Am 18. November 2006 fand E.J. Christensen im Grenzbereich Luchs/Fuhrmann einen neuen Kometen auf Aufnahmen des Catalina Sky Survey. Der Komet C/2006 W3 (Christensen) wies eine 18.0m helle, mäßig verdichtete, 15" große Koma und einen 25" langen Schweif in PW=80° auf. Die allererste Bahn sorgte für kurzfristiges Aufhorchen, hätte er nach dieser im Herbst 2008 immerhin eine Helligkeit von 8m erreichen können. Nach den aktuellen Bahnelementen wird er sein Perihel erst im Sommer 2009 durchlaufen, mit einer erwarteten Maximalhelligkeit von nur 12m (IAUC 8777 / MPEC 2006-W117). In den interessantesten Monaten läuft er vom nördlichen Pegasus in den Adler, ist somit größtenteils die ganze Nacht über beobachtbar.
Von diesem Kometen gingen insgesamt 116 Beobachtungen von 13 FGK-Beobachtern ein. Für diese Auswertung konnten zudem 560 internationale Beobachtungen verwendet werden. Diese zeigen eine sehr kontinuierliche Helligkeitsentwicklung mit ungewöhnlich hohen Parameterwerten, die mit der Formel
m = -0.6m + 5×log D + 14.3×log rgut beschrieben werden kann. Damit ergibt sich eine maximale Helligkeit von 8.3m Mitte August 2009.
Der scheinbare Komadurchmesser maß bis in den Spätsommer 2008 hinein weniger als 1', steigerte sich dann aber bis Mitte November auf 4'. Dieser Wert wurde bis zum April 2009 recht konstant gehalten. Im weiteren Verlauf stieg er wieder stetig an und erreichte Mitte August den Maximalwert von 7'. Danach ging er stetig zurück und maß Ende November noch 3.5' und Ende Juli 2010 nur noch knapp 1'. Der absolute Komadurchmesser wuchs bis in den Spätsommer 2008 hinein nur langsam von 110.000 km auf 175.000 km. Es folgte eine Phase rascherer Ausdehnung bis zum Maximalwert von 800.000 km im April 2009. Bis zum Sommer 2009 schrumpfte die Koma nur leicht auf 725.000 km. Danach ging der absolute Komadurchmesser deutlicher zurück und maß Ende November 500.000 km und Ende Juli 2010 noch 150.000 km. Dabei war die Koma die gesamte Sichtbarkeit hinweg deutlich verdichtet. Der Koma-Kondensationsgrad weist nur geringfügige Schwankungen auf und lag meist bei DC 5. Visuelle Schweifsichtungen gelangen von Juli 2008 bis Januar 2009 und dann wieder zwischen Mai und Oktober 2009, wobei die Schweiflänge 6' (3 Mill. km) aber nicht überschritt. Der Schweif war anfangs nach Nordwest gerichtet, drehte aber bis zum Sommer 2009 nach Südost.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser (Standard-Zeitachse)
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser ( gestauchte Zeitachse)
Dieter Schubert beobachtete den Kometen am 5.7. mit einem 8"-Schmidt-Newton und einer CCD-Kamera: der etwa 12m helle Komet zeigte eine gut kondesierte, winzige Koma mit einem 40" langen Schweif nach PW=12°. Am 30./31.8. beobachtete er visuell ein sehr winziges, sehr schwaches diffuses Wölkchen mit gleichmäßiger Helligkeitsverteilung, das relativ gut zu erkennen war. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet am 8./9.9. eine runde, gering verdichtete Koma. Uwe Pilz beobachtete am 27./28.9. einen ausgeprägten false nucleus und deutlichen Schweifansatz. Am 24./25.10. beobachtete er eine etwas längliche Koma mit auffallender, aber nicht prominenter zentraler Kondensation. Maik Meyer konnte am Abend des 19.10. keine Verstärkung mit einem Lumicon Swan-Band-Filter ausmachen. Gemäß Uwe Pilz erschien der Komet am 17.11. ganz leicht länglich. Walter Kutschera notierte am 26.12. ein kondensiertes Objekt mit einer recht kleinen Koma, die einen herausgehobenen Kernbereich aufwies. Laut Walter Kutschera war die Koma am 30.12. deutlich größer geworden; der Kernbereich zeigte sich hervorgehoben; zudem war ein schwacher Schweifansatz auszumachen. Am 12.1.09 zeigte sich der Komet gemäß Walter Kutschera mit deutlich größerer, grünlicher Koma; ein schwacher strahlenförmiger Schweifansatz konnte im 54cm-Reflektor ausgemacht werden. Uwe Pilz notierte am 13.1. einen asymmetrisch sitzenden Kern, einen dunkler wirkenden schalenförmigen Bereich im Westen und einen breiten fächerförmigen Schweif. In der Nacht 22./23.5. zeigte sich der Komet nach Beobachtungen von Uwe Pilz kräftig kondensiert, mit einer auffälligen nichtstellaren zentralen Kondensation; zudem konnte er einen nach Westen gerichteten, sehr breiten Schweifstummel erkennen. Laut Gerhard Scheerle wies der false nucleus eine Helligkeit von 13.8m auf; der Schweif war breit gefächert. Walter Kutschera erkannte am 29./30.5. eine leicht grünliche Färbung der Koma, wobei sich die innere Koma kaum von der äußeren abhob; an den Rändern des Schweifansatzes konnte er Streamer ausmachen. Uwe Pilz beobachtete am 19./20.6. ein kräftig kondensiertes Wölkchen mit einem breiten Schweifansatz. Gemäß Walter Kutschera hob sich die innere Koma deutlich ab; die äussere Koma war diffus und etwas größer geworden. Am 26./27.6. zeigte der Komet nach seinen Beobachtungen eine kleinere Koma und einen deutlich ausgeprägten Schweif; die Helligkeit konnte wegen der Nähe zu einem 9.6m hellen Stern schwer eingeschätzt werden. Am 28./29.6. war der Komet gegenüber der letzten Beobachtung nicht mehr ganz so auffällig. Michael Hahn beobachtete am 20./21.7. eine tropfenförmige Koma. Am 25./26.7. stand der Komet nur 20' von zeta Cyg entfernt. Gemäß Volker Kasten zeigte sich der Komet ähnlich groß wie M 27, aber erheblich schwächer und diffuser. Laut Walter Kutschera wies der Komet eine weiss-gelbliche Koma mit deutlich herausgehobener innerer Koma auf, die Faserstrukturen zeigte; der blass wirkende Schweifansatz zeigte leicht hellere Faserstrukturen. Am 26./27.7. beobachtete Dieter Schubert eine helle, gut kon-densierte Koma mit starker Helligkeitszunahme zum Zentrum hin, in dem sich ein 10.4m heller, nahezu sternförmiger false nucleus befand; in PW=247° war die Koma breit aufgefächert. Am 27./28.7. war der Komet gemäß Volker Kasten erheblich kleiner und flächenschwächer als M 51. Am 28./29.7. beobachtete Walter Kutschera eine birnenförmige, weiss-gelbliche Koma mit Faserstrukturen; in langbelichteten WATEC-Aufnahmen zeigte sich die Koma 28' groß. Dieter Schubert beobachtete eine leicht elongierte Koma mit einem 11m schwachen false nucleus; die Koma zeigte sich nach PW=227° breit aufgefächert. Am 29./30.7. beobachtete er eine runde Koma in der zeitweise und nur indirekt ein sternförmiger false nucleus aufblitzte. Am 30./31.7. war die Koma nach seinen Angaben rund und insgesamt etwas diffuser als in einem größeren Gerät; blickweise konnte er bei indirektem Sehen einen nahezu sternförmigen ca. 11m hellen false nucleus ausmachen. Am 1./2.8. zeigte sich die innere strukturierte Koma laut Walter Kutschera grünlich; zudem konnte er einen 3' langen Staub- und einen 5' langen, gebogenen Plasmaschweif erkennen. Auch am 13./14.8. beobachtete er eine leicht grünliche Koma mit Faserstruktur und einen schwachen Schweifansatz. Uwe Pilz konnte am 14./15.8. keinen Schweifansatz erkennen, dafür aber eine kleine Asymmetrie der inneren Koma. Auch am 16./17.8. beobachtete Walter Kutschera eine grünlichfarbene Koma mit Strukturen, wobei die innere Koma deutlich herausgehoben war. Andreas Kammerer beobachtete am 19./20.8. eine helle, aber insgesamt recht diffuse Koma mit auffälliger kleiner zentraler Kondensation; bei 333x bestimmte er die Helligkeit des stellaren false nucleus zu 12m. Dieter Schubert erschien der Komet merklich schwächer; die runde Koma zeigte ein helles scheibchenförmiges Zentrum und eine diffusere äußere Hülle; ein sternförmiger false nucleus, wie noch im Juli, war nicht mehr sichtbar; ein Astronomik CLS-Filter brachte einen deutlichen Kontrastgewinn. Am 23./24.8. verglich Volker Kasten den Kometen mit M 27: der Komet war nur halb so groß und zeigte eine geringere Flächenhelligkeit als der Nebel. Am 29./30.8. beobachtete er eine runde Koma mit heller, scheibchenförmiger zentraler Kondensation und äußerer diffuser Hülle; ein Astronomic CLS-Filter brachte eine deutliche Kontrastverstärkung. Am Abend des 8.9. schätzte Volker Kasten die Helligkeit des sternförmigen false nucleus bei 111x auf etwa 11.4m. Am 12.9. schätzte er dessen Helligkeit bei gleicher Vergrößerung auf 11.9m. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet an diesem Abend weiterhin eine ausgedehnte Koma mit Faserstrukturen und einen herausgehobenen Kernbereich; ein schwacher Ansatz war ebenfalls sichtbar. Uwe Pilz beobachtete am 18.9. eine runde, kräftig kondensierte Koma mit stellarem false nucleus; trotz der recht hohen Helligkeit konnte er keinen Schweifansatz ausmachen. Walter Kutschera erschien die Koma am 22.9. etwas unregelmässig. Uwe Pilz konnte am 26.9. bei Mondlicht außer der stellaren Kondensation kaum morphologische Details erkennen. Walter Kutschera beobachtete am Abend des 9.10. einen herausgehobenen zentralen Bereich; die äußere Koma war recht diffus. Am 12.10. notierte er eine unsymmetrische Koma. Volker Kasten schätzte die Helligkeit des fast sternförmigen false nucleus am 13.10. auf etwa 11.3m. Am 18.10. erschien ihm der etwa 12.2m helle false nuclues etwas nach Süden versetzt zu sein. Walter Kutschera beobachtete am 19.10. eine deutlich verdichtete innere und eine diffuse äußere Koma.
Andreas Kammerer