Am 7. Oktober 1999 entdeckte R.H. McNaught auf einer Aufnahme von M. Hartley einen 15m schwachen Kometen im Sternbild Chemischer Ofen. Komet C/1999 T1 (McNaught-Hartley) zeigte eine hochkondensierte, 8" kleine Koma und einen sehr schwachen, 1' kurzen Schweif in PW=320° (IAUC 7273). Die Bahnrechnungen zeigten, daß dieser Schweifstern im Dezember 2000 durch sein Perihel geht und dabei für mitteleuropäische Beobachter ab dem letzten Monat 2000 ein nettes Feldstecherkobjekt mit einer maximalen Helligkeit von 6.5m werden könnte. Für mitteleuropäische Beobachter tauchte er im Sternbild Waage am Morgenhimmel auf, doch führt ihn seine steile Bahn bis Mai 2001 ins Sternbild Drache, wo ihn die meisten Beobachter als 11m schwaches Objekt wohl aus den Augen verlieren werden.
Bis Ende Oktober 2001 gingen 46 Beobachtungen von 8 FG-Beobachtern ein. Unter Hinzunahme von 475 internationalen Beobachtungen ergibt sich die folgende Entwicklung: Die Helligkeit entwickelte sich bisher ohne jegliche Brüche, signifikante Unterschiede zwischen dem Zeitraum vor und nach dem Perihel ergeben sich nicht, so daß die Helligkeitsentwicklung sehr gut mit der Formel
beschrieben werden kann. Damit ergibt sich eine maximale Helligkeit von 7.8m just zum Jahrtausendwechsel. Der Komadurchmesser betrug zu Sichtbarkeitsbeginn 0.5' (100.000 km), vergrößerte sich dann bis zum Perihel langsam auf knapp 4' (275.000 km) um bis Mitte Januar auf knapp 7.5' (450.000 km) anzusteigen. In den folgenden Wochen ging er erst langsam, Anfang April dann rasch auf 3' (300.000 km) zurück. Mitte Juni scheint der Durchmesser nochmals rascher zurückgegangen zu sein (auf 1.7'), um bis Anfang September wieder langsamer auf 1.0' (170.000 km) abzusinken. Die Koma war in den ersten Monaten nur mäßig kondensiert (DC 2...3), konzentrierte sich dann aber in den Wochen um das Perihel erkennbar und erreichte während dieser Zeit das Maximum von DC 6. Bis Mitte Mai wurde er dann wieder stetig diffuser (DC 2-3) und verharrt seitdem auf diesem DC-Wert. Schweifschätzungen wurden von Oktober bis März gemeldet, wobei die maximale Schweiflänge mit 0.25° (1.4 Mill. km) im Januar erreicht wurde. Der Schweif war anfangs nach SW, am Ende nach W gerichtet.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
D. Schleicher bestimmte über schmalbandige Photometrie mit dem 1.1m-Teleskop am Lowell Observatory zum Jahreswechsel 2000/01 folgende Produktionsraten (Moleküle/s): OH: 4.7×1028, CN: 1.3×1026, Staub: Af(rho)=1150. Helligkeitsvariationen wurden nicht festgestellt (IAUC 7558). Radiobeobachtungen von Anfang Januar ergaben folgende relative Produktionsraten: CO: 40%, CH3OH: 5%, HCN: 0.11%; somit wies der Komet das bislang höchste Mischungsverhältnis von CO aller sonnennahen Kometen auf (IAUC 7559). Infrarotbeobachtungen von Mitte Januar wiesen Wasser (Gasproduktionsrate: 82 bzw. 160×1027 Moleküle/s), CO (14×1027), CH3OH (2.7×1027) und C2H6 (1.1×1027). Damit war der Anteil von CO ähnlich wie bei den Kometen Hyakutake und Hale-Bopp aber deutlich höher als bei den Kometen Lee bzw. C/1999 S4 (IAUC 7578).
Infrarotspektren am 31.1. und 1.2. zeigten eine signifikante Silikatemisson, wobei in der ersten Nacht zudem kristallines Olivin nachgewiesen werden konnte. Die ableitbare Farbtemperatur betrug 260±10 K; diese lag somit oberhalb der durch die Sonneneinstrahlung definierten Schwarzkörpertemperatur, welche 235 K betrug (IAUC 7582). Dagegen konnte am 3. März mit dem 1m-Teleskop des Mount John Observatoriums keinerlei Silikatemission festgestellt werden. Die Farbtemperatur betrug an diesem Tag 270±20 K (IAUC 7594). Beobachtungen im Radiobereich erbrachten Wasserproduktionsraten (in Molekülen/s) von 5.7×1028 zwischen dem 2. und 11. Februar und von 4.4×1028zwischen dem 23. und 28. Februar (IAUC 7596).
Walter Kutschera meldet für den Morgen des 22.12. eine elongierte Koma. Philipp Kammerlohr kann am 23.12. trotz störender Morgendämmerung deutlich eine zentrale Verdichtung sowie einen breitgefächerten Schweifansatz erkennen. Dieter Schubert beobachtet am gleichen Morgen eine runde, deutlich kondensierte Koma; er vermutet zudem einen sehr breit gefächerten, sehr langen Schweif, doch verhinderte die Dämmerung eine eindeutige Sichtung bzw. genaue Bestimmung. Laut Walter Kutschera zeigte die helle Koma wenig Struktur und nur einen kurzen Schweifansatz. Am 24.12. meldet Werner Hasubick einen breiten Schweif (PW 275-305°). Gemäß Walter Kutschera zeigte der Komet an diesem Morgen eine ausgeprägte innere Koma, die sich gelbgrün von der äußeren abhob; der Schweifansatz wirkte eher schwach. Volker Kasten konnte den Kometen am 29.12. trotz einer Höhe von nur 18° unschwer erkennen; seine Schätzung des DC-Werts ist allerdings etwas unsicher.
Am 3.1.2001 beobachtet Walter Kutschera eine ausgeprägte helle Koma mit inneren Strukturen und den etwas schwächer gewordenen Schweifansatz. Am 4.1. ist die Koma nach seinen Angaben sogar noch ausgeprägter. Volker Kasten hatte am 8.1. suboptimale Sichtverhältnisse, da Mondlicht von Westen her streute. Für Walter Kutschera präsentierte sich die Koma am 14.1. trotz abnehmendem Mond noch ausgeprägter, mit hellen Innenstrukturen. Andreas Kammerer erkennt am Morgen des 15.1. eine stark kondensierte Koma, sowie einen breiten Schweifansatz nach WNW; bei 161x ist kein false nucleus auszumachen. Bei der Beobachtung von Volker Kasten am 18.1. befand sich die Mondsichel nur 17° entfernt, zudem war es diesig; daher war der DC-Wert nicht sehr zuverlässig zu bestimmen. Am folgenden Morgen, 19.1., bietet der Kometen gemäß Walter Kutschera trotz Mond einen schönen Anblick: er zeigt ausgeprägte Farbabstufungen von grün-gelb ins weiß-graue sowie Faserstrukturen, die zuweilen bei 150x plastisch kristallin wirken, ähnlich den Weißlichtflares auf der Sonne. Bei der Bedeckung eines 10.5m Sternes durch die 1.5' große grüngelbliche innere Koma am 25.1. schwächt sich die Helligkeit nach seinen Angaben bereits beim Eintritt ab. Der am gleichen Morgen von Volker Kasten geschätzte DC-Wert ist wegen der Kleinheit des Objektes im Fernglas etwas unsicher. Andreas Kammerer erkennt im C8, 50x eine auffällige, ca. 0.3' große zentrale Kondensation, die bei 167x einen sternförmigen, 12.5m schwachen false nucleus erkennen läßt; die Koma ist in PW=290° ausgefasert. Am 28.1. meldet Wolfgang Kriebel einen Schweifansatz in PW~300°.
Laut Walter Kutschera zeigte der Komet am 15./16.2. Jetstrukturen im Schweifansatz. Dieter Schubert meldete eine runde, mäßig kondensierte Koma mit einem indirekt erkennbaren, sternförmigen false nucleus; die Koma erschien in PW=264° etwas ausgefranst (Schweifansatz?). Die Beobachtung von Volker Kasten vom 18./19.2. geschah bereits bei einsetzender Morgendämmerung, weshalb die Helligkeit etwas unsicher ist. Am 24./25.2. wirkt die gelbliche Koma auf Walter Kutschera größer und weist zudem einen dunkleren Bereich 0.6' nordnordwestlich des Zentralbereichs auf. Dieter Schubert beschreibt den Kometen am folgenden Morgen, 25./26.2., wie folgt: runde, mäßig kondensierte Koma mit einem indirekt erkennbaren, sternförmigen false nucleus; der Schweifansatz war an diesem Morgen deutlich auszumachen. Am 26./27.2. ist der Komet laut Angaben von Andreas Kammerer überraschend schwach geworden; aufgrund eines plötzlichen Wolkenaufzugs kann er die Helligkeit nur grob auf 9.0-9.5m schätzen. Walter Kutschera meint am gleichen Morgen, einen deutlichen Helligkeitseinbruch festzustellen.
Am 5./6.3. beobachtet Dieter Schubert eine runde, mäßig kondensierte Koma mit einem gerade noch erkennbaren, sternförmigen false nucleus, sowie einen sehr diffusen, sehr schwierig erkennbaren Schweifansatz. In der Nacht 14./15.3. wies der Komet nach Angaben von Walter Kutschera eine etwas vergrößerte Koma auf. Am 13./14.4. ist er nach seinen Angaben erkennbar schwächer und diffuser geworden. Dieter Schubert gelang es trotz sehr guter Beobachtungsbedingungen am Abend des 10.5. nicht, den Kometen im 31.8cm-Reflektor zu sichten; er schätzte den Kometen daher auf schwächer als 13m.Werner Hasubick konnte den Kometen in der Nacht vom 11./12.8. mit dem 44cm-Reflektor nicht finden; er schätzte ihn daher auf schwächer als 14.0m.
Andreas Kammerer