Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2007 E1 (Garradd)


Am 13. März 2007 fand G.J. Garradd auf einer Aufnahme des Siding Spring Survey einen Kometen im südlichen Teil des Sternbilds Waage. Komet C/2007 E1 (Garradd) wies eine 15m helle, 20" große Koma mit einer zentralen Kondensation auf, die in nordöstlicher Richtung elongiert war. Er wird sein Perihel Ende Mai (durch das Sternbild Zwillinge wandernd) durchlaufen, dann aber bereits sehr tief am Abendhimmel stehen. In den Wochen zuvor lief/läuft er durch die Sternbilder Jungfrau, Rabe, Becher, Löwe, Sextant in den Krebs, wobei für Anfang April eine maximale Helligkeit von etwa 13m erwartet wurde. Gemäß den aktuellsten Bahnelementen umläuft er die Sonne auf einer Bahn mit einer Umlaufszeit von etwa 525 Jahren (IAUC 8818 / MPEC 2007-K74).

Anfang April 2007 zeigten Aufnahmen überraschend ein bis zu 15' großes Objekt, dessen Helligkeit grob auf etwa 9m geschätzt wurde. Visuelle Beobachtungen in den Osterfeiertagen ergaben mit großen Instrumenten Helligkeiten zwischen 11m und 12m, bei scheinbaren Komadurchmessern von wenigen Bogenminuten. Zur gleichen Zeit mit Ferngläsern durchgeführte Beobachtungen zeigten allerdings eine mehr als 10' messende Koma sehr geringer Flächenhelligkeit, deren Helligkeit zwischen 8m und 9m eingeschätzt wurde. Somit zeigte er sich sehr ähnlich dem Kometen 177P/Barnard im Sommer 2006.

Insgesamt stellte der Komet während der gesamten Sichtbarkeit aufgrund seiner extrem diffusen Koma ein schwieriges Objekt dar. Somit ist es nicht verwunderlich, dass trotz bester Beobachtungszeit nur 19 Beobachtungen von 6 FGK-Beobachtern sowie 50 internationale Beobachtungen für die Auswertung herangezogen werden können. Eher unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen, ist ein Ausbruch in den ersten Tagen. Dafür sprechen könnte der insgesamt extrem hohe Aktivitätsfaktor dieses Kometen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Gesamtausdehnung der extrem diffusen Koma bei den ersten Schätzungen noch nicht erkannt worden war. Mit Ausnahme der allerersten Schätzungen kann die Helligkeitsentwicklung leidlich gut mit der Formel

m = 6.3m + 5×log D + 27.5×log r

dargestellt werden. Dabei werden die unterdurchschnittlichen Werte am Ende der Sichtbarkeit den schlechter werdenden Sichtbarkeitsumständen zugeschrieben. Das Helligkeitsmaximum von 9.3m wurde damit am 10. April erreicht - etwa eine Woche nach dem Perigäum (0.496 AE am 4. April).

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser lag - mit Ausnahme der allerersten Schätzungen - zu Beginn bei etwa 9', ging danach aber kontinuierlich zurück und maß um den 20. April noch 5' und Ende Mai 1.5'. Dabei ist allerdings anzunehmen, dass der letzte Wert aufgrund der schlechteren Sichtbarkeitsbedingungen zu klein ausgefallen ist. Mit Ausnahme der allerersten und allerletzten Schätzungen stieg der absolute Komadurchmesser in den ersten Tagen rasch von 150.000 km auf 200.000 km an, wo er in der Folge verharrte. Die extrem diffuse Koma wies konstant einen Koma-Kondensationsgrad von DC 1-2 auf. Dabei konnte zeitweise ein kleiner Materieknoten im Zentrum gesichtet werden. Visuelle Schweifsichtungen gab es nicht.

Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am Abend des 8.4. eine große, runde, leicht strukturierte Koma mäßiger Verdichtung, für die ein transparenter Himmel sehr von Vorteil war. Werner Hasubick schätzte den Komadurchmesser am gleichen Abend mit dem Lumicon Swan-Band-Filter auf 10', wobei der Komet mit Filter wesentlich besser erkennbar war. Am 9.4. war der false nucleus laut Walter Kutschera recht auffällig. Andreas Kammerer konnte ihn am 11.4. bei leicht dunstigem Himmel im Fernglas nicht erkennen; im 12"SC hob er sich nur wenig vom Himmelshintergrund ab, wobei die Koma eine schwache Verdichtung zur Mitte hin aufwies; die sich bei 167x als etwa 1' große zentrale Kondensation entpuppte. Für Maik Meyer war der Komet ein sehr schwieriges, extrem diffuses Objekt nahe eines 11m hellen Sterns. Walter Kutschera hatte am gleichen Abend den Eindruck, dass sowohl der false nucleus als auch die Koma insgesamt in den vergangenen beiden Tagen stetig unauffälliger geworden waren. Am 14.4. schätzte Werner Hasubick den Komadurchmesser mit dem Lumicon Swan-Band-Filter auf 16', wobei der Komet weiterhin mit Filter wesentlich besser erkennbar war. Uwe Pilz erschien der Komet deutlich schwächer als er dies auf der Basis der Internetberichte erwartet hatte. Für Andreas Kammerer war der Komet ein recht schwieriges Objekt mit einer großen, extrem diffusen Koma sehr geringer Flächenhelligkeit, die nur eine ganz schwache zentrale Verdichtung aufwies; bei 167x zeigte sich die zentrale Verdichtung als etwa 0.5' großer Knoten. Am 16.4. hatte er größere Schwierigkeiten, die große, extrem diffuse Koma zu erkennen, lediglich die zentrale Verdichtung war halbwegs gut erkennbar; bei 242x konnte er eine schwache, kleine zentrale Verdichtung ohne false nucleus ausmachen. Dieter Schubert konnte eine sehr schwache, diffuse runde Koma erkennen, die sich bei indirektem Sehen nur knapp vor dem Himmelshintergrund abhob; der Durchmesser der Koma war sehr schwer zu ermitteln, da sie äusserst diffus auslief; die Koma wies nur eine sehr geringe Helligkeitszunahme zur Mitte hin auf; insgesamt ein für ihn kaum auszumachender, schwierig zu schätzender Komet. Am 18.4. zeigte sich der Komet Andreas Kammerer weiterhin als extrem diffuses Objekt sehr geringer Flächenhelligkeit; lediglich die zentrale Verdichtung war ohne Schwenken des Teleskops gut auszumachen; bei 242x zeigte sich weiterhin eine kleine schwache zentrale Verdichtung. Die Beobachtung von Uwe Pilz vom 17.5. ist aufgrund geringer Horizonthöhe unsicher: indirekt konnte er den Kometen sicher wahrnehmen, Details zu Form und Lichtverteilung waren jedoch nicht zu ermitteln.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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