Der amerikanische Amateur R.D. Matson und der australische Kometenbeobachter M. Mattiazzo entdeckten unabhängig voneinander in den SWAN-Daten ab dem 20. Juni 2006 ein bewegtes Objekt im Sternbild Wasserschlange. Der australische Kometenbeobachter T. Lovejoy fand den Kometen C/2006 M4 (SWAN) daraufhin auf einer Teleobjektiv-Aufnahme vom 30. Juni mit einer 0.5' großen, runden Koma der 12. Größenklasse, die deutlich grünlich erschien. Auf einer Aufnahme vom 12. Juli von R.H. McNaught mit einem 0.5m-Teleskop zeigte der Komet eine 12m helle, stark verdichtete Koma und einen 80" langen Schweif in PW=155°. Nach der ersten Bahn wäre der der Komet der Sonne Ende August extrem nahe gekommen, von Mitteleuropa aus aber stets unsichtbar geblieben (IAUC 8729/31). Tatsächlich wird er sein Perihel erst Ende September durchlaufen und kurz zuvor am mitteleuropäischen Morgenhorizont als 8-9m helles Objekt sichtbar werden (MPEC 2006-N38). Ab dem 10. Oktober wird er dann am Abendhimmel besser beobachtbar sein, mit einer Maximalhelligkeit von etwa 8.0m. In den interessantesten Wochen läuft er vom Sternbild Großer Bär durch die Sternbilder Jagdhunde, Bärenhüter und Nördliche Krone in den Herkules. CCD-Aufnahmen von N. Teamo und Sebastian Hönig mit dem 35cm-Reflektor auf Tahiti vom 17.7. zeigten eine 12.7m helle, 45" große Koma mit einer 8" messenden zentralen Kondensation sowie einen 2.1' langen Schweif in PW=160° (IAUC 8733).
Der Komet wurde nach seiner Konjunktion mit der Sonne international ab dem 20. September 2006, von Mitgliedern der FG Kometen ab dem 30. September beobachtet. Insgesamt gingen 100 Beobachtungen von 11 FGK-Beobachtern ein. Für die nachfolgende Auswertung konnten zudem 350 internationale Beobachtungen verwendet werden. Wurde der Komet in den ersten beiden Wochen noch etwas heller, wies er in den folgenden zwei Wochen eine nahezu konstante Helligkeit von etwa 6.0m auf. Am 24. Oktober ereignete sich dann jedoch ein kurzfristiger Ausbruch, der die Helligkeit von 6.0m auf 4.2m am 25./26. Oktober ansteigen ließ. Insgesamt dauerte die Ausbruchsphase genau eine Woche. Davor und danach kann der Helligkeitsverlauf mit den folgenden Formeln sehr gut dargestellt werden:
vor dem Ausbruch: m = 6.5m + 5×log D + 10×log r
nach dem Ausbruch: m = 5.5m + 5×log D + 14×log r
Hätte der Ausbruch nicht stattgefunden, hätte der Komet lediglich eine maximale Helligkeit von 5.8m Mitte Oktober erreicht. Beobachtungen im Mikrometerbereich vom 7. November zeigten in einer Distanz von 3.4" (PW=43°) eine Sekundärkomponente, die entlang der Verbindungslinie elongiert war (3 x 1.5"). Der Kern selbst konnte nicht aufgelöst werden, sondern war in einer diffusen zentralen Kondensation eingebettet (IAUC 8772). Berechnungen von Z.Sekanina weisen darauf hin, daß es sich bei dem Fragment tatsächlich um eine Fragmentwolke handelte. Deren Position am 7. November passt sehr gut mit der Annahme überein, daß diese sich am Okt. 23.9 UT vom Kern ablöste und den kurzfristigen Helligkeitsausbruch verursachte (CBET 738).
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Der Komadurchmesser lag zwischen Ende Juli und Ende September ziemlich konstant bei 3-4' (300.000 km). Von da ab stieg er sehr kontinuierlich bis auf 14' (600.000 km) in den letzten Septembertagen an. In der Folge ging er ähnlich stetig wieder zurück und maß Mitte Dezember noch etwa 4' (300.000 km). Eine einwöchige deutlichere Ausdehnung infolge des Ausbruchs kann nur in den gleitenden 3-Tages-Mitteln festgestellt werden. Nach dem Ausbruch blieb der absolute Durchmesser tendenziell ein wenig größer als davor. Der Kondensationsgrad der Koma lag von Mitte September bis Anfang Oktober bei DC 7-8 (eventuell beeinflusst durch die zu dieser Zeit weltweit eher schlechten Beobachtungsbedingungen, die möglicherweise auch den beobachteten Komadurchmesser beeinflusst haben). Danach ging er langsam zurück und lag kurz vor dem Ausbruch bei DC 6. Der Ausbruch führte zu einem Anstieg des DC-Wertes auf 7, der etwa eine Woche lang über dem allgemeinen Trend lag. Anfang November war er auf DC 5 zurückgegangen und sank bis Mitte Dezember auf DC 2-3 weiter ab.
Ein Schweif konnte visuell bereits kurz nach dem Beginn seiner herbstlichen Sichtbarkeit festgestellt werden. Bis zum Ausbruch lag die scheinbare Schweiflänge bei etwa 1° (4-5 Mill. km), stieg jedoch aufgrund des Helligkeitsausbruchs kurzfristig bis auf 3-4° (10 Mill. km) an. Am Ende des ersten Novemberdrittels war diese wieder auf 0.8° (3 Mill. km) zurückgegangen und lag Mitte November bei nur noch 0.1-0.2° (1.5 Mill. km). Ein Schweifansatz von wenigen Bogenminuten Länge konnte aber noch Mitte Dezember gesichtet werden.
Gemäß Volker Kasten zeigte der Komet am Abend des 7.10. im C90, 31x in einer kleinen Koma einen deutlichen Kern, der blickweise fast punkthaft wirkte; von einem Schweif war angesichts des vom fast vollen Mond stark aufgehellten Himmelshintergrunds nichts zu sehen. Andreas Kammerer konnte den nahe alpha CVn stehenden Kometen trotz Vollmond im 9x63B sofort als unscharfen Stern ausmachen; im 8"SC, 50x zeigte sich eine hochverdichtete Koma mit einem deutlichen false nucleus. Für Volker Kasten schien am 11.10. blickweise wieder ein fast sternförmiges Zentrum in der kompakten, runden Koma zu sitzen; die Beobachtung erfolgte bei Dunst. Am 15.10. beobachtete Andreas Kammerer bei leicht dunstigen Bedingungen: der Komet wies im Fernglas eine stark zur Mitte hin verdichtete Koma auf; der Schweif war nach Osten angedeutet; im 12"SC, 75x stellte er eine stark verdichtete Koma mit betonter zentraler Konzentration fest, in der aber selbst bei 167x kein false nucleus auszumachen war. Am 16.10. erschien ihm der Komet im Fernglas nicht mehr so intensiv wie am Vorabend; der Schweif war gerade so auszumachen; im 12"SC, 75x zeigte sich eine helle Koma mit einem steilen Helligkeitsgradienten zur Mitte hin, ein false nucleus war aber selbst bei 333x aus der hellen zentralen Verdichtung nicht herauszufischen (evtl. durch schlechtes Seeing bedingt?); der Schweif war recht gut erkennbar. Volker Kasten konnte bei diesigem Wetter keinen Schweif wahrnehmen; den Komadurchmesser schätzte er freihändig auf 5', mit dem 14x100B auf einem Stativ auf nur 3'; im C90, 31x erahnte er sehr schwache Außenpartien der Koma blickweise bis 5'; ein sternförmiger false nucleus konnte er dieses Mal nicht erkennen. Am 17.10. beschrieb Volker Kasten ihn als einen "false globular" nahe gamma Boo; eine sichere Schweifwahrnehmung gelang ihm nicht; im 10x50B schätzte er Helligkeit und Koma ähnlich. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am 18.10. eine grün-weiße Koma mit Faserstrukturen; im 54cm-Reflektor waren deutliche Streamer zu sehen. Bei der Beobachtung von Volker Kasten herrschte starker Dunst. Am 26.10. beobachtete Andreas Kammerer bei leichtem Dunst: der Komet zeigte sich im Fernglas deutlich heller als vor 10 Tagen, wobei der Schweif zwar noch immer schwach, aber signifikant deutlicher erkennbar war. Laut Volker Kasten waren die Koma und deren Flächenhelligkeit am 29.10. im Vergleich zu M13 etwas größer. Walter Kutschera präsentierte sich der Komet mit ausgeprägter Koma, in der Faserstrukturen gut zu sehen waren, wobei die Helligkeit um den Kern deutlich anstieg; ein schwacher Ansatz war visuell nur schwer auszumachen. Gemäß Andreas Kammerer war der Komet am 30.10. deutlich schwächer als am 26.10., mit einer weiterhin stark verdichteten Koma und einem recht schwierig zu erkennenden Schweif; im 12"SC, 75x wies die Koma einen steilen Helligkeitsgradienten auf; bei 242x zeigte sich ein aufgrund der hohen Flächenhelligkeit des Zentrums schwierig erkennbarer, 10.5m heller false nucleus. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet weiter eine grünliche Farbe mit Strukturen und ausgeprägtem Schweif. Am 31.10. sah der Komet laut Volker Kasten im Fernglas wie ein ungewöhnlich stark verdichteter kleiner Kugelsternhaufen aus; eine sichere Schweifwahrnehmung gelang ihm nicht.
Am 1.11. war die Koma nach seinen Angaben im Vergleich zu M13 etwas kleiner, dafür aber etwas stärker kondensiert und ähnlich flächenhell; insgesamt wirkten beide Objekte im 14x100B recht ähnlich. Am Abend des 9.11. beobachtete Andreas Kammerer den Kometen im Fernglas bei leicht aufgehelltem Himmelshintergrund als ein recht unauffälliges Objekt. Volker Kasten erschien die Koma am 12.11. etwas größer und diffuser als zwei Wochen zuvor. Am 15.11. schätzte er im 114/600mm-Refraktor die Koma auf 2.8', DC 4-5; sie erschien leicht oval und wirkte irgendwie "staubig"; blickweise schien ein ca. 11m heller false nucleus vorhanden zu sein. Andreas Kammerer erschien er im Fernglas etwas stärker verdichtet zu sein als am 9.11.; im 8"SC, 50x konnte er erneut einen recht steilen Helligkeitsgradienten innerhalb der Koma ausmachen, deren Flächenhelligkeit aber insgesamt deutlich abgenommen hatte; bei 111x konnte er einen sternförmigen 11.5m hellen false nucleus vor der hellen zentralen Kondensation so eben erkennen. Uwe Pilz meinte, bei 433x und indirektem Sehen eine deutlich längliche zentrale Kondensation in PW~30° zu erkennen. Am 16.11. zeigte sich der Komet laut Walter Kutschera deutlich schwächer, wobei die Koma immer noch recht ausgeprägt wirkte und Strukturen zeigte. Heinz Kerner meldete für den 26.11. eine elliptische Koma von 2 x 3' Größe. Am 27.11. schien der Mond am Standort von Volker Kasten auf leichten Dunst, so daß er den Kometen nur bei indirektem Sehen erkennen konnte und die Schätzungen entsprechend schwierig waren.
Gemäß Volker Kasten war die Flächenhelligkeit am 10.12. leicht unsymmetrisch, mit einem Anstieg in Richtung dem SW-Ende der Koma. Andreas Kammerer war überrascht über die schwache, sehr diffuse Koma mit einem leicht nach Süden verschobenen unauffälligen Helligkeitszentrum; mehrfach meinte er, vor dem leicht aufgehellten Himmelshintergrund einen bis zu 8' langen, nach PW=15° weisenden breiten Schweif zu erkennen; bei 242x konnte er einen kleinen Materieknoten ausmachen.
Andreas Kammerer