Dem Japaner Tetsuo Kudo gelang am 13. Dezember 2002 mit seinem 20x120-Fernglas die Entdeckung eines Kometen im Grenzbereich Bärenhüter/Herkules. Unabhängig davon fand Shigehisa Fujikawa den Kometen am folgenden Tag. T. Kudo schätzte den Kometen auf 9.5m mit einer 2' großen Koma, die eine zentrale Kondensation aufwies; einen Schweif konnte er nicht ausmachen. S. Fujikawa meldete eine Helligkeit um 9m und einen 4' großen Komadurchmesser. Kurz darauf wurde der Komet von einer ganzen Reihe Beobachter bestätigt. Der bekannte japanische Amateur Kushida gab die Helligkeit des Kometen mit 7.5m an; auf einer CCD-Aufnahme wies er eine 5.5' große Koma und einen 18' langen Schweif in PW=331° auf. Die große Überraschung kam dann am Folgetag: die ersten Bahnelemente deuteten an, daß der Komet C/2002 X5 (Kudo-Fujikawa) die Sonne am 24. Januar 2003 im Abstand von nur 0.1 AE passieren würde (IAUC 8032). Weitere astrometrische Beobachtungen erforderten zwar eine Vergrößerung der Periheldistanz, doch blieb es bei einem Objekt, welches mit dem bloßen Auge zu sehen sein dürfte. Besonders interessant war die Tatsache, daß es sich um keinen kleinen Körper handelte, wies er doch eine absolute Helligkeit von immerhin 6.5-7.0m auf (IAUC 8033). Gemäß den aktuellsten Bahnelementen wird der Komet die Sonne am 29. Januar im Abstand von 0.19 AE passieren. Je nach angenommener Entwicklung sollte er dann eine Helligkeit von 2.0m (m0=7.0m/n=3) bzw. -0.5m (m0=6.5m/n=4) aufweisen.
Demnach bestand eine gute Aussicht, die Annäherung von Mitteleuropa aus bis etwa zum 20. Januar am Morgenhimmel verfolgen zu können, wobei die Helligkeit zu diesem Zeitpunkt zwischen 4.0m und 2.5m, die Schweiflänge bei etwa 5° bzw. 10° liegen sollte. Nach dem Periheldurchgang sollte er dann erst wieder in den ersten Märztagen auftauchen (in der Zwischenzeit lief er durch die Sternbilder Mikroskop, Kranich, Phönix und Chemischer Ofen), nun am Abendhimmel, mit einer prognostizierten Helligkeit von 6.5m und einer Schweiflänge von 1° (unabhängig vom Wert von n!). Die maximale Schweiflänge von 6° bzw. 15° sollte kurz nach dem Perihel erreicht werden, doch würde er in jenen Tagen von keinem Ort der Erde aus sinnvoll beobachtet werden können. Insgesamt war er vor dem Perihel von der Nord- nach dem Perihel von der Südhalbkugel aus besser beobachtbar.
Tatsächlich verlief die Entwicklung aber nicht so positiv, wie die 18 Beobachtungen von 5 FGK-Beobachtern sowie 190 internationale Beobachtungen belegen. Diese zeigen zudem, daß die Helligkeitsentwicklung des Kometen Kudo-Fujikawa vor dem Periheldurchgang sehr stetig verlief, während nach dem Perihel ein deutlicher Entwicklungsbruch etwa 35 Tage nach der größten Sonnennähe (5. März) eintrat. Während in der ersten Post-Perihel-Phase die Helligkeitsentwicklung - ähnlich wie vor dem Perihel - eher langsam erfolgte, beschleunigte sie sich danach drastisch.
vor dem Perihel
m = 7.2m + 5 ×log D + 5.5 × log r
nach dem Perihel
t < +35d: m = 7.9m + 5 ×log D + 5 × log r
t > +35d: m = 8.0m + 5 ×log D + 12 × log r
Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel
Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit nach dem Perihel
Damit betrug die Helligkeit um den 20.1. - als er nur noch in der Dämmerung aufgefunden werden konnte - lediglich 5.2m (womit sich nach meiner empirischen Formel eine visuelle Schweiflänge von nur 2° ergibt). Im Perihel ergeben die Formeln eine plausible maximale Helligkeit von 4.3m (hierbei ist ein stetiger Übergang zwischen beiden Formeln angenommen) und eine Schweiflänge von 0.7°, was gut mit dem Eindruck übereinstimmt, den der Komet in den SOHO-Aufnahmen jener Tage machte. Beim Wiedererscheinen am mitteleuropäischen Himmel war er tatsächlich nur noch 8.0m hell und wurde in der Folge rasch schwächer. Damit aber war er aufgrund seiner geringen Horizonthöhen ein schwieriges Objekt, was die geringe Zahl an Beobachtungen erklärt.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Der Komadurchmesser lag zu Beginn bei 5' (250.000 km), stieg aber bis in die ersten Januartage auf 8' (340.000 km) an. Danach verdichtete sich die Koma - nicht zuletzt des stärker werdenden Sonnenwindes wegen - stetig mehr, was die Koma auf 2.5' (100.000 km) Mitte Januar schrumpfen ließ. Mit diesen Dimensionen tauchte er dann auch wieder am Südhimmel auf. In den ersten Märztagen wurde ein zweites Maximum von 6' (240.000 km) erreicht. Seitdem ging der Komadurchmesser aber kontinuierlich zurück und betrug Anfang April nur noch 1' (70.000 km). Die Koma selbst war kurz nach der Entdeckung nur mäßig kondensiert (DC 3-4). Ab den Weihnachtstagen nahm der Kondensationsgrad dann aber kontinuierlich zu und betrug beim Verschwinden in der Sonnennähe DC 7-8. Die ersten Beobachtungen nach dem Perihel meldeten eine ähnlich hochverdichtete Koma. In den folgenden Wochen nahm der Kondensationsgrad dann aber relativ rasch ab und betrug Anfang März nur noch DC 4, Anfang April nur noch DC 2.
Visuelle Schweifsichtungen liegen vor dem Perihel ab den Weihnachtstagen 2002 bis zum Verschwinden in der Dämmerung vor. Nach dem Perihel wurden visuelle Schätzungen von Mitte Februar bis Anfang März gemeldet. Die Schweiflänge erreichte dabei Maximalwerte von je 0.5° (1.5 Mill. km).
Aufgrund von Vollmondlicht, gepaart mit leichtem Dunst, hob sich der Komet laut Volker Kasten am Morgen des 18.12. nur mühsam vom Hintergrund ab; der DC-Wert stellt daher nur eine vage Schätzung dar; während er den Komadurchmesser im 11x80 zu 8' bestimmte, konnte im 14x100 nur einer von 5'-6' zuverlässig ausgemacht werden; die Helligkeit dürfte allenfalls auf ±0.3m zuverlässig sein. Andreas Kammerer konnte den Kometen am Morgen des 19.12. aufgrund des durch den Vollmond stark aufgehellten Himmelshintergrunds nur soeben erkennen. Am Abend des gleichen Tages wurde auch Maik Meyer durch das Mondlicht gestört.
Walter Kutschera beobachtete am Morgen des 8.1.03 eine helle Koma mit einem Schweif, der blickweise Streamer zeigte. Am Abend des gleichen Tages wirkte die Koma auf Volker Kasten leicht bläulich oder türkisfarben. Am Morgen des 9.1. wirkte die Koma auf ihn erneut leicht bläulich oder türkisfarben; blickweise zeigte sich ihm ein nicht sehr markantes, fast punkthaftes Zentrum der Helligkeit ca. 8.0m; im korrekten PW hatte er einen unbestimmten Eindruck eines Schweifes. Andreas Kammerer beobachtete eine stark verdichtete Koma, wobei der Himmelshintergrund wegen Schnee und Wolkendurchzug leider aufgehellt war. Für Walter Kutschera wirkte der Komet, trotz schlechterer Durchsicht, insgesamt heller; der Schweif erschien etwas ausgeprägter und länger. Am Abend des 9.1. konnte Volker Kasten einen Schweifansatz von ca. 10' Länge in PW=352° "erahnen", doch blieb er unsicher; der Komet stand nur 13° über dem Horizont. Am Morgen des 12.1. beobachtete Andreas Kammerer den Kometen im Fernglas als "unscharfen Stern"; der Schweif war sehr schwach und schwierig auszumachen. Walter Kutschera hat an diesem Morgen eine schlechte Horizontsicht. Die Abendbeobachtung von Werner Hasubick vom gleichen Tag erfolgte in der Dämmerung, mit dem Kometen nur 6° hoch. Am Morgen des 17.1. hat die Morgendämmerung, mit dem Kometen nur 6° über dem Horizont, zum Zeitpunkt der Beobachtung von Andreas Kammerer bereits begonnen: im Fernglas erschien der Komet erneut als "unscharfer Stern"; im C90, 39x zeigte sich eine helle, sehr kompakte zentrale Kondensation, die von einer schwachen Koma umgeben war; ein Schweifansatz konnte so eben ausgemacht werden. Volker Kasten beobachtete den Kometen in einer Höhe von 10°: er zeigte eine deutliche zentrale Kondensation - die allein schon etwa 6m hell war - in einer türkisfarben wirkenden schwachen Koma; einen Schweifansatz nach links oben vermutete er, aber der Himmelshintergrund war für eine sichere Wahrnehmung bereits zu hell. Andreas Kammerer kann am Abend des 22.3. nur eine schwache, runde Aufhellung ausmachen, die bei 78x eine leichte Verdichtung zur Mitte hin aufweist.
Andreas Kammerer