Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/2002 F1 (Utsunomiya)


Eine weitere Amateurentdeckung konnte der mittlerweile bekannte japanische Amateur Syogo Utsunomiya am 18. März mit einem 25x100-Feldstecher verbuchen. Der Komet stand als 9.5m helles Objekt im Grenzbereich Pegasus/Füllen/Wassermann. Er wies visuell eine 1-1.5' große, nur gering verdichtete Koma auf; auf CCD-Aufnahmen konnte ein 90' langer Schweif in südwestlicher Richtung festgestellt werden (IAUC 7854). Der Komet kommt der Sonne Ende April bis auf 0.44 AE nahe und soll nach ersten Prognosen bis 5.5m hell werden, leider aber während der interessanten Phase nur sehr geringe Elongationen aufweisen.

Immerhin 11 Beobachtungen von 4 FGK-Beobachtern gingen von dem schwierig beobachtbaren Kometen bis Mitte Juni ein. International konnten weitere 105 Beobachtungen für die Auswertung berücksichtigt werden. Dieser Komet zeigte einen rapiden Helligkeitsanstieg: in den ersten vier Wochen stieg seine Helligkeit von 10m auf 5m an. Die Maximalhelligkeit mit 4.6m wurde in den Tagen um den 24. April erreicht. Kurz zuvor war er vom Morgen- an den Abend-Dämmerungshimmel gewechselt, wo er am 3.5. im Abstand von nur 3' an Merkur vorüberzog! In jenen Tagen war er aufgrund seiner großen Helligkeit im Fernglas überraschend gut zu sehen (mir gelang am Abend des 30.4. eine kurze Sichtung: trotz mäßiger Cirren war die kompakte Koma mit Schweifansatz zu erkennen). Danach - nun langsamer schwächer werdend - wurde er rasch für Mitteleuropa unsichtbar. Alles in allem zeigte der Komet eine interessante Entwicklung, die aufgrund seiner Nähe zur Sonne aber nur schwierig zu verfolgen war. In größerer Höhe hätte er Ikeya-Zhang sicherlich Konkurrenz gemacht. Die Helligkeitsentwicklung kann am besten mit den folgenden Formeln dargestellt werden:

vor dem Perihel: m = 9.8m + 5×log D + 15×log r

nach dem Perihel: m = 7.9m + 5×log D + 10×log r

Über die Entwicklung des Komadurchmessers können nur grobe Angaben gemacht werden, da die geschätzte Größe stark von der jeweiligen Hintergrundshelligkeit abhing. Gemäß dem Diagramm scheint er von 2' (125.000 km) auf etwa 3.5' (210.000 km) zugenommen zu haben, war aber Ende Mai schon wieder auf etwa 1' (70.000 km) zurückgegangen. Die Koma war anfangs nur mäßig kondensiert (DC 4), verdichtete sich Ende März / Anfang April aber rapide und erreichte in der ersten Aprilwoche DC 8. Bis Ende April blieb der Koma hochverdichtet, erst danach wurde er diffuser und erreichte Ende Mai wiederum DC 4.

Visuelle Schweifsichtungen gelangen praktisch den gesamten April über, wobei das Maximum von grob 1.5-2° (5-8 Mill. km) um den 15.4. erreicht wurde. Der Schweif zeigte zeitweise ein ungewöhnliches Aussehen: so wies er am 30.4./1.5. einen großen Öffnungswinkel auf, wobei der Eindruck entstand, daß es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Schweife handelte. Tatsächlich war dem auch so, handelte es sich beim ersten doch um den Staub-, beim zweiten um den sehr ähnlich aussehenden Gasschweif.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Am Abend des 21.4. konnte Volker Kasten in der sehr kleinen Koma blickweise einen false nucleus erkennen, der alleingenommen etwa 7.0m hell war; während der Beobachtung nahm die Höhe des Kometen von 9° auf 6° ab. Am 27.4. stand der Komet in der kräftigen Dämmerung nur 9° hoch: erkennbar war ein heller false nucleus sowie eine Koma, deren Farbe definitiv "seltsam" aussah (Volker Kasten würde diese am ehesten mit "lachsrosa" bezeichnen, was er bei Kometen bislang noch nie gesehen hat und vielleicht am ehesten mit einem Kontrastphänomen gegen den blauen Dämmerungshimmel erklärbar wäre); der Schweif erschien leicht aufgefächert. Am 28.4. stand der Komet nur noch 7° hoch, 6° rechter Hand von den Plejaden, die im 14x100B noch ganz gut zu erkennen waren.

Von Mitteleuropa aus konnte Komet Utsunomiya praktisch nur bis Mitte April halbwegs sinnvoll tief über dem östlichen Morgenhorizont beobachtet werden. Am Abendhimmel stand er für sinnvolle Schätzungen zu tief.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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