Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2004 Q1 (Tucker)


Der amerikanische Amateur Roy A. Tucker entdeckte am 23. August 2004 auf CCD-Aufnahmen mit seinem 35cm-Teleskop einen 14m hellen Kometen im Sternbild Walfisch. Komet C/2004 Q1 (Tucker) zeigte eine 50" große Koma und einen 70" langen Schweif in PW=230°. Am 25. August maß er einen Komadurchmesser von 30" und einen 40" langen Schweif in PW=255°. Er wird sein Perihel im Dezember 2004 durchlaufen und sollte nach den ersten Einschätzungen als etwa 13m helles Objekt im Bereich Andromeda, Cassiopeia mit größeren Instrumenten bequem zu beobachten sein (IAUC 8393). Beobachtungen von Mitte September deuteten auf eine größere maximale Helligkeit hin. Demnach könnte der Komet im November sogar 11.5m hell werden.

Der Komet zeigte vor dem Perihel einen ungewöhnlich hohen Aktivitätsfaktor, wie 45 Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern sowie 230 internationale Beobachtungen (bis Mitte Mai 2005) ausweisen. Nach dem Perihel ging die Helligkeit wesentlich langsamer zurück. Die Helligkeitsentwicklung kann mit den Formeln

vor dem Perihel: m = -0.7m + 5×log D + 34×log r

nach dem Perihel: m = 8.0m + 5×log D + 6.5×log r

insgesamt gut wiedergegeben werden. Aufgrund des hohen Aktivitätsfaktors war der Komet in der Lage, trotz einer eher kleinen Änderung in der Sonnendistanz eine recht großen Helligkeitssteigerung während der Sichtbarkeit zu zeigen. Die Maximalhelligkeit von 10.5m wurde Mitte November 2004 erreicht.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser nahm von anfangs 1.3' auf 3.5' Mitte November stetig zu. Nach diesem Maximalwert ging er zunächst genauso kontinuierlich, seit Februar 2005 dann deutlich langsamer, wieder zurück und lag Mitte Mai knapp unter 1.0'. Der absolute Komadurchmesser stieg von anfangs 100.000 km bis auf 220.000 km Ende Dezember an. Seitdem schrumpft die Koma wieder stetig, so daß der absolute Komadurchmesser Mitte Mai bei 125.000 km lag. Der Koma-Kondensationsgrad lag bis zum Jahreswechsel recht konstant bei DC 3-4. Seitdem geht er langsam zurück und betrug Mitte Mai DC 3. Visuelle Schweifsichtungen waren selten; wenige Beobachter meldeten einen bis zu 0.15° langen Schweif zwischen Anfang Oktober 2004 und Mitte Januar 2005.

Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am 9./10.9. eine Helligkeitszunahme; die Koma erschien deutlich vergrößert und zeigte Strukturen; die innere Koma hob sich strahlend-weiß von der Umgebung ab. Am 17./18.9. beobachtete Dieter Schubert eine sehr diffuse Koma mit mäßiger Helligkeitszunahme zur Mitte hin, wobei insgesamt ein indirektes Beobachten erforderlich war, um den Kometen erkennen zu können. Am 18./19.9. zeigte die äußere Koma im 54cm-Reflektor von Walter Kutschera angedeutete Strukturen.

Für Andreas Kammerer war der Komet am 4./5.10. ein schwaches, aber überraschend gut erkennbares, zur Mitte hin deutlich verdichtetes Objekt. Am 5./6.10. konnte er bei 242x einen sternförmigen, 14.0m hellen false nucleus ausmachen. Am 13./14.10. war der Komet nach seiner Beobachtung deutlich heller geworden; er war nun ein einfaches Objekt mit relativ kleiner, zur Mitte hin stark verdichteter Koma; bei 242x konnte eine kleine innere Koma abgegrenzt werden, innerhalb derer ein etwa 13.5m heller sternförmiger false nucleus deutlich erkennbar war. Laut Walter Kutschera war die Koma am 14./15.10. etwas kleiner geworden und zeigte einige Strukturen mit verschiedenen Helligkeitsabstufungen; zudem war ein schöner Schweif ausgebildet. Gemäß Volker Kasten wies die Koma am 16./17.10. ein deutlich hervortretendes kleines aber nicht punkthaftes Zentrum auf. Am 18./19.10. war der Komet für Andreas Kammerer ein einfaches Objekt, das deutlich zur Mitte hin verdichtet war; bei 242x konnte wiederum eine kleine innere Koma abgegrenzt werden, in der ein etwa 13.5-14.0m heller sternförmiger false nucleus deutlich erkennbar war. Walter Kutschera beobachtete zwei helle Streamer an den Aussenkanten des Schweifs sowie eine vollstrukturierte Koma, die etwas kleiner geworden war und eine sehr deutlich hervortretende zentrale Kondensation aufwies; bei 650x im Binokular hatte er den Eindruck, eine Kugelform zu sehen. Dieter Schubert beobachtete am 22./23.10. einen runden, gut erkennbaren Nebelfleck mit deutlicher Helligkeitszunahme zur Mitte hin; indirekt war ein fast sternförmiger false nucleus zu erkennen.

Gemäß Volker Kasten hatte das kleine, nicht ganz punktförmige Helligkeitszentrum am Abend des 5.11. alleine genommen eine Helligkeit von ca. 11.2m. Am 6.11. zeigte sich der Komet laut Walter Kutschera insgesamt etwas schwächer, wobei der Schweif aber weiter gut ausgeprägt war. Am Abend des 7.11. stellte Maik Meyer eine deutliche Kontrastverstärkung bei Verwendung eines Lumicon Swan-Band-Filters fest. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am 3.12. einen breit gefächerten Ansatz, der an den Aussenkanten deutlich heller wirkte. Andreas Kammerer notierte am 6.12. eine recht diffuse, mittelgroße Koma, welche einen helleren inneren Bereich aufwies, in dem bei 333x ein ca. 14.5m schwacher sternförmiger false nucleus zu erkennen war. Am 10.12. zeigte der Komet laut Walter Kutschera eine erkennbar hellere und größere Koma, innerhalb der Faserstrukturen gut zu erkennen waren. Dieter Schubert beobachtete eine runde, recht große, aber sehr diffuse Koma (deutlich größer als Ende Oktober); im Zentrum konnte er einen Helligkeitsunterschied zur äußeren Koma wahrnehmen. Am 14.12. stand der Komet laut Andreas Kammerer nahe eines 13m hellen Sterns; die Koma zeigte sich sehr diffus, wies aber einen kleinen helleren inneren Bereich auf; der Komet war unauffälliger als der in der gleichen Nacht beobachtete Komet Gehrels. Am darauffolgenden Abend, 15.12., beschrieb er die Koma als sehr diffus mit kleiner, prägnanter zentraler Kondensation; einen false nucleus konnte er nicht erkennen.

Am 4.1.05 zeigte sich der Komet Walter Kutschera weiterhin gut strukturiert. Andreas Kammerer beschrieb die Koma als sehr diffus mit allerdings deutlicher zentraler Kondensation (insbesondere bei 242x); wiederum konnte er keinen false nucleus erkennen. Am 9.1. erkannte Walter Kutschera eine elongierte Koma. Andreas Kammerer notierte wiederum eine sehr diffuse Koma mit schwacher zentraler Kondensation (insbesondere bei 242x); wiederum kann er keinen false nucleus erkennen. Die für ihn am 10.1. erkennbar heller gewordene Koma wirkte auf Walter Kutschera deulich elongiert; zudem hatte sich nach seinen Angaben ein schöner Schweifansatz ausgebildet. Gemäß Andreas Kammerer hatte sich das Erscheinungsbild gegenüber dem Vorabend nicht verändert. Am 14.1. präsentierte sich die Koma nach seinen Beobachtungen hingegen etwas stärker verdichtet (mit einer merklichen Verdichtung zum Zentrum der diffusen Koma hin); einen false nucleus konnte er erneut nicht ausmachen. Auf Walter Kutschera wirkte die nicht länger elongierte Koma am 7.2. etwas diffuser. Schließlich kann Andreas Kammerer den Kometen am 9.2. als ziemlich schwaches, aber noch sicher erkennbares Objekt beobachten; noch immer wies der Komet eine deutliche innere Koma auf.

Andreas Kammerer

FGK-Beobachtungen


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