Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2003 K4 (LINEAR)


Ein am 28. Mai 2003 vom LINEAR-Team im Grenzbereich Schwan/Füchschen entdecktes, als asteroidal gemeldetes Objekt entpuppte sich bei näherer Beobachtung ebenfalls als kometar. Komet C/2003 K4 (LINEAR) wies eine 17.5m helle, 6" kleine Koma mit einer 3" kleinen zentralen Kondensation im Südwesten auf. Gemäß den ersten Bahnelementen sollte sich der Komet in einer Sonnendistanz von 8.5 AE befinden und sein fernes Perihel im Herbst 2003 durchlaufen. Weitere Beobachtungen erforderten dann aber eine außergewöhnlich umfangreiche Korrektur. Tatsächlich befindet sich der Komet aktuell in einer Sonnendistanz von 6 AE und wird sein Perihel von etwa 1.0 AE erst im Herbst 2004 durchlaufen. Gleichzeitig wurde die Helligkeit um fast 2 Größenklassen nach oben korrigiert, was ein absolut recht helles Objekt bedeuten würde. Leider wird er wohl dennoch kein spektakuläres Objekt werden, da erstens Erde und Komet beim Periheldurchgang in Bezug auf die Sonne genau gegenüberstehen werden und er zweitens im Maximum tief am Südhimmel stehen wird. Die prognostizierte Maximalhelligkeit dürfte daher nur bei 5m liegen. Der Komet sollte im April 2004 heller als 10m werden und dann bis Anfang September (6.5m) von Mitteleuropa aus am Abendhimmel bequem beobachtbar bleiben. Eine zweite Sichtbarkeit, bei allerdings geringen Horizonthöhen und einer Helligkeit von maximal 8m, ergibt sich im März 2005 (IAUC 8139/45).

Die während der Sommermonate 2003 publizierten CCD-Beobachtungen deuteten darauf hin, daß er zumindest 0.5m schwächer als erwartet war. Die Koma war mit 0.3' sehr klein. Nach CCD-Beobachtungen von Jäger/Rhemann stagnierten Helligkeit (15-16m), Komadurchmesser (10") und Schweiflänge (15") zwischen August und Ende September 2003.

Für die Jahre 2004/05 gilt folgendes: Während vor dem Perihel drei Phasen der Helligkeitsentwicklung unterschieden werden müssen, verlief die Entwicklung nach dem Perihel sehr stetig, wie die 62 Beobachtungen von 10 FGK-Mitgliedern sowie 775 internationale Beobachtungen ausweisen. In den ersten Monaten steigerte der Komet seine Helligkeit unterdurchschnittlich.Sofern sich diese Entwicklung bis zum Perihel fortgesetzt hätte, wäre der Komet Anfang Dezember 2004 nicht heller als 7.8m geworden. Doch dann folgte zwischen dem 15. Mai und dem 25. Juni eine 40-tägige Phase mit einer extrem hohen Aktivität, die den Kometen bis zu 3m hätte hell werden lassen können, hätte sie sich bis zum Perihel fortgesetzt. Danach ging die Aktivität zwar wieder auf durchschnittliche Werte zurück, doch war die absolute Helligkeit um 2m angestiegen. Aufgrund der Tatsache, daß sich der Komet - bei weiterer Sonnenannäherung - seit dem 7. Juli wieder von der Erde entfernte, stieg die Helligkeit bis zum Verschwinden nur noch geringfügig an. Für den Oktober/November 2004 war ein breites Maximum um 5.5m erwartet worden, doch präsentierte er sich fast 2m schwächer als erwartet. In der Folge sank die Helligkeit vom sekundären Maximum von 7.0m Mitte Dezember 2004 auf 10.5m Mitte März 2005 ab. Im Herbst 2005 lag sie dann bei etwa 12.5m. Formelmäßig sieht dies wie folgt aus:

t < -140d: m = 6.7m + 5 × log D + 5.7 × log r
-140d < t < -105d: m = -1.7m + 5 × log D + 28.2 × log r
t > -105d: m = 4.1m + 5 × log D + 8.4 × log r
t > 0d: m = 5.8m + 5 × log D + 5.8 × log r

Damit ergibt sich eine maximale Helligkeit von 6.5m Ende August 2004.

Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel

Der scheinbare Komadurchmesser lag lange Zeit über bei 0.7', stieg dann ab Mai 2004 langsam an und erreichte Ende Mai einen Wert von 2'. Ab Anfang Juni dehnte sich die Koma dann rapide aus und erreichte Mitte Juli ein Maximum von 18'. Danach ging er stetig zurück auf 12' Mitte August und auf 6' Anfang September. Nach der Konjunktion ging der scheinbare Komadurchmesser von 8' Mitte November auf knapp 4' Mitte März 2005 zurück. Im Herbst 2005 maß er etwa 1'. Der absolute Komadurchmesser lag bis Anfang Mai bei etwa 125.000 km, und stieg dann langsam bis auf 200.000 km Ende Mai an. Ab Anfang Juni explodierte er regelrecht und erreichte Mitte Juli einen maximalen Wert von 1.2 Mill. km! Danach ging er zurück und lag Mitte August bei 900.000 km und Ende August bei 550.000 km, wobei letzterer Wert durch die relativ schlechten Sichtbedingungen in jenen Tagen zu klein ausgefallen sein könnte. Während der zweiten Sichtbarkeit ging der absolute Komadurchmesser nur geringfügig zurück, von 500.000 km Mitte November 2004 auf 450.000 km Mitte März 2005. Im Herbst 2005 lag er bei etwa 175.000 km. Die Koma selbst war bislang stets erkennbar kondensiert, wobei der Koma-Kondensationsgrad konstant bei DC 4-5 bis DC 5 lag. Die Koma wies meist eine deutliche zentrale Kondensation und einen sternförmigen false nucleus auf. Nach dem Perihel wurde die Koma nur langsam diffuser: lag der DC-Wert Mitte November noch bei DC 5, betrug er Mitte März 2005 noch DC 3-4, ein Wert, der bis in den Herbst 2005 beibehalten wurde.

Ein Schweif konnte ab Mitte Mai 2004 ausgemacht werden; seine maximale beobachtete Länge von 0.9° (7 Mill. km) erreichte er - bedingt durch die danach rasch schlechter werdenden Sichtbarkeitsbedingungen - Mitte August. Nach dem Wiederauftauchen Mitte November zeigte sich der Schweif zunächst etwa 0.8° (5 Mill. km) lang. Letzte visuelle Schweifsichtungen wurden Mitte Januar 2005 gemeldet. Dabei war der Schweif im Fernglas schwierig, in einem mittleren Teleskop aber recht deutlich zu erkennen. Er war anfangs nach Süden, in den Sommermonaten nach Osten gerichtet. In den Herbstmonaten 2004 war er in westliche Richtungen orientiert.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Spektroskopische Beobachtungen des Kometen am 20.6. zeigten eine schwache Silikatemission. Als Schwarzkörpertemperatur ergaben sich 235 +/- 10 K, was um 22% über der Temperatur im Strahlungsgleichgewicht liegt (IAUC 8361). Infrarotbeobachtungen von Ende Juli deuteten vorwiegend auf große amorphe Kohlenstoff- und Silikatpartikel in der Koma hin, wohingegen sich kristallines Silikat allenfalls angedeutet zeigte (IAUC 8378/91).

Walter Kutschera gibt die folgenden Beschreibungen: am 28./29.3. hob sich der Komet gut vom Sternengewimmel ab und zeigte Strukturen in der nicht all zu großen, leicht ovalen Koma. In der Folgenacht, 29./30.3., zeigte er eine etwas kleinere und kompaktere Koma. Am 11./12.4. präsentierte er sich nur noch als fast sternartiges Objekt mit kaum erkennbarer Koma, so daß er im Sternengewimmel der Milchstraße leicht übersehen werden konnte.Am 25./26.4. beobachtete Walter Kutschera eine elongierte Koma. In der Folgenacht, 26./27.4. hatte der Komet gemäß seinen Angaben eine kleine, aber recht helle Koma ausgebildet, wobei die zentrale Kondensation diffuser geworden war; ein kurzer Schweifansatz war gut auszumachen. Am 16./17.5. zeigte der Komet nach seinen Angaben eine ausgeprägte Koma mit schwacher Faserstruktur in weiß-gelblicher Tönung und einen breit gefächerten Schweifansatz. Maik Meyer kann am 19./20.5. nur eine leichte Kontrastverstärkung beim Einsatz eines Lumicon Swan-Band-Filters feststellen. Walter Kutschera berichtete für den 23./24.5. von einer gelblich-grünen Koma. Heinz Kerner vermutete am 24./25.5. einen sternförmigen false nucleus der Helligkeit 12.1m. Am 28./29.5. war der Komet laut Walter Kutschera trotz Halbmond gut zu beobachten; die zentrale Verdichtung in der weiß-gelblichen Koma war stärker ausgeprägt; der Schweifansatz wirkte breit. Am 8./9.6. zeigte der Komet gemäß seinen Angaben eine deutlich vergrößerte Koma mit Strukturen und einen schwachen aufgefächerten Schweifansatz. Schließlich kann er am 13./14.6. eine schöne gelb-weißliche, strukturierte Koma mit verschiedenen Helligkeitabstufungen sowie einen breiten Schweifansatz beobachten. Laut Walter Kutschera hatte sich die Koma am 15./16.6. deutlich vergrößert und zeigte bei hoher Vergrößerung wunderschöne Strukturen mit verschiedenen Helligkeitsstufen; der Schweif wirkte ausgeprägter, war aber noch immer recht schwach. Am 20./21.6. war der Schweif deutlicher geworden; zudem war nun ein Staubschweif gut auszumachen.

Am 16./17.7. war die Koma erneut größer geworden, wobei die Außenbereiche allerdings etwas diffuser geworden waren; innerhalb der Koma (besonders bei 500x) konnte er unterschiedlich helle faserige Strukturen ausmachen. Für die gleiche Nacht meldete Andreas Kammerer eine deutliche, recht große Koma mit erkennbarer Verdichtung zur Mitte hin; im 12"SC war ein schwacher Schweif, der deutlich von der Antisolarrichtung abwich, auszumachen; bei 242x wurde ein sternförmiger, ca. 11.5m heller, false nucleus erkennbar. Am 20./21.7. zeigte der Komet nach seinen Angaben im Fernglas eine deutlich verdichtete, mittelhelle Koma; im 8"SC, 50x war eine auffällige zentrale Kondensation mit einem sternförmigen false nucleus im Zentrum auszumachen. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet am 21./22.7. einen schönen strukturierten Schweifansatz, wobei der Staubschweif in einer Länge von bis zu 7' gut zu verfolgen war; die Koma wies verschiedene Helligkeitsabstufungen auf und zeigte in Sonnenrichtung einen leichten Bartansatz. Volker Kasten vermutete am 28./29.7. einen Schweifansatz; der Komet war erheblich heller und größer als C/2001 Q4. Am 29./30.7. fiel ihm ein blickweise erkennbares, etwa 9.0m helles, punkthaftes Zentrum auf; der nahe Kugelsternhaufen M3 war deutlich kleiner, wies aber eine erheblich größere Flächenhelligkeit als der Komet auf.

Am Abend des 3.8. konnte Volker Kasten den Kometen nur kurz beobachten, da er bald hinter dem "Hausbergquot; verschwand. Am 4.8. war die Koma gemäß seinen Angaben stark kondensiert, mit allerdings matten Randzonen; er hatte mehrfach den Eindruck eines diffusen, eher breiten Schweifansatzes von mindestens 16' Länge in PW=66°; M3 war nur halb so groß wie der Komet, aber weiterhin flächenheller. Am 8.8. zwang ihn der "Hausberg", die Beobachtung zum Ende der nautischen Dämmerung durchzuführen. Andreas Kammerer konnte im 12"SC bei 75x einen ca. 0.1° langen Schweifansatz in PW=85° erkennen; bei 242x sah er einen sternförmigen, ca. 11.5m hellen false nucleus. Maik Meyer meldete für den 11.8. einen schwachen äußeren Halo. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet wunderschöne Helligkeitsabstufungen innerhalb der Koma; der Schweifansatz wirkte kürzer und schwächer. Bei der Beobachtung von Volker Kasten am 19.8. stand der Komet nur noch 13° über dem Horizont, bei der Beobachtung von Andreas Kammerer am 24.8. waren es nur noch 11° (doch war der Himmel aufgrund eines abziehenden Schauers sehr transparent).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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