Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2004 H6 (SWAN)


Unabhängig voneinander meldeten X.-m. Zhou, K. Cernis und M. Mattiazzo am 13. Mai 2004 einen möglichen Kometen in den SWAN-Daten vom 29. April, sowie 2., 5. und 8. Mai im Sternbild Eridanus. Aufgrund der Tatsache, daß in den vergangenen Jahren gemeldete 'SWAN-Kometen' bereits mehrfach nicht existierten und ansonsten keine sicheren unabhängigen Beobachtungen gelangen (der Komet stand in jenen Tagen in der Morgendämmerung dicht über dem Horizont), gab das CBAT diese Meldung zunächst nicht weiter. Am 21. Mai gelangen dann aber endlich mehrere unabhängige Bestätigungen. Der Komet war Anfang Juni etwa 7.5m hell und zeigte eine ca. 2' große, diffuse Koma mit einer gewissen Verdichtung (IAUC 8346/47). Der Komet sollte diese Helligkeit noch etliche Wochen aufweisen, da er sich zwar von der Sonne schon wieder entfernt, sich gleichzeitig aber der Erde bis Ende Juli noch nähert. Von Mitteleuropa aus sollte er in der zweiten Juliwoche über dem morgendlichen Osthorizont auftauchen.

Der Komet blieb letztlich deutlich hinter den allgemeinen Erwartungen zurück, wie 5 Beobachtungen von 2 FGK-Mitgliedern sowie 40 internationale Beobachtungen deutlich machen. Die ersten, unter schwierigen Sichtbarkeitsbedingungen gewonnen, Schätzungen sind dabei möglicherweise zu schwach ausgefallen. Die Helligkeitsentwicklung kann entweder mit zwei dt-Formeln oder einer r-Formel (ähnlich wie bei Encke) simuliert werden. Im nachfolgenden Diagramm sind beide Ansätze dargestellt. Wie erkennbar, konvergieren diese ab dem 20. Juni.

t < +35d : m = 6.8m + 5×log D + 0.018×|t-T|

t > +35d : m = 6.8m + 5×log D + 0.075×|t-T|

alternativ: m = 2.2m + 5×log D + 5.4×r

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der scheinbare Komadurchmesser wurde anfangs auf etwa 2.5' geschätzt. Er stieg in der Folge stetig an und erreichte Mitte Juli ein Maximum von 8'. Danach ging er wieder zurück und betrug um den 20.8. nur noch 2'. Der absolute Komadurchmesser lag anfangs bei 150.000 km und stieg bis Mitte Juli nur langsam auf 230.000 km. Danach ging er recht rasch zurück und betrug um den 20.8. nur noch 80.000 km. Die Koma war anfangs stark verdichtet. Im Verlauf der Sichtbarkeit wurde sie aber stetig diffuser; der DC-Wert sank von DC 7 auf DC 0!

Betrachtet man die Entwicklung von Helligkeit, Komadurchmesser und DC-Wert genauer, so drängt sich einem der Eindruck auf, daß dieser Komet kurz vor seiner Entdeckung einen Ausbruch hatte, der während der Sichtbarkeit dann abklang.

Eine CCD-Aufnahme von Jäger/Rhemann mit der SC 200/300 mm vom 11./12.7. zeigte den Kometen als nur etwa 8.0m helles Objekt mit einer sehr diffusen Koma, die aber eine erkennbare zentrale Kondensation aufwies; der Komet stand bei der Beobachtung nur knapp über dem Horizont. Am 22./23.7. waren die Bedingungen deutlich besser geworden: der Komet präsentierte nun eine 8-9' große Koma mit einer helleren 3.5' messenden inneren Koma (in der sich eine zentrale Kondensation befand) und einen 20' langen Schweif. Am 27./28.7. zeigte sich der Komet laut Walter Kutschera als recht schwaches diffuses rundliches Objekt mit mäßiger Kondensation. Für den 10./11.8. meldete er eine weiterhin sehr difusse Koma mit nur geringer Verdichtung. Werner Hasubick konnte den Kometen am 15./16.8. mit dem 44cm-Reflektor nicht finden und schätzte ihn daher auf schwächer als 12.0m.

Andreas Kammerer

FG Beobachtungen


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