffälligen Zentrum in einer diffusen, 0.7' großen Koma. Am 7./8.7. notierte er visuell ein kleines, rundes nebliges Fleckchen mit einer leichten Aufhellung zum Zentrum hin. Gemäß Walter Kutschera zeigte sich der Komet am 25./26.7. mit deutlich größer gewordener, runder Koma, deren Gesamthelligkeit sich aber nach seinem Eindruck nicht verändert hatte. Am 31.7./1.8. wirkte der Komet auf ihn aufgrund der schlechteren Sichtbedingungen deutlich schwächer. Gemäß Volker Kasten wirkte der Komet wie ein kleiner planetarischer Nebel; den DC-Wert konnte er wegen der Kleinheit des Objektes nicht sinnvoll schätzen. Andreas Kammerer beobachtete am Morgen des 22.1.09 im Fernglas eine kleine, unauffällige, merklich verdichtete Koma; im C90, 39x zeigte sich eine zur Mitte hin merklich verdichtete Koma mit aber recht diffuser Begrenzung; bei 81x konnte im Zentrum ein etwa 9.5m heller false nucleus ausgemacht werden. Die Helligkeitsschätzung von Walter Kutschera am 26.1. ist unsicher, da der Komet zwischen zwei 10m hellen Sternen stand; im Reflektor zeigte sich eine ovale grünliche Koma mit einem gelblich leuchtenden Kernbereich; der 12.5' lange Plasmaschweif war etwas schwächer als der 4.5' lange Staubschweif. Volker Kasten beobachtete am gleichen Morgen den Kometen als ziemlich homogene helle, rundliche Wolke, so dass er das DC im 14x100B kaum einschätzen konnte. David Bender konnte den Kometen gut mit bloßem Auge erkennen. Am Morgen des 30.1. notierte Andreas Kammerer im Fernglas eine mittelgroße, merklich verdichtete Koma; im C90, 39x zeigte sich eine helle Koma, mit allerdings nur mäßiger Verdichtung zur Mitte hin; bei 81x war in der zentralen Kondensation ein 10.0m heller false nucleus auszumachen. Am 5.2. störten Cirrenfelder die Beobachtung von Andreas Kammerer; der Komet zeigte sich im Fernglas als mittelgroße, merklich verdichtete Wolke. Gerhard Scheerle erschien die Koma länglich (15'x11'). Bei der Beobachtung von Volker Kasten war es in der gleichen Nacht stark dunstig. Uwe Pilz beschrieb den Kometen am 7.2. im Fernglas als recht groß, mäßig kondensiert und körnig wie ein Kugelsternhaufen. Andreas Kammerer beobachtete am 17./18.2. eine große, deutlich zur Mitte hin verdichtete Koma, die aber nicht mehr so stark verdichtet war wie Ende Januar. Gemäß Gerhard Scheerle war die Koma durch beidseitige Schweifansätze auf 22'x13' verlängert; die Helligkeit des false nucleus schätzte er auf 10.6m. Am 18./19.2. war die Koma für ihn erneut länglich (20'x15'). Am 25./26.2. erschien Gerhard Scheerle die Koma im Fernglas schwach blaugrünlich; im Newton zeigte sich die Koma deutlich türkisgrün; die Helligkeit des false nucleus schätzte er auf 10.0m. Andreas Kammerer konnte den Kometen mit dem bloßen Auge als leicht verwaschenen Stern 5. Größe sicher ausmachen; im 9x63 zeigte sich eine stark verdichtete Koma mit zentraler Kondensation; ein Schweif konnte nicht ausgemacht werden, dafür aber ein sehr gut erkennbarer Gegenschweif (Staubschweif), dessen erste 20' hell und recht breit waren, der sich im weiteren Verlauf aber rasch verjüngte und schließlich schwach und schmal wurde; im 12"SC, 75x zeigte sich eine helle Koma mit heller zentraler Verdichtung und einem 9.0m hellen, dominierenden false nucleus; ein Schweif konnte wiederum nicht ausgemacht werden, dafür aber war der Gegenschweif (Staubschweif) sehr gut sichtbar, zunächst hell und breit, sich aber im weiteren Verlauf verjüngend und insgesamt bis 0.8° ausmachbar. Gerhard Scheerle kann den Kometen am 28./29.2. als kleines schwaches Wölkchen mit bloßem Auge erkennen. Am Abend des 1.3. konnte Volker Kasten durch wallende Hochnebelschwaden einen Schweifansatz in PW=109° beobachten. Am 3.3. ist der Komet für ihn ein leichtes Objekt im Fernglas, wirkt aber nicht berauschend; der Mond störte erheblich; im 10x50 schätzte er den Kometen auf 6.1m / 11'. Am 13.3. beobachtete er durch dünne Wolken. Uwe Pilz sah am 17.3. neben dem dokumentierten Schweif noch einen schwer festzustellenden Schweifstummel in PW=70°; die Kontraststeigerung bei Verwendung eines Kometenfilters fiel merklich geringer aus als zwei Wochen zuvor. Walter Kutschera beobachtete eine grünlich wirkende Koma mit Faserstukturen und einen Schweifansatz ohne Struktur; ein Staubschweif war auch auszumachen. Am 24.3. beobachtete er eine grüngraue Koma mit deutlich herausgehobenem Kernbereich; der Staubscheif war nur noch schwach sichtbar. Am Abend des 14.4. konnte Maik Meyer keine Kontrastverstärkung mit einem Lumicon Swan Band Filter feststellen.
Andreas Kammerer