Der erste Komet des Jahres 2006 wurde bereits am 4. Januar gefunden. Grzegorz Pojmanski vom Observatorium der Warschau-Universität fand den Kometen auf Aufnahmen des All Sky Automated Survey (ASAS) vom 1. und 4. Januar im Grenzbereich der Sternbilder Inder/Pfau. Weitere Untersuchungen zeigten das Objekt bis zurück zum 29. Dezember 2005. Kurz darauf meldete K. Cernis einen Kometen in SWAN-Aufnahmen bis zurück zum 25. Dezember, der mit dem genannten identisch war. Auf einer CCD-Aufnahme vom 5. Januar mit einem 46cm-Teleskop präsentierte sich der Komet als 14.5m helles Objekt mit einer 1' großen Koma. Damit ergibt sich eine maximale Helligkeit von 10.0m zur Zeit des Perihels, welches Ende Februar 2006 durchlaufen wird (IAUC 8653/54, MPEC 2006-A40). Für Mitteleuropa erscheint er etwa zu diesem Zeitpunkt, durch das Sternbild Adler laufend, über dem morgendlichen Osthorizont. Bis Anfang April steigt er, durch die Sternbilder Delphin, Füchschen, Schwan und Eidechse laufend, bis auf Horizonthöhen von fast 40°, doch geht seine Helligkeit im genannten Zeitraum deutlich zurück.
Nachdem der Mond nicht mehr störte, wurde der Komet ab dem 23. Januar wieder visuell beobachtet - und überraschte die Kometenfangemeinde, zeigte er sich doch als 7.5m helles, 4' großes Objekt. Danach stieg die Helligkeit bis zum Monatswechsel Februar/März stetig weiter an, wie 14 Beobachtungen von 7 FGK-Beobachtern sowie 185 internationale Beobachtungen ausweisen. Diese ergeben unterschiedliche Helligkeitsentwicklungen vor und nach dem Perihel, die mit den Formeln
vor dem Perihel: m = 8.5m + 5×log D + 11.5×log r nach dem Perihel: m = 7.8m + 5×log D + 8.8×log r
- bis auf die Beobachtungen im Mai - sehr gut dargestellt werden können. Damit ergibt sich eine maximale Helligkeit von 5.1m zum Monatswechsel Februar/März; zu einer Zeit also, als er für mitteleuropäische Beobachter eben über dem Südosthorizont auftauchte. Die Situation am Sichtbarkeitsende ist unklar. Während die obigen Formeln die helleren Schätzungen favorisieren, deutet eine Beobachtung von Stefan Beck eher auf die schwächeren Schätzungen hin. Dieser konnte den Kometen auf einer CCD-Aufnahme vom 3. Juli nicht mehr ausmachen, so daß er ihn auf schwächer als 18m schätzte.
Bis Mitte März stieg der scheinbare Komadurchmesser von 3' auf 5.5' an. In der Folge ging er bis Anfang Mai kontinuierlich auf 1.5' zurück und scheint in den folgenden Wochen etwa diesen Wert beibehalten zu haben. Absolut maß die Koma zu Sichtbarkeitsbeginn 180.000 km, begann dann Anfang Februar - aufgrund des zunehmenden Sonnenwindes - leicht zu schrumpfen und erreichte Anfang März den minimalen Wert von 160.000 km. Danach dehnte sich die Koma zunächst merklich aus, wobei sie Anfang April ihren Maximalwert von 240.000 km erreichte. Bis Mitte Mai war sie dann auf 140.000 km geschrumpft. Entsprechend stieg der Verdichtungsgrad der Koma von DC 3 zu Sichtbarkeitsbeginn auf DC 7 Anfang März, um dann bis Anfang Mai auf DC 1-2 zurückzugehen. Berichte über einen false nucleus fehlen. Visuelle Schweifsichtungen wurden erstmals um den 10. Februar gemeldet. Bis Anfang März stieg die visuelle Schweiflänge auf den maximalen Wert von 1.0° (2.0 Mill. km) an. Letzte visuelle Schweifsichtungen gelangen Anfang April. Dabei war der Schweif anfangs nach SSW orientiert, drehte aber bis Anfang April stetig nach NW.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Am Morgen des 4.3. wirkte der Komet im 14x100-Fernglas, nur 11° über dem Horizont, gemäß Volker Kasten klein und kompakt; eine sichere Schweifwahrnehmung gelang ihm bei den sehr mäßigen Sichtbedingungen nicht. Walter Kutschera konnte den Kometen am 8.3. gerade noch mit bloßem Auge erkennen; im 7x50-Fernglas zeigte er sich als kleines, gut kondensiertes grünlich leuchtendes Objekt mit einem strahlenförmigen Ansatz; insgesamt erinnerte ihn der Anblick an C/2005 A1. Dieter Schubert erkannte am gleichen Morgen im 7x50-Fernglas ein recht helles, sehr gut kondensiertes Nebelwölkchen; die Koma erschien ihm annähernd gleichmäßig hell zu sein; von einem Schweif war bei den gegebenen Bedingungen nichts zu bemerken. Volker Kasten beobachtete den Kometen zu Beginn der nautischen Dämmerung bei diesigen Bedingungen: der Kondensationsgrad war im 14x100-Fernglas nur schwer zu schätzen, da das Objekt ziemlich klein war. Am 14.3. beobachtete ihn Andreas Kammerer bei Vollmond mit entsprechend hellem Himmelshintergrund als "unscharfen Stern"; aufgrund des hohen Kondensationsgrades vermutete er, daß nur die inneren Komabereiche erkennbar waren. Mondlicht und Dunstfelder sorgten bei Volker Kasten auch am 21.3. für suboptimale Bedingungen: im 10x50-Fernglas erschien der Komet ähnlich M92, allerdings war der Komarand weniger gut definiert. Heinz Kerner schätzte den Durchmesser der Koma am 23.3. im 15cm-Reflektor, 34x auf 5.0' / DC 6; sie zeigte einen hellen inneren Bereich von 2' Durchmesser; einen false nucleus konnte er aber nicht ausmachen. Maik Meyer störten am 24.3. Cirren und starker Wind. Am Morgen des 7.4. übersah Andreas Kammerer den Kometen im Fernglas zunächst, da er ihn heller erwartet hatte; er zeigte sich mit einer schwachen, kleinen, mäßig verdichteten Koma. Am 8.4. präsentierte er sich nach seinen Angaben im 20cm-SC mit einer ziemlich diffusen Koma, die zur Mitte hin nur wenig verdichtet war; einen false nucleus konnte er nicht ausmachen.
Andreas Kammerer