Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

73P/Schwassmann-Wachmann

2006


C.W. Hergenrother konnte den Kometen mit einer Umlaufszeit von 5.4 Jahren am 22. Oktober 2005 im Sternbild Löwe wiederentdecken. Der Komet zeigte sich als 19.0m schwaches Objekt mit einer hochverdichteten, 6" kleinen Koma und einem 8" kurzen aufgeweiteten Schweif in PW=300°. Nach genaueren Untersuchungen handelt es sich um die Komponente C. Die Komponente C wird die Erde am 12.5.06 in einem Abstand von lediglich 0.079 AE passieren und könnte dann im Fernglas sichtbar sein (IAUC 8623).

Am 6. Januar 2006 wurde ein erstes Fragment des Kometen wiedergefunden. Während der Komet selbst eine Gesamthelligkeit von 16.3m aufwies, war das 23' (PW=270°) von diesem entfernte Fragment nur 18.9m hell. Z. Sekanina stellte fest, daß es sich wohl um das 1995-96 beobachtete Fragment B handelt (IAUC 8659). CCD-Aufnahmen vom 23.1. zeigten einen 40" langen Schweif in PW=290° von dem Fragment B ausgehend (IAUC 8663).

Der Komet wurde von Kometenbeobachtern ab Ende November 2005 mittels CCD verfolgt, als seine CCD-Helligkeit zu 17.5m bestimmt wurde. Erste visuelle Schätzungen gelangen Anfang Januar 2006 (ca. 14.5-15.0m). Mitte Februar wurde die Helligkeit der knapp 0.5' großen Koma visuell auf 13.5m geschätzt. Zu diesem Zeitpunkt wiesen die Schätzungen damit eine durchweg größere Helligkeit auf als prognostiziert, woraus eine maximale Helligkeit der Hauptkomponente C zwischen 4m und 7m abgeleitet wurde. Da der Komet aber scheinbar in Auflösung begriffen ist, war seine Helligkeitsentwicklung kaum prognostizierbar. Das Fragment B, dessen weitere Entwicklung noch unsicherer war, sollte 2-3m schwächer als die Hauptkomponente C bleiben.

Insgesamt wurde eine solch große Zahl an Fragmenten gefunden, daß hierfür die Nomenklatur erweitert werden mußte. Zukünftig können Fragmente somit mit zwei Buchstaben bezeichnet werden. Bei 73P/Schwassmann-Wachmann erhielten insgesamt 69 Komponenten/Fragmente eine offizielle Bezeichnung (bis 73P-BS) - wovon sich überraschenderweise ein Dutzend vor der Hauptkomponente bewegten. Am 7. April überspannten alle bis dahin gefundenen Fragmente bereits einen Winkelbereich von 12° am Himmel (CBET 473)! In der Folge konnte die individuelle Entwicklung der Fragmente nur noch mit Mühe verfolgt werden. Nachfolgend werden zunächst allgemeine Informationen gegeben, anschließend wird die Entwicklung der Hauptkomponente C sowie der beiden hellsten Komponenten B und G ausführlicher dargestellt. Schließlich wird die Entwicklung der schwächeren Fragmente H-Y beispielhaft, sowie die der visuell beobachteten Fragmente R, AP, AQ, AS und BC skizziert.

Schmalbandphotometrie des Kometen zeigte am 25. Februar folgende Gasproduktionsraten (Moleküle/s): Komponente C: OH: 2.0×1027, Wasser: 2.1×1027, CN: 7.8×1024, C2: 1.0×1024, Staub: 50. Fragment B: OH: 6.3×1026, Wasser: 6.3×1026, Staub13. Damit ist das relative Verhältnis C2:CN bei der Komponente C um einen Faktor 10 gegenüber dem Durchschnitt abgesenkt. Mit relativ großer Unsicherheit gilt dies auch für das Fragment B (IAUC 8681). Modellrechnungen von Z. Sekanina ergaben anhand des Fragmentpaars K und S, dass die Fragmentation des Kometen andauert; diese trennten sich erst Mitte Februar voneinander und dürften lediglich die Dimension größerer Felsen aufweisen, somit nur kurzzeitig aktiv bleiben (CBET 453). Radiobeobachtungen der Hauptkomponente am 17. März zeigten eine deutliche Silikatemission (insbesondere Olivin- und Pyroxen-Staub). Die ermittelte Schwarzkörper-Temperatur von 235 K lag 2-3% über der Gleichgewichtstemperatur (IAUC 8701). Beobachtungen der Komponente C im Mikrowellenbereich am 7. April wiesen folgende komplexen Moleküle nach: C2H6, HCN, CH3OH, H2CO. Deren relative Anteile im Vergleich zu Wasser waren wesentlich geringer als bei den meisten Kometen, und ähnlich gering wie beim Kometen C/1999 S4 (LINEAR). Die Gasproduktionsrate von H2O betrug am Beobachtungstag 5.9×1027 Moleküle/s (IAUC 8704). Schmalbandphotometrie von D. Schleicher ergab am 25. April die folgenden Gasproduktionsraten (Moleküle/s): Komponente C: OH: 5.6×1027, Wasser: 7.2×1027, CN: 1.6×1025, C2: 3.1×1024, Staub: 200. Komponente B: OH: 3.9×1027, Wasser: 3.9×1027, CN: 1.1×1025, C2: 1.7×1024, Staub: 32. Komponente G: OH: 3.8×1026, Wasser: 4.9×1026, CN: 1.4×1024, C2: 2.1×1023, Staub: 3. Damit war das Staub-zu-Gas-Verhältnis bei den Komponenten B und G 3-4 mal kleiner als bei der Hauptkomponente C (CBET 491).

Infrarotbeobachtungen vom 10. Mai zeigten eine sehr ähnliche chemische Zusammensetzung der Fragmente C und B (CBET 532). Ende Mai wurde zu Weitwinkelaufnahmen aufgerufen, mit Hilfe derer diese Staubspur ebenfalls nachweisbar sein könnte (wie es lt. John Bortle bei den Kometen Biela und Brooks beobachtet worden war) (Comet's Mailing List). Diese scheint ansatzweise in einer Aufnahme von Michael Jäger und Gerald Rhemann vom 1. Juni von Namibia aus vor der Komponente B erkennbar zu sein.

Die Hauptkomponente C entwickelte sich über die gesamte Sichtbarkeit hinweg recht unspektakulär, wie 58 Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern sowie 340 internationale Beobachtungen (bis Ende September 2006) ergeben. Die Helligkeitsentwicklung erfolgte vor und nach dem Perihel unterschiedlich gemäß den Formeln:

vor dem Perihel: m = 11.2m + 5×log D + 7.5×log r
nach dem Perihel: m = 11.2m + 5×log D + 13.2×log r

was eine maximale Helligkeit von 5.8m just zum Zeitpunkt der größten Erdnähe (12. Mai) ergibt. Die Schätzungen scheinen zwar einen kleinen Helligkeitsrückgang (um etwa 0.3m) in jenen Tagen anzudeuten, doch dürfte dieser eher ein Scheineffekt aufgrund des Vollmondes sein.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser der Hauptkomponente C

Der scheinbare Komadurchmesser lag im Januar bei 0.5' und stieg bis Mitte März erst auf 2' an. Ab dem 10. April, als er 5' maß, begann dann der erwartete rasche Anstieg aufgrund der Tatsache, daß sich der Komet nun rasch der Erde näherte. Dieser Anstieg wurde zunächst von den Fernglasbeobachtern festgestellt, die in der Lage waren, auch die sehr diffuse äußere Koma in ihrer gesamten Ausdehnung zu erkennen. Um den 20. April war der Komadurchmesser bereits auf 8' angewachsen und zum Monatswechsel April/Mai auf 14'. Der maximale scheinbare Komadurchmesser von 16' wurde - möglicherweise ebenfalls bedingt durch den danach störenden Mond - kurz vor dem Perigäum erreicht (um den 7. Mai). Danach ging er sogar noch rascher zurück, was mit Sicherheit aber durch die zunehmend schlechteren Sichtbedingungen mit verursacht sein dürfte. Am 15. Mai wurden nur noch 6' geschätzt und Ende Mai nur noch 4'. Absolut betrachtet vergrößerte sich die Koma in deutlich geringerem Maße: betrug der absolute Komadurchmesser im Januar erst 35.000 km, so stieg er bis Mitte April eher gemächlich auf dann 70.000 km an. Der größte absolute Komadurchmesser wurde in der letzten Aprilwoche mit 85.000 km erreicht. In der Folge ging er - teilweise sicher ebenfalls von der Störung durch den Mond und den schlechter werdenden Sichtbarkeitsbedingungen verstärkt - relativ rasch zurück und betrug Mitte Mai 40.000 km und Ende Mai nur noch 30.000 km. Nach dem Perihel erfolgte ein weiterer Rückgang des scheinbaren Komadurchmessers von 4' Anfang Juni auf 2' Anfang Juli und 1.5' Ende August. Dies bedeutet, daß der absolute Komadurchmesser nach dem Perihel ziemlich konstant bei knapp unter 40.000 km lag.

Die Koma selbst war die ganze Zeit über mäßig bis deutlich kondensiert. Wurde der Koma-Kondensationsgrad im Februar auf DC 4 eschätzt, so stieg dieser bis Ende März auf DC 5-6 an. Dieser Wert wurde über mehrere Wochen gehalten. Erst ab dem 10. Mai wurden geringere Werte geschätzt und Ende Mai lagen die Schätzungen wieder bei DC 4. Ende August wurde der Verdichtungsgrad auf DC 3 geschätzt. Innerhalb der Koma waren außer dem über die gesamte Sichtbarkeit hinweg auffälligen false nucleus lange Zeit keine weiteren Strukturen erkennbar. Aufnahmen vom 17. Mai zeigten dann jedoch eine Art "Hantelstruktur" der Koma: sonnenseitig befand sich ein heller, ca. 150° umspannender auffälliger Komateil (Jetfächer?), schweifseitig ein schwächerer, ca. 120° umfassender Komateil; zwischen diesen beiden Bereichen erschien die Koma wie eingeschnürt. Diese Komamorphologie war am Morgen des 18. Mai noch stärker ausgeprägt; zudem war die Helligkeit des false nucleus signifikant angestiegen. Am 20. Mai war die "Hantelstruktur" der Koma nicht mehr so ausgeprägt; allerdings waren die Sichtbedingungen zwischenzeitlich sehr bescheiden geworden. Unklar ist, ob diese ungewöhnliche Morphologie (insbesondere der sonnenseitige helle Komabereich) ein Ergebnis der Kreuzung der Kometenbahnebene gewesen sein könnte, die am 1. Juni stattfand. Auf einer Aufnahme vom 21. Mai konnten zwei sonnenwärtsgerichtete Jets festgestellt werden (Comet's Mailing List).

Ab Anfang März konnte der in südwestlicher bis westlicher Richtung orientierte Schweif visuell ausgemacht werden. In der zweiten Aprilhälfte stieg seine Länge deutlich an und erreichte sein Maximum (möglicherweise ebenfalls durch die beginnende Mondstörung beeinflusst) von 1.3° in der ersten Maiwoche. Schätzungen von Ende Mai sind uneinheitlich: während ein Teil der Schätzungen Längen um 0.5° angeben, nennt der andere Teil Längen um 1°. Insgesamt zeigte der Schweif eine überraschend hohe Flächenhelligkeit. Absolut betrachtet lag die Schweiflänge über mehrere Wochen hinweg recht konstant bei 400.000 km.

Walter Kutschera fand den Kometen mittels seiner WATEC-Kamera erstmals am Morgen des 10.1.06: er schätzte die Gesamthelligkeit der 0.9' großen Koma auf 16.5-17.0m; der Komet ließ sich gut lokalisieren. Am 28.1. schätzte er die 0.8' große Koma mittels WATEC-Kamera auf 14.0-14.5m; die deutlich verdichtete Koma wies einen 1.4' langen, rautenförmigen Schweifansatz auf. Am 2.2. war der Komet visuell als schwaches Objekt sichtbar; mittels der WATEC-Kamera zeigte der Komet eine wesentlich verdichtetere Koma als am 28.1 (eher DC 6), wobei die äußeren Komapartien noch gut zu erkennen waren; der Schweifansatz war nicht mehr so aufgefächert, aber dafür deutlich länger geworden. Am 5.2. war der Komet trotz eines nahen Sterns visuell gut als elongiertes Objekt zu erkennen; die WATEC-Kamera zeigte einen ausgeprägten, 1.8' langen Schweifansatz. Am 26./27.2. war die Koma nach seinen Beobachtungen größer geworden; der Schweifansatz war schwach, aber denoch gut sichtbar.
Am 4./5.3. konnte er den Kometen im 8"-Newton gut sehen, der Schweifansatz wirkte ausgeprägter, aber immer noch recht schwach. Am 8./9.3. zeigte er eine wesentlich kleinere, deutlich verdichtetere Koma, die eine grün-gelbliche Farbe aufwies; zuweilen hatte er das Gefühl, einen schwächeren Uranus zu beobachten; die angegebene Helligkeit ist unsicher, da der Komet nahe eines Sternes stand. Am 19./20.3. zeigte der Komet einen gebogenen breiten Schweifansatz; die Koma wirkte klein und stark verdichtet. Uwe Pilz konnte am 22./23.3. im 32cm-Newton, 144x einen - verglichen mit der Gesamtausdehnung - großen, gleichmäßig hellen inneren Komabereich erkennen, welcher von einem diffusen Halo umgeben war, der sich scharf gegen den Hintergrund abgrenzte; die Koma war insgesamt gut definiert. Am 23./24.3. zeigte sich der Komet laut Walter Kutschera etwas heller, wobei die Koma in Schweifrichtung einen hellen Halbring aufwies; der Ansatz des Staubschweifes wirkte etwas kürzer. Einige Faserstrukturen zeigte der Komet ihm am 1./2.4. im Schweif, der zudem einen hellen Schweifstrahl aufwies; Koma und Schweifstrahl leuchteten weiß-gelblich. Gemäß Andreas Kammerer war die Hauptkomponente am 6./7.4. ein helles Objekt mit auffälligem, 12.0m hellen false nucleus; der breite Staubschweif war gut sichtbar, wobei er eine leichte Krümmung nach Westen zu erkennen glaubte. Laut Maik Meyer verursachte ein Lumicon Swan Band Filter an diesem Morgen nur eine leichte Kontrastverstärkung. Am 7./8.4. wies die Hauptkomponente gemäß Andreas Kammerer eine deutlich verdichtete Koma mit einem auffälligen, 12.0m hellen false nucleus auf; der Schweif war gut erkennbar, wobei er wiederum meinte, eine leichte Krümmung auszumachen. Am 14./15.4. erkannte Andreas Kammerer im 12"SC, 75x eine stark verdichtete Koma mit einer auffälligen zentralen Kondensation und eine diffuse äußere Koma vor einem sehr hellen Hintergrund; der Schweif war schwach auszumachen; bei 167x erschien der sternförmige false nucleus 11.5m hell. Am 18./19.4. war der Komet im 9x63B schwach, aber gut erkennbar und deutlich verdichtet; der Schweif war überraschend gut auszumachen; im 12"SC beobachtete er eine stark verdichtete Koma mit auffälliger zentraler Kondensation und eine diffuse äußere Koma; der breite Staubschweif war gut erkennbar; bei 167x schätzte er die Helligkeit des sternförmigen false nucleus auf 11.5m. Für Uwe Pilz erschien der Komet am 22./23.4. im Fernglas als "richtiger" Komet mit Koma, Halo, zentraler Kondensation und einem Schweif. Am 23./24.4. verzeichnete Andreas Kammerer im 9x63B eine deutlich verdichtete Koma; der breite Staubschweif erschien ihm schwächer als vor einer Woche; im 12"SC zeigte die Koma eine auffällige zentrale Kondensation und einen deutlichen, recht breiten Schweif; bei 167x war der sternförmige false nucleus 11.5m hell. Volker Kasten sah am 24./25.4. einen hübschen Miniaturkometen; der kurze Schweif schien etwas aufgeweitet, der deutliche false nucleus wirkte nicht ganz sternförmig (evtl. länglich??) und war allein genommen etwa 9.7m hell. Bei stark diesigem Wetter bestimmte er die Helligkeit des fast sternförmigen false nucleus am 27./28.4. auf etwa 10.4m. Laut Uwe Pilz war der Schweif am 30.4./1.5. asymmetrisch, d.h. das Nordende war länger (50x); den false nucleus konnte er bei hoher Vergrößerung (240x) deutlich nichtstellar erkennen. Volker Kasten erkannte einen Schweifansatz in PW=229°; seine Durchmesserangabe bezieht sich nur auf die Koma; im 10x50B schätzte er den Kometen auf 7.3m mit einer 7' großen Koma (wohl mit Schweifanteil); im C8, 57x sah er einen 9' langen Schweif in PW=227° und einen fast sternförmigen, ca. 9.2m hellen false nucleus. Walter Kutschera beobachtete in seinem 54cm-Reflektor bei 500x eine grünweißliche Koma mit Faserstrukturen unterschiedlicher Helligkeit, die sich im Schweifansatz fortsetzen; sonnenseitig war ein schwacher Bartansatz zu erkennen.
Am 2./3.5. sah Volker Kasten einen hübschen Mini-Kometen mit einem 9.8m hellen, fast punktförmigen false nucleus; die Breite des Schweifes betrug in 11' Entfernung vom Kern gut 2' (die C8-Beobachtung dürfte den PW sowie die Komagröße besser wiedergeben als die Feldstecherschätzung); die Flächenhelligkeit des inklusive Schweifansatzes größeren Kometen lag laut Volker Kasten erheblich unter der von M13. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet eine etwas kleinere Koma mit einem deutlich in die Länge gezogenen auffälligen Kern; die Farbe rückte nach seinem Eindruck immer mehr ins Grünliche. Andreas Kammerer beobachtete im 9x63B eine recht kompakte Koma mit deutlichem Schweif (hoher Flächenhelligkeit); im 12"SC, 75x sah er eine hochverdichtete Koma mit heller zentraler Kondensation und auffälligem Schweif; bei 167x schätzte er den sternförmigen false nucleus auf 10.5m. Am 6./7.5. sah er im 9x63B erneut eine recht kompakte Koma mit deutlichem Schweif hoher Flächenhelligkeit; im 12"SC, 75x konnte eine hochverdichtete Koma mit heller zentraler Kondensation und auffälligem Schweif ausgemacht werden; bei 167x schätzte er den sternförmigen false nucleus auf 10.0m. Am 7./8.5. erschien Andreas Kammerer der Komet im 9x63B nicht so auffällig wie in der Vornacht (evtl. wegen der hellen Sterne nahebei?): er wies eine recht kompakte, überraschend kleine Koma mit deutlichem Schweif auf, der aber nicht so hell wie in der Vornacht erschien; im 12"SC, 75x sah er eine hochverdichtete Koma mit heller zentraler Kondensation und auffälligem Schweif nur 11' westlich von M57; bei 167x schätzte er den sternförmigen false nucleus auf lediglich 11.0m. Am 10./11.5. sah er im 9x63B eine unauffällige, hochverdichtete, eher kleinere Koma mit schwachem Schweif; im 12"SC, 75x beobachtete er eine stark verdichtete Koma mit heller zentraler Kondensation und deutlichem Schweif; bei 161x schätzte er den sternförmigen false nucleus auf 11.0m. Schließlich beschrieb Andreas Kammerer den Kometen am 11./12.5. im 9x63B als unauffällig, mit mäßig verdichteter, kleiner Koma und schwachem Schweif; im 12"SC, 75x war eine mäßig verdichtete Koma mit heller zentraler Kondensation und deutlichem Schweif auszumachen; bei 161x war erkennbar, daß der 11.0m helle sternförmige (oder leicht diffuse) false nucleus in einem leicht in Schweifrichtung elongierten Materieknoten saß.

Komponente B: Wesentlich interessanter als bei der Hauptkomponente gestaltete sich die Entwicklung der Komponente B: Anfang März 2006 erst 14.5m hell, stieg ihre Helligkeit bis Ende März recht langsam auf 12.5m an. CCD-Beobachtungen zeigten dann aber zwischen Apr. 1.8 UT und Apr. 2.8 UT einen Anstieg um 3 Größenklassen in der inneren Koma.

Gemäß 47 Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern sowie 230 internationalen Beobachtungen zeigte die Komponente mindestens zwei Helligkeitsausbrüche, die sie kurzfristig sogar heller als die Hauptkomponente werden ließen. Der größte Ausbruch mit über 2.0m Amplitude ereignete sich am 2./3. April, als die Gesamthelligkeit der Komponente von etwa 11.5m auf etwa 9.5m anstieg. Bis zu diesem Ausbruch (d.h. vor dem 2. April) läßt sich die Helligkeitsentwicklung gut mit der Formel

m = 12.4m + 5×log D + 11.5×log r

beschreiben. Nach diesem Ausbruch (d.h. nach etwa dem 5. April) entwickelte sich die mittlere Helligkeit gemäß der Formel

m = 11.5m + 5×log D + 11.5×log r,

d.h. dieser größte Ausbruch führte zu einem dauerhaften Anstieg der absoluten Helligkeit um 1m. Der zweite große Ausbruch, welcher am 7. Mai begann, führte dazu, daß die Komponente B letztlich am 11. Mai eine maximale Helligkeit von 5.1m erreichte - fast eine halbe Größenklasse heller als nach der obigen Formel zu erwarten gewesen wäre.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser der Komponente B

Der scheinbare Komadurchmesser betrug Ende Februar erst 0.5', nahm in den folgenden Wochen aber rasch zu (1.4.: 3', 15.4.: 6', 1.5.: 13'). Der maximale scheinbare Komadurchmesser wurde mit 15' um den 8. Mai erreicht (möglicherweise ebenfalls vom danach störenden Mond bereits vor dem Perigäum). Mitte Mai betrug er noch immer 12', ging dann aber bis zum 20. Mai auf 9' und bis 31. Mai auf 4' zurück. Der absolute Komadurchmesser betrug zu Sichtbarkeitsbeginn erst 15.000 km, stieg aber bis zum 1. April auf 40.000 km und bis zum 15. April auf 60.000 km an. Der maximale absolute Komadurchmesser wurde mit 80.000 km Ende April erreicht. Am 5. Mai war er wieder auf 60.000 km und Ende Mai auf 35.000 km zurückgegangen (sicherlich von Mond und schlechten Sichtbarkeitsbedingungen verstärkt).

Bei jedem Ausbruch zeigte die Koma zunächst einen dominierenden false nucleus, dessen Helligkeit in der Folge deutlich zurückging, bis er selbst im 30cm-Teleskop beinahe unsichtbar wurde. Parallel hierzu bildete sich in den Folgetagen jeweils eine sehr längliche (zigarrenförmige) zentrale Kondensation aus, in der zeitweise schweifseitig Subfragmente (die an einigen Tagen die Helligkeit des false nucleus erreichten) ausgemacht werden konnten. Diese Morpholgie wie auch das Erscheinen der Subfragmente ließ bei ihrem ersten Erscheinen befürchten, daß die Auflösung der Komponente B unmittelbar bevorstand. Vom false nucleus ging zeitweise eine in Schweifrichtung kegelförmig ausgebildete innere Koma aus. Entsprechend dieser sehr variablen Morphologie schwankte der DC-Wert beträchtlich. Außerhalb der Helligkeitsausbrüche lag er eher bei DC 3-4, während der Ausbrüche bei DC 7-8. Insgesamt können drei steile Anstiege des DC-Wertes in gewichteten 3-Tages-Mitteln festgestellt werden: am 3. April (bis DC 7-8), 26. April (DC 5-6) und am 8. Mai (DC 7).

Ein Schweif wurde bei der Komponente B visuell erstmals Anfang April festgestellt. In den folgenden Wochen verlängerte sich dieser stetig und erreichte kurz vor der beginnenden Mondstörung um den 8. Mai eine Länge von 0.8° (250.000 km) und wohl Ende Mai (nur von wenigen Beobachtungen gestützt) von 1.2° (400.000 km). Die Orientierung entsprach jener des Schweifs der Hauptkomponente.

Laut John Bortle zeigte sich die Komponente am 3. April als helles, sternförmiges Objekt mit einer sehr schwachen umgebenden Koma. Die Staubproduktionsrate stieg vom 26.3. bis 5.4. um das Dreifache an. CCD-Beobachtungen vom 2./3. bzw. 3./4. April zeigten zwei helle Jets in PW=90° bzw. PW=305° (IAUC 8701). Die größte Helligkeit des inneren Bereichs wurde am 6. April erreicht. Am 8. und 9. April präsentierte sich die innere Verdichtung der Komponente elliptisch, mit einer Länge von 8" und einer großen Achse in PW=220°. Am 10. April war die Staubproduktionsrate um einen Faktor drei zurückgegangen. Am Abend des 11. April zeigte sich die Koma der Komponente lanzettenförmig ohne sternförmiges Zentrum, dafür mit einem nur flachen Helligkeitsprofil inklusive einem 8" langen Lichtstreifen in Antisolarrichtung - sehr ähnlich dem Aussehen des Kometen C/1999 S4 kurz vor dessen Auflösung. Im 1.5m-Teleskop auf dem Mt.Lemmon wies das Fragment eine 12x15' große diffuse Koma (große Halbachse in PW=230°) sowie einen 30' langen Schweif in PW=230° auf; Sekundärkondensationen konnten nicht festgestellt werden (CBET 473).

Gemäß Beobachtungen mit Großteleskopen bzw. dem Hubble-Space-Teleskop war die deutliche Helligkeitssteigerung der Komponente B Anfang April die Folge des Abbrechens eines größeren Fragments. Dieses wurde auf Aufnahmen um den 15. April erstmals festgestellt. Interessanterweise zeigte es sich nicht als sternförmige, sondern als deutlich diffuse Kondensation hinter dem eigentlichen Kern B. In den Vormittagsstunden des 24. April ereignete sich auf dem Hauptkern der Komponente ein signifikanter Helligkeitsausbruch, welcher diese Komponente bis zum 27. April insgesamt deutlich heller werden ließ (Comet's Mailing List). Der nächste Ausbruch geschah am 2. Mai. Ein weiterer Ausbruch mit einem hellen false nucleus ereignete sich am 8. Mai. Aufnahmen vom 16./17. Mai zeigten eine ganze Kette von Subfragmenten hinter dem false nucleus. Am 18. Mai zeigte sich dann ein weiteres helles Subfragment, welches von gleicher Helligkeit wie der Hauptkern war, sowie ein kurzfristig von der Sonnenrichtung etwas abgewinkelter Spike. Bis zum 21. Mai nahm die Helligkeit des weiteren Subfragments deutlich ab, wie auch die Helligkeit der Komponente B insgesamt (Comet's Mailing List). Beobachtungen mit dem Gemini-Teleskop von April 29.5 UT wiesen Silikatemissionen nach und ermittelten eine Schwarzkörper-Temperatur von 310 K - ca. 15% höher als die Gleichgewichtstemperatur. Beobachtungen von H. Böhnhardt et.al. mit dem 2.2m-Teleskop auf dem Calar Alto zum Zeitpunkt Mai 7.9 UT zeigten im R-Band eine gegenüber dem 2. Mai wesentlich hellere Koma und zwei parabelförmige Bogenpaare (ausgehend vom false nucleus) in PW=100/300° und 180/270°, welche eine Länge von 2.000 km aufwiesen. Beobachtungen mit dem 2m-Teleskop des Bulgarischen Nationalen Astronomischen Observatoriums im R- und B-Band zeigten, daß die inneren 10" zum Zeitpunkt Mai 9.0 um 3.5m heller waren als zum Zeitpunkt Mai 5.0 UT. CN-Filter-Aufnahmen mit dem gleichen Instrument zeigten ein Paar auffälliger Komabögen, welche sich auf jeder Seite etwa 5.000 km von der Sonne-Komet-Linie weg erstreckten (IAUC 8708).

Walter Kutschera beobachtete das Fragment am 7./8.3. mit seiner WATEC-Kamera; die Helligkeit der 1.0' großen, ziemlich diffusen (DC 2) Koma schätzte er auf 14.8m; das Fragment konnte er auch visuell ausmachen. Am 19./20.3. konnte Walter Kutschera das Fragment visuell als schwaches nebulöses Fleckchen an der erwarteten Position ausmachen.
Am 1./2.4. beschrieb er es als kleines elongiertes Objekt. Gemäß Maik Meyer erschien der Komet am 5./6.4. wie ein nebliger Stern mit einer großen und schwachen äußeren Koma, deren Begrenzung schlecht definiert war. Am 6./7.4. stellte er mit einem Lumicon Swan Band Filter eine deutliche Kontrastverstärkung fest. Gemäß Andreas Kammerer präsentierte sich das Fragment an diesem Morgen als helles Objekt mit einem auffälligen, 11.5m hellen false nucleus, der bei 242x nicht völlig sternförmig erschien; insgesamt war das Fragment etwas auffälliger und stärker verdichtet als die Hauptkomponente; der breite Staubschweif war aber schwächer als bei C. Am 7./8.4. beobachtete er dieses Fragment erneut heller (inklusive größerer Flächenhelligkeit) und verdichteter als die Komponente C, allerdings etwas weniger verdichtet als am Vortag; der 11.5m helle false nucleus war wiederum auffällig; der Schweif aber deutlich schwächer als bei C. Andreas Kammerer erkannte am 14./15.4. im 12"SC, 75x ein deutlich längliches, ziemlich diffuses Objekt vor hellem Hintergrund; bei 115x bestimmte er die Koma zu 1.6x0.7', mit einer Verdichtung am nordwestlichen Ende; bei 167x/242x konnte er eine deutliche Verdichtung am nordwestlichen Ende der Koma mit einem sternförmigen 13.0m hellen false nucleus und sehr diffuser Südosthälfte ausmachen. Am 18./19.4. konnte er die Komponente im 9x63B an der Sichtbarkeitsgrenze als extrem schwaches, eher rundes Objekt erkennen, dessen DC nicht bestimmbar war; im 12"SC, 75x war ein sehr länglicher hellerer innerer Komabereich mit umgebender diffuser, elliptischer Koma (2.7x1.2') zu beobachten; der breite Staubschweif war eher schwach; bei 167x konnte er einen kleinen hellen Materieknoten an der Nordostspitze des hellen zigarrenförmigen Bereichs ausmachen; bei 333x meinte er, einen weiteren Knoten im Abstand von ca. 5-10" auf der schweifzugewandten Seite unterscheiden zu können. Uwe Pilz erschien die Komponente am 22./23.4. im Fernglas als große, völlige homogene Fläche. Laut Andreas Kammerer war die Komponente am 23./24.4. im 9x63B als schwaches, aber sicher erkennbares, ganz leicht verdichtetes Objekt erkennbar; im 12"SC, 75x beobachtete er einen zigarrenförmigen inneren helleren Komabereich von 2' Länge mit umgebender diffuser, elliptischer Koma (6x2'); der breite Staubschweif war sicher erkennbar, aber deutlich schwächer als jener der Hauptkomponente; bei 242x sah er zwei dicht beeinander positionierte Materieknoten (blickweise meist unterscheidbar), in deren östlichem ein 14.5m heller sternförmiger false nucleus zu erkennen war. Gemäß Volker Kasten wirkte die Komponente am 24./25.4. extrem diffus und war unter den diesigen Bedingungen ein schwieriges Objekt. Am 28./29.4. war für ihn die Gesamterscheinung der Komponente B völlig anders als die von C, mit B groß, diffus und von geringer Flächenhelligkeit; die von ihm angegebene Komagröße enthält den Schweifansatz, da er diesen nicht sauber trennen konnte. Gemäß Uwe Pilz lagen die beiden Kernfragmente am 30.4/1.5. in Schweifrichtung hintereinander und waren bei indirektem Sehen gerade sicher trennbar (was auf eine Distanz im Bereich 15...25" hinweist); der Schweif war schwach entgegen dem Uhrzeigersinn gekrümmt. Laut Volker Kasten hatte die Komponente im Gegensatz zu C keinen punkthaften false nucleus, sondern eher eine "zigarrenförmige" zentrale Erhellung, die aus der matteren Koma deutlich hervortrat. Walter Kutschera beobachtete bei der Komponente einen wunderschön aufgefächerten Schweif sowie eine große Zahl heller weißer langfaseriger Stukturen, die von einer sehr konzentrierten eliptischen Koma ausgingen, welche unter guten Bedingungen schwache Außenstrukturen zeigte.
Für Silvio Klausnitzer wirkte die Hauptkomponente am 2./3.5. trotz etwas größerer Helligkeit nicht so auffällig wie die diffusere und größere Komponente B. Gemäß Walter Kutschera ragte die Koma weit über den gleißend weißen ovalen Kernbereich hinaus, der zum Schweif hin deutlich durch eine kleine dunkle Region abgetrennt war. Volker Kasten beschrieb die Komponente als eher rundlichen Fleck; der angegebene Durchmesser dürfte den Schweifansatz mit umfassen; im 14x100B schätzte er den Komadurchmesser auf etwa 10' und eher rundlich, aber deutlich matter als die Hauptkomponente mit einem DC-Wert von 4-5; im 8"SC sah er einen fast punkthaften 10.6m hellen false nucleus in einer sehr kleinen Koma, der Schweif wirkte irgendwie "staubig", diffus und etwas aufgefächert. Für Andreas Kammerer war die Komponente im 9x63B gut sichtbar, aber Koma und Schweif merklich blasser als bei der Hauptkomponente sowie die Koma merklich diffuser; im 12"SC, 75x offenbarte sich ein völlig anderer Anblick als bei der letzten Beobachtung: die hochverdichtete Koma wies eine helle zentrale Kondensation auf, während vom helleren, länglichen Bereich nichts mehr vorhanden war; der Schweif war deutlich schwächer als bei C und leicht entgegen dem Uhrzeigersinn gekrümmt; bei 167x schätzte er die Helligkeit des sternförmigen false nucleus auf 10.5m; bei 333x meinte er, eine schwache Kondensation schweifseitig vom false nucleus eben so erkennen zu können (größerer Abstand als bei der letzten Beobachtung). Am 6./7.5. war die Komponente für ihn im 9x63B gut sichtbar, aber Koma und Schweif wieder merklich blasser als bei der Hauptkomponente sowie die Koma merklich diffuser; im 12"SC, 75x wiederum ein völlig anderer Anblick als bei der letzten Beobachtung: eine blasse Koma mit zigarrenförmigem innerem Bereich ohne Zentrum; der Schweif deutlich schwächer als bei C; bei 167x/242x waren zwei Kondensationen im Abstand von etwa 30" gut erkennbar; die sonnenwärtige enthielt einen sternförmigen false nucleus der Helligkeit 14.0m. Am 7./8.5. war die Komponente für Andreas Kammerer im 9x63B gut sichtbar, aber Koma und Schweif weiter merklich blasser als bei der Hauptkomponente; die Koma war stärker verdichtet und kleiner als in der Vornacht; im 12"SC, 75x erneut ein völlig anderer Anblick als gestern: eine hochverdichtete Koma mit dominierendem false nucleus sowie einem deutlichen, schmalen Schweif; keine Spur mehr vom zigarrenförmigem Bereich; bei 167x sternförmiger 9.5m heller false nucleus; bei 242x/333 konnte er schweifwärts eine zweite, blasse Kondensation ausmachen; die Dämmerung beendete die Beobachtung vorzeitig. Uwe Pilz meldete für den 9./10.5. die Komponente B als deutlich heller als die Hauptkomponente, welche bei den dunstigen Verhältnissen im Fernglas nur schwer zu erkennen war. Der Komadurchmesser bezieht sich bei der Beobachtung von Volker Kasten vom 10./11.5. mit dem 14x100B auf die Koma allein; während sich Helligkeit und Durchmesserangaben im 10x50B auf das Gesamtobjekt beziehen, da Schweif und Koma nicht sinnvoll zu trennen waren. Andreas Kammerer beobachtete im 9x63B eine helle, stark verdichtete Koma mit einem deutlichen Schweif; im 12"SC, 75x zeigte sich eine leicht längliche zentrale Kondensation, von der eine fächerförmige Koma ausging; bei 161x schätzte er die Helligkeit des sternförmigen false nucleus auf 11.0m; bei 242x/333x konnte er eine zweite schwächere Kondensation schweifseitig (Distanz ca. 30") ausmachen. Am 11./12.5. beobachtete Andreas Kammerer eine helle, ziemlich verdichtete Koma mit einem deutlichen Schweif; im 12"SC, 75x zeigte sich eine leicht längliche zentrale Kondensation - an deren Spitze deutlich ein false nucleus erkennbar war - von der eine fächerförmige Koma ausging; bei 161x schätzte er die Helligkeit des sternförmigen false nucleus auf 10.5m; bei 242x/333x war die zweite, ziemlich diffuse Kondensation schweifseitig (Distanz ca. 30") andeutungsweise erkennbar.

Die Komponente G wurde am 20. und 22. Februar 2006 von R.A. Tucker und E.J. Christensen entdeckt. Diese ist sehr wahrscheinlich nicht identisch mit den in der vorangegangenen Sichtbarkeit beobachteten Komponenten E und F. Sie präsentierte sich als 17.2m helles Objekt mit einer 15" kleinen Koma und einem fächerförmigen, etwa 20" langen Schweif in PW=250-310°. Am 5. März wurde seine Helligkeit zu 17.3m ermittelt (IAUC 8679/92). CCD-Beobachtungen am 25. März zeigten eine längliche zentrale Kondensation der Ausdehnung 2x5" in Schweifrichtung (PW=260°). Am 2. April war im Abstand von 8" von G ein Subkern deutlich auszumachen. Da er sich innerhalb des Schweifs von G aufhielt, konnte seine tatsächliche Gestalt nicht bestimmt werden, doch war er merklich diffuser als G. Gemäß Z. Sekanina dürfte die Separation um den 6. März stattgefunden haben, wobei der Subkern eine hohe nicht-gravitative Abbremsung zeigte - typisch für ein kurzlebiges Objekt. (IAUC 8701, CBET 464). Am 5. April ereignete sich ein Ausbruch, der die Helligkeit der Komponente bis auf 12m ansteigen ließ. Am 7. April zeigte die Komponente gemäß E.J. Christensen im 1.5m-Teleskop eine 1.5' große Koma und einen 2' langen Schweif in PW=230° (CBET 473).

Visuell war der Komponente G nur ein kurzes Intermezzo beschieden, wie 5 Beobachtungen von 3 FGK-Beobachtern sowie 25 internationale Beobachtungen zeigen. Demnach erreichte die Komponente infolge des Helligkeitsausbruchs eine maximale Helligkeit von 12.0m. In den folgenden drei Wochen hielt die Komponente in etwa diese Helligkeit, brach in den ersten Maitagen helligkeitsmäßig dann aber deutlich ein, womit die visuelle Überwachung beendet war. Der scheinbare Komadurchmesser stieg von 0.5' am 6. April bis auf 1.5' Ende April an - ein Wert, der bis zum Ende der visuellen Sichtbarkeit beibehalten wurde. Der absolute Komadurchmesser stieg von 7.000 km bis auf 15.000 km um den 20. April an, um danach ebenso rasch wieder auf 7.000 km bis zum 3. Mai zurückzugehen. Dabei war die Koma - bedingt durch den Ausbruch - anfangs hochverdichtet (DC 8), doch wurde sie in der Folge stetig diffuser, so daß der Koma-Kondensationswert Anfang Mai bei nur noch DC 0 lag. Einen Schweifansatz konnte lediglich Walter Kutschera visuell ausmachen; auf CCD-Aufnahmen zeigte die Komponente aber einen gut ausgeprägten Staubschweif.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser der Komponente G

Am 27. April zeigten Aufnahmen mit Großteleskopen mehr als 15 Fragmente um die Komponente G (Comet's Mailing List). Am 6. Mai wurde die Helligkeit der nurmehr sehr diffusen Komponente auf lediglich 18.0m geschätzt; wobei der false nucleus lediglich eine Helligkeit von 19.0m aufwies sowie ein schwacher Schweif in PW=220° auszumachen war. Am 9. Mai zeigte sie sich nur noch als extrem diffuses, 4.5' messendes Objekt mit 5 Kondensationen, wobei ein 4' langer schwacher Schweif von der hellsten Kondensation ausging (Comet's Mailing List, MPEC 2006-J54). Michael Jäger und Gerald Rhemann konnten am 1.6. aber noch immer Überreste der Komponente G auf ihren Aufnahmen ausmachen.

Andreas Kammerer konnte das Fragment am 6./7.4. für ihn völlig überraschend im 30cm-SC als sehr schwaches, kleines Objekt ausmachen, das er fast sofort bemerkte; bei 242x erschien ihm die Koma eher gering verdichtet. Am 7./8.4. war das Fragment besser erkennbar und größer geworden; bei 242x konnte er einen stark verdichteten inneren Bereich gut unterscheiden. Am 14./15.4. konnte er die Komponente im 12"SC nicht ausmachen. Am 18./19.4. übersah er sie zunächst; sie wirkte schwächer als am 8.4.; die diffuse runde Koma zeigte bei 242x einen inneren helleren Bereich und einen sternförmigen ca. 14.5m hellen false nucleus. Gemäß Walter Kutschera zeigte die Komponente am 2./3.5. einen breit aufgefächerten Schweifansatz und einen ovalen Kernbereich.

Fragment H: wurde am 4. März von R. Kowalski entdeckt, es folgte dem Fragment G im Abstand von 875" (T=Juni 8.29 TT). Fragment H war 20.0m hell und zeigte eine diffuse 4" große Koma ohne zentrale Kondensation, die in PW=275° leicht elongiert war. Am 23.3. war die Helligkeit auf 18.9m gestiegen; das Fragment zeigte eine 9" große Koma und einen 40" langen Schweif in PW=255° (IAUC 8685/92). Am 2. April war das Fragment laut P. Birtwhistle nurmehr 20m hell und zeigte weder Koma noch Schweif, und am 9. April war es sehr diffus (Comet's Mailing List).
Fragment J: wurde mit zwei anderen neuen Fragmenten (wobei alle auf dem Bahnbogen zwischen den Fragmenten B und G lagen) am 5. März von R.E. Hill gefunden. Fragment J folgte G im Abstand von 170" (Juni 8.14). Es wies eine diffuse, 8" große Koma der Helligkeit 19.8m mit einer angedeuteten zentralen Kondensation auf sowie einen 10" langen Schweif in PW=275° (Aufnahmen vom 24.2. zeigen an der zurückgerechneten Position von J keinerlei Objekt). Am 23.3. lag die Helligkeit bei 19.9m; das Fragment zeigte eine 9" große Koma und einen 20" langen Schweif in PW=230° (IAUC 8685/92).
Fragment K: wurde am 5. März von R.E. Hill gefunden und befand sich etwa 611" von G entfernt (Juni 8.24). Es war 21.7m hell und zeigte eine 4" große diffuse Koma ohne zentrale Kondensation und ohne Schweif. Am 25.3. betrug seine Helligkeit 20.9-21.3m (IAUC 8685/93). Gemäß E.J. Christensen wies der Komplex K/S am 2. April eine Dimension von 15x10" auf, mit der großen Achse in Richtung E-W (Comet's Mailing List).
Fragment L: wurde am 5. März von R.E. Hill gefunden und befand sich ungefähr 1145" von G entfernt (Juni 8.35). Es zeigte eine 19.8m helle, 5" große, leicht konzentrierte Koma sowie einen 7" langen Schweif in PW=275°. Am 23.3. lag seine Helligkeit nur noch bei 21.0m, der Durchmesser der sehr diffusen Koma bei 5" und ein Schweif von 15" Länge konnte in PW=245° nur noch erahnt werden (IAUC 8685/92). Am 2. April war die 8" große sehr diffuse Koma laut P. Birtwhistle 20m hell (Comet's Mailing List).
Fragment M: wurde am 23. März von E.J. Christensen und P. Birtwhistle in der Nähe des Fragments H entdeckt. Das Fragment (Juni 8.28) war 20.8m hell und zeigte eine 4" kleine Koma, aber keinen Schweif (IAUC 8692). Am 2. April war die 8" große unverdichtete Koma laut P. Birtwhistle 19.3m hell und zeigte einen 12" langen Schweif in PW=230° (Comet's Mailing List). Gemäß E.J. Christensen wies es am 2. April eine deutlich verdichtete, 12" kleine Koma und einen 20" langen Schweif in PW=230° auf. Am 7./8. April konnte er zwei gleichhelle Kondensationen im Abstand von 4" (PW=210°) innerhalb der Koma ausmachen (Comet's Mailing List).
Fragment N: wurde am 23. März von E.J. Christensen und P. Birtwhistle in der Nähe des Fragments H entdeckt. Das Fragment (Juni 8.30) war 21.4m hell, zeigte einen sternförmigen Kopf und einen 70" (möglicherweise sogar 90") langen Schweif in PW=255°; es lag etwa 40" nördlich der Fragmentenlinie (IAUC 8692). Am 2. April war die 12" große stark verdichtete Koma laut P. Birtwhistle 18.2m hell und zeigte einen 30" langen Schweif in PW=230° (Comet's Mailing List). Gemäß E.J. Christensen war es am 2. April deutlich heller geworden und wies eine deutlich verdichtete, 30" kleine, nach PW=230° elongierte Koma auf. Der Helligkeitsausbruch um 3m erreichte laut P. Birtwhistle sein Maximum am 5. April; bis zum 9. April war das Fragment sehr schwach geworden (Comet's Mailing List).
Fragment P: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 7.88) war 19.8-21.7m hell (IAUC 8693). Am 2. April war die 10" große Koma laut P. Birtwhistle 20m hell und zeigte einen 15" langen Schweif (Comet's Mailing List). Gemäß E.J. Christensen wies es am 2. April eine mäßig verdichtete, 8" kleine Koma und einen 10" langen Schweif in PW=230° auf (Comet's Mailing List).
Fragment Q: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 7.74) war 20.7-21.3m hell (IAUC 8693). Am 2. April wies es gemäß E.J. Christensen eine 6" kleine diffuse Koma, aber keinen Schweif auf (Comet's Mailing List).
Fragment R: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 8.20) war 20.5-20.8m hell (IAUC 8693). Am 2. April war die sehr auffällige 20" große Koma laut P. Birtwhistle 16.7m hell und in Richtung PW=230° elongiert (Comet's Mailing List). Gemäß E.J. Christensen war es am 2. April dramatisch heller geworden und wies eine deutlich verdichtete, nach PW=230° elongierte 45" große Koma auf (Comet's Mailing List). Am 7. April war es nochmals heller geworden (15.1m) mit einer 40" großen Koma und einem 1.5' langen Schweif in PW=230° (CBET 473, Comet's Mailing List). Zwischen dem 8. und 21. April wurde die Helligkeit zu 16.0 bis 18.0m bestimmt, am 21. bzw. 23. April zu 17.5m und am 25. April zu 19.0m. Beobachtungen mit Großteleskopen zeigten am 20./21. April innerhalb der Koma drei Kondensationen. Am 27. April ereignete sich ein Helligkeitsanstieg auf 14.0m; diese Helligkeit wurde in etwa bis mindestens zum 2. Mai gehalten. Am 6. Mai ergaben Beobachtungen eine Helligkeit von nur noch 16.0m, wobei die Koma des Fragments sehr diffus geworden war (allerdings noch immer mit einem schwachen false nucleus); ein Schweif von 5' konnte in PW=217° erkannt werden (Comet's Mailing List, MPEC 2006-H26, -H37, -H48, -H61, -J10, -J31). Laut Walter Kutschera zeigte sich das Fragment am 3./4.5. als gut kondensiertes Rund mit deutlich erkennbarem Kernbereich.
Fragment S: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen nahe K, mit dem es überlappt. Das Fragment (Juni 8.24) war 20.9-21.5m hell (IAUC 8693).
Fragment T: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 8.60) war 20.7-21.7m hell (MPEC 2006-G10).
Fragment U: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 9.02) war 20.3m hell (MPEC 2006-G10, CBET 473).
Fragment V: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 9.08) war 21.2-21.8m hell (MPEC 2006-G10, CBET 473).
Fragment W: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 8.51) war 21.2m hell (MPEC 2006-G10, CBET 473).
Fragment X: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 8.58) war 21.3m hell (MPEC 2006-G10, CBET 473).
Fragment Y: entdeckt am 24./25. März von E.J.Christensen. Das Fragment (Juni 8.81) war 18.8m hell (MPEC 2006-G10, CBET 473).
Fragment AP: entdeckt auf Aufnahmen vom 18. April am Lincoln-Observatorium als 17.5m helles Objekt. Das Fragment (Juni 6.69) wurde am 19./20. April kurzfristig bis 15.0m hell. Am 21. April wurde die Helligkeit auf 16.5m geschätzt, die Koma erschien in Schweifrichtung elongiert. Bis zum 26. April war die Helligkeit auf nur noch 17.5-18.0m zurückgegangen Am 26. April zeigte das Fragment mehrere Kondensationen. Am 2. Mai wurde die Helligkeit zu 15.5-16.0m bestimmt, am 5. Mai zu 19.0m (MPEC 2006-H26, -H37, -H48, -H61, -J31, -J54, -L18, Comet's Mailing List).
Fragment AQ: nachträglich auf Aufnahmen bis zurück zum 14. April als 14.5m helles Objekt direkt hinter dem Kern der Komponente B gefunden. Um den 2. Mai wies das Fragment (Juni 7.93) seine maximale Helligkeit von 14.0m auf. Bis Mitte Mai war diese wieder auf etwa 16m gefallen (MPEC 2006-H37, -H61, -J10, -J31, -J54, -K18).
Fragment AS: nachträglich auf Aufnahmen vom 20. April als 16.0m helles Objekt gefunden. Das Fragment (Juni 6.34) erreichte am 21. April eine maximale Helligkeit von 15.0m, die bis zum 26. April auf nur noch 16.5m abfiel. Am 1. Mai wurde die Helligkeit der zentralen Kondensation zu 19.0m bestimmt (MPEC 2006-H48, -H61, -K55).
Fragment BC: wurde auf Aufnahmen vom 25. April als 19.0m helles Objekt gefunden. Die Helligkeit des Fragments (Juni 6.68) stieg bis zum 30. April auf etwa 17.0m an und erreichte am 3. Mai 14.5m. Bis zum 5. Mai war die Helligkeit wieder auf 16.0m zurückgegangen (MPEC 2006-H61, -J10, -J31, -J54).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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