Der erste Komet des Jahres 2005 wurde am 13. Januar vom LINEAR-Team gefunden. Er stand als 14.5m helles Objekt im südlichen Teil des Sternbildes Jungfrau. Komet C/2005 A1 (LINEAR) wies eine 15" kleine Koma und einen merklichen, 75" langen Schweif in PW=310° auf. Der Komet wird sein Perihel Mitte April durchlaufen und sollte dann als etwa 11m helles Objekt am südlichen Himmel stehen (IAUC 8463). Von Mitteleuropa aus konnte er lediglich bis Ende Januar aufgefunden werden.
Zwischen dem 17. Januar und 5. Februar nahm seine Helligkeit lediglich von 12.0m auf 11.5m zu, was auf einen sehr kleinen Aktivitätsfaktor bzw. Nachwirkungen eines Ausbruchs hindeuten würde. Doch gemäß D. Seargent zeigte sich der Komet am 14. Februar etwa 9.5m hell. Die maximale Helligkeit wurde schließlich Ende März mit 8.0m erreicht. Ab Anfang Juli 2005 wurde der Komet wieder beobachtet. Bis Anfang September sank die Helligkeit dabei von 11.0m auf 12.5m ab.
Die Auswertung von 9 Beobachtungen von 3 FGK-Beobachtern sowie 130 internationalen Beobachtungen zeigt, daß es sich im Februar nicht um einen Helligkeitsausbruch handelte, sondern der Komet vor dem Perihel lediglich einen überdurchschnittlichen Aktivitätsparameter aufwies. Zudem trug die zu niedrig angesetzte Entdeckungshelligkeit zu dieser kurzfristigen Aufregung bei. Tatsächlich entwickelte sich die Helligkeit gemäß den nachstehenden Formeln. Diese weisen aus, daß die Aktivität nach dem Perihel merklich langsamer zurückging, als sie vor dem Perihel zunahm. Der Grund dürfte in der nachfolgend noch detaillierter behandelten Ablösung eines Fragments vom Hauptkern liegen, durch die wohl frisches Material freigelegt wurde. Die Formeln lauten:
vor dem Perihel: m = 8.2m + 5×log D + 14.0×log r
nach dem Perihel: m = 7.9m + 5×log D + 8.7×log r
Der scheinbare Komadurchmesser stieg von knapp 2.5' Mitte Januar auf knapp 5.5' Mitte März an, ist aber bis Anfang April wieder auf 3.5' zurückgegangen. Nach dem Wiederauftauchen sank er bis Ende Oktober 2005 von 2.5' auf 0.8' ab. Der absolute Komadurchmesser stieg von anfangs 140.000 km auf 200.000 km Mitte März und 225.000 km Anfang April an. Von Anfang Juli bis Ende Oktober ging er deutlich von 200.000 km auf 100.000 km zurück. Die Koma verdichtete sich vor dem Perihel merklich, der DC-Wert stieg von 3 auf 5 (Mitte März) an. Nach dem Perihel liegt er bislang bei etwa DC 3.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Auf Aufnahmen von S. Pastor and A. Reyes vom 25. Juni wurde ein sekundärer Kern (B) festgestellt, der 0.7m schwächer als die Hauptkomponente (A) war. Z. Sekanina errechnete als Zeitpunkt der Ablösung Apr. 23.4±0.8d. Nach seinen Angaben sollte der Sekundärkern - abhängig von seiner Helligkeitsentwicklung - über viele Monate hinweg beobachtbar bleiben (IAUC 8562).
Walter Kutschera konnte am 30./31.7. trotz Mondlicht einen schönen aufgefächerten Schweif leicht erkennen; zuweilen waren bei hoher Vergrößerung Strukturen im Ansatz auszumachen; die Koma wirkte sehr kompakt. Am 4./5.8. zeigte sich der Komet Dieter Schubert als völlig diffuser und sehr schwacher Nebelfleck mit einer sehr geringen Helligkleitszunahme zur Mitte hin; die Koma konnte nur indirekt und zeitweise erkannt werden - knapp an der Wahrnehmungsgrenze; eventuell war die Koma leicht elongiert; vom Fragment war naturgemäß mit seinem Teleskop nichts zu sehen. Am 12./13.8. zeigte der Komet laut Walter Kutschera einen deutlichen Helligkeitsrückgang, wobei die Koma nicht mehr so kompakt wirkte. Am 5.9. erschien ihm der Komet merklich schwächer; die Koma war noch immer deutlich elongiert.
Andreas Kammerer