Auswertungen aktueller Kometen

144P/Kushida

2008/09


Es war erwartet worden, dass der Komet 144P/Kushida (P=7.60a) im Winter 2008/09 ein relativ einfaches Objekt am Abendhimmel werden würde. Der 11m helle Komet würde dabei vom östlichen Teil des Sternbilds Widder in den östlichen Teil des Sternbilds Stier laufen.

Tatsächlich zeigte der Komet eine überraschend positive Entwicklung. In den Tagen um den 20. Dezember 2008 wurde seine Helligkeit bereits auf etwa 9.0m geschätzt – 1.5m heller als erwartet! Das Maximum von 8.5m wurde um den 20. Januar 2009 erreicht. Auf der Basis von 40 Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern sowie 165 internationalen Beobachtungen ergibt sich eine extrem rasche, aber überraschend stetige Helligkeitsentwicklung, die mit den beiden folgenden Formeln sehr gut dargestellt werden kann:

vor dem Perihel: m = -3.5m + 5×log D + 82×log r
nach dem Perihel: m = 6.1m + 5×log D + 20×log r

Der scheinbare Komadurchmesser maß in den ersten Wochen lediglich 1.5', stieg dann aber innerhalb von nur einer Woche auf 9' an. Dieser enorm rasche Anstieg kann nicht allein mit dem Wechsel vom Teleskop zum Fernglas erklärt werden, sondern ist Ausdruck der explosionsartigen Aktivitätssteigerung des Kometen vor dem Perihel. Der Maximalwert wurde gemäß den Schätzungen bis Ende Februar gehalten. Allerdings zeigt das Diagramm ein merkwürdig langes Plateau, was darauf hindeutet, dass der Komadurchmesser wahrscheinlich 13-14' erreichte, dies aufgrund der extrem geringen Flächenhelligkeit aber nicht erkannt wurde. Ab Anfang März ging der scheinbare Komadurchmesser langsam zurück und maß Anfang April nur noch 2.5'. Der absolute Komadurchmesser maß in den ersten Wochen lediglich 40.000 km. Infolge der raschen Ausdehnungsphase erreichte er Ende Dezember einen Wert von 225.000 km. Bis Ende Februar vergrößerte er sich langsam weiter und erreichte schließlich 325.000 km. Seitdem schrumpft die Koma wieder und maß Anfang April nur noch 175.000 km. Die Koma war stets sehr diffus, wobei der DC-Wert über die gesamte Sichtbarkeit hinweg konstant zwischen DC 2-3 und DC3 lag.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Uwe Pilz beobachtete am Abend des 21.12. ein 2x5' großes auffälliges Objekt mit einer stellaren Kondensation; die Richtung des Gasschweifs wäre eigentlich rechtwinklig zum notierten Positionswinkel zu erwarten, doch so hat er die Situation beobachtet. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet am 22.12. eine große, unregelmäßige, elongierte Koma mit herausgehobener innerer Koma, die deutliche Faserstrukturen aufwies. Gemäß Uwe Pilz zeigte der Komet am 25.12. eine äußere ziemlich runde Komabregrenzung; die zentrale Verdichtung war aber nach Nordosten versetzt und länglich in Richtung WNW-OSO, also etwa in PW=315° bzw. 135°. Walter Kutschera notierte am 26.12. einen elongierten und helleren Kometen, wobei die innere Koma etwas weniger herausgehoben wirkte, aber insgesamt größer geworden war; Faserstrukturen waren weiterhin zu erkennen. Am 28.12. erschien Uwe Pilz der innere helle Komateil sehr deutlich körnig. Walter Kutschera beobachtete am 30.12. eine grünliche, strukturierte Koma und einen strahlenförmigen Ansatz im 54cm-Reflektor, im Randbereich der Koma konnte er zwei hellere Streamer/Jets in Schweifrichtung ausmachen. Dieter Schubert notierte eine große, aber sehr diffuse runde Koma, die sich schwach vom Himmelshintergrund abhob; eine zarte Helligkeitszunahme zum Zentrum hin war erahnbar. Laut Walter Kutschera zeigte sich der Komet am 31.12. etwas schwächer, aber mit deutlich größerer Koma; Streamer/Jets konnte er nicht ausmachen.
Am 12.1.09 wirkte der Komet auf Walter Kutschera insgesamt etwas diffuser, wobei sich die innere Koma aber deutlich heraushob; in den Außenbereichen waren immer noch Faserstrukturen zu erkennen. Gemäß Uwe Pilz erhöhte ein Kometenfilter am 13.1. den Kontrast beträchtlich; der Komet erschien sehr lichtschwach mit kaum kondensierter tropfenförmiger Koma, die eine gerade eben erkennbare spindelförmige zentrale Aufhellung aber keine Kondensation im engeren Sinn aufwies. Volker Kasten konnte den Kometen am 19.1. auch schwach im 14x100B erkennen und schätzte ihn damit auf grob 8.8m. Volker Kasten beschrieb den Kometen am 25.1. als sehr diffus; er wirkte auf ihn wie der "kleine Bruder" vom Holmes im aufgeblähten Zustand; er konnte ihn auch schwach im 14x100B (grob 8.7m) erkennen. Uwe Pilz stellte eine längliche zentrale Aufhellung in PW=180° fest. Am 29.1. zeigte sich der Komet laut Walter Kutschera mit einer rautenförmigen Koma, in der der Kerbereich deutlich hervorgehoben war.
Am Abend des 14.2. beobachtete Walter Kutschera eine kleinere, elongierte Koma. Gemäß Uwe Pilz war der Komet am 17.3. riesig(!): er erschien als eine sehr schwach glimmende Scheibe von einem halben Grad Durchmesser und ganz geringer Helligkeitszunahme zur etwas körnigen Mitte hin; die Helligkeitsschätzung war mit dem Teleskop unmöglich und auch mit dem Fernglas nicht einfach. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet eine diffusere Koma, die bei höherer Vergößerung strukturiert erschien. Am 20.3. konnte Walter Kutschera ein flächenhaftes Objekt mit schwachem, aber gut sichtbarem Schweifansatz erkennen. Am 24.3. zeigte sich ihm der Komet mit einer deutlich schwächeren konturlosen Koma mit geringer Kondensation; erst bei 100x hob sich die innere Koma deutlich heraus.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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