Am 2. Mai 2008 entdeckte A. Boattini auf Aufnahmen, die im Rahmen des Catalina Sky Survey gewonnen wurden, einen Kometen im Grenzbereich der Sternbilder Füllen/Delphin. Der Komet C/2008 J1 (Boattini) wies eine 50" große Koma der Gesamthelligkeit 14.0m auf und zeigte einen 2' langen, aufgefächerten Schweif in PW=235°. Visuelle Beobachtungen in den folgenden Tagen ergaben allerdings Helligkeiten um 13.0m. Gemäß den ersten Bahnelementen wäre er Mitte März durch sein Perihel gelaufen und in den folgenden Wochen schwächer geworden. Tatsächlich wird er sein Perihel aber erst Mitte Juli 2008 durchlaufen, dabei steil nach Norden wandern und eine maximale Helligkeit von 12.5m erreichen. Von Mitte Juni bis zum Jahresende wird er, durch die Sternbilder Kepheus, Kleiner Bär und wieder zurück zum Kepheus wandernd, ein zirkumpolares Objekt sein und sich dem Nordpol am 20. August bis auf 2° (und Ende Oktober/Anfang November diesem und Polaris bis auf wenige Bogenminuten) nähern.
Bis Anfang Februar 2009 gingen 10 Beobachtungen von 4 FGK-Beobachtern ein. Für die Auswertung können zudem 90 internationale Beobachtungen verwendet werden. Diese ergeben deutlich unterschiedliche Helligkeitsentwicklungen vor und nach dem Perihel, mit jeweils aber hohen Aktivitätsfaktoren. Die maximale Helligkeit von 10.0m wurde Mitte Juli erreicht.
vor dem Perihel: m = 2.1m + 5×log D + 32.5×log r nach dem Perihel: m = 4.6m + 5×log D + 19.5×log rDer Komadurchmesser stieg von 1.0' (90.000 km) Anfang Mai auf den Maximalwert von 4.5' (300.000 km) Anfang August an. In ähnlicher Weise erfolgte der Rückgang bis auf 1.5' (100.000 km) Ende Oktober. Der Koma-Kondensationsgrad lag bis Anfang September konstant bei DC 3, ging in den folgenden Wochen aber langsam bis auf DC 1-2 Ende Oktober zurück. Dabei zeigte die Koma meist eine ungewöhnliche Morphologie, einer Galaxie sehr ähnlich.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Dieter Schubert beobachtete den Kometen am Abend des 30.6. mit seinem 8"Scmidt-Newton plus CCD-Kamera: er erinnerte ihn sehr stark an eine Galaxie mit einer hellen zentralen Verdichtung, um den eine elliptische, 1x2' große Koma auszumachen war (Schweif und Gegenschweif?). Maik Meyer konnte am 1./2.7. nur eine minimale Kontrastverstärkung mit Hilfe eines Lumicon Swan-Band-Filters feststellen. Am 4.7. wies er mit dem gleichen Instrumentarium eine 1' große Koma und einen 2.3' langen Schweif nach PW=224° auf; der etwa 10.5m helle Komet zeigte eine längliche Koma und erinnerte sehr an eine Galaxie. Uwe Pilz konnte am 26.7. einen stellaren false nucleus erkennen. Am 23.8. beobachtete er einen ziemlich diffusen Kometen ohne zentrale Kondensation. Am 30.8. notierte er einen leichten Schweifansatz, der mit dem Kometenfilter deutlich wurde. Gemäß Dieter Schubert hob sich der Komet erst nach intensiver Beobachtung als ein sehr diffuser, länglicher Nebelfleck ohne erkennbares aufgehelltes Zentrum blickweise vom Himmelshintergrund ab; der angegebene Komadurchmesser entspricht der Längsausdehnung der Koma. Für Uwe Pilz war der Komet am 27.9. ein äußerst schwieriges Objekt.
Andreas Kammerer