Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2002 O4 (Hönig)


Am 22. Juli 2002 kam die große Stunde von Sebastian Hönig, als er mit seinem 10"-Schmidt-Cassegrain-Teleskop während einer spontanen Beobachtungsnacht einen von ihm auf die 12. Größenklasse geschätzten Kometen im nördlichen Teil des Sternbilds Pegasus entdeckte. Aufgrund der äußeren Umstände (schlechte Ausrichtung des Teleskops, keine Karten, Mond) konnte er die Position und Bewegungsrichtung nur annähernd bestimmen. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen sowie des hellen Vollmondes konnten weder er noch Alan Hale in den folgenden Tagen den Kometen erneut finden. Erst am 27. Juli gelang es K. Kadota, den Kometen zu fotografieren. Bereits drei Tage später wurden vom Kometen C/2002 O4 (Hönig) erste Bahnelemente veröffentlicht, die aufzeigten, daß der Komet sein Perihel Anfang Oktober in einer Distanz von nur 0.78 AE durchlaufen und im August ein zirkumpolares Objekt sein würde (IAUC 7939/41). Spektroskopische Beobachtungen vom 1.8. ergaben eine Schwarzkörper-Temperatur von 280±20K sowie Anzeichen für Silikatemissionen ()AUC 7950).

Für die Auswertung konnten 57 Beobachtungen von 10 FGK-Beobachtern sowie 235 internationale Beobachtungen berücksichtigt werden. Diese zeigen eine interessante Helligkeitsentwicklung auf. In den ersten vier Wochen nahm die Helligkeit rapide zu: von 11.0m bei der Entdeckung auf 7.5m am 19. August. Hätte der Komet diese Entwicklung bis zum Perihel durchhalten können, wäre er 4.5m hell geworden! Doch diese hohe Aktivität (die eventuell eine Erklärung für die Nicht-Entdeckung durch LINEAR und Co. sein könnte) hatte ihn wohl überanstrengt, so daß es zu diesem Zeitpunkt zu einem radikalen Bruch in der Entwicklung kam. In den folgenden Wochen ging die heliozentrische Helligkeit trotz weiter abnehmender Sonnendistanz langsam zurück! Aber es kam noch schlimmer. Kurz nach dem 20. September, als die scheinbare Helligkeit auf nur noch 9.0m abgefallen war, begann sich der Komet aufzulösen. Bis zum 30. September war die Helligkeit auf 10.0-10.5m zurückgegangen, gleichzeitig wurde er immer diffuser und seine zentrale Kondensation zunehmend unauffälliger. Michael Jäger fotografierte den Kometen am Abend des 30. September mit seiner 8"-Schmidtkamera: er zeigte eine 2' große Koma ohne Helligkeitszentrum, die übergangslos in einen 10' langen Schweif nach PW=32° überging. Am Abend des 10. Oktober bestimmte K. Kadota die Helligkeit auf einer CCD-Aufnahme zu nur noch 13.3m; zwei Nächte später konnte Y. Ezaki ihn dann bereits nicht mehr finden und schätzte seine Helligkeit auf schwächer als 15m (IAUC 7995).

Die Helligkeitsentwicklung kann bis zum Zeitpunkt der Auflösung formelmäßig wie folgt beschrieben werden:

t < -43d : m = 6.8m + 5×log D + 25×log r
t > -43d : m = 8.4m + 5×log D - 5×log r

Damit hat Komet Hönig seine maximale Helligkeit von 7.4m um den 22. August erreicht. Danach ging sie - zum damaligen Zeitpunkt für alle überraschend - aufgrund des negativen(!) Aktivitätsfaktors sowie der wieder zunehmenden Erddistanz kontinuierlich zurück.

Zeitliche Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel

Der scheinbare Komadurchmesser stieg von anfangs 4' auf einen Maximalwert von 10' um den 20. August an. Danach sank er ebenso rasch wieder ab und maß um den 20. September nur noch 3'. Der absolute Komadurchmesser lag zu Beginn bei 125.000 km und stieg bis in die ersten Septembertage auf 300.000 km an. Danach aber ging es rasch bergab und um den 20.9. lag er wieder bei etwa 125.000 km. Die Koma selbst war mäßig kondensiert. Der Grad der Komakondensation stieg in den ersten Wochen von DC 3 auf DC 4, wo er bis zur Auflösung verharrte. Visuelle Schweifsichtungen wurden von Anfang August bis zum 10. September gemeldet, mit Längen bis etwa 0.4° (700.000 km).

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Laut Dieter Schubert war der Komet am Abend des 2.8. auffällig heller als am 28. und 29. Juli; die Koma präsentierte sich rund, die Konzentration zur Mitte hin war ebenfalls wieder deutlicher. Walter Kutschera meldete eine unregelmäßige äußere Koma mit Strukturen, die aber insgesamt einen eher diffusen Gesamteindruck machte. Am 9.8. beobachtete Andreas Kammerer von Österreich aus eine mäßig kondensierte, randlich leidlich gut definierte Koma; bei 56x war kein false nucleus heller als 12.0m feststellbar; im 9x63-Fernglas konnte der Komet schwach erkannt werden (8.3m, 10'). Für Stefan Beck war der Komet am 13.8. überraschend einfach zu erkennen; mit einem Swan-Band Filter erschien er heller. Dieter Schubert fand ihn am 14./15.8. nochmals deutlich heller, die Koma war gut kondensiert und ein sehr diffuser Schweifansatz nach PW=166° konnte erkannt werden. Am 15./16.8. störte ein nahestehender 9.2m heller Stern Volker Kasten bei der Schätzung. Dieter Schubert meldete eine runde, gut kondensierte Koma; der Schweifansatz war im 8-Zöller nicht zu erkennen. Am 16./17.8. wirkte die Koma auf Walter Kutschera etwas kleiner. Andreas Kammerer zeigte sich der Komet im Fernglas als unauffälliger, eher schwacher Nebelfleck. Am 30./31.8. wirkte die Koma auf Walter Kutschera erneut größer. Für Volker Kasten zeigte sich der Komet am Abend des 31.8. als eher unauffälliges Objekt, was aber an einem nahebei stehenden, 8.4m hellen Stern gelegen haben könnte.

Walter Kutschera notierte am 2.9. eine ausgefaserte, mäßig kondensierte Koma. Am 8.9. war der Komet für Andreas Kammerer überraschend schwach und zeigte eine recht diffuse Koma (allerdings mit zentraler Kondensation); im 9x63B konnte er den Kometen nicht finden. Volker Kasten konnte am 9.9. blickweise ein sehr kleines Helligkeitszentrum in einer schwachen Koma erkennen. Am 11.9. hatte er den unsicheren Eindruck eines Schweifansatzes in Richtung NNO. Laut Andreas Kammerer präsentierte sich der Komet am 12.9. etwas auffälliger und die Koma stärker verdichtet; im 8"SC meinte er bei 161x einen sternförmigen, 13.0m schwachen false nucleus zu erkennen. Gemäß Volker Kasten trat im 14x100-Fernglas blickweise wieder ein schwaches, sehr kleines Helligkeitszentrum am SW-Rand der Koma hervor. Dieter Schubert fand den Kometen am 13.9. deutlich lichtschwächer mit einer kleineren Koma (die Horizonthöhe betrug allerdings nur 18° und es war etwas dunstig).

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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