Ein alter Bekannter ging zum Jahreswechsel 2003/04 wieder einmal durch sein Perihel. Die diesjährige Sichtbarkeit des Kometen mit der kürzesten bekannten Umlaufszeit von 3.3 Jahren (es ist der 59. beobachtete Periheldurchgang seit seiner Entdeckung im Jahre 1786) favorisierte die Beobachter der Nordhalbkugel. Mitte November kam der Komet der Erde bis auf 0.26 AE nahe. Anfangs am östlichen Abendhimmel stehend, stieg der Komet zur Zeit der Erdnähe rasch bis fast zum Zenit empor, um dann bis Anfang Dezember am abendlichen Westhorizont zu verschwinden. Anfangs noch ein Objekt der ganzen Nacht im Bereich der Sternbilder Dreieck/Andromeda wanderte er bis Anfang Dezember durch den Schwan in Richtung Schlangenträger, wo er über dem abendlichen Westhorizont verschwand. Gemäß meiner empirischen Formel war ein maximaler scheinbarer Komadurchmesser von 15' in der zweiten Novemberhälfte zu erwarten.
Insgesamt gingen 24 visuelle Beobachtungen von 6 FGK-Beobachtern ein. Für die nachfolgende Auswertung wurden 145 internationale Beobachtungen hinzugenommen. Die ersten visuellen Beobachtungen gelangen am 15. Oktober, als der Komet erst 13.5m hell war. In den nächsten sieben Wochen wurde er aber rasch heller und verschwand schließlich als 6.0m helles Objekt am 8. Dezember in der Abenddämmerung. Die formelmäßige Darstellung der Helligkeitsentwicklung ist kompex. Nimmt man eine logr-Beziehung an, so müssen zwei unterschiedliche Entwicklungsphasen angenommen werden, wobei der Bruch in den ersten Novembertagen anzusetzen ist:
t < -57d: m = 8.4m + 5×log D + 37× log r
t > -57d: m = 10.6m + 5×log D + 13.6× log r
Diese Formeln simulieren sehr gut den Helligkeitsverlauf des Kometen bis zu seinem Verschwinden, die Helligkeit im Perihel ergibt sich aber mit etwa 4.0m deutlich zu hoch.
Alternativ hierzu kann der Helligkeitsverlauf mit der Formel
m = 3.2m + 5×log D + 7.5× r
ebenfalls gut dargestellt werden. Diese Formel ergibt mit 5.5m eine plausiblere Helligkeit im Perihel, dafür sind aber die Abweichungen zu den Schätzungen zu Beginn der Sichtbarkeit (nicht allzu bedeutsam, da diese Schätzungen sowieso mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind), aber auch etwa zur Zeit des o.g. Helligkeitsbruchs merklich.
Helligkeit und Komadurchmesser
Der Komadurchmesser nahm bis zum 25.11. ebenfalls rapide zu, und zwar von 1' (25.000 km) zu Sichtbarkeitsbeginn auf den Maximalwert von 18' (215.000 km) eine Woche nach der kleinsten Erddistanz. Bis zum Verschwinden in der Abenddämmerung ging er dann wieder auf 7' (125.000 km) zurück. Die Koma selbst war insgesamt meist sehr diffus. Der Koma-Kondensationsgrad betrug bis Ende November nahezu konstant DC 2 um danach bis auf DC 4 anzusteigen. Die Koma zeigte die meiste Zeit über eine kleine zentrale Verdichtung, die zeitweise deutlich exzentrisch in der Koma saß.
Beobachtungen vom 9.-11. November zeigten Linien von HCN; die Gas-Produktionsrate betrug zu diesem Zeitpunkt 9.8 × 1023 Moleküle/s (IAUC 8239). Submillimeter-Beobachtungen vom 9. November ergaben eine Gasproduktionsrate von Wasser von 3 × 1027 Moleküle/s (IAUC 8249).
Walter Kutschera erkannte am 18./19.10. eine sehr schwache Aufhellung an der erwarteten Position; eine Eigenbewegung war erkennbar; die Helligkeitsschätzung wurde aber durch einen nahebei stehenden Stern erschwert. Am 28./29.10. war die Koma nach seinen Angaben noch immer sehr diffus; die Bewegung aber nach recht kurzer Zeit erkennbar. Dieter Schubert fiel am 8./9.11., während der totalen Mondfinsternis, eine sehr große, sehr lichtschwache Koma sofort auf; im Zentrum meinte er, eine sehr kleine, diffuse zentrale Verdichtung zu erkennen. Für den Abend des 12.11. meldete Walter Kutschera eine gleichmäßig helle Koma, die sich nunmehr deutlicher vom Hintergrund abhob. Am 15.11. hatte sich die zentrale Kondensation nach seinen Beobachtungen verdichtet; die äußere Koma war deutlich heller geworden und die Koma zeigte Strukturen. Dieter Schubert beobachtete am selben Abend eine sehr große, sehr diffuse Koma einheitlicher Flächenhelligkeit, die sich gerade so vom Himmelshintergrund abhob. Andreas Kammerer berichtete von einer sehr großen, sehr diffusen Koma, die sich eben vom Himmelshintergrund abhob; das leicht verdichtete Zentrum war deutlich nach SO verschoben. Am 20.11. war die Koma laut Dieter Schubert - bei evtl. etwas schlechteren Sichtbedingungen - etwas deutlicher kondensiert als am 15.11.2003; die Koma war rund und kleiner. Auch Andreas Kammerer erschien der Komet - trotz hellerem Himmelshintergrund - deutlicher als am 15.11.; die große, diffuse Koma wies eine Verdichtung zur Mitte hin auf; aufgrund des hellen Polarlichts wurde die Schätzung rasch durchgeführt. Am 21.11. beobachtete Andreas Kammerer eine große diffuse Koma mit Verdichtung zur Mitte hin, welche nach SE versetzt war; der Kontrast war nun so hoch geworden, daß man den Kometen beim Suchen sofort erkannte. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet am 23.11. eine wunderschöne strukturierte Koma mit verschiedenen Helligkeitsbereichen und einen dünnen, langgezogenen Schweif. Am Abend des 26.11. konnte Andreas Kammerer im Fernglas eine große, diffuse, gering verdichtete Koma ausmachen; im 8"SC, 50x wies die Koma einen eher flachen Helligkeitsanstieg zum recht großen zentralen Bereich auf, der nach SO versetzt war; bei 161x erschien der zentrale Bereich ohne false nucleus. Gemäß Dieter Schubert machte die Koma bei 40x einen unregelmäßigen Eindruck; auch bei 16-fach hob sich der Komet gut vom hellen Himmelshintergrund ab.
Andreas Kammerer