Am 1. August 2002 meldete der Japaner M. Suzuki die Entdeckung eines Kometen (im Sternbild Eridanus) auf frei zugänglichen Aufnahmen des SOHO-Instruments SWAN vom 25. und 27. Juli. Nachforschungen brachten weitere Aufnahmen bis zurück zum 13. Juli zutage. Alan Hale gelang kurz darauf die visuelle Sichtung des Objekts, unter allerdings ungünstigen Umständen (Dämmerung, Wolken und Mond störten). Der Komet war nach seinen Angaben etwa 9.5m hell und zeigte eine 4' große Koma (IAUC 7944). Die kurz darauf ermittelten Bahnelemente zeigten, daß dieser Komet am 9.8. eine minimale Erddistanz von nur 0.26 AE aufweisen und der Sonne Anfang September mit r = 0.49 AE recht nahe kommen würde. Weitere visuelle Schätzungen ergaben am 2. bzw. 3. August Helligkeiten zwischen 7m und 8m (IAUC 7948). Anfang September zeigten die astrometrischen Beobachtungen, daß der Komet auf einer Umlaufbahn mit einer Periode von etwa 6.700 Jahren läuft, somit der Sonne wohl nicht zum ersten Mal nahe kommt.
Zehn Tage nach seiner Entdeckung wies D. A. J. Seargent via Comet Mailing List darauf hin, daß es nach einer empirischen Formel von J. Bortle (ICQ 79, July 1991) möglich erscheint, daß dieser Komet seinen Periheldurchgang nicht überlebt. Bortles Untersuchung weist darauf hin, daß das Überleben eines Kometen von dessen absoluter Helligkeit und der Periheldistanz abhängt. Mit einer absoluten Helligkeit von etwa 10m und einer Periheldistanz von etwa 0.5 AE liegt dieser Komet genau auf der Überlebensgrenze. Ebenfalls für möglich gehalten wurde ein starker Helligkeitsrückgang nach dem Perihel.
Insgesamt gingen 12 Beobachtungen von 10 FGK-Beobachtern ein. Für dieerste Auswertung konnten zudem 85 internationale Beobachtungen berücksichtigt werden. Diese zeigen deutlich, daß sich der Komet um den 10. September aufzulösen begann. Die Helligkeitsentwicklung kann vor der Auflösung formelmäßig wie folgt dargestellt werden:
Zeitliche Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel
Dies bedeutet, daß der Komet ab dem 23. August trotz weiterer Sonnenannäherung stetig und merklich schwächer geworden ist - ein deutliches Zeichen für die Erschöpfung der Gas- und Staubvorräte. Die maximale Helligkeit wurde mit 6.0m um den 15. August erreicht. Die Entwicklung des scheinbaren Komadurchmessers verlief rasant: lag dieser anfangs bei grob 8' so stieg er bis Mitte August auf 11' an, um danach sehr rasch bis auf 2' am 10. September wieder zurückzugehen. Der absolute Komadurchmesser lag zu Beginn bei etwa 100.000 km, stieg dann aber bis auf 200.000 km in der letzten Augustwoche an. Am 12.9. war er wieder auf nur noch 90.000 km zurückgegangen. Die Koma selbst war lange Zeit recht gut kondensiert. Der DC-Wert stieg zu Beginn von DC 4 auf DC 5 und verharrte dort bis Ende August, um danach rapide abzusacken. Visuelle Schweifschätzungen waren sehr selten, was aber eventuell auch an den schlechten Beobachtungsbedingungen lag.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Dieter Schubert beobachtete am Morgen des 15.8. eine runde, stark kondensierte Koma mit einem ziemlich hellen Zentrum, das nicht mittig zu liegen schien, sondern etwas nach Norden versetzt; nach außen lief die relativ große Koma außergewöhnlich diffus aus; einen Schweif (vermutlich sehr lang), meinte er zu erahnen; je höher der Komet über den Horizont stieg, umso grünlicher wirkte die Koma auf ihn. Am folgenden Morgen, dem 16.8., notierte er ein weiterhin hoch kondensiertes Objekt mit versetztem Zentrum; die äußere Koma wirkte wiederum extrem diffus auslaufend (Komadurchmesser war deswegen schwierig zu ermitteln); erneut meinte er einen langen Schweif ausmachen zu können, doch stand der Komet für eine sichere Aussage einfach zu tief; im 6-Zoll-Refraktor war eine leicht grünliche Färbung der Koma festzustellen. Am 17.8. beobachtete Walter Kutschera einen hellen, elongierten false nucleus; die sehr diffuse Koma war wegen der Horizontnähe eher schwierig zu erkennen. Andreas Kammerer notierte einen gut sichtbaren und konzentrierten Kometen; im 8"SC, 51x zeigte sich die Koma deutlich kondensiert mit gut definierten Rändern; bei 111x war ein sternförmiger, 10.0m heller false nucleus sichtbar. Bei der Beobachtung von Maik Meyer befand sich der Komet in geringer Höhe und zeigte einen schwachen, ausgedehnten äußeren Halo.Am Abend des 1.9. konnte Volker Kasten bei schwindender Dämmerung zunächst nichts am Kometenort wahrnehmen; gegen 20:30 UT konnte der Komet (bei h=8°) dann aber blickweise "gehalten" werden; insgesamt war es ein enttäuschender Anblick; die Schätzung ist daher mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Michael Jäger konnte den Kometen am Abend des 2.9. unter besten Bedingungen beobachten, wobei dieser aber im 20x70 nur gerade eben erkennbar war; er schätzte die Helligkeit der mäßig kondensierten (DC 4), 3.5' großen Koma auf 7.5m - ein deutlicher Helligkeitsabfall im Vergleich zu Mitte August. Auf den Aufnahmen konnte lediglich ein diffuser, 40' langer Staub-, aber kein Gasschweif ausgemacht werden, was für einen Kometen in dieser geringen Sonnendistanz ungewöhnlich ist. Aufnahmen von Michael Jäger vom 13.9. zeigten eine elliptische, 4'x1' große Koma der Helligkeit 9.5m ohne zentrale Kondensation und einen 8', nach Norden gerichteten Schweif. Zwei Aufnahmen von K. Kadota vom 10.9. und 17.9. zeigten ebenfalls keine zentrale Kondensation; die Helligkeit sank nach seinen Schätzungen während dieses Zeitraums von 11.2m auf 12.1m (IAUC 7974).
Andreas Kammerer