Der bahndynamisch hochinteressante aber sehr schwierig beobachtbare Komet 96P/Machholz wird Anfang April 2007 erneut durch sein Perihel laufen. In jenen Tagen bis zu 2m hell, steht er der Sonne zu nahe und kann nur mittels der SOHO-Sonde beobachtet werden. Erste Chancen für erdgebundene Sichtungen werden sich um den 15. April ergeben, wenn der Komet als etwa 7m helles Objekt tief über dem morgendlichen Nordosthorizont im Sternbild Fische auftauchen wird. In den folgenden Wochen klettert er aufgrund seiner westwärts gerichteten Bewegung (in Richtung des Sternbilds Schlangenträger) zwar rasch höher, doch nimmt seine Helligkeit rapide ab. Schon eine Sichtung kann daher als Erfolg gewertet werden, genaue Beobachtungen wären für eine bessere Bestimmung der Helligkeitsparameter nützlich.
In den Tagen seines Periheldurchgangs konnte der Komet als auffälliger kleiner Schweifstern von der SOHO-Sonde dokumentiert werden. Bereits am 10. April gelang Michael Jäger eine erste Aufnahme des Kometen, auf der nicht nur ein hellerer, dünner Gas-, sondern zudem in Komanähe ein breiter Staubschweif angedeutet war.
Trotz der schwierigen Umstände gingen - wohl primär dank des guten Wetters kurz nach dem Auftauchen am Morgenhimmel - 7 Beobachtungen von 3 FGK-Beobachtern ein. Gemeinsam mit 55 internationalen Beobachtungen (davon eine größere Zahl von Don Machholz selbst) kann eine grobe Auswertung durchgeführt werden. Erwartungsgemäß sehr rasch nahm die Helligkeit nach dem Perihel ab, und zwar entsprechend der Formel
m = 12.0m + 5×log D + 10.7×log r
Damit ergibt sich die Perihelhelligkeit zu etwa 2.5m und die maximale mit irdischen Teleskopen beobachtbare Helligkeit zu 7.5m (14. April). Ende Juni lag die Helligkeit bereits wieder bei 13.5m!
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Parallel hierzu ging der Komadurchmesser von 4' (125.000 km) auf 0.8' (20.000 km) zurück. Das gleiche gilt für den Verdichtungsgrad der Koma, der von DC 5 auf DC 0 abfiel. Dabei war die in den ersten Wochen auffällige innere Koma etwa halb so groß.
Andreas Kammerer konnte den Kometen am Morgen des 17.4. trotz Dämmerung (Sonne: -14°) und geringer Höhe (11°) als einfaches Objekt im 8"SC erkennen; die Koma zeigte eine starke Verdichtung zum eher kleinen Zentrum hin, ansonsten wirkte sie recht diffus; bei 80x war ein ca. 11.0m heller false nucleus erkennbar. Am 19.4. konnte er den Kometen trotz Dämmerung (Sonne: -15°) und geringer Höhe (12°) wiederum sofort finden; die Koma zeigte weiterhin eine deutliche Verdichtung, doch war die zentrale Verdichtung unauffälliger geworden; bei 111x konnte er keinen false nucleus heller als 11.5m erkennen. Am 20.4. machte leichter Dunst den Kometen bei einer Sonnendepression von 15° und einer Höhe von 13° zu einem merklich schwierigeren Objekt; die Koma-Kondensation hatte weiter abgenommen. Dieter Schubert konnte am 22.4. bei verschiedenen Vergrößerungen trotz Dämmerung und einer Höhe von nur 15° einen deutlich ovalen und gut erkennbaren, gleichmäßig hellen Nebelfleck erkennen (grobe Helligkeitsschätzung: 7m); ein kurz zuvor belichtetes CCD-Bild zeigt eine 1.7' große Koma, einen extrem breit aufgefächerten, 3' langen Schweif (PW: 260-359°) und einen Gegenschweif von 1.7' Länge (PW: 158°). Andreas Kammerer kann den Kometen am 26.4. mit dem 12"SC zwar bereits schwach, aber doch noch gut erkennen; die Koma war zum Zentrum hin noch immer merklich verdichtet; bei 242x zeigte sich ein deutlicher, kleiner Knoten, in dem allerdings kein stellarer false nucleus festgestellt werden konnte (evtl. zu schlechtes Seeing?). Eine CCD-Aufnahme in der Nacht 18./19.5. von Dieter Schubert zeigt einen überraschend schwachen, nur noch etwa 12m hellen Kometen mit einer sehr kleinen, aber noch gut verdichteten Koma.
Schmalbandphotometrie ergab ein einzigartig niedriges NH:OH-Verhältnis, so daß der Komet eventuell eine völlig neue Kometenklasse repräsentieren könnte. Ein ähnlich geringes NH:OH-Verhältnis wies nur der Komet Yanaka (1988r) auf, das aber dennoch nicht so niedrig war (IAUC 8842).
Andreas Kammerer