A. Boattini entdeckte auf Aufnahmen vom 20. November 2007, die im Rahmen des Mt.Lemmon Survey erhalten wurden, einen Kometen der 18. Größenklasse im Grenzbereich der Sternbilder Jungfrau/Löwe. Komet C/2007 W1 (Boattini) präsentierte eine 6x7" große, verdichtete Koma und einen 9" langen, sehr schwachen Schweif in PW=293°. Der Komet wird im Juni 2008 durch sein relativ sonnennahes Perihel laufen und könnte dann unter der Annahme einer durchschnittlichen Helligkeitsentwicklung immerhin 6m hell werden. Zuvor wird er - ähnlich hell - der Erde Mitte Juni bis auf 0.20 AE nahekommen (IAUC 8899 / MPEC 2008-B22). Beides wird allerdings von Mitteleuropa aus unbeobachtbar bleiben. Für mitteleuropäische Beobachter wird der Komet bis Mitte Mai (dann etwa 8m hell und 9' groß) am Abendhimmel sichtbar sein, wobei er durch die Sternbilder Rabe, Becher und Wasserschlange läuft. Am Morgenhimmel taucht er dann erst wieder Mitte Juli im Sternbild Walfisch auf (wohl 7m hell), wobei er sich in den folgenden Wochen durch die Sternbilder Widder und Fische bewegt.
Vom diesem Kometen gingen insgesamt nur 19 Beobachtungen von 7 FGK-Beobachtern ein. Für die nachfolgende Auswertung konnten zudem 365 internationale Beobachtungen hinzugezogen werden. Diese ergeben eine sehr einheitliche und durchschnittliche Helligkeitsentwicklungen, mit einer Maximalhelligkeit von 4.6m um den 15. Juni:
m = 8.6m + 5×log D + 10.0×log rDer scheinbare Komadurchmesser lag zu Sichtbarkeitsbeginn bei 1' und nahm bis Ende März lediglich auf 2.5' zu. Es folgte eine Phase rascher Ausdehnung bis auf den Maximalwert von 24', der Mitte Mai erreicht wurde. Der nachfolgende Rückgang des scheinbaren Komadurchmessers erfolgte deutlich langsamer. So lag dieser Ende Juni immer noch bei 17' und Mitte August bei 10'. Bis Ende September war er auf 3.5' und Anfang November auf 1' zurückgegangen. Die Entwicklung des absoluten Komadurchmessers stellt sich merklich anders da. Zu Sichtbarkeitsbeginn maß die Koma erst 60.000 km, und dehnte sich bis Ende März lediglich auf 110.000 km aus. Es folgte die Phase rascher Ausdehnung mit einem maximalen absoluten Komadurchmesser von 400.000 km Anfang Mai. Zum Perihel hin schrumpfte die Koma deutlich bis auf 200.000 km, wobei dies wohl zu einem gewissen Teil auf die zu diesem Zeitpunkt schlechten Sichtbedingungen zurückgeführt werden kann. Bis Anfang August kam es zu einer zweiten Ausdehnungsphase mit einem Maximum von 260.000 km. Danach schrumpfte die absolute Koma und maß Ende September nur noch 150.000 km und Anfang November 60.000 km. Die Koma war bis Ende Mai eher gering verdichtet (Sichtbarkeitsbeginn: DC 3, Ende Mai: DC 2). In den Wochen bis zum Perihel verdichtete sich die Koma dann aber deutlich bis auf DC 5. Danach nahm der Koma-Kondensationsgrad ziemlich stetig ab auf DC 3-4 Ende Juli, DC 2 Ende August und DC 0 Ende September. Visuelle Schweifsichtungen gelangen nur vereinzelt zwischen Anfang Juli und Ende August mit maximalen Werten von 10' (ca. 250.000 km).
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Volker Kasten kann den Kometen in der Nacht 29./30.4. mit dem 8"SC im Horizontdunst nur extrem schwierig als total diffuses Objekt erkennen, weshalb er die Helligkeit als unsicher bezeichnet; im 14x100B war er nicht festzustellen. Andreas Kammerer beobachtete am 15./16.7. ein kleines, zur Mitte hin merklich verdichtetes Wölkchen. Gemäß Volker Kasten zeigte sich der Komet am 11./12.8. als recht heller, homogen leuchtender runder Fleck, der auch im 10x50-Fernglas unschwer sichtbar war. Laut Walter Kutschera zeigte sich der Komet am 30./31.8. als große difusse Fläche mit schwachem, aber dennoch gut ausmachbarem Schweifansatz; die Koma wies in Sonnenrichtung eine deutliche bogenförmige ovale Aufhellung auf. Dieter Schubert notierte eine überraschend sehr große Koma, die sich aber recht diffus mit noch deutlichem aufgehelltem Zentrum zeigte; die Randbereiche der Koma waren sehr schlecht definiert (sehr diffus auslaufend); neben der Koma bemerkte er bei längerer Betrachtung eine weitere Aufhellung, die wohl einen 10' langen und äußerst diffusen Schweif darstellte. Für Uwe Pilz war der Komet unter den extrem guten Bedingungen seines Beobachtungsplatzes in Südbrandenburg äußerst eindrucksvoll: mit der hellen spindelförmigen zentralen Kondensation und der weit ausgedehnten schwachen Nebelhülle erinnerte er an Holmes, bei dem es auch eine abrupte Differenzierung in mehrere "Schalen" gab; ein Schweifansatz war auszumachen. Walter Kutschera beobachtete am 8./9.9. eine schwache, aber deutlich erkennbare, runde Koma. Am 26./27.9. konnte er primär nur noch eine zentrale Kondensation mit schwacher Koma erkennen.
Andreas Kammerer