Ein bereits am 16. November 2000 durch LINEAR entdecktes, 18.0m schwaches Objekt im Sternbild Cassiopeia wurde am 16. Dezember vom gleichen Team nochmals gemeldet. T. Spahr stellte auf einer Aufnahme vom 20.12. mit dem 1.2m-Teleskop auf dem Mt. Hopkins eine 10" kleine Koma und einen breiten, schwachen, nach NE gerichteten, 10-20" kurzen Schweif fest. Der Komet kam der Sonne im Januar 2002 bis auf 0.55 AE nahe, wobei er sich der Erde am 3.12.2001 bis auf 0.32 AE näherte (IAUC 7546). Unter der Annahme einer durchschnittlichen Helligkeitsentwicklung wurde eine Helligkeit von 4merwartet, mit einem prognostizierten visuellen Komadurchmesser von 25' und einer visuellen Schweiflänge bis 6°. Allerdings würde er zuvor (Mitte Dezember) für Mitteleuropa verschwinden, so daß wir lediglich mit einer maximalen Schweiflänge von 3° rechnen durften.
Der Komet wurde ab August 2001 intensiver beobachtet. Allerdings streuten die Schätzungen sowohl der Helligkeit als auch des Komadurchmessers anfangs deutlich. Die gemittelten Schätzwerte schienen aber eine um etwa 0.5m geringere Helligkeit anzudeuten, als ursprünglich prognostiziert, was eine Helligkeit von 5.0m Mitte Dezember und von 4.5m Mitte Januar 2002 bedeuten würde.
Ab der zweiten Septemberhälfte 2001 nahm die Zahl der Beobachtungen deutlich zu und stieg ab der zweiten Oktoberhälfte rapide an. Nach dem Exkurs an den Südhimmel konnte er von Mitteleuropa aus ab Anfang März 2002 erneut verfolgt werden. Insgesamt erreichten die FG Kometen bis Mitte September 2002 87 Beobachtungen von 14 FGK-Beobachtern. Für die Auswertung wurden insgesamt 650 internationale Beobachtungen hinzugenommen. Nachdem sich der Komet in den ersten Wochen durchschnittlich entwickelte kam es um den 10. November 2001 (t = -73d) zu einer Phase stärker ansteigener Aktivität, die bis in die letzten Novembertage (t = -55d) andauerte. Damit waren die Gasreservoirs wohl erst einmal erschöpft und die Aktivität wurde bis kurz nach dem Perihel deutlich unterdurchschnittlich.
Zeitliche Entwicklung der heliozentrischen Helligkeit vor dem Perihel
Vom 15. Dezember 2001 bis Anfang März 2002 konnte er nur noch von der Südhemisphäre verfolgt werden - und überraschte die dortigen Beobachter. Am 27. Januar stieg die Helligkeit von etwa 6.2m stark an und erreichte am 31.1. ein Maximum von 2.9m (IAUC 7809/14)! Zum zweiten Mal innerhalb der letzten zwölf Monate konnten die Beobachter auf der Südhalbkugel einen freisichtigen Kometen bestaunen - wenn auch recht horizontnah! Danach ging die Helligkeit überraschend stetig zurück. Die Helligkeitsentwicklung vor dem Perihel kann am besten mit folgenden Formeln dargestellt werden:
T < -55d: m = 7.2m + 5×log D + 10×log r,
T > -55d: m = 7.6m + 5×log D + 6×log r,
was eine maximale Helligkeit vor dem Ausbruch von 5.6m (um den 7./8.12.)bedeutet. Nach dem Ausbruch (t=+4d bis t=+8d) verlief die Helligkeitsentwicklung gemäß
T < +65d: m = 6.4m + 5×log D + 15×log r,
T > +65d: m = 6.5m + 5×log D + 12.5×log r,
Als der Komet in den ersten Märztagen von Mitteleuropa aus wieder sichtbar wurde, betrug seine Helligkeit demnach 7.0m.
Der scheinbare Komadurchmesser stieg anfangs nur langsam von 0.7' auf 2' Anfang Oktober 2001 und 3' Ende Oktober an. Während des Novembers wuchs der scheinbare Komadurchmesser dann aber rasant und erreichte zum Monatsende einen maximalen Wert um 20' (Erdpassage war am 2.12.). Danach schrumpfte er wieder ähnlich rasch und wies Mitte Dezember nur noch 12' und zur Zeit des Perihels nur noch 5' auf. Infolge des Ausbruchs stieg er nochmals geringfügig auf 6-7' an, lag aber Anfang April 2002 bei nur noch knapp 3' und Mitte Juli bei 1.0'. Der absolute Komadurchmesser lag zu Beginn bei 125.000 km und stieg bis Anfang November lediglich auf 150.000 km an, d.h. das Anwachsen des scheinbaren Komadurchmessers während dieses Zeitraums war fast ausschließlich eine Folge der abnehmenden Erddistanz. Dann allerdings explodierte die Koma förmlich und erreichte bereits um den 25.11. ihre maximale Ausdehnung von knapp über 300.000 km. Bis zum Perihel ging der absolute Durchmesser dann langsam wieder auf 200.000 km zurück. Der Ausbruch ließ die Koma dann erneut anschwellen, auf 280.000 km Anfang Februar und 340.000 km um den 20. Februar. Anfang April war er wieder auf etwa 180.000 km und Mitte Juli auf 110.000 km zurückgegangen. Die Koma selbst war anfangs mäßig kondensiert (DC 2-3), verdichtete sich dann aber zunehmend auf DC 5 Mitte Dezember. Während des Ausbruchs schnellte der DC-Wert auf 8 hoch, ging bis Anfang April aber wieder auf DC 3-4 und Mitte Juli auf DC 2-3 zurück.
Visuelle Schweifsichtungen wurden etwa ab Mitte Oktober 2001 gemeldet. Ein Maximum von 1° (1.3 Mill. km) ergab sich um den 10. Dezember. Infolge des Helligkeitsausbruchs stieg die Schweiflänge deutlich an und erreichte um den 10.02.2020 eine Länge von 2.5° (10 Mill. km). Danach ging sie relativ rasch zurück, doch meldeten Beobachter selbst Anfang April noch einen leidlich gut zu erkennenden Schweif von einigen Bogenminuten Länge. Seit Ende April wird er visuell nicht mehr gesichtet, wies fotografisch allerdings - trotz einer Kometenhelligkeit von nur 12m - Ende Mai noch die beträchtliche Länge von 0.5° auf. Der Schweif war zunächst nach Westen orientiert, drehte aber um den 20.11. (Erde kreuzte die Kometenbahnebene) innerhalb weniger Tage über Süd nach ENE und dreht sich seitdem langsam wieder in südwestliche Richtung zurück.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
D. Schleicher ermittelte die Gasproduktionsraten (Moleküle/s) am 18./19.9. wie folgt: OH: 7.4×1027, Wasser: 7.4×1027, Staub: Af=260 (IAUC 7722). Auf CCD-Aufnahmen im I-Band mit einem 50cm-Reflektor konnten folgende Längen/Positionswinkel des Gegenschweifs ermittelt werden (die Erde passierte die Kometenbahnebene am 20.11.): 16.11.: > 8.5'/283°, 17.11.: > 6.5'/300°, 18.11.: > 7.9'/302°, 19.11.: > 6.2'/317°, 22.11.: > 4.7'/1°. Kernnah konnten zudem kleine jetartige Strukturen identifiziert werden (IAUC 7762).Am 16./17.7.01 kann Walter Kutschera die Eigenbewegung des Kometen ausmachen; am 17./18.7. spricht er von einer Aufhellung an der erwarteten Position. Dieter Schubert konnte den Kometen am 22.8., 24.8. und 25.8. mit seinem 12"-Newton nicht finden; er schätzte die Helligkeit auf schwächer als 13.0m. Am 17./18.9., 22./23.9. und 13./14.10. zeigt sich die Koma gemäß Walter Kutschera deutlich elongiert. Werner Hasubick meldet am 13./14.10. eine in Ost-West-Richtung elongierte Koma. Philipp Kammerlohr kann in der gleichen Nacht einen Schweif indirekt eindeutig erkennen. Am 17./18.10. zeigt der Komet gemäß Walter Kutschera noch immer eine kleine Koma, nun aber mit schönem Schweifansatz; zuweilen hatte er das Gefühl, einen um 15° gegen den Schweif geneigten Streamer auszumachen. David Bender beschreibt den Kometen in der gleichen Nacht wie folgt: sternförmiges Zentrum, hohe Helligkeitskonzentration zur Mitte hin, V-förmige Koma mit angesetztem, leicht geöffnetem Schweif, wobei die Koma zudem von einem sehr diffusen Halo umgeben war; der Schweif erschien in Richtung NW gekrümmt zu sein. Andreas Kammerer kann den Kometen am 3./4.11. nur vor einem mäßig aufgehellten Hintergrund beobachten: er zeigt sich als relativ schwaches, diffuses, zum Zentrum hin erkennbar kondensiertes Objekt; bei 161x konnte ein sternförmiger, 12m heller false nucleus erkannt werden. Am 5./6.11. zeigt der Komet laut Walter Kutschera einen jetartigen Schweif; die Koma wirkt weiß-gelblich; der Schweifansatz weist bei 250x schwache Strukturen auf.
Volker Kasten kann am 9./10.11. blickweise ein sehr kleines Zentrum der Helligkeit 9.8m ausmachen. Dieter Schubert erkennt eine runde Koma mit einem nahezu sternförmigen false nucleus; der Schweif ist sehr lichtschwach. Am 10./11.11. besitzt die runde Koma wiederum den nahezu sternförmigen false nucleus; der Schweif ist ebenfalls wieder sehr lichtschwach. Für Walter Kutschera zeigt der Komet eine ausgeprägtere Koma; der Schweif ist etwas kürzer geworden, dafür sind bei 200x zwei Streamer sichtbar, wobei der eine etwas ausgeprägter ist. Wolfgang Kriebel erscheint der Schweif aufgefächert. Am 11./12.11. zeigt der Komet laut Walter Kutschera eine größere Koma, wobei nun auch die äußere Koma deutlich heller geworden ist und eine schöne Faserstruktur zeigt; die innere Koma hat zwei 2" kleine, bogenförmige Ansätze nach vorne; der Schweif zeigt erneut leichte Strukturen. Gemäß Dieter Schubert weist die runde Koma einen nahezu sternförmigen 11m hellen false nucleus auf; der wiederum sehr lichtschwache Schweif erscheint etwas gekrümmt. Für Andreas Kammerer ist der Komet am 15./16.11. überraschend hell geworden; im Fernglas ist er ein einfaches, deutlich kondensiertes Objekt; im 5"SC, 139x weist er einen sternförmigen false nucleus der Helligkeit 11.5m auf. Daniel Köhn meldet für den 19./20.11. eine runde Koma mit einem zentralen false nucleus. Am 21./22.11. ist der Komet für Andreas Kammerer im Fernglas ein recht großer, runder Nebel, der zum Zentrum hin deutlich kondensiert ist; im 5"SC, 139x ist ein sternförmiger false nucleus der Helligkeit 11.0m auszumachen. Daniel Köhn kann am 22./23.11. aufgrund der extrem schlechten Durchsicht keinen Schweif ausmachen. Für den 23./24.11. gibt Daniel Köhn folgenden Bericht: im C8 scheinen bei 78x drei Jets vom false nucleus abzuströmen; der Jet in PW=90° ist am stärksten ausgeprägt;die Positionswinkel der anderen Jets schätzt er auf PW=60° bzw. PW=135°;die innere Koma ist von einer sehr viel schwächeren parabelförmigen äußeren Koma umgeben, welche in Richtung Sonne scharf begrenzt ist, während sie in Schweifrichtung diffus erscheint.
Am Abend des 6.12. leidet Daniel Köhn unter einer extrem schlechten Durchsicht über dem Südhorizont; blickweise glaubte er aber dennoch, einen Jet in Richtung Schweif auszumachen. Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet eine helle, gefaserte Koma mit einem schwächeren, aber deutlich ausmachbaren Schweifansatz, der gefächert wirkte. Andreas Kammerer gelingt am 7.12. trotz wiederholtem Durchzug von Bodennebelschwaden eine Beobachtung: der Komet erschien groß und kontrastarm, ein Schweif war nicht auszumachen. Am 8.12. erscheint ihm die Koma eventuell elliptisch zu sein, mit der großen Achse in NE-SW-Orientierung. Walter Kutschera kann am 9.12. in der inneren Koma in Richtung PW=215° ein 0.8' großes dunkleres Gebiet erkennen. Andreas Kammerer meint wiederum, eine leicht elliptische Koma zu erkennen (mit der großen Achse in NE-SW-Orientierung), auf jeden Fall ist sie erkennbar zur Mitte hin kondensiert, allerdings schwächer und kleiner als am Vorabend; zudem kann ein schwacher, breiterer Schweif ausgemacht werden; im C90, 111x ist ein sternförmiger, 10.5m heller false nucleus zu erkennen.
Andreas Kammerer konnte den Kometen am Morgen des 3.3.02 nur 7° über dem Horizont erstmals erfassen: er zeigte sich als deutlich kondensierter Nebelfleck vor einem vom Mond stärker aufgehellten Hintergrund. Dieter Schubert meldete für den 11.3. einen runden, diffusen Nebelfleck mit Schweifansatz. Andreas Kammerer beobachtete den Kometen am gleichen Morgen nur 12° über dem Horizont: er bildete sich im 8"SC als deutlich kondensierter Nebelfleck ab, der aber keinen false nucleus heller als 13m aufwies; zudem war ein breiterer Schweif (Öffnungswinkel ca. 30°) schwach aber eindeutig auszumachen; auch im 9x63-Fernglas war der Komet schwach erkennbar. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet am 24.3. immer noch eine gefaserte Koma, die gut kondensiert war und deutlich elongiert wirkte; der Ansatz war eher schwach auszumachen. Am 7.4. wies er nach seinen Angaben einen leicht bogenförmigen Schweifansatz mit Faserstruktur auf. Walter Kutschera meldete für den 13./14.5. einen deutlichen Rückgang der Helligkeit und des Komadurchmessers. Am 8./9.6. wirkte der Komet nach seinen Angaben diffuser; die Verdichtung war nur noch sehr mäßig.
Andreas Kammerer