Am 13. Oktober 2003 meldete das LINEAR-Projekt die Entdeckung eines 19.5m schwachen asteroidalen Objekts nahe der Grenze Großer Bär / Giraffe. Beobachtungen des Objekts vom 14. und 15. Oktober zeigten eine 6" kleine Koma der Gesamthelligkeit 18.0m. Komet C/2003 T4 (LINEAR) wird sein Perihel erst im April 2005 durchlaufen (IAUC 8224, MPEC 2003-V13). Im Herbst 2004 sollte er für mittelgroße Instrumente sichtbar werden und zum Jahreswechsel 2004/05 - im Sternbild Leier - die 10. Größenklasse überschreiten. Bis zu seinem Verschwinden am mitteleuropäischen Morgenhimmel Mitte März 2005 - dann im Sternbild Wassermann - sollte er die 6. Größenklasse erreichen.
Gemäß 5 Beobachtungen von 4 FGK-Beobachtern und 130 internationalen Beobachtungen zeigte der Komet einen unterdurchschnittlichen Aktivitätsparameter. DerHelligkeitsverlauf erfolgte entsprechend der Formel
m = 7.8m + 5×log D + 6.5×log r
was eine maximale Helligkeit von 7.8m in den Tagen um den 15. April ergibt.
Der scheinbare Komadurchmesser stieg von etwa 0.7' Ende Juli 2004 recht stetig auf den maximalen Wert von knapp 4' Anfang April 2005 an. Bis Ende Mai war er wieder auf etwa 2' zurückgegangen. Der absolute Komadurchmesser nahm von Ende Juli 2005 bis Mitte Januar 2005 nur geringfügig zu, von 150.000 km auf 180.000 km. Bis zum Maximum von 225.000 km Ende März ging es dann rascher. Seitdem ist die Koma wieder geschrumpft und maß Ende Mai nur noch 125.000 km. Der Koma-Kondensationsgrad zeigte eine seltene Entwicklung: lag er Ende Juli 2005 noch bei DC 4-5, so nahm er bis Mitte Dezember langsam bis auf DC 3 ab. Danach verdichtete sich die Koma aber erkennbar, so daß der DC-Wert in den Wochen vor dem Perihel bei DC 6 lag. Wenige visuelle Schweifsichtungen gelangen im März und April. Die angegebenen Längen liegen zwischen 0.2° und 0.4°, was einer absoluten Länge von etwa 1 Mill. km entspricht.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Bis zum vermutlichen Einsetzen der Wassereis-Sublimation im Oktober 2004 konnte die Bahn des Kometen problemlos mit einer nicht-gravitativen Lösung dargestellt werden.Seitdem müssen extrem hohe nicht-gravitative Parameter (z.B. A1 = +12!) angenommen werden, um die Bahnentwicklung befriedigend simulieren zu können. Eine übliche nicht-gravitative Gesamtlösung funktioniert nicht. Alternativ wird aktuell ein Ansatz von S. Yabushita versucht, der auch in größerer Sonnendistanz nicht-gravitative Kräfte berücksichtigt und eine Kohlenmonoxid-Sublimation annimmt (MPEC 2005-G28).
Andreas Kammerer