Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

P/2006 T1 (Levy)

2006


Am 2. Oktober 2006 fand der bekannte amerikanische Kometenbeobachter David Levy einen Kometen der 10. Größenklasse im Sternbild Löwe - nur 45' nördlich von Saturn! Komet P/2006 T1 (Levy) präsentierte auf CCD-Aufnahmen eine etwa 3' große Koma mit einer deutlichen Verdichtung zur Mitte hin und einen 14' langen Schweif in PW=295°. Der Komet passierte sein Perihel bereits wenige Tage später. Er läuft auf einer elliptischen Bahn mit einer Umlaufszeit von 5.3 Jahren (IAUC 8757, MPEC 2006-V23). Der Komet kann der Erde extrem nahe kommen: durchläuft er sein Perihel am 31. Dezember, so passiert er die Erde im Abstand von nur 0.006 AE! Nimmt man die Entdeckungshelligkeit als Basis, würde er in diesem Fall eine Helligkeit von -2m und entsprechend meiner empirischen Formel einen Komadurchmesser von 12° erreichen!!

Allerdings ist es fraglich, ob diese Annahmen realistisch sind. Bahnrechnungen haben nämlich in den vergangenen Jahrzehnten keine größere Annäherung des Kometen an einen Planeten ergeben, das heißt, der Komet läuft bereits seit längerem auf dieser Bahn. Und kam dabei der Erde wiederholt recht nahe. Daß er erst jetzt entdeckt wurde, spricht daher eher für einen meist ziemlich inaktiven Kometen, der dieses Jahr einen Ausbruch erlitten hat. Dafür spricht auch die Entdeckung nahe Saturns.

Diese Vermutung wird durch 25 internationale Beobachtungen bestätigt. Der Komet wurde bereits wenige Tage nach seiner Entdeckung kontinuierlich schwächer, wobei die Helligkeitsabnahme gut mit der Formel

m = 8.5m + 5×log D + 0.075×|t-T|

dargestellt werden kann, wie im Diagramm dargestellt. Ein solcher Helligkeitsverlauf ist typisch für einen Kometen nach einem Helligkeitsausbruch. Damit war die Entdeckungshelligkeit von 9.5m auch gleichzeitig die Maximalhelligkeit.

Scheinbare Helligkeit und Komadurchmesser

Parallel zur Helligkeit schrumpfte der Komadurchmesser, und zwar von 3' (200.000 km) bei der Entdeckung auf weniger als 1.5' (90.000 km) Anfang November - ebenfalls typisch für einen Ausbruch. Der Komakondensationsgrad blieb hingegen überraschenderweise in diesem Zeitraum konstant bei DC 4.

Mitte November teilte das MPC mit, daß die seit Ende Oktober eingesandten astrometrischen Beobachtungen des Kometen nur unbefriedigend verknüpft werden können und vermutete, daß verschiedene Helligkeitszentren vermessen wurden - ein weiteres Indiz für einen Ausbruch (MPEC 2006-W07).

Andreas Kammerer


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