Auswertungen vergangener Kometensichtbarkeiten

C/2007 E2 (Lovejoy)


Am 15. März 2007 entdeckte der bekannte australische Kometenbeobachter Terry Lovejoy einen Kometen im Sternbild Inder. Der Komet wies eine 9.5m helle, 4' große, deutlich verdichtete Koma auf, die in südwestlicher Richtung elongiert war. Er durchlief sein Perihel in der letzten Märzwoche, näherte sich aber noch bis Ende April der Erde, so daß er erst zu diesem Zeitpunkt die maximale Helligkeit (prognostiziert: 7.5m) erreichen sollte (IAUC 8819/20).

In der zweiten Aprilwoche tauchte er für mitteleuropäische Beobachter über dem morgendlichen Südosthorizont im Sternbild Schütze auf. Danach bewegte er sich durch den Adler, Herkules und Drachen in den Großen Bären, so dass er ab der zweiten Maiwoche zirkumpolar war.

Komet C/2007 E2 (Lovejoy) war zu Frühlingsbeginn 2007 der interessanteste Schweifstern. Entsprechend gingen trotz der anfänglichen Morgensichtbarkeit bis Anfang Juli 2007 23 Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern ein. Für die Auswertung konnten 95 internationale Beobachtungen berücksichtigt werden. Die Helligkeitsentwicklung kann noch nicht abschließend festgelegt werden. Formelmäßig ergibt sich mit recht guter Korrelation

m = 8.9m + 5×log D + 8.7×log r

was ein Maximum von 7.8m in den Tagen des Perigäums (0.442 AE am 25. April) bedeutet. Betrachtet man das Diagramm so scheint die obige Formel die Entwicklung vor dem Perihel aber nicht besonders gut darzustellen, so dass weitere Beobachtungen ein etwas helleres und früheres Maximum ergeben könnten.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser lag bei der Entdeckung bei 2.5', stieg aber in den folgenden Wochen bis auf etwa 10' um das Perigäum an. Spiegelbildlich zur Vergrößerung verkleinerte sich die Koma danach wieder. Ihr Durchmesser betrug Anfang Mai noch 7' und Anfang Juni 2.5'. Der absolute Komadurchmesser stieg von 160.000 km auf 180.000 km um den 20. April an. Auf diesem Niveau verharrte er bis Mitte Mai. Anfang Juni betrug er noch etwa 125.000 km. Die Koma selbst war zu Beginn mäßig (DC 4), Ende Mai nur noch gering verdichtet (DC 2-3). Überraschenderweise zeigte sich nur eine wenig auffallende zentrale Kondensation mit einem sehr unauffälligen false nucleus. Visuelle Schweifsichtungen (zwischen dem 22.4. und 5.5.) waren sehr selten und erreichten maximal 0.2°.

Am Morgen des 15.4. konnte Andreas Kammerer den Kometen in einer Höhe von nur 14° im Fernglas nicht erkennen; im 12"SC, 75x bemerkte er eine ziemlich diffuse, größere Koma eher geringer Flächenhelligkeit, die aber merklich zur Mitte hin verdichtet war; bei 242x meinte er, im Zentrum einen etwa 12.5m hellen false nucleus ausmachen zu können. Am 17.4. konnte er den Kometen im Fernglas schwach, aber sicher erkennen; im 12"SC, 75x zeigte sich eine recht diffuse, größere Koma, die aber merklich zur Mitte hin verdichtet war; bei 242x konnte ein etwa 13.5m heller stellarer false nucleus ausgemacht werden. Am 19.4. war der Komet im Fernglas schwach, aber sicher erkennbar; im 12"SC, 75x zeigte sich erneut eine recht diffuse, größere Koma, die aber merklich zur Mitte hin verdichtet war; bei 242x konnte ein etwa 13.5m heller stellarer false nucleus ausgemacht werden. Dieter Schubert notierte am 22.4. einen runden, relativ großen Nebelfleck, der zur Mitte hin erkennbar heller wurde; bei 135x war ein zentraler scheibchenförmiger false nucleus erkennbar. Für Volker Kasten stand der Komet nahe an einem 8.1m hellen Stern, war allerdings im 11cm-Refraktor vom Stern genügend weit getrennt, um Schätzungen durchführen zu können; im 14x100-Fernglas konnte er den Kometen andeutungsweise erkennen und schätzte die Helligkeit der 6' großen Koma auf 8.3m, allerdings störte der Stern hierbei doch erheblich, so dass diese Schätzungen eher grob sein dürften. Maik Meyer erkannte den Kometen am 23.4. mit einem Lumicon Swan-Ban-Filter deutlich heller. Walter Kutschera beobachtete im 54cm-Reflektor eine große, bläulich wirkende Koma mit Faserstrukturen, die keinen nennenswerten Helligkeitsanstieg zum Zentrum hin aufwies; der V-förmige Staubschweifansatz war 12.5' lang und in der Distanz von 8' von der Koma 1.5' breit; der 7.3' lange Gasschweifansatz war etwas schwächer, aber denoch gut zu beobachten. Am Morgen des 26.4. konnte Andreas Kammerer den gering verdichteten Kometen im Fernglas schwach, aber sicher erkennen; im 12"SC, 75x zeigte sich eine signifikante innere Koma; bei 242x konnte ein etwa 14m heller stellarer false nucleus ausgemacht werden.

Am Abend des 5.5. konnte Walter Kutschera im 10cm-Refraktor eine deutlich elongierte Koma, aber keinen Schweifansatz ausmachen; im 54cm-Reflektor zeigte der Komet eine blau-weiße Koma mit Faserstrukturen, wobei sich das Zentrum deutlich von der Koma abhob; ein V-förmiger, gut sichbarer Schweifansatz folgte. Uwe Pilz meldete für den 17.5., dass der Komet nach wie vor sehr diffus war, mit einer sehr schwachen, aber stellaren zentralen Kondensation. Andreas Kammerer konnte den Kometen am Morgen des 18.5. im Fernglas nicht sichten; im 12"SC zeigte er sich mit einer überraschend schwachen, ziemlich großen, sehr diffusen Koma mit nur geringer Verdichtung zur Mitte hin; bei 242x war ein 14.5m heller stellarer false nucleus auszumachen; der Komet stand 14' ostnordöstlich der Galaxie NGC 6015. Laut Dieter Schubert wies der Komet am Abend eine runde, sehr diffuse Koma auf, die kaum eine Helligkeitszunahme zur Mitte hin zeigte; auch bei 135x konnte er kaum ein helleres Zentralgebiet erkennen. Am 5.6. konnte Andreas Kammerer den Kometen im 12"SC als gerade eben auszumachende schwache Aufhellung erkennen; bei 242x zeigte sich eine sehr schwache kleine zentrale Verdichtung. Uwe Pilz konnte den Kometen am 8.6. im 32cm-Reflektor gerade eben noch erkennen.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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